Zitrönchen
Ich habe mich mal an eine Kurzgeschichte gesetzt. Eigentlich sollte sie nicht so hart werden, aber naja
Ich mag sie eig. Weil sie so aus meinem Leben erzählt zumindest der erste Teil. Das Englische ist aus Happy Ending- Mika. Passte grad so gut.
Langsam schlenderte sie aus der Hofeinfahrt. Kleine Staubwölkchen taten sich nach jedem Schritt hinter ihr auf. Es roch nach Pferd. Nur im Sommer roch es so gut, wenn die Sonne schien. Die ging grade unter. Es war ein warmer Sommertag gewesen. Ein perfekter Ponytag. Doch für sie war es kein perfekter Ponytag gewesen. Ihr kullerten die Tränen übers Gesicht und sah die wohlige Sommerstimmung nur durch ein Schwimmen ihrer Tränen in ihren Augen. Da sah auch die kleine saubere Schimmelstute aus als hätte sie sich grade in der größten Matschpfütze gewälzt.
Sie griff den Lenker und trat gegen den kaputten Ständer des Fahrrads. Beim Aufsteigen kippte das Rad samt ihr beinahe um. Wütend trat sie in die Pedale. Wütend? Sie hatte eigentlich keinen Grund wütend zu sein. Eher zu Tode betrübt und deswegen wütend, weil sie nichts mehr machen konnte.
Heute Nachmittag war sie noch so fröhlich gewesen. Da hatte sie noch fröhlich in die Pedale getreten um schnell zum Hof zu kommen. Zu ihrem Pony. Nein, eigentlich war es nicht ihr Pony, sondern das der Hofbesitzerin. Alle, ja alle wussten, dass die beiden zusammen gehörten. Der braune Ponywallach wieherte wenn sie kam. Auf dem Platz waren sie auch das perfekte Paar. Keine Sportskanonen, aber die besten Kumpels. Sie waren einfach unzertrennlich.
Unzertrennlich? Das hatte man ja heute gesehen. Als sie auf den Hof kam rief sie ihn „Soooocke, kleiner Mann“. Normalerweise reckte er sonst den kleinen Kopf, mit der lustigen Schnippe in die Luft und wieherte. Heute kam nichts. Sie rief noch mal: „Soooocke?“ Doch es meldete sich kein Pony. Sie rannte auf die Weide. Guckte links. Guckte rechts. Hinterm Heuhaufen. In der Sandkuhle. Aber es war kein Socke weit und breit in Sicht.
Der freudige Gesichtsausdruck schwand sofort aus ihrem Gesicht und ihre Augen wurden glasig. Die erste Träne. Schnell wischte sie die Tränen mit dem Ärmel weg. Der war jetzt ganz feucht und schmuddelig. Sie musste sich den ganzen Nachmittag die Tränen damit wegwischen. Denn als sie auf ihre Reitlehrerin traf, sagte die mit zarter und leicht bemitleidener Stimme, dass er weg gegeben werden musste.
Ihre Augen füllten sich abermals mit Tränen. Am liebsten hätte sie sich in die Arme ihrer Reitlehrerin fallen lassen und sich trösten lassen. Doch als die Tränen wieder über ihre Wangen rollten und auf ihr T-Shirt tropften drehte sie sich um. Sie konnte nichts mehr sagen. Ihre Schritte wurden schneller. Sie rannte. Sie wusste aber nicht wohin. Wenn sie traurig war, ist sie immer zu ihrem Pony gegangen, aber das war ja jetzt weg.
Sie hockte sich hinter den großen Heuhaufen. Hier hatte er so oft gelegen. Man konnte ihn dann nicht sehen, weil er so klein war. Gut das sie auch so klein war. Sie vergrub ihren Kopf zwischen Händen und Knien und weinte. Krokodilstränen. Es roch so schön nach trockenem Heu, doch der müffelige Geruch ihres Pullovers übertönte diesen. Die kleine Schimmelstute guckte sie mit ihren kleinen Knopfaugen lustig an und fragte sie mit einem Stubsen, was das Mädchen hier hinter dem Heuhaufen machte, doch ihr war nicht zum Lachen zu Mute. Die Trauer überwog.
Schneller und schneller trat sie in die Pedale. Sie wollte weg. Weg aus dieser Welt. Ohne ihr Pony hatte es keinen Sinn. Er hatte ihr nach den Enttäuschungen durch ihre Freunde, die Liebe wieder geschenkt. Er hatte ihr nach ihren Reitängsten, das Vertrauen wieder geschenkt.
