Maratscha
Hallo,
wir schreiben gerade an einer kleinen Geschichte nach größtenteils wahrer Gegebenheit. Es ist halt das erste Kapitel und daher auch noch überhaupt nicht spannend. Über Kommentare und Kritik würden wir uns sehr freuen
Titel/Kapitel etc. wird wahrscheinlich noch geändert.
Die Vogelscheuche ODER Der Mörder auf dem Stoppelfeld
1. Die Neue
Sophia schaute auf ihre Uhr. „Shit, schon 5 nach!“ murmelte sie und rannte die Treppen hinauf zu ihrem Klassenzimmer. Atemlos öffnete sie die Tür. „Tschul…“, fing sie an, brach dann aber ab, da ihr Lehrer auch noch nicht da war. Rasch lief sie zu ihrem Platz und ließ sich keuchend auf ihren Stuhl plumpsen. „Auch schon da“, grinste ihre Freundin Bettina sie an, „ ich hab schon gedacht, du bist krank.“
„Nee, keine Sorge, aber ich muss dir was erzählen. Meine Eltern haben endlich ja zu einem Hund gesagt!
„Echt ?! Cool, dann können wir ihn immer zu Ausritten mitnehmen. Das wird lustig. Habt ihr euch schon auf eine Rasse geeinigt?“, fragte Bettina ihre Freundin.
„Ja, wahrscheinlich einen Labrador oder Golden Retriever, vielleicht auch einen Mix.“, antwortete sie und schmiss ihr Schlampermäppchen auf den Tisch. „So ein Zufall, meine Tante…“, meinte Bettina, aber weiter kam sie nicht, denn ihr Mathelehrer hatte soeben das Klassenzimmer betreten. Er schob ein blondes Mädchen vor sich her und bugsierte sie dann vor die Tafel. „Guten Morgen! Darf ich euch eine neue Klassenkameradin vorstellen? Das hier ist… ähm…. „, er zog ein kleines Blatt hervor und las stockend vor: „Zezille Grevosir“. „Mais non, je m’appelle Cécile Crevoisier!“, protestierte die Neue. „Ah ja…“, murmelte er unverständlich in seinen Schnauzbart und versuchte dann möglichst schnell das Thema zu wechseln. „Zessi…, na, halt das Mädchen, kommt aus Frankreich und kann bis jetzt nur ein bisschen Deutsch. Ich hoffe trotzdem, dass ihr gut miteinander zurecht kommt.“, mit diesen Worten deutete er auf einen freien Platz in der Reihe vor Bettina und Sophia, die gleich ausführlich über die Neue tuschelten. „Hast du der ihr Gesicht gesehen? Kein Pickel, dafür aber Make-Up und Wimperntusche… voll gestylt“, zog Sophia über die Neue her. „Naja, vielleicht ist sie ja ganz nett, dass Aussehen sagt ja nichts über den Charakter aus!“, meinte Bettina weise. Sophia verdrehte bloß die Augen und murmelte irgendetwas von „glaubst du doch selber nicht, so wie die rumstolziert.“ Die Neue packte gleich ein Pflegenagelset aus, fing an, ihre Nägel zu polieren und murmelte dabei unverständliche Wörter auf Französisch. Die Stunde dehnte sich wie immer lange aus, da ihr Mathelehrer immer nur vor sich hinschwafelte und man meinte, er würde sich selbst die Aufgaben erklären. Schließlich gongte es jedoch und er verließ den Raum.
Die neue drehte sich Kaugummi kauend um und beugte sich über Bettinas Tischhälfte, um ihre Stifte zu begutachten. Sophia, die wegen dem abschreckenden Duft die Nase rümpfte, rannte zum Fenster und öffnete es. Betti schaute die Französin durch ihre runde Brille an, die nun ein Foto von Bettis zwei Isländern abschätzend anstarrte, das in dem Federmäppchen gelegen hatte. „Du gehssst reiten?“, fragte sie mit einem widerlichen Akzent.
„Ja,“ antwortete ihr Betti, „ich habe zwei Isländer“
„Auf dieses kleinen Ponys, du gehsst reiten?“, fragte Cécile entsetzt.
Bettina, die nun ernsthaft sauer wurde, antwortete kühl: „Ja, allerdings. Du reitest wohl auch?“.
„Mais oui. Aberrr auf eine echte Pferd.“ Sophia, die die letzten paar Worte mitbekommen hatte schaute noch zorniger drein als ihre Freundin und wollte der Tussi gerade etwas sehr Unhöfliches an den Kopf werfen, doch die Französischlehrerin betrat den Raum, indem es sofort still wurde. Wie erwartet, war Frau Donke begeistert von der neuen Schülerin, die die Lehrerin aber eher abschätzend betrachtete. Als sie aufgefordert wurde, etwas über ihr Leben zu erzählen, gab sie nur kurz die knappe Auskunft, dass ihre Familie wegen der Arbeit ihres Vaters hergezogen sei, „in dieses greesliches Deutschland“. Die ganze Klasse war froh, als es schließlich nach mehreren anödenden Schulstunden läutete und sie heimgehen konnten. „Du kommst heut auch zur Reitsunde, oder?“, rief Bettina ihrer Freundin über den Lärm der anderen zu. „Klar! Um 4 Uhr bei dir im Stall, OK?“, antwortete Sophia.
