Leichenwasser // Thriller // Teil des ersten Kapitels online!

euphoria
Ich habe wieder einmal ein totales Kreativ in mir und deswegen schreibe ich alles in Geschichten aus. Normalerweise stehe ich nur auf Kurzgeschichten, die kurz, aber knackig sind. Jedoch reichte mir das nicht und ich habe überlegt einfach mal drauf los zu schreiben. Es ist meine erste Geschichte mit Fortsetzung.
Ich bitte um konstruktive und angebrachte Kritik, aus der ich auch etwas entnehmen kann, um meine Geschichte zu verbessern.


Name: Leichenwasser (...wenn der erste Eindruck der Richtige ist.)
Genre: Thriller bis Psychothriller
FSK: Empfohlen ab 12 Jahre, allerdings werde ich kein Mindestalter setzen.
Hauptcharaktere: Alice Philipp Raquel Annika Thorsten
Quellen: Miia von GB (Bearbeitung) www.photobucket.com www.deviantart.com (mit Erlaubnis)




1. K A P I T E L
Endlich Schichtende.
Obwohl ich es gewohnt war, zeigte sich jede Schicht als eine stressige und etwas Angst machende. Es gab immer etwas Neues, was man nicht erwartet und gewünscht hätte, und erwähnen wollte man es schon gar nicht. Aber so war das als Betreuerin in einer Psychiatrie. Niemand war da, der einem helfen konnte, weil man selbst diese Rolle übernehmen musste und dazu verpflichtet war. Wenn ich es nicht freiwillig getan hätte, weswegen würde ich sonst einen weißen Kittel tragen und jegliche Klemmbretter mit mir umherschleppen?
Auf jeden Fall fand ich immer etwas, das mich zwang, die ganze Schicht lang mich um die Patienten zu kümmern, denn es machte schon immer Spaß Leuten zu helfen, die aufgaben oder erst gar nicht angefangen hatten positiv oder gründlich nachzudenken.
Mit einem unfreiwilligen Schnauben öffnete ich mein kleines Fach, das im Betreuerraum zu finden war. Jeder Betreuer hatte ein Fach, in dem kleine Zettel mit den Aufgaben für morgen lagen. Wenn man alles geschafft hatte, aber noch Zeit blieb, musste man mehr tun.
Ein beiges, zerknittertes Stück Papier heftete an einer Wand meines Faches. Vorsichtig, da ich Angst hatte, es zu zerreißen, holte ich es heraus. Die Schrift war recht hübsch, aber anscheinend war die Tinte verlaufen, weswegen ich es nur schwer entziffern und somit verstehen konnte.

Liebe Alice,
natürlich hast Du auch morgen einige Aufgaben, die du ganz dringend erledigen musst, weil Marika leider krank geworden ist. Du hast also mehr Aufgaben als sonst, was für dich theoretisch kein Problem sein müsste.
Bringe um 9.00 Uhr allen Patienten auf Etage 2 Frühstück. Einigen musst du beim Essen helfen. Vergiss auch nicht, dass der Patient Herr Fuchs nach dem Frühstück seine Tabletten braucht, damit er nicht ausrastet, weil er sich neuerdings einen Raum mit dem Patienten Herr Gesshird teilt.


