lale lela

Ich kenn dich schon dein ganzes Leben lang. Ich war dabei als du das Licht der Welt erblicktest und versuchtest deine langen Beine zu ordnen um auf diesen die Welt zu entdecken. Ich erinnere mich nur zu gut an das Bild von einem dunklen Hengstfohlen das immer wider hinplumpste doch stets wider aufstand um zu sehn wer den da alles war.
Das warst du - Geronimo.
Man prophezeite dir eine große Zukunft auf den großen Turnierplätzen und später dann als Deckhengst. Es fing auch alles so gut an, du warst so kräftig und neugierig und immer wenn ich in meinen Ferien die vielen hundert Kilometer bis zu die überbrückte konnte ich mich an deinen großartigen Fortschritten erfreuen. Jan meinte immer wir wären ein gutes Team, das würde er spüren und so sorgte er stets dafür das du mit all den anderen jungen Hengsten in deinem Alter auf einer Weide in der Nähe des Stalls warst so das ich immer zu dir konnte. Du wurdest auf Schauen vorgestellt und hoch benotet und es schien als würde man recht damit behalten, dass du groß werden würdest. Ich arbeitete fiel mit dir, brachte dir vieles bei, doch du mir mindestens genauso viel und das Band zwischen uns wurde stärker und als du mich etwa ein Jahr nach dem du das Licht der Welt erblicktest anfingst wiehernd zu begrüßen war ich sicher, dass wir zusammen gehören. Wir vertrauten einander und verbrachten viele schöne Momente miteinander die ich nie vergessen werde.
Du warst einer der besten im Stall und als du schließlich alt genug warst um eingeritten zu werden, wollte Jan dir den best möglichen Start in den ernst des Lebens ermöglichen, wie er mir damals schrieb. Er schickte dich in einen bekannten und guten Ausbildungsstall der fast sechs Stunden Fahrt von deinem eigentlichen Zuhause entfernt war. Dort solltest du die Grundlagen lernen und dann in deinem Zuhause weiter gefördert werden. Doch es kam alles anders als geplant. In dem Sommer wo du zurückkamst war ich seit wenigen Tagen auf dem Hof, als man dich heimbrachte. Doch das Pferd das man dort aus dem Hänger führte, warst irgendwie nicht mehr du. Der Glanz und die Neugierde in deinen Augen waren der Angst und dem Misstrauen gewichen. Deinen panischen Blick als du die kleine Menschengruppe die auf dich wartete erblicktest werde ich nie vergessen. Ich weiß nicht was man dir angetan hat und wahrscheinlich wird es nie jemand erfahren. Doch du warst das erste und letzte Pferd das Jan in diesen Ausbildungsstall schickte, denn sie hatten dir deine Zukunft verbaut, die hätte so glorreich werden können. Nur widerstrebend ließt du dich in den Stall führen und als man dich am nächsten Morgen auf die Weide brachte, hast du dich losgerissen, noch bevor man den Strick lösen konnte und hast niemanden mehr an dich ran gelassen, dabei war es doch gefährlich für dich, mit dem Strick an dem Halfter über die Weide zu laufen. Doch deine Angst war einfach zu groß und altes Vertrauen scheinbar vergessen.
Dein Anblick hat mir fasst das Herz zerrissen, was hatte man nur mit dir getan?