„Ja. Bis dann“, verabschiedete sich Bettina und lief dann Richtung Parkplatz, wo ihr Opa sie wie immer abholte. „Tschüss!“, brüllte ihr Sophia nach und lief dann zu ihrem Fahrrad.
Sophias Fahrrad schlitterte über die Einfahrt des Hofes. Bettina war schon da und holte gerade ihre zwei Isländer Svartur und Svafnir von der Koppel. „Na, mal wieder zu spät?“, begrüßte Betti Sophia lachend. „Das ist heute schon das zweite Mal!“ „Sorry, ging nicht anders. Ich „durfte“ noch auf meine kleinen Nachbarinnen aufpassen. Du weißt ja, die gibt’s in meiner Straße wie Sand am Meer!“, lachte sie, nahm Bettina den dunkelbraunen Svartur ab und band ihn am Putzplatz an. „Na ihr süßen“, begrüßte sie die zwei zotteligen Ponys und gab ihnen einen Apfel. Bettina hatte schon das Putzzeug herausgeholt und striegelte bereits den windfarbenen Svafnir. Auch Sophia begann jetzt ihr heutiges Reitpferd zu putzen. In dem Moment kam Sigrid, die Tochter der Besitzerin des schon recht alten und verfallenen Hofes. Die Mädchen grüßten höflich, doch zu Antwort bekamen sie nur: „Ihr müsst die fei scho noch a weng putzen, so dreckig wie die sind! Und die Boxen sind auch no net sauber!“, motzte sie gleich rum und verschwand dann, um ihre Haflingerstute, die sehr zickig war, von der Weide zu holen. „Die hat ja heut mal wieder gute Laune“, flüsterte Sophia und ging in die Sattelkammer, um den schwarzen Sattel von Svartur zu holen. Sie wollte Licht machen, doch die Lampe war mal wieder kaputt. „Ist das Licht schon wieder ausgefallen?“, seufzte Betti, die gerade die Sattelkammer betreten hatte. Schnell holten sie ihre Sättel und Trensen und machten sich dann daran, die Pferde für den Reitunterricht fertig zu machen Denn Sigrid führte Mirinda, die Haflingerstute, gerade Richtung Putzplatz, was mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit im Chaos enden würde. Rasch setzten sich die Freundinnen ihre Helme auf, schnappten sich ihre Gerten und Handschuhe und führten die Pferde zur Hofausfahrt. Frau Gruber, die Besitzerin des Hofes, schaute wie immer aus ihrem Fenster feindselig auf sie hinunter. „Das war knapp mit der Walze“, kicherten die Mädchen, während sie den Reitverein, der nur 200m entfernt war, betraten.
Auf dem Hof stand ein riesiger Pferdeanhänger, doch die Mädchen hatten keine Zeit, sich das neue Pferd anzuschauen, denn ihre Reitlehrerin ließ die Gruppe vor ihnen bereits aufmarschieren. „Hi Sophia, Hi Betti“, rief ihnen Nina, eine Freundin zu. Sie führte gerade Filtzer, ein sehr freches Shetlandpony Richtung Reithalle. „Na, hast du dir schon dein Grab ausgesucht?“, witzelte Bettina. Nina zuckte bloß mit den Schultern. Flitzer war dafür bekannt, noch vor Ende der Stunde seine Reiter abzusetzen. Auch die anderen Reitschüler führten gerade ihre Schulpferde in die Halle oder übernahmen dort ihr Pferd. Nachdem alle unter der Aufsicht ihrer Lehrerin die Steigbügel verstellt und nachgegurtet hatten, durften sie aufsitzen. Wie gewöhnlich ritten sie ihre Pferde am langen Zügel im Schritt warm. „So“, sagte Biggi, „dann bildet mal eine Abteilung. Anfang macht Pauline mit Pit, dann kommen Hanna und Lola, Sabrina mit Bounty, Bettina mit Svaf….Swölli, Sophia mit Svartur und zum Schluss Nina mit unserem frechen Flitzer. „Halt ihn einfach immer schön hinter Svartur, der schlägt auch nicht aus, wenn du mal zu nahe kommst, Nina. Einfach schön ruhig bleiben.“ Die Schüler trabten auf Geheiß der Lehrerin an und ritten mehrere Bahnfiguren. „Äußeren Zügel verwahrend halten! Hanna, mehr treiben, du weißt ja, bei Lola sind die ersten paar Minuten immer die langsamsten, du musst ihr nur Beine machen, dann wird sie schon flotter! Sehr schön, Sabrina! Und ihr zwei auf den Isis, gut aufpassen, dass der Trab taktklar bleibt! Sie sollen nicht antölten oder passig werden! Gut, Nina, so muss Flitzer geritten werden! Und nun einzeln angaloppieren, auf den Zirkel geritten, und danach wieder hinten anschließen, der Rest bleibt im Schritt. Also, Pauline…“ Nacheinander galoppierten alle Reitschüler an, bis nur noch Nina übrig war. In dem Moment kam ein blondes Mädchen mit ihren Eltern auf die Tribünen und beobachtete das Geschehen skeptisch.
