Hornisse
Warum machen wir das?
Es kennt wohl jeder von uns. Jeder von uns wird sich schon einmal die Frage gestellt haben, die allen Pferdebesitzerin und Reitern früher oder später mehr oder minder oft durch den Kopf jagt: Warum tu ich mir das an?
Warum investier ich all mein Geld in dieses Pferd? In Stallmiete, Ausrüstung, die hundertste Tierarztrechnung, den zwanzigsten Spezialbeschlag, spezielles Zusatzfutter, teure Reitlehrer, den maßgeschneiderten Sattel, während ich selber in den alten abgetragenen Klamotten rumlaufe, obwohl ich für all das Geld, was man monatlich so ausgibt, schon Stammkundenrabatt bei Gucci kriegen könnte?
Warum verbringe ich so viele Stunden beim Pferd, bei Mordshitze, Eiseskälte, Nässe, zwischen Mücken, Bremsen und noch schlimmeren Insekten, im Winter mit nassen Füßen, halb erfroren und erkältet, nur um stinkend und Vogelscheuchenartig mit Stroh in den Haaren irgendwann im Dunklen nach Hause zu kommen?
Es ist ja nicht so, dass man nichts anderes zu tun hätte. Dass man keine Freunde hätte, irgendwelche anderen Hobbys oder Verpflichtungen. Dass man nicht wüsste wohin mit seinem Geld und seiner Zeit. Nein, auch der gemeine Reiter würde zu einem gemütlichen Ausflug mit Freunden und dem Kinobesuch danach wohl nicht nein sagen, aber leider ‚muss ich ja heute noch zum Pferd.’
Da kommt der Hufschmied, eine Impfung ist fällig, oder er muss einfach nur auf die Weide. Das Pferd, nicht der Hufschmied.
Man repariert mitten in der Nacht Zäune (bei Regen und im Schneematsch versteht sich), läuft stundenlang seinem Vieh hinter her (nein, den Film wollte ich auch gar nicht unbedingt sehen, mein Tier braucht mich!), quält sich auch bei geschätzten 50 (und gefühlten 150) °C in der prallen Mittagshitze aufs heute wieder viel zu triebige Pferd, um sich von Stechviechern zerfressen zu lassen, lässt sich von seinem Gewissen und sadistischen Reitlehrern dazu bringen, doch jeden Tag brav sein Stündchen zu reiten, was dann vom Pferd doch nur mit Unwillen und einer bockigen Phase quittiert wird, die ewig anzuhalten scheint, mindestens aber die Saison über.
Man schreit rum, steigt sauer ab, fährt genervt nach Hause und hört nur, man sollte doch mal bitte mehr Einfühlungsvermögen dem Zossen gegenüber haben.
Während andere Leute schön was trinken gehen sitzen wir im Stall und flechten unserem Pferd die Mähne in gefühlte tausend viel zu kleine Zöpfchen, die später sowieso wieder aufgehen (‚Nein Schatz, ich kann heute Abend nicht mit, morgen ist Turnier…’) um uns am nächsten Morgen, oder nein, mitten in der Nacht zur unmenschlichsten Zeit aus dem Bett zu quälen um zu irgendwelchen überfüllten, schlecht organisierten Turnierplätzen mit sowieso völlig ungerechten, fiesen Richtern und bevorteilten Mitstreitern zu fahren. Der Abreiteplatz ist noch schlechter und noch voller als letztes Mal, das Pferd, welches gestern noch die L-Lektionen im Schlaf beherrschte kann heute nicht mehr gradeaus gehen und in der Abteilungsdressur landet man wie immer hinter dem lahmsten Ackergaul, den die Gegend zu bieten hatte.