Weiter las ich nicht, denn ich wollte das Wort „Patient“ nicht noch einmal lesen. Wahrscheinlich, weil es mir schon auf die Nerven ging und es im Text schon oft genug vorkam.
Ich fand es schon immer komisch, dass man Leute, die in einer Gummizelle saßen und von einer Zwangsjacke umschlungen waren, Patienten nannte. Ich meine, es war doch viel ernster als so ein Patient. Vielleicht war mir die Psychiatrie noch zu fremd und ich dachte einfach bei dem Wort „Patient“ gleich an einen Arzt, der – im Gegensatz zu mir – kleinen Kindern Wundersalbe, wie er immer so schön sagt, auf ihr angerötetes, schmerzendes Knie schmiert und danach das süße Lächeln, bei dem man die kleinen, weißen Milchzähnchen sehen kann, genießt. Aber so etwas war mir einfach zu kitschig. Ich mochte es schon immer gruselig und spannend und wollte unbedingt, dass die Welt einen Tag lang stockdunkel und gefährlich wäre, was sie manchmal schon ist, und nicht immer so schön rosa mit ganz viel Glitzer drauf. Aber das trifft man ohnehin nur noch selten an. Und wenn, dann in Zimmern von kleinen Mädchen, deren Kopf von dünnem, blondem Haar bedeckt und von rosa Blümchenhaarspangen und -Gummis geschmückt ist.
Ich verdrehte meine Augen bei diesem Gedanken. Meine Finger ließen das Papier zurück in das Fach gleiten, das ich gleich zumachte und abschloss.
Mit langsamen und eleganten Bewegungen schritt ich zu den Treppen, die mich ins Erdgeschoss bringen würden. Unten angekommen griff ich nach der Jacke, die an einem Haken in der Garderobe hing, und zog meinen Kittel aus, der am gleichen Haken Platz fand.
Bald, ja bald, wenn ich genug Geld hatte, würde ich aus dem Studentenheim endlich ausziehen, dachte ich und schmunzelte sanft. Meine eigene Wohnung.. mit Raquel. Ja. Raquel und ich, die beste WG aller Zeiten. Rechtsmedizin hätte ich absolviert und wäre dann Rechtsmedizinerin geworden, obwohl mir Betreuerin in einer Psychiatrie irgendwie Spaß machte, auch, wenn ich noch nicht so erfahren war.
Raquel ist ebenfalls eine Studentin, die, wegen ihren Eltern, sich vorerst keine eigene Wohnung kaufen darf. „Sie sagen immer, dass ich noch nicht so reif wäre und mein Studium erst abschließen sollte, um überhaupt erst daran denken zu dürfen“, hatte Raquel immer erzählt. Ich konnte jedes Mal dieses eigenartige Funkeln in ihren Augen sehen, deren Farbe sich ständig änderte.
Raquel war schon immer dieser süße Mädchentyp gewesen. Es war einfach nur niedlich, wenn sie sich ärgerte und fluchte und schimpfte. Dabei kräuselt sie ihre Lippen immer so herzlich. Man sieht einfach in Raquel keine junge Frau, sondern ein kleines Mädchen, das, genau wie die „Kitschmädchen“, dünnes, blondes Haar hatte. Aber sie war nicht so eine. Außerdem waren ihre Haarspitzen braun. Sie studierte, glaube ich, Latein. Ich hatte keine Ahnung, weswegen.