„Ruhig, Nina. So schlimm ist Flitzer ja gar nicht. Du hast auch genug Zeit. Wenn du bereit bist, galoppierst du einfach an“. Nina war inzwischen ganz blass geworden, nahm die Zügel auf und setzte sich zurecht. Flitzer, der sofort wusste, dass er nun galoppieren durfte, schoss los, bevor Nina die Hilfen geben konnte, und raste durch die Halle. Nina blieb trotzdem noch gut im Sattel sitzen und versuchte, Biggis Anweisungen umzusetzen. Die anderen Reitschüler verfolgten das Geschehen mit angehaltenem Atem. Nach ein paar Runden wilden Galopp gelang es Nina schließlich, Flitzer zum Trab durchzuparieren. Diese Gangart war für sie natürlich erheblich schwerer zu sitzen, doch Nina hielt sich gut oben und schließlich gelang es ihr auch, Flitzer anzuhalten. Biggi atmete auf. „Gut, Nina. Es hätte zwar brenzlich werden können, aber du hast es ja noch gut geschafft. Jetzt lob ihn aber, denn am Schluss hast du ja deinen Willen durchgesetzt.“
Biggi wandte sich jetzt auch wieder ihren anderen Schülern zu und der Unterricht ging weiter. Bettina und Sophia hatten den Ausbruch von Flitzer genutzt, um die Gäste auf der Tribüne zu beobachten. Die beiden waren fast vom Pferd gefallen, als sie
erkannt hatten, dass dort niemand anderes als Cécile mit ihren Eltern stand, die den Unterricht eher mürrisch betrachteten und bei Flitzers Ausbruch nur die Nase rümpften.
Der Rest der Stunde verlief wie gewohnt und bald war es auch wieder Zeit zum aufmarschieren. Die Crevoisieres gingen zu Biggi in die Halle, während die Reitschüler die Steigbügel hochschnallten und ihre Pferde trocken führten. Bettina und Sophia blieben dabei unauffällig in deren Nähe und versuchten möglichst viel mit zubekommen.
„Excusez moi, aber was war das?“ fragte Mme Crevoisier.
„Ähm, ja, also das war eine Reitstunde?!“, erwiderte Biggi, welche von der unhöflichen Frage ganz aus dem Konzept gebracht war.
„Ah, oui, natürlich.“, entgegnete Céciles Mutter amüsiert. „Die Halle ist nun frei?“
„Äh, ja sicher….“, antwortete Biggi immer noch verdattert. „Alors, ma cherie, tu veux faire du cheval maintenant?“ Cécile nickte Kaugummi kauend und verschwand dann, um ihr Pferd Fabuleux herzurichten.
„Komm schnell, wenn wir uns beeilen, bekommen wir vielleicht noch ihren Ritt zu sehen!“, rief Betti ihrer Freundin zu und führte ihr Pony schon aus der Halle. Keine zwei Minuten später standen die zwei Isländer bereits wieder auf dem Putzplatz und konnten abgesattelt werden. „Jetzt mach schon“, drängelte Sophia.
„Jaja, ich komm ja schon! Ich hol nur noch schnell zwei Äpfel als Belohnung. Die haben sie sich wirklich verdient!“, brüllte Betti aus dem Stall heraus.
„Ja, gut. Aber mach schnell, wir müssen sie ja auch noch auf die Weide bringen. Ich will auf keinen Fall verpassen, wenn Cécile zum ersten Mal bei uns reitet!“
„Ich bin ja schon da!“, sagte Betti und gab Svartur und Svafnir schnell ihre Belohnung. In Rekordzeit brachten sie die Ponys zurück auf die Weide und spurteten los, um auch ja nichts zu verpassen.
Atemlos kamen sie im Reitstall an und flitzten die Treppen hoch zum Reiterstübchen, von dem aus man eine herrliche Aussicht in die Reithalle hatte. Sophia stieß einen leisen Pfiff aus. „Wow. Das ist ja ein richtiger Turniercrack! Und Cécile sitzt auch noch super…“ Bettina stimmte ihrer Freundin zu: „Das schon, aber schau mal, wie die ihm immer im Maul reißt! Aber das Pferd ist spitze, keine Frage.“ Gebannt verfolgten die Mädchen Cécile und ihr Pferd bei der Arbeit. Fabuleux war ein hübscher Schimmelwallach, der eindeutig Lipizzanerblut und viel Potenzial als Dressurpferd besaß. Cécile saß mit einer hellgrauen Reithose und dazu einem hellrosa Pulli auf einem sehr teuerem und auf Hochglanz poliertem Sattel. Ihre schwarzen Reitstiefel waren natürlich aus Leder und blitzen als wären sie gerade neu gekauft worden. Ihre blonden, seidigen Löckchen waren kunstvoll im Nacken zu einem Dutt verflochten und sie trug reichlich Schminke, die perfekt zu ihrer Kleidung abgestimmt war.
Gerade als die Französin den Lipizzaner angaloppieren ließ, betrat Nina das Reiterstübchen. Sie war eben mit dem Verpflegen von Flitzer fertig geworden und brannte ebenso darauf, die Neue reiten zu sehen. Sie grüßte kurz ihre beiden Freundinnen und schaute dann in die Halle. Genau wie die beiden anderen war sie am Anfang sprachlos vor Verwunderung. „Das ist ja ein schickes Pferd… Aber schaut mal, der wird dauern mit Sporen attackiert! Und die Zügelführung ist nun auch nicht gerade weich… Aber ansonsten sieht’s ja ganz gut aus.“, kritisch blickte sie weiter in die Halle hinunter.
„Das ist uns auch schon aufgefallen“, antwortete Bettina und löste zum ersten Mal den Blick von der Reithalle, „ bei Biggi braucht sie so nicht Weiterreiten.“
„Hoffentlich kommt sie nicht zu uns in die Stunde! Wir sind doch eh schon genügend…“, fügte Sophia hinzu.
