Raimondo
Habe mich mal wieder dazu entschlossen etwas zu schreiben, doch brauche dringend Meinungen dazu von anderen. So stell ichs mal hier rein. Hab jetzt die ganze Geschichte neu umgeschrieben das mir irgendwie nicht so gepasst hat
Und jetzt gehts endlich wieder zum schreiben, hatte ne art blockade^^
Prolog
„Ein kalter Windhauch strich durch Zolays Haar als, diese mit vor Angst geweiteten Augen durch den Wald schritt. Grauer Nebel umhüllte ihre zierliche Gestalt. Gelenkt von einer unsichtbaren Kraft bog das Mädchen bei einer grossen Tanne ab. Da stand es. Das Unbekannte, in schwarz gekleidete Wesen. Die gewetzten Messerspitzen, die an Stelle der Hände hervorragten, spiegelten sich im schwachen Mondlicht. Da hob es den Kopf und Zolay erkannte etwas grauenvolles, welches ihr doch bekannt vorkam....“
Kapitel 1(kommt noch mehr^^)
Langsam, aber stetig fielen die Schneeflocken vom grauen Himmel. Über die grüne Wiese legte sich eine weisse Decke. Wie gerne wäre sie nach draussen gegangen und hätte mit dem Schnee gespielt. Doch nein, das gehörte sich nicht für eine Sechzehnjährige. Mit sechzehn gehörte eine Jugendliche wie Zolay schon zur Gesellschaft und niemand würde so ein kindliches Verhalten dulden. Seufzend wandte das Mädchen sich vom vereisten Fenster ab. Wenige Tage zuvor war im alten Haus gegenüber eine neue Familie eingezogen. Vor ihr lag das gelbliche Pergament, welches sie schon vor einer Stunde hätte beschriften sollte. Doch was sollte Zolay jemandem schreiben, den sie nicht kannte? Wahrscheinlich waren diese neuen Nachbarn eingebildete Schnösel und würden auf jeden einzigen Schreibfehler oder auf die Wahl ihrer Worte achten. Mit einer Kopfbewegung warf sie ihr seidig braunes Haar zurück und begann nun doch zu schreiben:
15. Januar
Sehr geehrte Nachbarn. Am Abend des 3. Februars würden wir Sie sehr gerne zu unserem alljährlichen Ball einladen. Von Nöten ist nur angemessene Kleidung. Die diesjährige Kleidungsfarbe ist eisblau.
Herzliche Grüsse senden Ihnen Ihre neuen Nachbarn Zurak, Lukyria und Zolay Sariol
Ja, das klang gut, so würde Zolay es zum Haus der Nachbarn hinüberschicken. Wieder ärgerte sie sich darüber, dass sie die ältere von Zurak’s Töchtern war. Lukyria war erst dreizehn. So musste sie alles Förmliche erledigen, da ging kein Weg dran vorbei. Schnell verschloss das schmächtige Mädchen den eisblauen Umschlag mit dem Siegel der Sariols, einem schlichten Hufeisen und einem S in der Mitte. Zwei smaragdgrüne, kleine Raxore standen schon bereit. Mit nur einem dieser Drachentiere wäre das ganze zu gefährlich, zu zweit würden sie den Brief sicherlich nicht verlieren. Geschwind befestigte ich die zwei dünnen Schnüre des Umschlags an den jeweiligen Pferdebeinen der Raxore. Die Tiere, die etwa die Grösse einer Handfläche besassen, wussten wohin es geht. Zolay schickte schon seit Jahren Post zum Haus in dem nun die Familie Dulay wohnte. Früher lebte darin noch eine alte Dame, mit der Zolays Vater Zurak immer viel Kontakt hatte. Schon waren die Tiere auch weg, als sie das Fenster geöffnet hatte. „Geschafft.“, dachte sie erleichtert, ehe sie das dünne Glasfenster zuschlug, um nicht noch mehr Wärme entweichen zu lassen. Hier in dem kleinen Haus hatten sie nur eine kleine Feuerheizung. So war es klar, dass es in den oberen Kammern nicht so warm wie in der Küche war. Leider hatte sie ihr Zimmer im oberen Geschoss. Lukyria durfte im unteren Stockwerk, direkt in dem Zimmer neben des Feuer schlafen. Dort war es schön angenehm und warm. Ein Gefühl der Wut stieg in ihr hoch, doch sie unterdrückte es schnell. Lukyria war nicht schuld daran, bevorzugt zu werden. Wohl war sie ,Zolay, die Schuldige. „Ich habe mich schliesslich nicht gut genug um meine Mutter gekümmert, als sie auf dem Sterbebett lag....“, schoss ihr in solchen Situationen immer wieder durch den Kopf. Deswegen hatte ihr Vater ihrer Meinung nach genug Grund um sie weniger gut zu behandeln.
