„Hast du dir schon einmal überlegt was passiert, wenn du durch den Nebel gehst?“ der alte Mann sieht Simon fragend an.
Dieser schüttelt den Kopf. „Nein, ich dachte immer der Nebel sei das Ende der Welt…“ verlegen starrt er auf seine Schuhspitzen. Derian lacht leise „Nein mein Junge, der Nebel ist erst der Anfang.“ Der Junge runzelt ungläubig die Stirn und mustert den Alten, den eigentlich jeder für Verrückt hält.
„Stell dir vor, es gäbe eine Welt, eine Welt in der Kinder glücklich leben könnten. Ohne Gefahren, ohne Krankheiten und ohne Hass. Jeder neue Tag ist ein Spiel und alle Kinder lieben Spiele, oder? Und was würdest du tun, wenn ich dir jetzt sage, dass es diese Welt gibt? Auf der anderen Seite des Nebels, für jeden Erwachsenen unerreichbar. Würdest du einfach nach hause gehen, wie jeden Tag, dich in dein Bett legen und mit der Gewissheit einschlafen, dass der neue tag nichts Aufregendes bringen wird, nichts Neues? Oder würdest du dich auf den Weg machen, auf den Weg durch den Nebel“ Er sah sehnsüchtig zu der weißen Wand.
Simon zuckt mit den Schultern „Solch eine Welt gibt es nicht und schon gar nicht hinter diesem feuchten und kalten Nebel!“
„Ach nein? Du weißt es wohl ganz genau…“ Derian schüttelt den Kopf und wendet sich ab.
Dann dreht er sich noch einmal um „Weißt du Junge, ich war da! Ich war eines der Kinder, auch wenn es schon sehr lange her ist… Es war die schönste Zeit meines Lebens.
Es gibt jede Speise, die du dir vorstellen kannst und die Unvorstellbaren, die gibt es auch!
Aber das Schönste an dieser Welt waren die Gregs.“ Simon horchte auf „Gregs? Was ist das?“
„Gregs, mein Junge kommt aus dem Lateinischen ‚Gregalises’ das heißt ‚Kameraden’.
Jedes Kind hatte einen Greg. Ein Tier, dass immer bei ihm war und nach einer Zeit entstand ein band zwischen den Beiden.“ Die Augen des Jungen beginnen zu leuchten
„Wie findet man so ein Gregadingsbums?“ Derian lachte laut auf „Ein Gregalises kann man nicht finden, ES findet DICH! Du hast keinen Einfluss darauf, wie es aussieht, was für eine Tierart es ist, oder was es für einen Charakter hat. Ein Greg ist dein ‚tierisches Ebenbild’“
Simon klappte die Kinnlade herunter wie gerne hätte er so ein Tier gehabt, einen Freund, der immer für ihn da wäre…
Plötzlich hört er seine Mutter nach ihm rufen. „Ich muss gehen…“ nuschelt er noch kurz und rennt dann Heim. Kurz darauf, denkt er nicht mehr an das Land, von dem ihm der Mann erzählt hat.
Später am Abend jedoch, als er im Bett liegt und alle Lichter aus sind, erinnert er sich daran und eine unglaubliche Neugierde steigt in ihm auf.
Er steht auf und geht barfuss nach draußen. Die Erde ist kalt unter seinen Füßen, als er im Pyjama durch das kleine Dorf auf den Nebel zugeht.
<i> Jedes Kind hatte einen Greg. Ein Tier, dass immer bei ihm war und nach einer Zeit entstand ein band zwischen den Beiden…</i>
Die Stimme von Derian hallt in seinem Kopf wieder
<i>Es gibt jede Speise, die du dir vorstellen kannst… </i>
Jetzt steht er vor dem Nebel. Noch ein paar Schritte und er befindet sich mitten drin. –Jetzt gibt es kein zurück mehr.
Die graue Masse hüllt seinen kleinen Körper ein und es wir unglaublich kalt.
Doch Simon geht weiter, plötzlich weiß er ganz genau, wo er hin muss und er kennt jetzt seinen Weg… Als wäre er ihn schon mal gegangen.
Auf einmal spürt er Gras unter seinen kalten Füßen. Der Nebel zieht sich zurück und er steht mitten auf einer Wiese.
Um ihn herum zwitschern die Vögel und es ist warm und angenehm.
Er dreht sich um und geht auf einen Wald zu, der nur ein paar Meter entfernt scheint.
Er tastet sich durch das Gestrüpp und wie aus dem Nichts sieh er ein Gesicht direkt vor sich.
Er zuckt zusammen und stößt einen erschreckten Schrei aus.
Direkt vor ihm hängt Kopfüber ein Mädchen vom Baum.
„Hiii!“ sagt sie und ihre Blauen Augen mustern ihn neugierig.
Sie löst ihre Beine von dem Ast, an dem sie hängt und landet geschickt auf ihren Füßen.
Ein Äffchen lässt sich auf ihrer Schulter nieder und sieht ihn ebenso neugierig an, wie das Mädchen.
Und jetzt dämmert es Simon, er ist auf der Anderen Seite des Nebels, im Land der Kinder!
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