Heeschen
Eine Fantasy-Story. Der erste Teil ist eine Mischung aus Epilog und Zusammenfassung ^.^
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Titel: Amadéa - Der Schatz des Phönix
Autor: Julia Heese
eMail: hof@heese-online.de
Teil: 1/?
Disclaimer: Figuren und die Welt, in der die Geschichte im Laufe der Kapitel spielen wird selbst erfunden
Warning: Evtl. Charaktertod
Rating: Etwa ab 13 Jahren.
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Sarah war eine ganz normale, junge Frau. Mit ihren siebzehn Jahren besuchte sie dir dreizehnte Klasse eines Gymnasiums. Bald würde sie ihr Abitur machen und anschließend eine Ausbildung zur Bankkauffrau starten.
Das war ihr Lebensplan, den sie schon in der neunten Klasse geschmiedet hatte.
Immer wieder hatte sie auf diesem Weg Hindernisse überwinden müssen. Besonders ihre Eltern hatten ständig versucht, sie davon abzubringen. Beide hatten Medizin studiert und unterhielten seit Jahren ihre eigene Praxis. Die gesamte Familie bestand aus Ärzten und Sarah hatte diese Tradition vortführen sollen. Doch sie hatte ihren eigenen Kopf und tanzte selten nach der Pfeife anderer Menschen.
Sarah war schon immer sehr ehrgeizig gewesen. Wenn andere Mädchen ihres Alters sich auf Partys besoffen, ging sie lieber auf den nahegelegenen Reiterhof, zu ihrem Pferd.
Von Mitschülern wurde sie nicht selten als Streberin verspottet, doch die Lernereri zahlte sich aus.
Wenn man von diesen Sachsen absah, war Sarah eine ganz normale, junge Frau. Bis zu einem Tag, der ihr ganzes Leben verändern sollte ...
Kapitel 1
Die weißen, kahlen Wände des Krankenhauses hoben Sarahs Laune nicht wirklich. Die große, braunhaarige Siebzehnjährige wippte unruhig mit ihrem Fuß. Sie saß neben ihren Eltern - zwei Ärzten in den Vierzigern - auf den unbequemen Plastikstühlen.
Die Stille war drückend. Dabei war es gar keine richtige Stille. Hektisches Treiben herrschte in der Notaufnahme.
Ärzte, Schwestern und andere Menschen, die Sarah nicht zuordnen konnte liefen hin und her. Doch sie und ihre Eltern sagten kein Wort. Vor kurzer Zeit erst hatte der Vater von Sarahs Mutter einen Herzinfarkt erlitten. Sofort hatte Sarah, die mit ihm alleine gewesen war, den Notarzt verständigt und danach ihre Eltern angerufen.
Seit zehn Minuten saßen sie nun hier, doch Sarah kam es vor, als wären es Stunden.
Sie hatte ihren Großvater schon immer sehr gern gehabt. Er war einer der wenigen in Sarahs Familie, der wenigstens versuchte, sie zu verstehen - es gelang ihm fast immer. Und er verstand sich darin, seine Enkelin aufzuheitern.
Das waren nur zwei Gründe, warum Sarah so gerne bei ihm war. Bei der Ersten Hilfe hatten die Notärzte sein Herz zwar wieder zum Schlagen gebracht, doch sein Zustand war sehr labil gewesen, sodass noch immer Lebensgefahr bestand.
Seit sie hier saß, wünschte sie sich, dass ein Arzt auf sie zukommen und ihnen sagen würde, dass ihr Großvater über den Berg sei und nur zur Beobachtung noch ein paar Tage bleiben musste.
Sarah sah auf. Ihre Mutter war aufgestanden und redete mit einer der Schwestern. Doch die schien ihr nicht weiter zu helfen - ob sie nun nicht konnte oder nicht durfte, wusste Sarah nicht.
Sie sah sich kurz um. Überall kranke und verletzte Menschen. Sie hasste Krankenhäuser. Ein Mann, mit einem blutgetränkten Handtuch um die Hand, kam durch den Eingang gestolpert. Sofort liefen einige Ärzte auf ihn zu. Sarah konnte nicht beobachten, was weiter passierte, denn ihr Vater war aufgestanden und Sarahs Herz begann zu rasen, als sie den Grund erkannte: ein Arzt kam auf sie zu. Seiner Miene konnte man nichts entnehmen.