Leise öffnete sie die quietschende Holztüre und schlich aus ihrem Zimmer. Schon war sie vorsichtig die alten Holztreppen hinunter geschlichen, damit das Geräusch ihren Vater nicht aufmerksam machen liess. Wenigstens einmal wollte sie den Neuschnee berühren. Geschwind hatte sie ihre groben Lederschuhe angezogen und ging hinaus in die eisige Kälte. Im schlichten, braunen Stoffkleid stand sie mitten im Schnee. Zolay ignorierte das Zittern ihres Körpers und trat tiefer hinaus. Die beissende Kälte vertrieb jeden Selbstzweifel und jeden Gedanken aus ihrem Kopf. Wie das gut tat.
„Ist das bei euch in Umbrenga so Brauch? Ohne warme Kleidung bei grösster Kälte aus dem Haus zu gehen?“ fragte plötzlich eine hohe Stimme aus dem Hintergrund. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah sich um. Eine Gruppe von fünf Menschen unterschiedlichsten Alters stand vor dem Gartentor und beobachtete sie. „Ähm...ich...nein...sie müssen unsere neuen Nachbarn sein?“ stotterte sie unkontrolliert. Wenn ihr Vater davon erfuhr...er würde sie sofort aus dem Haus schmeissen, ich war ja so oder so schon alt genug. Schnell hüpfte sie auf den steinigen Weg, welcher nicht mit Schnee bedeckt war.
Die Frau antwortete: „Ja, die sind wir. Wir haben eben eure Einladung zum Ball bekommen und wollten und dafür bedanken.“ Das Mädchen nickte schnell und nuschelte verlegen: „Kommen Sie doch bitte herein.“ Mit einer kleinen Geste öffnete sie die Tür und huschte herein. Gerade als alle im Haus waren, kam ihr Vater um die Ecke. „Zolay, was hattest du draussen zu su...“ donnerte Zurak in gewohnt hoher Lautstärke los, ehe er die Gäste entdeckte. „Oh, guten Tag. Entschuldigen sie, ich habe sie nicht gesehen.“ Mit einem unmissverständlichen Blick sandte er Zolay auf ihr Zimmer. Gesenkten Hauptes huschte sie die Holzstufen hoch.
Oben angekommen blieb sie am Treppenansatz stehen und lauschte. „Ich nehme an, Sie sind die neuen Nachbarn? Dann herzlich willkommen. Mein Name ist Zurak Sariol. Was führt sie zu uns?“ hörte ich die gedämpfte Stimme meines Vaters. „Vielen Dank für diese nette Begrüssung. Ja, wir sind die Familie Dulay. Wie Sie wahrscheinlich schon wissen sind wir aus Rawick hier her gereist. Ich muss schon sagen, hier sieht es genau gleich aus wie dort.“ , antwortete die hohe Stimme der Frau. Anscheinend war dies die Mutter. Mehr konnte sie nicht hören, denn Lukyria tauchte hinter ihr auf. „Was tust du denn da Zolay?“ fragte die hochgewachsene Blondine hinterlistig. „Du lauschst doch nicht etwa?“ Ohne ihr zu antworten verschwand Zolay schnell in ihrer Kammer. Für Lukyria hatte sie nun wirklich keine Nerven. Sie hörte wie Lukyra die Treppen langsam, wie gewöhnlich sehr elegant hinabstieg.
Mit einem Seufzer wandte sie sich dem kleinen, hölzernen Schreibtisch zu, um ihr Tintenfass in der Schublade verschwinden zu lassen. Draussen wurde es langsam dunkel und das Licht des Sonnenuntergangs wurde vom Schnee reflektiert. Von unten hörte sie die Haustüre auf- und wieder zufallen. Die Familie war gegangen.
Nach einer halben Ewigkeit, die sie vor dem Fenster verbracht hatte, entschloss sie sich schlafen zu gehen. Das grosse, weisse Nachthemd, welches sie sich überzog, war das Einzige was ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Wie immer, wenn sie darüber nachdachte, machte sich in ihrer Umgebung eine dunkle Aura breit. Sie selbst bemerkte nichts davon. Doch schnell waren die Gedanken an die erst vor drei Jahren Verstorbene vergessen und das Mädchen stieg ins kalte, harte Bett.
Depressionen schlichen sich wieder in ihren Kopf. Nie hatte ihr jemand Liebe entgegen gebracht, nicht einmal Hass hatte es für sie gegeben. Zolay kam sich vor wie ein Objekt, welches nun mal da ist, um das sich niemand kümmerte. Mit zwei Decken zugedeckt schloss sie die grünen Augen.
In allen anderen drei Jahreszeiten begleitete sie das Rauschen des Flusses, welcher unter dem Haus durchfloss, in den Schlaf. Doch im Winter war alles still, der Fluss war gefroren. Eben diese Stille verursachte immer wieder schlaflose Nächte und seltsame Albträume. Es war als ob der Fluss ihr eine Art Sicherheit gab. Genau gesagt wollte sie auch nicht herausfinden, woher diese Träume kamen, sie wollte sie einfach nur loswerden...
Die ruhige Nacht wurde durch einen markerschütternden Schrei durchbrochen.