„Wohl kaum. Die hält uns doch eh alle für Hoffnungslose Fälle!“. Genau wie Betti und Sophia hatte Nina das Gespräch zwischen Biggi und den Crevoisieres belauscht. Die Freundinnen verdrehten die Augen und schauten wieder in die Halle. Cécile ließ ihren Wallach gerade traversieren. Zum ersten Mal in dieser Stunde benutze sie nicht dauernd ihre Sporen und ihr Pferd schien einen zufriedenen Eindruck zu machen. Betti klatsche spöttisch und sagte dann zu Sophia: „Komm, wir müssen uns beeilen. Wenn wir heute den Stall nicht mehr ausmisten, bringt Sigrid uns morgen noch um!“ Sophia nickte gelangweilt. Sie verabschiedeten sich schnell von Nina und machten sich dann auf den Weg zum Stall.
Während dem Stallausmisten tratschten die beiden Freundinnen noch über den Neuzugang. Beide waren der Meinung, dass Céline zwar einigermaßen reiten konnte, aber ganz gewiss nicht viel von Pferden verstand und allgemein unsympathisch war.
Nach einer halben Stunde waren die Boxen wieder sauber, sodass Sigrid am nächsten Tag nicht darüber motzen konnte.
Da am nächsten Tag Samstag war, verabredeten sich die beiden Mädchen für einen langen Ausritt um 10Uhr in der früh.
2. Kapitel
Am nächsten stand Sophia extra früher auf, um nicht wieder zu spät zu kommen. Als sie nach Atem ringend am Stall ankam, war ihre Freundin auch noch nicht da. Daher ging sie schon einmal zu den Pferden, die ihr bereits aus den drei Boxen sehnsüchtig entgegensahen. Der gesamte Hof war schon sehr alt; es gab ein Haus, dass nur im Erdgeschoss von Frau Gruber bewohnt wurde, einen Stall mit drei Boxen, eine alte Scheune und einen alten Schweinestall, der nicht betreten werden durfte. Außerdem gab es einen verwilderten Garten, mehrere Weiden und einen winzigen Sandplatz, der nicht richtig abgezäunt und von Gras überwuchert war. Bettina hatte ihre Pferde nur wegen dem günstigen Preis, der kurzen Entfernung von ihrem zu Hause und den Koppeln ihre Pferde dort eingestellt. Die Pferde im Reitstall hatten fast alle nur Boxen und kamen so gut wie nie raus.
Komischerweise waren die Ponys heute zwar schon gefüttert, aber noch nicht rausgebracht worden. Also schnappte sich Sophia schnell die Halfter und brachte die zufriedenen Ponys auf die Weide. Inzwischen war es halb Elf und Bettina war immer noch nicht da. Deswegen kramte Sophia ihr Handy aus der Tasche und versuchte Betti damit zu erreichen. Das Handy war zwar an, doch es hob niemand ab. Sophia begann sich langsam Sorgen zu machen. Normalerweise war Bettina eher überpünktlich. Nach einer weiteren viertel Stunde kam die Freundin schließlich keuchend auf ihrem Fahrrad an.
„Tut mir wahnsinnig leid, dass ich zu spät bin. Mein Vater ist die Treppen runtergefallen und hat sich den Finger gebrochen“
„Waaaas? Wie kann man denn die Treppen runterfallen?“, fragte Sophia.
„Keine Ahnung. Meine Mutter ist dann halt mit ihm ins Krankenhaus gefahren und ich durfte auf Luka aufpassen.“, antwortete Betti, die immer noch nach Luft schnappte.
„Achso. Und inzwischen ist alles ok?“
„Ja, er hat jetzt einen Gips und soll sich ausruhen…. Hast du schon nach den Pferden geschaut?“
„Ja, klar. Die waren komischerweise noch im Stall, aber ich hab sie rausgebracht und dann die Boxen ausgemistet.“, sagte Sophia, „ Das Wetter gefällt mir gar nicht. Schau dir mal die Wolken an, ich glaube, es fängt gleich an zu schütten.“
„Mhm… Jaja, kann schon sein. Aber warum die Pferde noch drinnen? Hatten sie schon was zum Fressen?“, fragte Betti, während sie zu ihren Ponys auf die Weide ging und die Beiden begrüßte.
„Ja, hatten sie. Siehst du, es fängt an zu regnen. Was machen wir denn jetzt? Ausreiten im Regen oder gleich in die Halle gehen?“, überlegte die Blondine laut.
„Gehen wir gleich in die Halle, ich hab keine Lust auf Regen. Aber schnell, damit die Sättel nicht so nass werden“.
Rasch holten die Mädchen die Pferde von der Weide und putzen sie schnell über. Da die Ponys in der Nacht im Stall standen, waren sie zum Glück nicht besonders dreckig und die Freundinnen waren nach nur 15min auf dem Weg zum Reitstall. Dort angekommen fing es auch schon an richtig zu gewittern.
„Mon Dieu, le temps est l’horreur“, fluchte jemand aus dem Stallbereich heraus. Die Mädchen wussten sofort, wer das war, kicherten und liefen schnell zur Halle. Sie war zum Glück frei, denn die Mädchen planten ein paar Cavallettis als Springgymnastik aufzubauen. Während die zwei Isländer frei in der Halle herumliefen, holten die beiden Mädchen Stangen aus dem Vorraum der Halle und bauten damit kleine Hindernisse auf.
wir schreiben gerade an einer kleinen Geschichte nach größtenteils wahrer Gegebenheit. Es ist halt das erste Kapitel und daher auch noch überhaupt nicht spannend. Über Kommentare und Kritik würden wir uns sehr freuen

Titel/Kapitel etc. wird wahrscheinlich noch geändert.