Ohne es zu merken, war ich mittlerweile schon an der Straße Am Juliustor angekommen, in der auch das kleine Studentenheim stand. Nicht viele Studenten wurden dort aufgenommen, denn es ist – wie ich schon erwähnt habe – sehr klein und hat für ein Studentenheim eine unpassende Größe, was natürlich nicht bedeutet, dass es mir dort nicht gefällt. Wir sind zu fünft – eine Person kann meine Freundschaft nicht genießen. Und die hieß Annika.
Annika war mir schon von Anfang an sehr unsympathisch, aber darüber hatte ich mir vorerst keine Gedanken gemacht, was sich heute doch ausgezahlt hätte. Was sie immer mit ihren Haaren anstellte! Von Aschblond zu Lila, dann grüne Strähnchen und schließlich alles Farbstoffblond, aber am Ende dann doch lieber Knallrot. Dann wunderte sie sich immer, weshalb ihre Haare so kaputt waren und, ob man sie nicht reparieren könnte. Studieren tut sie gar nicht. Wegen zu unangemessenem Verhalten wurde sie rausgeschmissen, was mich etwas weniger wunderte. Auf jeden Fall hatte sie vor, Friseurin mit Abitur und Studium zu werden. Ich fand es lächerlich.
Philipp, der wunderschöne, junge Mann im Studentenheim, der Kunst studierte, mochte Annika ganz gut leiden. Das konnte ich nicht, und wenn, dann ungern, verstehen. Er hatte einen doch so guten Geschmack, aber in Sachen Frauen wohl eher weniger. Bei den Gefühlen zu Philipp war ich mir nie sicher, nie habe ich darüber gründlich nachgedacht, denn ich habe immer daran geglaubt, dass es sinnlos ist.
Schnelle, kleine Schritte führten mich zum Studentenheim. Ich blickte am großen olivgrünen Gebäude hinauf. Das Heim war mehrere, aber doch wenige, Stöcke hoch, allerdings wurde nur einer für uns verwendet. In den restlichen wohnten derzeit irgendwelche Familien aus Irak oder Afghanistan, weil sie kein Geld hatten. Bald wären sie weg, was ich natürlich toll fand. Wahrscheinlich würde dann jeder von uns einen eigenen Stock besitzen. Falls das dann so wäre, dann müsste ich es mir mit der WG mit Raquel gründlich überlegen, weil so ein eigener Stock ja schon schön war. Wer würde sich das denn nicht wünschen?
Meine Schlüssel klirrten als ich sie aus meiner Hosentasche zog und in das Schlüsselloch schob. Mit aller Kraft drückte ich meine Schulter gegen die kühle Tür und stürmte die Treppen hinauf. Da ich an Energie verlor, wurde ich immer langsamer und irgendwann stolperte ich die Stufen einfach nur hinauf. Als ich im dritten Stock angekommen war, öffnete sich plötzlich die Tür, die zu unserer kleinen Studenten WG führte.
Es war Thorstens Lächeln, das mich gleich begrüßte. Seine Brille wurde von seinem Zeigefinger ständig zu Recht geschoben, damit er auch alles erkennen konnte. Die kurzen, strubbeligen Haare waren frisch gewaschen. Das sah man eindeutig.
„Na? Heute bist du ja früh dran!“, lachte Thorsten herzlich und hielt mir die Tür auf. Ich grinste und strich mir durch die langen, mittelblonden Haare. „Früh? Ich hatte das Gefühl, dass ich Stunden überzogen habe!“ Schnell huschte ich in die Wohnung. Der rot-orange Flur wurde mir von Tag zu Tag sympathischer. Sein Teppich wurde zwar auch immer dreckiger, aber Hauptsache war, dass der Rest ordentlich war. Neugierig schaute ich auf die Uhr im Flur. 15.00 Uhr. Offiziell hatte ich jeden Tag erst um 16.30 Uhr Schluss. „Ja, ja, ich bin wirklich etwas früh dran…“, murmelte ich unsicher und kratzte mich am Hinterkopf. „Hast du den Flur aufgeräumt?“ Das war es. Thorsten hatte ihn wirklich seit Jahren aufgeräumt, was mir zuerst nicht aufgefallen war. Thorsten schmunzelte leicht: „Ja, ich hatte wie immer Langeweile.“ Langeweile trotz Studiums. Das war jetzt aber was ganz Neues. Physik studieren und zuhause Langeweile haben.
Kichernd schmiss ich meine Ballerinas von meinen Füßen und die Jacke auf den alten Schrank, der neben dem Spiegel stand, den Thorsten auch gesäubert hatte, ging in die Küche, die wir immer „Den Arzt“ nannten, denn wir haben den ganzen Raum mit „As“ dekoriert, die drei Pünktchen über sich hatten, weil wir alle totale Ärztefans waren.
„Alice? Du, ich muss los. Beim Pizzaservice habe ich ja heute Nachtschicht. Ich hasse das, aber ich muss. Du kennst mich doch, meine Pflichten erledige ich immer“, verabschiedete sich Thorsten und seufzte. Mit einer schnellen Handbewegung verließ er die Wohnung. Kaum hatte man jemanden zum Reden, war derjenige schon weg.
Genervt stampfte ich herum, meine Augenbrauen zog ich vor Wut so weit wie möglich nach unten. Raquel war noch beim Friseur, weil ihre dunkelbraunen Spitzen langsam verblassten und an Annika wollte ich schon gar nicht denken. Philipp müsste theoretisch hier sein, weil er seine Schicht als „Hilfspolizist“ für heute schon beendet hatte.