Als sie zu Hause ankam hatte sich der Himmel hellrosa gefärbt, wie Zuckerwatte. Normalerweise liebte sie dies. Das war so schön mädchenhaft. Doch heute sah sie ihn nur braun-matschig. Sie schmiss das ohnehin schon kaputte Rad einfach in die Ecke des Gartens. Schon das Fahrrad erinnerte sie an Socke. An die täglichen Touren zum Hof. Nur um ihn zu sehen.
Auch die Besorgnis ihrer Mutter interessierte sie heute nicht. Auch dies erinnerte sie an ihr Pony. Wegen ihm war sie schließlich jeden Abend zu spät nach Hause gekommen. Schnell hastete sie mit großen Schritten die Treppe hoch und warf sich aufs Bett. Bäuchlings lag sie da. Damit sie keiner sehen konnte vergrub sie das Gesicht in ihrem Kissen. Tränen. Tränen. Tränen.
Inzwischen hatte sich der Himmel dunkelblau gefärbt. Sie liebte diesen Blauton, doch für sie schien der Himmel heute tiefgrau. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte ihn nicht aufgeben. Obwohl vom ganzen Weinen keine Kraft mehr hatte, stand sie auf und ging nach draußen. Sie lief. Zurück zum Hof. Über die Straße. Ein Licht leuchtete auf. Die Reifen quitschten. Sie flog auf die Motorhaube. Ihre verheulten Augen blickten in die einer hübsch zu Recht gemachten Frau. Der stand die Angst in den Augen. Sie sah aus wie eine Leiche, ein Gespenst, mit den verwuschelten Haaren, der blassen Haut und den verheulten Augen. Ihr tat alles weh. Aber das zählte nicht. Ihr Herz schmerzte mehr.
Sie rannte weiter. Sie wusste genau wo er stand. Sie stand an der Weide. Ihre Haare wehten in dem milden Nachtwind. Da stand er da hinten stand er. Mit zitternder schwacher Stimme rief sie seinen Namen. Er guckte und wieherte. Sie konnte nicht mehr. Brach zusammen. Mit den Armen lag sie im Stacheldrahtzaun.
Das letzte was sie hörte war das heulen einer Sirene. Das letzte was sie fühlte war eine weiche Ponyschnute.
This is the way you left me,
I'm not pretending.
No hope, no love, no glory,
No Happy Ending.
This is the way that we love,
Like it's forever.
Then live the rest of our life,
But not together.

Langsam schlenderte sie aus der Hofeinfahrt. Kleine Staubwölkchen taten sich nach jedem Schritt hinter ihr auf. Es roch nach Pferd. Nur im Sommer roch es so gut, wenn die Sonne schien. Die ging grade unter. Es war ein warmer Sommertag gewesen. Ein perfekter Ponytag. Doch für sie war es kein perfekter Ponytag gewesen. Ihr kullerten die Tränen übers Gesicht und sah die wohlige Sommerstimmung nur durch ein Schwimmen ihrer Tränen in ihren Augen. Da sah auch die kleine saubere Schimmelstute aus als hätte sie sich grade in der größten Matschpfütze gewälzt.
Sie griff den Lenker und trat gegen den kaputten Ständer des Fahrrads. Beim Aufsteigen kippte das Rad samt ihr beinahe um. Wütend trat sie in die Pedale. Wütend? Sie hatte eigentlich keinen Grund wütend zu sein. Eher zu Tode betrübt und deswegen wütend, weil sie nichts mehr machen konnte.
Heute Nachmittag war sie noch so fröhlich gewesen. Da hatte sie noch fröhlich in die Pedale getreten um schnell zum Hof zu kommen. Zu ihrem Pony. Nein, eigentlich war es nicht ihr Pony, sondern das der Hofbesitzerin. Alle, ja alle wussten, dass die beiden zusammen gehörten. Der braune Ponywallach wieherte wenn sie kam. Auf dem Platz waren sie auch das perfekte Paar. Keine Sportskanonen, aber die besten Kumpels. Sie waren einfach unzertrennlich.
Unzertrennlich? Das hatte man ja heute gesehen. Als sie auf den Hof kam rief sie ihn „Soooocke, kleiner Mann“. Normalerweise reckte er sonst den kleinen Kopf, mit der lustigen Schnippe in die Luft und wieherte. Heute kam nichts. Sie rief noch mal: „Soooocke?“ Doch es meldete sich kein Pony. Sie rannte auf die Weide. Guckte links. Guckte rechts. Hinterm Heuhaufen. In der Sandkuhle. Aber es war kein Socke weit und breit in Sicht.
Der freudige Gesichtsausdruck schwand sofort aus ihrem Gesicht und ihre Augen wurden glasig. Die erste Träne. Schnell wischte sie die Tränen mit dem Ärmel weg. Der war jetzt ganz feucht und schmuddelig. Sie musste sich den ganzen Nachmittag die Tränen damit wegwischen. Denn als sie auf ihre Reitlehrerin traf, sagte die mit zarter und leicht bemitleidener Stimme, dass er weg gegeben werden musste.
Ihre Augen füllten sich abermals mit Tränen. Am liebsten hätte sie sich in die Arme ihrer Reitlehrerin fallen lassen und sich trösten lassen. Doch als die Tränen wieder über ihre Wangen rollten und auf ihr T-Shirt tropften drehte sie sich um. Sie konnte nichts mehr sagen. Ihre Schritte wurden schneller. Sie rannte. Sie wusste aber nicht wohin. Wenn sie traurig war, ist sie immer zu ihrem Pony gegangen, aber das war ja jetzt weg.
Sie hockte sich hinter den großen Heuhaufen. Hier hatte er so oft gelegen. Man konnte ihn dann nicht sehen, weil er so klein war. Gut das sie auch so klein war. Sie vergrub ihren Kopf zwischen Händen und Knien und weinte. Krokodilstränen. Es roch so schön nach trockenem Heu, doch der müffelige Geruch ihres Pullovers übertönte diesen. Die kleine Schimmelstute guckte sie mit ihren kleinen Knopfaugen lustig an und fragte sie mit einem Stubsen, was das Mädchen hier hinter dem Heuhaufen machte, doch ihr war nicht zum Lachen zu Mute. Die Trauer überwog.
Schneller und schneller trat sie in die Pedale. Sie wollte weg. Weg aus dieser Welt. Ohne ihr Pony hatte es keinen Sinn. Er hatte ihr nach den Enttäuschungen durch ihre Freunde, die Liebe wieder geschenkt. Er hatte ihr nach ihren Reitängsten, das Vertrauen wieder geschenkt.
Als sie zu Hause ankam hatte sich der Himmel hellrosa gefärbt, wie Zuckerwatte. Normalerweise liebte sie dies. Das war so schön mädchenhaft. Doch heute sah sie ihn nur braun-matschig. Sie schmiss das ohnehin schon kaputte Rad einfach in die Ecke des Gartens. Schon das Fahrrad erinnerte sie an Socke. An die täglichen Touren zum Hof. Nur um ihn zu sehen.
Auch die Besorgnis ihrer Mutter interessierte sie heute nicht. Auch dies erinnerte sie an ihr Pony. Wegen ihm war sie schließlich jeden Abend zu spät nach Hause gekommen. Schnell hastete sie mit großen Schritten die Treppe hoch und warf sich aufs Bett. Bäuchlings lag sie da. Damit sie keiner sehen konnte vergrub sie das Gesicht in ihrem Kissen. Tränen. Tränen. Tränen.
Inzwischen hatte sich der Himmel dunkelblau gefärbt. Sie liebte diesen Blauton, doch für sie schien der Himmel heute tiefgrau. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte ihn nicht aufgeben. Obwohl vom ganzen Weinen keine Kraft mehr hatte, stand sie auf und ging nach draußen. Sie lief. Zurück zum Hof. Über die Straße. Ein Licht leuchtete auf. Die Reifen quitschten. Sie flog auf die Motorhaube. Ihre verheulten Augen blickten in die einer hübsch zu Recht gemachten Frau. Der stand die Angst in den Augen. Sie sah aus wie eine Leiche, ein Gespenst, mit den verwuschelten Haaren, der blassen Haut und den verheulten Augen. Ihr tat alles weh. Aber das zählte nicht. Ihr Herz schmerzte mehr.
Sie rannte weiter. Sie wusste genau wo er stand. Sie stand an der Weide. Ihre Haare wehten in dem milden Nachtwind. Da stand er da hinten stand er. Mit zitternder schwacher Stimme rief sie seinen Namen. Er guckte und wieherte. Sie konnte nicht mehr. Brach zusammen. Mit den Armen lag sie im Stacheldrahtzaun.
Das letzte was sie hörte war das heulen einer Sirene. Das letzte was sie fühlte war eine weiche Ponyschnute.
This is the way you left me,
I'm not pretending.
No hope, no love, no glory,
No Happy Ending.
This is the way that we love,
Like it's forever.
Then live the rest of our life,
But not together.