Die Vogelscheuche ODER Der Mörder auf dem Stoppelfeld
1. Die Neue
Sophia schaute auf ihre Uhr. „Shit, schon 5 nach!“ murmelte sie und rannte die Treppen hinauf zu ihrem Klassenzimmer. Atemlos öffnete sie die Tür. „Tschul…“, fing sie an, brach dann aber ab, da ihr Lehrer auch noch nicht da war. Rasch lief sie zu ihrem Platz und ließ sich keuchend auf ihren Stuhl plumpsen. „Auch schon da“, grinste ihre Freundin Bettina sie an, „ ich hab schon gedacht, du bist krank.“
„Nee, keine Sorge, aber ich muss dir was erzählen. Meine Eltern haben endlich ja zu einem Hund gesagt!
„Echt ?! Cool, dann können wir ihn immer zu Ausritten mitnehmen. Das wird lustig. Habt ihr euch schon auf eine Rasse geeinigt?“, fragte Bettina ihre Freundin.
„Ja, wahrscheinlich einen Labrador oder Golden Retriever, vielleicht auch einen Mix.“, antwortete sie und schmiss ihr Schlampermäppchen auf den Tisch. „So ein Zufall, meine Tante…“, meinte Bettina, aber weiter kam sie nicht, denn ihr Mathelehrer hatte soeben das Klassenzimmer betreten. Er schob ein blondes Mädchen vor sich her und bugsierte sie dann vor die Tafel. „Guten Morgen! Darf ich euch eine neue Klassenkameradin vorstellen? Das hier ist… ähm…. „, er zog ein kleines Blatt hervor und las stockend vor: „Zezille Grevosir“. „Mais non, je m’appelle Cécile Crevoisier!“, protestierte die Neue. „Ah ja…“, murmelte er unverständlich in seinen Schnauzbart und versuchte dann möglichst schnell das Thema zu wechseln. „Zessi…, na, halt das Mädchen, kommt aus Frankreich und kann bis jetzt nur ein bisschen Deutsch. Ich hoffe trotzdem, dass ihr gut miteinander zurecht kommt.“, mit diesen Worten deutete er auf einen freien Platz in der Reihe vor Bettina und Sophia, die gleich ausführlich über die Neue tuschelten. „Hast du der ihr Gesicht gesehen? Kein Pickel, dafür aber Make-Up und Wimperntusche… voll gestylt“, zog Sophia über die Neue her. „Naja, vielleicht ist sie ja ganz nett, dass Aussehen sagt ja nichts über den Charakter aus!“, meinte Bettina weise. Sophia verdrehte bloß die Augen und murmelte irgendetwas von „glaubst du doch selber nicht, so wie die rumstolziert.“ Die Neue packte gleich ein Pflegenagelset aus, fing an, ihre Nägel zu polieren und murmelte dabei unverständliche Wörter auf Französisch. Die Stunde dehnte sich wie immer lange aus, da ihr Mathelehrer immer nur vor sich hinschwafelte und man meinte, er würde sich selbst die Aufgaben erklären. Schließlich gongte es jedoch und er verließ den Raum.
Die neue drehte sich Kaugummi kauend um und beugte sich über Bettinas Tischhälfte, um ihre Stifte zu begutachten. Sophia, die wegen dem abschreckenden Duft die Nase rümpfte, rannte zum Fenster und öffnete es. Betti schaute die Französin durch ihre runde Brille an, die nun ein Foto von Bettis zwei Isländern abschätzend anstarrte, das in dem Federmäppchen gelegen hatte. „Du gehssst reiten?“, fragte sie mit einem widerlichen Akzent.
„Ja,“ antwortete ihr Betti, „ich habe zwei Isländer“
„Auf dieses kleinen Ponys, du gehsst reiten?“, fragte Cécile entsetzt.
Bettina, die nun ernsthaft sauer wurde, antwortete kühl: „Ja, allerdings. Du reitest wohl auch?“.
„Mais oui. Aberrr auf eine echte Pferd.“ Sophia, die die letzten paar Worte mitbekommen hatte schaute noch zorniger drein als ihre Freundin und wollte der Tussi gerade etwas sehr Unhöfliches an den Kopf werfen, doch die Französischlehrerin betrat den Raum, indem es sofort still wurde. Wie erwartet, war Frau Donke begeistert von der neuen Schülerin, die die Lehrerin aber eher abschätzend betrachtete. Als sie aufgefordert wurde, etwas über ihr Leben zu erzählen, gab sie nur kurz die knappe Auskunft, dass ihre Familie wegen der Arbeit ihres Vaters hergezogen sei, „in dieses greesliches Deutschland“. Die ganze Klasse war froh, als es schließlich nach mehreren anödenden Schulstunden läutete und sie heimgehen konnten. „Du kommst heut auch zur Reitsunde, oder?“, rief Bettina ihrer Freundin über den Lärm der anderen zu. „Klar! Um 4 Uhr bei dir im Stall, OK?“, antwortete Sophia.