„Philipp?“, rief ich und suchte die Wohnung ab. Auf einmal kam er aus dem Abstellraum heraus und grinste verlegen. Schon wieder fing ich an zu lachen. „Warst du da allein drin? Ich denke nicht“, scherzte ich sicher. Ich wirkte, als ob ich das jeden Tag sagen würde und dabei immer wieder sicherer wurde. „Natürlich. Niemals würde ich…“ Er stockte. Dann näherte er sich mir langsam und strich erst über meinen Unterarm, dann über meine, mittlerweile blasse, Wange. Ein leichtes, zartes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Philipp…“, flüsterte ich, aber er unterbrach mich, indem er sich an meinen Schultern festhielt. Philipps blondgelocktes, längliches Haar saß perfekt auf seinem Kopf und verrutschte keinen Zentimeter. Seine Hände wanderten meinen Rücken entlang und schlangen sich anschließend um meine schlanke Hüfte. „Alice, ich wusste nie, wie ich es dir sagen sollte…“, flüsterte Philipp und hielt seinen Mund an mein linkes Ohr. Seine Stimme war angenehm ruhig und entspannend. Ich hielt den Atem an, lauschte seinen Worten. „Ich mochte dich schon immer, Alice. Und ich habe auf diesen Moment gewartet“, gestand er und lächelte sanft. Seine Lippen strichen über meine Kehle, seine Hände schob er in meine Hosentaschen. Schließlich küsste er sanft meine Lippen, ließ nicht los. Es war so ein berauschendes Gefühl, so angenehm, weswegen ich auch meine Arme um seinen Hals schlang und mit einer Hand durch seine Haare wuschelte.
Für einen Moment führte Philipp seine Lippen von meinen und hielt inne. „Philipp“, flüsterte ich und küsste ihn zärtlich, „ich liebe dich.“ Sein Lächeln war wieder zu sehen, worauf er gleich wagte meine Lippen noch einmal zu küssen. Dabei antwortete er unverständlich: „Ich dich doch auch, Alice.“
Plötzlich wurde die Wohnungstür aufgerissen und eine kräftige Gestalt kam hereingestürmt. Annika. Philipp wandte sich von mir ab und schaute Annika an. „So läuft das also? Ihr solltet jetzt gar nicht hier sein!“, ärgerte sie sich und verdrehte ihre Augen. Philipp und ich waren schockiert. So haben wir sie wirklich noch nie erlebt. „Weshalb sollten wir nicht hier sein?!“, fragte er erstaunt und nahm Annika an die Hand. Doch diese riss sich los und stampfte sauer in ihr Zimmer, das alles andere als aufgeräumt war.
Philipp hielt sich wieder an meinen Schultern fest und wollte mich küssen, doch ich lehnte ab und begründete: „Ich muss mich jetzt fertig machen, weil ich noch eine Verabredung habe.“ Ich lächelte etwas unsicher, worauf Philipp auch mit dem gleichen Blick antwortete. Schließlich küsste er mich zum Abschied und schob mich ins Badezimmer. Ich kicherte und sprang die letzten Schritte zum Bad. Anschließend knallte ich die Tür hinter mir zu, die sich allerdings nicht geschlossen hatte, und stellte mich vor das Waschbecken, über das ein großer Spiegel befestigt war. Schmollend strich ich mir durch die welligen Haare und formte dann meine Lippen zu einem verführerischen Kussmund. Kurz lachte ich, bevor ich mein langes Top zu Recht zupfte und nach meinem Make-up griff. Vorsichtig trug ich das Mascara auf meine langen Wimpern auf. Plötzlich bemerkte ich, dass es fast leer war. Mit einem feindlichen Blick schaute ich aus dem Badezimmer und versuchte Annika zu erwischen, die auch komischerweise gleich aus ihrem Zimmer schritt und mir den eitelsten Blick überhaupt präsentierte. Ihre roten, künstlichen Haare waren ein grausamer Anblick, dazu war auch ihr Pony viel zu lang. Ihr knallroter Lippenstift war verschmiert und die Plastikwimpern waren auch am zersplissen. Und dann gab es noch die eisernen Blicke meinerseits.
„Hallo, Alice…“, begrüßte Annika mich mit einem spöttischen Lächeln, an das mittlerweile schon jeder gewöhnt war. Sie stand im Türrahmen. Ihre Stimme bebte, sie klang unsicher und schien, etwas zu verbergen. „Dich habe ich hier jetzt nicht erwartet. Du zerstörst meine Pläne, von denen du doch nichts wissen darfst!“, spielte Annika mit meinen Nerven. Dauernd diese Ironie. Wenn sie erst einmal wüsste, was das ist. „Annika, geh bevor dein Mut nachlässt. Du schuldest mir noch ein ganzes Mascara und das Bürstchen hast du auch versaut!“, riet ich ihr, schubste sie weg und stellte mich vor in den Türrahmen des Badezimmers, dessen Wände von blutroten Fliesen bedeckt waren. „Alice, da können wir lange warten. Ich benutze keinen verseuchten Mascara, habe Besseres zu tun!“
„Das bezweifle ich.“
„Dann bezweifelst du eindeutig das Falsche!“
„Denkst du? Oder glaubst du?“
„Nichts von beiden.“
„Eine dritte Auswahlmöglichkeit ist für dich zu unpassend. Jedenfalls, wenn sie ‚Weißt du’ lauten würde.“’
„Denkst du oder… glaubst du?“, fauchte Annika mit diesem höhnischen Grinsen im künstlichen Gesicht. „In dem Fall wäre es dann die dritte Auswahlmöglichkeit!“, antwortete ich und ging wieder ins Badezimmer, dessen Tür ich gleich hinter mir zuknallte. „Was bildet die sich denn bitte ein?!“, schrie ich und schmiss ihr ganzes Make-up auf den Boden, auf dem alles gleich zerbrach. Es entstand eine große Pfütze mit Lippenstiftspitzen und schwarzen Tüpfelchen, wegen ihrem Eyeliner und dem Mascara. Ich hoffte, dass Annika es nicht gehört hatte, denn sonst würde es sehr bitter für mich ausgehen und das wollte ich ihr nicht gönnen.
Duschen, gute Idee, aber schaffe ich es dann noch zur Verabredung, überlegte ich unsicher. Ich bejahte meine eigene Frage und tänzelte zur Badewanne, vor der ein grauer Duschvorhang hing. Seit wann denn? Der war mir entweder nie aufgefallen oder jemand hatte ihn neu gekauft. Er gefiel mir, das deutete gleich auf Philipp. Allerdings war er seit Wochen nicht mehr einkaufen gegangen. Vorsichtig und behutsam zog ich den Vorhang zur Seite und… erblickte eine dreckige, – mittlerweile – undurchsichtbare, große Plastiktüte. Dreck und Schimmel bevölkerte den Kunststoff und der fürchterliche Gestank war nicht zu ertragen. Überall tummelten sich dicke Fliegen, die alles nur noch mehr verdreckten und ekliger scheinen ließen.
„Wie widerlich“, murmelte ich und verzog mein zartes Gesicht zu einer angeekelten Grimasse. „Annika, räu…“ Ich stockte. Nein, sie durfte nicht kommen. Sonst würde sie die ganze Schande hier sehen und – wie gesagt – ich wollte kein bitteres Ende erleben, denn das wollte ich immer noch Annika zum Geburtstag oder zu einem anderen „schönen“ Tag schenken. Das hatte sie sich eindeutig verdient. Und seinen Lohn sollte man ja auch sicherlich bekommen. Ein Lächeln des Spotts kämpfte sich durch zerschnittene Teile meiner Gedanken.
Mittlerweile hatte ich beschlossen, doch nicht duschen zu gehen, sondern lieber passende Kleidung herauszusuchen und anzuprobieren.
Behutsam tapste ich durch das Bad, doch plötzlich fraß sich eine messerscharfe Scherbe in meinen Fuß hinein. „Scheiße!“, fluchte ich und hob meinen verletzten Fuß an. Rasch legte ich einen Streifen Klopapier auf die Wunde, damit das Blut aufgesogen wurde.
Letztendlich hörte die Wunde auf zu bluten und ich ging vorsichtig aus dem Badezimmer. Annika lehnte sich mit verschränkten Armen an die gegenüberliegende Wand und kniff ihre Augen so fest wie möglich zusammen. Ich ignorierte sie einfach und humpelte in mein kleines Zimmer, in dem sich auch mein großer Kleiderschrank befand.
„Kleid, Kleid, Kleid, Kleid“, sang ich gelangweilt und riss den Schrank auf. Er war leer. Mir schoss das Blut samt Wut in den Kopf. „Annika!“, brüllte ich und trat gegen den Schrank, dessen Türen ich vorher geschlossen hatte. „Komm her, du! Du erlebst noch dein blaues Wunder!“ Wütend schrie ich in die Luft, riss das Fenster auf und lehnte mich weit hinaus.
Flying Dream
Ich kann nimmer geschockt
Habs mir vorhin schonmal durchgelesen, aber da ist mir die Idee mit Astarion gekommen, und ich hab nimmer bewertet ^^
Es ist auf jeden Fall hammer!!!! geschockt
euphoria
Ehrlich? Ohje.. dachte nicht, dass es so gut ankommt. Vielen, vielen Dank!!!
euphoria
Noch wer? fröhlich
euphoria
Zitat:
Original von Elsüü on way to mars <3
Noch wer? fröhlich
.chilli
Für ein erstes Kapitel als Einführung gut, wobei mir der Schreibstil nicht sp zusagt. An einigen Stellen werden Sachen/Vorgänge ausführlich beschrieben, an anderen knapp abgehandelt - Beispiel die Stelle mit der Fußwunde. Der Vorgang wie es dazu kommt wird ausführlich beschrieben und dann kommt der Bruch 'Letztendlich hörte sie dann doch auf zu bluten'. Liegt auch an meinem Geschmack, aber an der Stelle hätte ich mir ein bißchen mehr 'Details' gewünscht.
Die Idee an sich kommt aber schon mal gut rüber und man bekommt einen ersten Eindruck. Ich bin gespannt auf mehr, vor allem wie du die Charaktere vorstellst/einarbeitest (=
euphoria
Dankeschön für den Post allgemein, für die Kritik und das Lob. <3
kleine-Araberstute
Muha. Das habe ich vor einer Weile schon einmal angefangen zu lesen, hatte dann aber keine Zeit mehr. Gut, dann mache ich mich mal an Kritik.
Vorab: Ich nehme selten ein Blatt vor den Mund großes Grinsen
Vorab 2: Meine Kritik entspricht meiner persöhnlichen Meinung.
Vorab 3: Wenn du Kritik nachempfinden kannst, behalt sie - den Rest schmeiß weg großes Grinsen
Vorab 4: Manchmal mache ich Formulierungsvorschläge ohne eine weitere Anmerkung. Die sind dann kursiv und dann stört mich einfach eine Kleinigkeit in dem Satz. Das hat dann aber meistens etwas mit Klang und Geschmack zu tun.