Wenn es denn wenigstens trocken ist, ist es zu heiß, zu staubig, und auf jeden Fall zu ungerecht. Dass das Pferd nach (natürlich unerfolgreichem) absolvieren der Dressurprüfung nicht mehr auf den Hänger will, ist unglaublich, aber leider nicht zu ändern. Da wird gelockt, gezogen, geschrieen und die gesamte Trickkiste durchprobiert, doch wenn der Gaul nicht will, dann will er nicht. Dabei haben wir doch extra Hängertraining gemacht, den letzten Winter, jeden Tag, beim Eisregen und auch beim Schneesturm. Und die Gabi hat gesagt, bei ihrem hat das doch auch geklappt…
Abgekämpft, durchgeschwitzt, müde und furchtbar genervt kommt man abends nach Hause, während andere Familienmitglieder frisch gebadet und furchtbar erholt vor der Glotze chillen.
Chillen? Daran ist nicht zu denken. Muss doch noch der Ostheopath und der Sattler organisiert werden. Der neue Sattel hat zwar die gesamten letzten Monatsgehälter verschlungen, aber das Pferd hat eben einen schwierigen Rücken, da kann man nichts machen, und er passt wieder nicht…. Achja, und der Akupunkteur, die aus dem Nachbarstall hatte da auch so gute Erfahrungen mitgemacht. Man, was das wieder kostet, aber was tut man nicht alles.
Natürlich hab ich selbst auch Rückenschmerzen. Und was für welche, grade nach dem Sturz letzte Woche, als ich zum 485 Mal gegen die Bande geflogen bin. Aber das Pferd geht eben vor. Ich liebe es ja.
Horrende Kosten. Unglaublich hoher Zeitaufwand. Insektenstiche, Knochenbrüche, Erfrierungen. Ärger mit Mitreiter, Stall schon zum zehnten Mal gewechselt, aber hauptsache Paddockbox, dann fahr ich eben 40 km.
Die Liste ist noch sehr lange fortzusetzen.
Ja, auch ich bin Reiter.
Aber meine Frage geht an euch:
WAS gibt euch die Reiterei, die Pferde, WARUM nehmt ihr all dieses auf euch?
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten.
Es kennt wohl jeder von uns. Jeder von uns wird sich schon einmal die Frage gestellt haben, die allen Pferdebesitzerin und Reitern früher oder später mehr oder minder oft durch den Kopf jagt: Warum tu ich mir das an?
Warum investier ich all mein Geld in dieses Pferd? In Stallmiete, Ausrüstung, die hundertste Tierarztrechnung, den zwanzigsten Spezialbeschlag, spezielles Zusatzfutter, teure Reitlehrer, den maßgeschneiderten Sattel, während ich selber in den alten abgetragenen Klamotten rumlaufe, obwohl ich für all das Geld, was man monatlich so ausgibt, schon Stammkundenrabatt bei Gucci kriegen könnte?
Warum verbringe ich so viele Stunden beim Pferd, bei Mordshitze, Eiseskälte, Nässe, zwischen Mücken, Bremsen und noch schlimmeren Insekten, im Winter mit nassen Füßen, halb erfroren und erkältet, nur um stinkend und Vogelscheuchenartig mit Stroh in den Haaren irgendwann im Dunklen nach Hause zu kommen?
Es ist ja nicht so, dass man nichts anderes zu tun hätte. Dass man keine Freunde hätte, irgendwelche anderen Hobbys oder Verpflichtungen. Dass man nicht wüsste wohin mit seinem Geld und seiner Zeit. Nein, auch der gemeine Reiter würde zu einem gemütlichen Ausflug mit Freunden und dem Kinobesuch danach wohl nicht nein sagen, aber leider ‚muss ich ja heute noch zum Pferd.’
Da kommt der Hufschmied, eine Impfung ist fällig, oder er muss einfach nur auf die Weide. Das Pferd, nicht der Hufschmied.