„Ja. Bis dann“, verabschiedete sich Bettina und lief dann Richtung Parkplatz, wo ihr Opa sie wie immer abholte. „Tschüss!“, brüllte ihr Sophia nach und lief dann zu ihrem Fahrrad.
Sophias Fahrrad schlitterte über die Einfahrt des Hofes. Bettina war schon da und holte gerade ihre zwei Isländer Svartur und Svafnir von der Koppel. „Na, mal wieder zu spät?“, begrüßte Betti Sophia lachend. „Das ist heute schon das zweite Mal!“ „Sorry, ging nicht anders. Ich „durfte“ noch auf meine kleinen Nachbarinnen aufpassen. Du weißt ja, die gibt’s in meiner Straße wie Sand am Meer!“, lachte sie, nahm Bettina den dunkelbraunen Svartur ab und band ihn am Putzplatz an. „Na ihr süßen“, begrüßte sie die zwei zotteligen Ponys und gab ihnen einen Apfel. Bettina hatte schon das Putzzeug herausgeholt und striegelte bereits den windfarbenen Svafnir. Auch Sophia begann jetzt ihr heutiges Reitpferd zu putzen. In dem Moment kam Sigrid, die Tochter der Besitzerin des schon recht alten und verfallenen Hofes. Die Mädchen grüßten höflich, doch zu Antwort bekamen sie nur: „Ihr müsst die fei scho noch a weng putzen, so dreckig wie die sind! Und die Boxen sind auch no net sauber!“, motzte sie gleich rum und verschwand dann, um ihre Haflingerstute, die sehr zickig war, von der Weide zu holen. „Die hat ja heut mal wieder gute Laune“, flüsterte Sophia und ging in die Sattelkammer, um den schwarzen Sattel von Svartur zu holen. Sie wollte Licht machen, doch die Lampe war mal wieder kaputt. „Ist das Licht schon wieder ausgefallen?“, seufzte Betti, die gerade die Sattelkammer betreten hatte. Schnell holten sie ihre Sättel und Trensen und machten sich dann daran, die Pferde für den Reitunterricht fertig zu machen Denn Sigrid führte Mirinda, die Haflingerstute, gerade Richtung Putzplatz, was mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit im Chaos enden würde. Rasch setzten sich die Freundinnen ihre Helme auf, schnappten sich ihre Gerten und Handschuhe und führten die Pferde zur Hofausfahrt. Frau Gruber, die Besitzerin des Hofes, schaute wie immer aus ihrem Fenster feindselig auf sie hinunter. „Das war knapp mit der Walze“, kicherten die Mädchen, während sie den Reitverein, der nur 200m entfernt war, betraten.
Auf dem Hof stand ein riesiger Pferdeanhänger, doch die Mädchen hatten keine Zeit, sich das neue Pferd anzuschauen, denn ihre Reitlehrerin ließ die Gruppe vor ihnen bereits aufmarschieren. „Hi Sophia, Hi Betti“, rief ihnen Nina, eine Freundin zu. Sie führte gerade Filtzer, ein sehr freches Shetlandpony Richtung Reithalle. „Na, hast du dir schon dein Grab ausgesucht?“, witzelte Bettina. Nina zuckte bloß mit den Schultern. Flitzer war dafür bekannt, noch vor Ende der Stunde seine Reiter abzusetzen. Auch die anderen Reitschüler führten gerade ihre Schulpferde in die Halle oder übernahmen dort ihr Pferd. Nachdem alle unter der Aufsicht ihrer Lehrerin die Steigbügel verstellt und nachgegurtet hatten, durften sie aufsitzen. Wie gewöhnlich ritten sie ihre Pferde am langen Zügel im Schritt warm. „So“, sagte Biggi, „dann bildet mal eine Abteilung. Anfang macht Pauline mit Pit, dann kommen Hanna und Lola, Sabrina mit Bounty, Bettina mit Svaf….Swölli, Sophia mit Svartur und zum Schluss Nina mit unserem frechen Flitzer. „Halt ihn einfach immer schön hinter Svartur, der schlägt auch nicht aus, wenn du mal zu nahe kommst, Nina. Einfach schön ruhig bleiben.“ Die Schüler trabten auf Geheiß der Lehrerin an und ritten mehrere Bahnfiguren. „Äußeren Zügel verwahrend halten! Hanna, mehr treiben, du weißt ja, bei Lola sind die ersten paar Minuten immer die langsamsten, du musst ihr nur Beine machen, dann wird sie schon flotter! Sehr schön, Sabrina! Und ihr zwei auf den Isis, gut aufpassen, dass der Trab taktklar bleibt! Sie sollen nicht antölten oder passig werden! Gut, Nina, so muss Flitzer geritten werden! Und nun einzeln angaloppieren, auf den Zirkel geritten, und danach wieder hinten anschließen, der Rest bleibt im Schritt. Also, Pauline…“ Nacheinander galoppierten alle Reitschüler an, bis nur noch Nina übrig war. In dem Moment kam ein blondes Mädchen mit ihren Eltern auf die Tribünen und beobachtete das Geschehen skeptisch.
„Ruhig, Nina. So schlimm ist Flitzer ja gar nicht. Du hast auch genug Zeit. Wenn du bereit bist, galoppierst du einfach an“. Nina war inzwischen ganz blass geworden, nahm die Zügel auf und setzte sich zurecht. Flitzer, der sofort wusste, dass er nun galoppieren durfte, schoss los, bevor Nina die Hilfen geben konnte, und raste durch die Halle. Nina blieb trotzdem noch gut im Sattel sitzen und versuchte, Biggis Anweisungen umzusetzen. Die anderen Reitschüler verfolgten das Geschehen mit angehaltenem Atem. Nach ein paar Runden wilden Galopp gelang es Nina schließlich, Flitzer zum Trab durchzuparieren. Diese Gangart war für sie natürlich erheblich schwerer zu sitzen, doch Nina hielt sich gut oben und schließlich gelang es ihr auch, Flitzer anzuhalten. Biggi atmete auf. „Gut, Nina. Es hätte zwar brenzlich werden können, aber du hast es ja noch gut geschafft. Jetzt lob ihn aber, denn am Schluss hast du ja deinen Willen durchgesetzt.“
Biggi wandte sich jetzt auch wieder ihren anderen Schülern zu und der Unterricht ging weiter. Bettina und Sophia hatten den Ausbruch von Flitzer genutzt, um die Gäste auf der Tribüne zu beobachten. Die beiden waren fast vom Pferd gefallen, als sie
erkannt hatten, dass dort niemand anderes als Cécile mit ihren Eltern stand, die den Unterricht eher mürrisch betrachteten und bei Flitzers Ausbruch nur die Nase rümpften.
Der Rest der Stunde verlief wie gewohnt und bald war es auch wieder Zeit zum aufmarschieren. Die Crevoisieres gingen zu Biggi in die Halle, während die Reitschüler die Steigbügel hochschnallten und ihre Pferde trocken führten. Bettina und Sophia blieben dabei unauffällig in deren Nähe und versuchten möglichst viel mit zubekommen.
„Excusez moi, aber was war das?“ fragte Mme Crevoisier.
„Ähm, ja, also das war eine Reitstunde?!“, erwiderte Biggi, welche von der unhöflichen Frage ganz aus dem Konzept gebracht war.
„Ah, oui, natürlich.“, entgegnete Céciles Mutter amüsiert. „Die Halle ist nun frei?“
„Äh, ja sicher….“, antwortete Biggi immer noch verdattert. „Alors, ma cherie, tu veux faire du cheval maintenant?“ Cécile nickte Kaugummi kauend und verschwand dann, um ihr Pferd Fabuleux herzurichten.
„Komm schnell, wenn wir uns beeilen, bekommen wir vielleicht noch ihren Ritt zu sehen!“, rief Betti ihrer Freundin zu und führte ihr Pony schon aus der Halle. Keine zwei Minuten später standen die zwei Isländer bereits wieder auf dem Putzplatz und konnten abgesattelt werden. „Jetzt mach schon“, drängelte Sophia.
„Jaja, ich komm ja schon! Ich hol nur noch schnell zwei Äpfel als Belohnung. Die haben sie sich wirklich verdient!“, brüllte Betti aus dem Stall heraus.
„Ja, gut. Aber mach schnell, wir müssen sie ja auch noch auf die Weide bringen. Ich will auf keinen Fall verpassen, wenn Cécile zum ersten Mal bei uns reitet!“
„Ich bin ja schon da!“, sagte Betti und gab Svartur und Svafnir schnell ihre Belohnung. In Rekordzeit brachten sie die Ponys zurück auf die Weide und spurteten los, um auch ja nichts zu verpassen.
Atemlos kamen sie im Reitstall an und flitzten die Treppen hoch zum Reiterstübchen, von dem aus man eine herrliche Aussicht in die Reithalle hatte. Sophia stieß einen leisen Pfiff aus. „Wow. Das ist ja ein richtiger Turniercrack! Und Cécile sitzt auch noch super…“ Bettina stimmte ihrer Freundin zu: „Das schon, aber schau mal, wie die ihm immer im Maul reißt! Aber das Pferd ist spitze, keine Frage.“ Gebannt verfolgten die Mädchen Cécile und ihr Pferd bei der Arbeit. Fabuleux war ein hübscher Schimmelwallach, der eindeutig Lipizzanerblut und viel Potenzial als Dressurpferd besaß. Cécile saß mit einer hellgrauen Reithose und dazu einem hellrosa Pulli auf einem sehr teuerem und auf Hochglanz poliertem Sattel. Ihre schwarzen Reitstiefel waren natürlich aus Leder und blitzen als wären sie gerade neu gekauft worden. Ihre blonden, seidigen Löckchen waren kunstvoll im Nacken zu einem Dutt verflochten und sie trug reichlich Schminke, die perfekt zu ihrer Kleidung abgestimmt war.
Gerade als die Französin den Lipizzaner angaloppieren ließ, betrat Nina das Reiterstübchen. Sie war eben mit dem Verpflegen von Flitzer fertig geworden und brannte ebenso darauf, die Neue reiten zu sehen. Sie grüßte kurz ihre beiden Freundinnen und schaute dann in die Halle. Genau wie die beiden anderen war sie am Anfang sprachlos vor Verwunderung. „Das ist ja ein schickes Pferd… Aber schaut mal, der wird dauern mit Sporen attackiert! Und die Zügelführung ist nun auch nicht gerade weich… Aber ansonsten sieht’s ja ganz gut aus.“, kritisch blickte sie weiter in die Halle hinunter.
„Das ist uns auch schon aufgefallen“, antwortete Bettina und löste zum ersten Mal den Blick von der Reithalle, „ bei Biggi braucht sie so nicht Weiterreiten.“
„Hoffentlich kommt sie nicht zu uns in die Stunde! Wir sind doch eh schon genügend…“, fügte Sophia hinzu.