Liebe Grüße
Keksi

___________


Zitat:
Endlich Schichtende.

Ein interessanter Anfang. Sofort sind Fragen da: Was für eine Schicht? Was macht die Person jetzt?

Zitat:
Obwohl ich es gewohnt war, zeigte sich jede Schicht als eine stressige und etwas Angst machende.

Der Satz hört sich ziemlich kompliziert an und ist auch unangenehm zu lesen. "Obwohl ich den Stress gewohnt war, machte mir jeder Arbeitstag ein bisschen Angst." oder sowas - dieses "zeigte sich als" klingt quer in diesem Zusammenhang.

Zitat:
Es gab immer etwas Neues, was man nicht erwartet und gewünscht hätte, und erwähnen wollte man es schon gar nicht.

Es gab immer etwas Neues, etwas, das man nicht erwartete oder gewünscht hätte, und erwähnen wollte man es gegenüber anderen schon gar nicht.

Zitat:
Aber so war das als Betreuerin in einer Psychiatrie.

[lol, diese Einsatzkritik war nicht beabsichtigt xD Aber wenn ich etwas sehe, dann muss ich meinen Kommentar dazu ablassen - egal, wie viel es ist xD]
Das hier hast du etwas arg plump in den Raum geworfen. Bis jetzt hat der Charakter noch keine wirklich eigene Stimme, ich könnte noch nichts über ihn aussagen (abgesehen davon, dass ich nichtmal den Namen vom Chara kenne) - außer vielleicht, dass er/sie die Arbeit als anstrengend empfindet. Dann kommt bei mir aber die Frage auf: Warum hat er/sie den Beruf gewählt?
Versuch ihren Beruf ein bisschen persöhnlicher einfließen lassen.
"Ich hatte es nicht anders gewollt, ich hatte gewusstt, worauf ich mich da einlasse, als ich mich als Betreuerin in der Name-Psychatrie beworben hatte. Selbst Schuld." Irgendwie sowas - gib ihr Persöhnlichkeit!