Sarahs Eltern gingen zu dem Arzt. Auch Sarah wollte gehen, doch ihre Muskeln wollten ihr einfach nicht gehorchen. Doch als ihre Mutter sich leichenblass umdrehte, wusste sie die Mitteilung des Arztes.
Sie begann zu zittern. Warum ihr Großvater? Warum gerade jetzt? Eine Woche vor Heilig Abend - ihrem Geburtstag. Sie merkte kaum, dass ihr Tränen die Wangen hinunterliefen.
"Ich geh' nach Hause." Ihre eigene Stimme drang nur schwach in ihr Bewusstsein. Ob ihre Eltern etwas sagten oder nicht, wusste Sarah nicht, doch sie hielten sie nicht auf - Sarah war ihnen dankbar dafür. Sie nahm ihre Umgebung wie durch einen Schleier wahr, doch den Weg zu dem familiären Anwesen in der noblen Gegend, konnte sie im Schlaf gehen.
Das Grundstück war groß, zwei Doppelhaushälften und ein Garten befanden sich dort. In der einen Doppelhaushälfte wohnte Sarah mit ihren Eltern, in der anderen ihr Großvater ...
Ohne es selber wirklich zu bemerken, schloss Sarah die Tür auf, die in die Hälfte des Hauses führte, die ihrem Großvater gehörte. Das Haus war hell und modern eingerichtet - es sah ganz und gar nicht so aus, als hätte hier ein siebzig-jähriger Witwer gelebt.
Sarah zog ihre Turnschuhe aus - ihr Großvater hatte es nicht gerne gehabt, wenn man mit Straßenschuhen in seinen Vier Wänden herumlief. Langsam ging sie durch die Diele ins Wohnzimmer. Dort war alles so, wie sie es verlassen hatte. Das Telefon lag neben der Ladestation. Sarah stöpselte es aus.
Kein Anschluss unter dieser Nummer, dachte sie und eine Träne lief ihr die Wange hinunter. In silber-grauen Rahmen hingen Bilder an der Wand und standen auf den Regalen und Schränken.
Sarah nahm eines der Bilder in die Hand und ließ sich auf die Couch sinken. Auf dem Foto war sie mit ihrem Großvater abgebildet. Es war bei einem gemeinsamen Urlaub in Spanien aufgenommen worden.
Fünf Jahre war das nun schoon her. Sarah musste schlucken und stellte das Bld an seinen angestammten Platz. Dann ging sie weiter - in das Arbeitszimmer. Die Wanduhr war stehen geblieben. Fünf Minuten, bevor das Herz ihres Großvaters aufgehört hatte zu schlagen ...
Sarah wandte sich mit einem leisen Schluchzer ab. Auf dem Schreibtisch herrschte ein herrloses Durcheinander. Wie so oft. Sarah lächelte und strich mit den Fingerspitzen über einen Stapel Papier und Mappen.
Plötzlich fiel ihr ein Brief ins Auge. Er lag neben dem Füller ihres Großvaters. In großen Druckbuchstaben war mit schwarzer Tinte ihr Name aufgeschrieben.
Für mich?, dachte sie recht verwirrt.
Sie nahm den Brief und machte Anstalten, ihn zu öffnen, als die Stimme ihres Vaters sie aus einer Art Trance in die Wirklichkeit zurückholte. Plötzlich hörte sie wieder das viel zu laute Zwitschern der Vögel und der gedämpfte Lärm der Autos drang an ihr Ohr.
Schnell versteckte Sarah den Brief in ihrer Jackentasche und drehte sich zu ihrem Vater um.
"Komm Sarah, wir gehen nach Hause.", sagte der und streckte seine Hand aus, als wolle er ihre ergreifen.
Sarah jedoch ging an ihm vorbei, ins Wohnzimmer, in die Diele, aus dem Haus.
Sie wollte nie wieder in dieses Haus. Zu viele Erinnerungen waren in jeden einzelnen Raum. Sie hörte, wie ihr Vater die Tür schloss, doch sie blieb nicht stehen. Ohne ein Wort zu verlieren ging sie mit starrem Blick durch die Eingangstür und die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Durch das Fenster sah sie, dass die Nachbarin zu ihrem Haus starrte. Diese neugierige Ziege, dachte Sarah und Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Rasch blinzelte sie, um nicht zu weinen. Sie zog ihre Jacke aus, stellte die Schuhe an die Seite und legte sich vollständig angezogen aufs Bett.
Obwohl es nicht sehr spät war, fühlte sie sich sehr müde. Schon nach wenigen Minuten war sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.