„Wohl kaum. Die hält uns doch eh alle für Hoffnungslose Fälle!“. Genau wie Betti und Sophia hatte Nina das Gespräch zwischen Biggi und den Crevoisieres belauscht. Die Freundinnen verdrehten die Augen und schauten wieder in die Halle. Cécile ließ ihren Wallach gerade traversieren. Zum ersten Mal in dieser Stunde benutze sie nicht dauernd ihre Sporen und ihr Pferd schien einen zufriedenen Eindruck zu machen. Betti klatsche spöttisch und sagte dann zu Sophia: „Komm, wir müssen uns beeilen. Wenn wir heute den Stall nicht mehr ausmisten, bringt Sigrid uns morgen noch um!“ Sophia nickte gelangweilt. Sie verabschiedeten sich schnell von Nina und machten sich dann auf den Weg zum Stall.
Während dem Stallausmisten tratschten die beiden Freundinnen noch über den Neuzugang. Beide waren der Meinung, dass Céline zwar einigermaßen reiten konnte, aber ganz gewiss nicht viel von Pferden verstand und allgemein unsympathisch war.
Nach einer halben Stunde waren die Boxen wieder sauber, sodass Sigrid am nächsten Tag nicht darüber motzen konnte.
Da am nächsten Tag Samstag war, verabredeten sich die beiden Mädchen für einen langen Ausritt um 10Uhr in der früh.
2. Kapitel
Am nächsten stand Sophia extra früher auf, um nicht wieder zu spät zu kommen. Als sie nach Atem ringend am Stall ankam, war ihre Freundin auch noch nicht da. Daher ging sie schon einmal zu den Pferden, die ihr bereits aus den drei Boxen sehnsüchtig entgegensahen. Der gesamte Hof war schon sehr alt; es gab ein Haus, dass nur im Erdgeschoss von Frau Gruber bewohnt wurde, einen Stall mit drei Boxen, eine alte Scheune und einen alten Schweinestall, der nicht betreten werden durfte. Außerdem gab es einen verwilderten Garten, mehrere Weiden und einen winzigen Sandplatz, der nicht richtig abgezäunt und von Gras überwuchert war. Bettina hatte ihre Pferde nur wegen dem günstigen Preis, der kurzen Entfernung von ihrem zu Hause und den Koppeln ihre Pferde dort eingestellt. Die Pferde im Reitstall hatten fast alle nur Boxen und kamen so gut wie nie raus.
Komischerweise waren die Ponys heute zwar schon gefüttert, aber noch nicht rausgebracht worden. Also schnappte sich Sophia schnell die Halfter und brachte die zufriedenen Ponys auf die Weide. Inzwischen war es halb Elf und Bettina war immer noch nicht da. Deswegen kramte Sophia ihr Handy aus der Tasche und versuchte Betti damit zu erreichen. Das Handy war zwar an, doch es hob niemand ab. Sophia begann sich langsam Sorgen zu machen. Normalerweise war Bettina eher überpünktlich. Nach einer weiteren viertel Stunde kam die Freundin schließlich keuchend auf ihrem Fahrrad an.
„Tut mir wahnsinnig leid, dass ich zu spät bin. Mein Vater ist die Treppen runtergefallen und hat sich den Finger gebrochen“
„Waaaas? Wie kann man denn die Treppen runterfallen?“, fragte Sophia.
„Keine Ahnung. Meine Mutter ist dann halt mit ihm ins Krankenhaus gefahren und ich durfte auf Luka aufpassen.“, antwortete Betti, die immer noch nach Luft schnappte.
„Achso. Und inzwischen ist alles ok?“
„Ja, er hat jetzt einen Gips und soll sich ausruhen…. Hast du schon nach den Pferden geschaut?“
„Ja, klar. Die waren komischerweise noch im Stall, aber ich hab sie rausgebracht und dann die Boxen ausgemistet.“, sagte Sophia, „ Das Wetter gefällt mir gar nicht. Schau dir mal die Wolken an, ich glaube, es fängt gleich an zu schütten.“
„Mhm… Jaja, kann schon sein. Aber warum die Pferde noch drinnen? Hatten sie schon was zum Fressen?“, fragte Betti, während sie zu ihren Ponys auf die Weide ging und die Beiden begrüßte.
„Ja, hatten sie. Siehst du, es fängt an zu regnen. Was machen wir denn jetzt? Ausreiten im Regen oder gleich in die Halle gehen?“, überlegte die Blondine laut.
„Gehen wir gleich in die Halle, ich hab keine Lust auf Regen. Aber schnell, damit die Sättel nicht so nass werden“.
Rasch holten die Mädchen die Pferde von der Weide und putzen sie schnell über. Da die Ponys in der Nacht im Stall standen, waren sie zum Glück nicht besonders dreckig und die Freundinnen waren nach nur 15min auf dem Weg zum Reitstall. Dort angekommen fing es auch schon an richtig zu gewittern.
„Mon Dieu, le temps est l’horreur“, fluchte jemand aus dem Stallbereich heraus. Die Mädchen wussten sofort, wer das war, kicherten und liefen schnell zur Halle. Sie war zum Glück frei, denn die Mädchen planten ein paar Cavallettis als Springgymnastik aufzubauen. Während die zwei Isländer frei in der Halle herumliefen, holten die beiden Mädchen Stangen aus dem Vorraum der Halle und bauten damit kleine Hindernisse auf.