Zitat:
Niemand war da, der einem helfen konnte, weil man selbst diese Rolle übernehmen musste und dazu verpflichtet war.

Hä? So, wie der Satz formuliert ist, musste ich ihn 4x lesen, bis ich wusste, was du meinst. Wieder ein bisschen umständlich.
"Niemand da, der mir helfen würde. Ich bin selbst für alles verantwortlich, Berufspflicht eben." Wieder - mehr Persöhnlichkeit!

Zitat:
Wenn ich es nicht freiwillig getan hätte, weswegen würde ich sonst einen weißen Kittel tragen und jegliche Klemmbretter mit mir umherschleppen?

Gute Frage - wenn sie anscheinend mit ihrem Job überfordert ist, so kommt es rüber, warum hat sie ihn dann gewählt? >Warum<?!

Zitat:
Auf jeden Fall fand ich immer etwas, das mich zwang, die ganze Schicht lang mich um die Patienten zu kümmern, denn es machte schon immer Spaß Leuten zu helfen, die aufgaben oder erst gar nicht angefangen hatten positiv oder gründlich nachzudenken.

Wieder ein sehr komplizierter Satz. ('Tschuldigung, dass ich an jedem Satz etwas auszusetzen habe, ich kann da nichts für, ich will Lektorin werden und hab dieses Kritikbewusstsein automatisch drin xD)
Den Satz verstehe ich überhaupt nicht - sie fand etwas, das sie dazu brachte, die ganze Schicht mit Patienten zu verbringen? Muss sie das nicht sowieso?
Bitte - versuch's eindeutiger und leichter zu formulieren. +verwirrt+

Zitat:
Mit einem unfreiwilligen Schnauben öffnete ich mein kleines Fach, das im Betreuerraum zu finden war.

Beschreibung des Raumes wäre jetzt angebracht.
Zitat:
Jeder Betreuer hatte ein Fach, in dem kleine Zettel mit den Aufgaben für morgen lagen. Wenn man alles geschafft hatte, aber noch Zeit blieb, musste man mehr tun.

Und noch immer hat die Erzählstimme keine Persöhnlichkeit. Das ist hier nur ein Bekanntgeben von Fakten - nur vorhin hattest du einen Hauch von Persöhnlichkeit, mit der rhetorischen Frage und der Anfang. Aber jetzt verpasst du Gelegenheiten: Schafft sie es oft, alle Aufgaben abzuarbeiten? Ist sie fleißig? Oder sehr gründlich und braucht deswegen länger?

Zitat:
Ein beiges, zerknittertes Stück Papier heftete an einer Wand meines Faches.

Welche Fachwand? Welche Farbe hat sie?

Zitat:
Vorsichtig, da ich Angst hatte, es zu zerreißen, holte ich es heraus.

Scheint es so brüchig? Wer heftet da ein so verletzbares Stück Blatt hin? +neugierig+

Zitat:
Die Schrift war recht hübsch, aber anscheinend war die Tinte verlaufen, weswegen ich es nur schwer entziffern und somit verstehen konnte.

1) mach lieber 2 Sätze draus - er klingt wieder sehr kompliziert
2) unter "recht hübsch" kann man sich nichts vorstellen - verschlungen, altmodisch, groß, klein, geschwungen, eckig?
"In einer altmodisch geschwungenen Schrift stand dort eine Nachricht für mich, doch die Tinte war so verlaugen, dass ich sie nur schwer entziffern konnte und ein paar Sekunden brauchte, um die Mitteilung zu verstehen.

~Puh, kurze Pause einlegen, ist ja doch mehr anzumerken, als ich dachte xD~

Zitat:
Liebe Alice,
natürlich hast Du auch morgen einige Aufgaben, die du ganz dringend erledigen musst, weil Marika leider krank geworden ist.