Man repariert mitten in der Nacht Zäune (bei Regen und im Schneematsch versteht sich), läuft stundenlang seinem Vieh hinter her (nein, den Film wollte ich auch gar nicht unbedingt sehen, mein Tier braucht mich!), quält sich auch bei geschätzten 50 (und gefühlten 150) °C in der prallen Mittagshitze aufs heute wieder viel zu triebige Pferd, um sich von Stechviechern zerfressen zu lassen, lässt sich von seinem Gewissen und sadistischen Reitlehrern dazu bringen, doch jeden Tag brav sein Stündchen zu reiten, was dann vom Pferd doch nur mit Unwillen und einer bockigen Phase quittiert wird, die ewig anzuhalten scheint, mindestens aber die Saison über.
Man schreit rum, steigt sauer ab, fährt genervt nach Hause und hört nur, man sollte doch mal bitte mehr Einfühlungsvermögen dem Zossen gegenüber haben.
Während andere Leute schön was trinken gehen sitzen wir im Stall und flechten unserem Pferd die Mähne in gefühlte tausend viel zu kleine Zöpfchen, die später sowieso wieder aufgehen (‚Nein Schatz, ich kann heute Abend nicht mit, morgen ist Turnier…’) um uns am nächsten Morgen, oder nein, mitten in der Nacht zur unmenschlichsten Zeit aus dem Bett zu quälen um zu irgendwelchen überfüllten, schlecht organisierten Turnierplätzen mit sowieso völlig ungerechten, fiesen Richtern und bevorteilten Mitstreitern zu fahren. Der Abreiteplatz ist noch schlechter und noch voller als letztes Mal, das Pferd, welches gestern noch die L-Lektionen im Schlaf beherrschte kann heute nicht mehr gradeaus gehen und in der Abteilungsdressur landet man wie immer hinter dem lahmsten Ackergaul, den die Gegend zu bieten hatte.
Wenn es denn wenigstens trocken ist, ist es zu heiß, zu staubig, und auf jeden Fall zu ungerecht. Dass das Pferd nach (natürlich unerfolgreichem) absolvieren der Dressurprüfung nicht mehr auf den Hänger will, ist unglaublich, aber leider nicht zu ändern. Da wird gelockt, gezogen, geschrieen und die gesamte Trickkiste durchprobiert, doch wenn der Gaul nicht will, dann will er nicht. Dabei haben wir doch extra Hängertraining gemacht, den letzten Winter, jeden Tag, beim Eisregen und auch beim Schneesturm. Und die Gabi hat gesagt, bei ihrem hat das doch auch geklappt…
Abgekämpft, durchgeschwitzt, müde und furchtbar genervt kommt man abends nach Hause, während andere Familienmitglieder frisch gebadet und furchtbar erholt vor der Glotze chillen.
Chillen? Daran ist nicht zu denken. Muss doch noch der Ostheopath und der Sattler organisiert werden. Der neue Sattel hat zwar die gesamten letzten Monatsgehälter verschlungen, aber das Pferd hat eben einen schwierigen Rücken, da kann man nichts machen, und er passt wieder nicht…. Achja, und der Akupunkteur, die aus dem Nachbarstall hatte da auch so gute Erfahrungen mitgemacht. Man, was das wieder kostet, aber was tut man nicht alles.
Natürlich hab ich selbst auch Rückenschmerzen. Und was für welche, grade nach dem Sturz letzte Woche, als ich zum 485 Mal gegen die Bande geflogen bin. Aber das Pferd geht eben vor. Ich liebe es ja.
Horrende Kosten. Unglaublich hoher Zeitaufwand. Insektenstiche, Knochenbrüche, Erfrierungen. Ärger mit Mitreiter, Stall schon zum zehnten Mal gewechselt, aber hauptsache Paddockbox, dann fahr ich eben 40 km.
Die Liste ist noch sehr lange fortzusetzen.
Ja, auch ich bin Reiter.
Aber meine Frage geht an euch:
WAS gibt euch die Reiterei, die Pferde, WARUM nehmt ihr all dieses auf euch?
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten.