Ann hat da ganz recht mit den Hilfszügeln.
Fangen wir mal von vorne an:
WIE willst du longieren? Ist longieren für dich nur "Bewegungstherapie", oder willst du dabei mehr erreichen?
Es ja nunmal so, dass -wie Ann schon ganz richtig sagte- das junge Pferd noch nicht die Muskulatur hat, für sowas, und diese erst langsam aufgebaut werden muss.
Man kann dir nun nichts pauschal empfehlen.
Generell würde ich nie, nie am Trensenring (oder jede beliebige andere verschnallung, die ans Maul geht) longieren.
Da kann ich dir aber nichts empfehlen, da ich nicht weiß, wie du longierst, und was für Hilfe du dabei hast.
Ich longiere mit einer glatten Serreta, die allerdings nur in erfahrene Hände gehört.
Die Kappzäume aus Nylon oder Leder von Loesdau oder Krämer z.B. kann man aber ebenso vergessen.
Daher solltest du erstmal beantworten, WIE du longieren willst und kannst.
Dann ist es ja so, dass JEDES anständig gymnastizierte, losgelassene Pferd die Dehnungshaltung bevorzugen sollte.
Das sieht man heutzutage leider nur selten.
Und um hier u.A. Pferdis Meinung mal auszuräumen: Wenn man weiß, was man tut, kann man absolut JEDES Pferd ohne Ausbinder in die Tiefe longieren. JEDES. Das behaupte ich mal so.
Anders ist das bei Korrekturpferden, wie meinem (damals). Zur Rehabilitation wurde er unter absolut fachmännischer, Aufsicht gearbeitet (Physiotherapeutin+Regina Johannsen), und speziell ausgebunden.
Man kann sein Leben lang mit Ausbindern longieren, ohne dass es einem etwas bringt (oder wenn nur negatives), wenn man nicht weiß wozu.
Ein Pferd sollte IMMER nach seinem aktuellen Leistungsstand, Temperament und dem was erreicht werden soll ausgebunden werden.
Als Korrekturpferd bezeichne ich Pferde mit Trauma, schlechten Erfahrungen, oder körperlichen Problemen- bzw. Muskelproblemen ("Handicap-Pferde"- siehe Cavallo 12/08- Regina Johannsen).
Jedes Pferd kann über eine anständige Arbeit an der Longe, am Kappzaum, in Erfahrenen Händen sehr gut ohne Ausbinder gehen.
Weiß man, wozu man sie einsetzt, können sie zur Korrektur oder Arbeit an der Anlehnung eingesetzt werden- IMMER vorrausgesetzt, dass der Mensch weiß, WIE und WOZU- und die richtigen Ausbinder einsetzt.
Und v.A. muss der Mensch ein Auge für richtig und falsch bereits haben. Wenn ein Pferd sich am Dreiecker leicht verwirft, und sich damit der Dehnugnshaltung entzieht, über die Schulter ausbricht, wundern sich alle.
Longiert man dann ohne Dreiecker, passiert das auf einmal nicht mehr, dafür ermüdet das Pferd auf einmal schneller.
Ich z.B. arbeite mein Pferd mittlerweile, an der Longe in Schritt und Trab ohne Ausbinder, Schritt-Trab-Schritt-Übergänge, Halten, Schulterherein auf der Zirkellinie, Trab in DH, leicht aufgerichteter, Tempiwechsel, wechsel in Stellung und Biegung etc.- nach einem Jahr. Größtenteils ohne dass er sich einmal raushebt- obwohl junges, teils unaufmerksames und unsicheres Pferd.
Für die Trab-Galopparbeit setzte ich noch ab und an sehr lang verschnallte Dreieckszügel ein, um einen gewissen Rahmen zu bieten, den das Pferd selbst noch nicht finden kann (u.A. aufgrund der Balance), ohne ihm die Chance zu nehmen, selbst seinen Rahmen zu finden.
Gerade beim jungen Pferd ist es so unglaublich wichtig, eine reelle Dehnungshaltung zu bekommen.
Daher bevorzuge ich dabei, nur bei speziellen Fällen auszubinden, und immer sehr lang und nur kurz.
SEHR INTERESSANT DAZU: DER LONGENKURS
Dazu gibt es im Klassikforum einen sehr interessanten Thread.
Ich für meinen Fall würde dir empfehlen, dir erstmal die richtige Ausrüstung zuzulegen, wozu auf jeden Fall ein guter Kappzaum ein gut passender Longiergurt mit Unterlage und evt. zwei Seile mit Karabiner gehören.
Wenn Interesse besteht, kann ich gerne den Verlauf von 30 Minuten Longieren ohne Ausbinder und die Arbeitsweise fotografisch dokumentieren, und einstellen, um zu zeigen was ich meine.
Was in Anbetracht der Tatsache der Leute hier sicherlich von Nutzen wäre.
Und dass Longieren ohne Ausbinder wie reiten ohne Arme ist, ist eines der größten Irrtümer der Longenarbeit, die man sich vorstellen kann.