Äheeeee - das ist aber >sehr< zuvorkommend von demjenigen, der die Nachricht geschrieben hat. Dass er uns das mitteilt. Das wirkt total unnatürlich - Alice weiß doch selbst, dass ihre kollegin krank ist - das muss er uns nicht extra sagen. Und vor allem nicht so offensichtlich. Las das ganze Geschickt einfließen. Versteck es, dass der Leser es findet, die Nachricht aber trotzdem noch vollkommen natürlich rüberkommt (du glaubst gar nicht, was ich damit für Probleme hatte (und ich sage nicht, dass ich es gut gelöst habe) - bei meinem Cavien findet er einen Brief von seiner Mutter. Der Klang am Anfang so abgedroschen und künstlich, dass man richtig gemerkt hat, dass da der Autor hinter sitzt. Ich habe ihn dann so lange überarbeitet, bis er halbwegs nach einer Mutter klingt und sie trotzdem noch genügend Informationen preisgibt ... hoffe ich.) Was ich sagen will: Der Leser merkt sofort, wenn der Autor zu stark durch eine Formulierung durchschimmert.
"Liebe Alice,
auch morgen warten noch einige extra Aufgaben auf dich. Mareika rief mich vorhin an, sie liegt noch immer mit der Grippe im Bett, lässt dir aber ausrichten, dass du bei Patien XXX das und das machen musst, weil XX paranoid ist (beispielsweise 4x kurz, 2x lang, 4x kurz anklopfen musst oder sowas)."

Zitat:
Du hast also mehr Aufgaben als sonst, was für dich theoretisch kein Problem sein müsste.

Schnellmerker, wenn sie die Schicht ihrer Kollegin mit übernehmen muss. Hier könntest du ein bisschen das Chef-Sein raushängen lassen:
"Ich gehe nicht davon aus, dass du Probleme damit haben wirst."

Zitat:
Bringe um 9.00 Uhr allen Patienten auf Etage 2 Frühstück. Einigen musst du beim Essen helfen. Vergiss auch nicht, dass der Patient Herr Fuchs nach dem Frühstück seine Tabletten braucht, damit er nicht ausrastet, weil er sich neuerdings einen Raum mit dem Patienten Herr Gesshird teilt.

Das klingt nicht wirklich nach einer Nachricht (und ich frage mich noch immer, warum das Papier zerknittert ist und die Tinte zerlaufen) - Chef, kurz Aufgaben verteilen, weil er das, wie du schriebst, bei allen machen muss:
9:00 Uhr: Frühstück Etage 2
Folgende Zimmerbewohner brauchen Hilfe beim Nahrungsaufnehmen: 234, 236, 237 Bett 1, bla bla
Wichtig: Zimmer 245, Patient Fuchs (Lass das Herr weg - das klingt sehr merkwürdig. Generell wird man im Krankenhaus mit dem Nachnamen abgestempelt) braucht wutbesänftigende Tabletten, auf Streit zwischen Fuchs und Gesshird achten

Zitat:
Weiter las ich nicht, denn ich wollte das Wort „Patient“ nicht noch einmal lesen.

Persöhnlichkeit. Das wirkt total steif.
"Schnell legte ich den Zettel zurück. Nicht noch einmal wollte ich "Patient" auch nur lesen. Für heute war Schluss.

'Tschuldigung, dass ich hier schon aufhöre, aber es ist draußen so schönes Wetter und ich möchte nicht den ganzen Tag hier drinnen rumhängen - wenn du möchtest (und mir versprichst, dass es nicht umsonst ist), kritisiere ich auch noch den Rest. Aber jetzt habe ich erstmal keine Lust mehr großes Grinsen
Ich weiß, ich bin kleinlich.

Gesamt: Es fängt aber schon interessant an. Jmd, der in einer Psychatrie arbeitet - das kann nur interessant werden.
Wie gesagt, das Ganze wirkt aber noch ein bisschen umständlich und gestellt, Alice hat noch keine eigene Stimme (und der Chef drückt sich ein bisschen merkwürdig aus - allein schon die Tatsache, dass er sie mit "Liebe Alice" anredet anstatt, wie man erwarten würde, einfach nur mit "Alice").

Liebe Grüße
+hechel und erschöpft+
(das sind gute 3 Word-Seiten Kritik – Wow XD)
Kerstin
euphoria
Boah, Danke, Kerstin <3
Auf so etwas habe ich gewartet. Naja, also ich werde mir die Kritik zu Herzen nehmen. Augenzwinkern