Ich habe mich damals auf die Weide gesetzt, weil ich mich um dich sorgte und dir zeigen wollte dass ich für dich da bin. Die ganze Zeit habe ich leise und ruhig mit dir Gesprochen und gehofft dass du dich erinnerst an die schönen Zeiten. Ich bin erst spät in der Nacht in die kleine Ferienwohnung zurückgekehrt in der ich mit meiner Familie lebte und schon früh am Morgen wider zu dir gegangen. Fast vier Tage hat es gebraucht bis du dich mir langsam genähert hast und da war wider etwas Bekanntes in deinen Augen. Die Neugierde schien der Angst zu überwiegen und am Abend dieses Tages hab ich es endlich geschafft den Strick in die Hände zu bekommen. Jeder normale Mensch hätte dich wohl zurück in deine Box gebracht, doch ich hatte das Gefühl das dies Falsch sei und hab nur den Strick ausgehackt und dir eine Möhre zugeschoben, welche du zaghaft nahmst, ehe ich ging. Denn dieser kleine Erfolg hatte mir gereicht für diesen Tag. Nun konntest du dir nicht mehr auf den Strick treten und dich so verletzen. Jan fragte mich am nächsten Morgen warum ich dich nicht reingeholt habe als ich dich hatte und ich sagte nur „Das hätte ihm nicht gut getan“ und ging wider zu dir auf die Weide. Tag für Tag durfte ich mehr mit dir machen und nach etwa einer Woche schienst du wider der Alte, zumindest solange wir alleine warn. Selbst das Begrüßungswiehern kam zurück. An dem Tag als du dies das erste Mal wider erklingen ließt war ich wohl der glücklichste Mensch auf der Welt, den es bedeutete das du mir wider vertrautest. Jan war überrascht von deinen Fortschritten und bat mich mit dir zu arbeiten – unter dem Sattel. Also holte ich dich das erste Mal seit du wider Zuhause warst von der Weide und auch wenn du anfangs gezögert hast und alles misstrauisch begutachtetest folgtest du mir und ließt dich anbinden und putzen. Doch als du den Sattel sahst wurdest du wider panisch und versuchtest zu steigen so dass ich dich schnell von dort weg in die, zum Glück, leere Halle führte damit du dich beruhigen konntest. Ich bat eine Freundin den Sattel wider weg zu räumen und ging mit dir zurück zum Putzplatz und trenste dich. Die Trense akzeptiertest du, doch als meine Freundin mit dem Sattel kam stiegst du erneut. Du hattest Angst vor diesem. Se brachte ihn auf mein bitten wider weg und kam dann mit mir in die Halle. Ich weiß heute nicht mehr was mich dazu brachte mich auf deinen blanken Rücken zu schwingen, ohne zu wissen wie du reagieren würdest, doch ich glaub ich vertraute dir einfach. Du zucktest zwar zusammen als du mein Gewicht spürtest doch du bliebst stehen und ließt dich sogar reiten. Von da an wiederholten wir dies täglich und es war wunderbar. Deine Gänge waren ein Traum ebenso wie deine Reaktion auf die feinsten Hilfen, nur den Sattel den akzeptiertest du nicht und so schien es, als wäre das wirklich das Ende für deine Zukunft. Ich fand mich damit ab, war einfach nur froh dass du dich überhaupt reiten ließt, Wenn auch du auch nur mich duldetest. Doch Jan konnte mit einem Pferd, das weder für Turniere taugte noch anders Geld brachte nichts anfangen, das war leider so. Dennoch gab er uns noch drei weitere Jahre in welchen wir jede Ferien zusammen verbrachten und in denen du lerntest auch andere Menschen an dich heran zu lassen, wenn auch nicht auf deinen Rücken.
Doch nach diesen drei Jahren voller Höhen und Tiefen, warst du ein 7-jähriger Wallach, denn inzwischen hatte man dich legen lassen, der nichts einbrachte und nur Geld kostete. Ein Pferd das Jan nicht weiter tragen konnte. Es hieß er würde versuchen einen Käufer zu finden, als Beistellpferd würdest du dich schließlich gut Eignen, doch jeder wusste was es bedeuten würde wenn er keinen Käufer finden würde. Man würde dich töten lassen. Ich bettelte bei meinen Eltern dich zu nehmen, doch sie beteuerten mir immerzu nur das es ihnen wirklich leid täte, doch das dies nicht ginge, immerhin hätte ich noch zwei Schwester und wenn ein Pferd dann eines für uns alle drei und dafür warst du wohl ungeeignet.
Doch als es mir schien als sie alles verloren und ich würde bald für immer Abschied von dir nehmen müssen, kam eine junge Frau auf den Hof, das war vier Tage vor meinem Abreisetermin, und sagte sie suche ein Beistellpferd. Jan zeigte dich ihr und stellte uns einander vor. Maritta, so hieß die junge Frau, war verwundert das ein solch junges Pferd wie du als Beistellpferd verkauft werden sollte und ich erklärte ihr warum dies so war. Sie sagte mir sie hätte eigentlich etwas Älteres gesucht, aber sie hatte Mitleid mit dir und außerdem hatten sie deine warmen und freundlichen Augen in den Bann gezogen und sie meinte sie wolle dir ein Zuhause geben, wenn ich den damit einverstandne wäre, immerhin seiest du im Grunde doch mein Pferd. Natürlich war ich einverstanden. Sie war deine Rettung, deine letzte Chance. Wir tauschten die E-Mail Adressen aus und blieben in Kontakt. Sie hatte viel Geduld mit dir und du lerntest ihr weit genug zu vertrauen um dich artig zu verhalten und mal als Handpferd mitnehmen zu lassen. Ich war froh dass es dir so gut erging und ich bereue es nicht zu dir gekommen zu sein, dich im Stich gelassen zu haben, weil ich dachte es sei besser so für uns beide.
Das ganze ist nun fast zwei Jahre her und vor kurzem ereilte mich eine E-Mail von Maritta. Sie schrieb dir ging es schlecht, sehr schlecht und es schien als wolltest du nicht kämpfen, würdest dich aufgeben und der Tierarzt fand den Grund für deine Erkrankung nicht. Du bist doch erst 9 Jahre alt und solltest noch viele Jahre vor dir haben. Meine Eltern fuhren mich zu dir und nun stehe ich vor dir. Eigentlich müsste ich in der Schule sein und lernen, doch du gehst vor, den du bist mein ein und alles, mein Leben. Ein leises Wiehern hast du mir bei meiner Ankunft geschenkt und ich bin froh dass du mich nach all der Zeit in der ich nicht bei dir war noch immer erkennst. Doch dein Körper ist ausgemergelt und abgemagert. Was hast du nur? Ich erkenne dich kaum noch wider, nur die wärme mit der du mich aus deinen dunklen Augen ansiehst lässt mich glauben das du es wirklich bist. Ich sehe dir an, dass du Schmerzen hast, das du nicht mehr kannst, doch ich will es nicht wahrhaben. Du bist doch erst 9 Jahre und eigentlich noch weit von deinem Ende entfernt. Schließlich kommt der Tierarzt und redet kurz mit Maritta, ehe er zu uns kommt. Er erklärt mir, dass er nicht wüsste wie er dir helfen soll und dass du offensichtlich leidest. Etwas was mir schon allein der Blick in deine Augen verriet. Er erklärt mir dass er dich erlösen könnte von deinen Schmerzen, deinen Qualen und dass es vielleicht besser so ist. Maritta hatte ihn gebeten mir diese Entscheidung zu überlassen, den sie sagte ihm im Grunde seiest du mein Pferd. Er bittet mich darüber nachzudenken und geht dann erst einmal damit ich Ruhe hab um eine Entscheidung zu treffen. Ich weiß nicht wie lange ich schon dastehe, bei dir, als Maritta zu mir tritt und tröstend den Arm um mich legt. Ich blicke noch einmal in deine warmen Augen die zu sagen scheinen „Lass mich gehen. Mein Weg endet hier“. ich nicke leicht und sag dann mit leiser Stimme „Er soll sich nicht quälen, nicht meinetwegen, bitte erlöst ihn“ Maritta geht wider und kurz darauf kommt sie mit dem Tierarzt zurück. Ich bleibe dicht bei dir und gehe auch nicht als Maritta mich darum bittet. Ich war dabei als du deinen ersten Atemzug tast und ich will dabei sein wenn du deinen letzten tust. Man gibt dir eine Spritze und schließlich legst du dich nieder und ich sinke neben dir zu Boden und streichle leise mit dir redend deinen Kopf. Noch ein letztes Mal schnaubst du sanft und leise und deine Augen scheinen „Danke“ zu sagen, ehe die Lebensgeister dich verlassen. Hinter uns liegen neun Jahre voller Höhen und Tiefen, neun Jahre die hätten anders laufen können, wäre dir in deinen jungen Jahren nicht etwas wider fahren was dich verändern sollte. Doch ich bereue keinen Augenblick den ich mit dir verbracht habe und auch wenn ich jetzt Weine, so Lache ich doch über jeden Moment mit dir.
Geronimo - Ich werde dich nie vergessen.