Wieder war es da, das unbekannte Wesen welches sie regelmässig im Schlaf heimsuchte. Das Gesicht verborgen und mit gewetzten Messern begegnete es ihr an einer dunklen Ecke eines ihr völlig unbekannten Waldes. In Umbrenga gab es nicht mal Wälder. Zum Glück wachte sie immer an dieser Stelle auf und verfiel darauf in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.
Nervös wischte sie sich den Schweiss von der Stirn. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als durch das Fenster ein Schatten sichtbar wurde. Es sah aus als ob etwas auf dem Stuhl in der Ecke sass. Ihr war nicht bewusst ob dies Wirklichkeit oder Traum war. So lag sie in der Dunkelheit, das Herz bis zum Hals schlagend.
Aber auch diese Nacht hatte ein Ende und Zolay erwachte früh aus einem minder guten Schlaf. Gähnend rappelte sie sich auf. Ihr Rücken schmerzte vom Liegen auf der Holzpritsche. Man sollte doch meinen ihr Körper hätte sich seit drei Jahren langsam daran gewöhnt. Draussen wurde es erst gerade hell. Da kam ihr eine verlockende Idee. Zwar war diese Tätigkeit etwas sonderlich, aber ihr war das egal. So huschte sie aus ihrem Zimmer, die Treppe hinab und zur Tür hinaus. Dies alles nur mit Nachthemd bekleidet. Wie eiskalte Pfeilspitzen fühlte sich der in der Nacht höher gewordene Schnee an ihren Beinen an. Ohne mit der Wimper zu zucken marschierte sie weiter. Schnell war auch schon das Gartentor geöffnet und das Mädchen schlenderte im Tiefschnee der nicht mehr zu erkennenden Strasse entlang.
Nach zwei Minuten kam es am Haus der Dulays an. Aus dem Kamin kam kein Rauch. „Also ist wohl noch niemand wach..“schlussfolgerte sie daraus. Zolay lehnten sich an den weissen Holzzaun, den der Garten umgab.
Hufgeklapper riss sie aus ihrer Trance. Wie lange stand sie schon hier im Schnee? Sie konnte es nicht sagen. Doch woher kam dieses Geräusch? Sie blickte sich suchend um, doch sie sah ausschliesslich weiss. Trotzdem entschied sie sich, nach Hause zu gehen, besser gesagt zur alltäglichen Arbeit. Schliesslich wollten ihr Vater und ihre Schwester Frühstück auf dem Tisch haben, wenn sie erwachten.
Zur gleichen Zeit sprach der schwarzhaarige Junge beruhigend auf das Einhorn ein. Er hatte es am Tag seiner Abreise in Rawick gefunden und im Stall bei den Pferden versteckt. Niemand wusste davon und so sollte es auch bleiben. Der Name des Jungens war Delior. Seine grosse, gut gebaute Gestalt beugte sich nach unten, um dem Einhorn die Hufe zu säubern. Protestierend schlug dieses auf den Boden und machte dabei grossen Radau. Die vier Pferde in den Boxen fingen ebenfalls an herum zu scharren. Immerhin hatten sie noch kein Futter bekommen. Seufzend gab Delior auf und führte das edle, schneeweisse Tier zurück in sein Versteck, welches hinter den grossen, mit Schnee bedeckten Büschen lag. Solange es Winter war, würde niemand das pferdeähnliche Wesen entdecken. „Bis der Schnee weg ist, bin ich sowieso schon lange weg.“, weissagte der 17-jährige Junge. Seinen Abgang hatte er schliesslich schon lange geplant. Er hatte vor die Einhornstute, welche er Elentari getauft hatte, einzureiten und dann mit ihr nach Floresta abzuhauen. Dort würde er sich eine schöne Hütte inmitten des üppigen Waldes bauen und erst mal dort leben. Hier hielt ihn nichts mehr. Seine Eltern waren der Meinung, er würde es zu nichts bringen und wollten ihn zu seinen Verwandten zurück nach Rawick schicken, doch dies wollte er auf keinen Fall.
Ohne gesehen zu werden schlich er sich wieder ins Haus und legte sich in sein Bett.

Prolog
„Ein kalter Windhauch strich durch Zolays Haar als, diese mit vor Angst geweiteten Augen durch den Wald schritt. Grauer Nebel umhüllte ihre zierliche Gestalt. Gelenkt von einer unsichtbaren Kraft bog das Mädchen bei einer grossen Tanne ab. Da stand es. Das Unbekannte, in schwarz gekleidete Wesen. Die gewetzten Messerspitzen, die an Stelle der Hände hervorragten, spiegelten sich im schwachen Mondlicht. Da hob es den Kopf und Zolay erkannte etwas grauenvolles, welches ihr doch bekannt vorkam....“
Kapitel 1(kommt noch mehr^^)
Langsam, aber stetig fielen die Schneeflocken vom grauen Himmel. Über die grüne Wiese legte sich eine weisse Decke. Wie gerne wäre sie nach draussen gegangen und hätte mit dem Schnee gespielt. Doch nein, das gehörte sich nicht für eine Sechzehnjährige. Mit sechzehn gehörte eine Jugendliche wie Zolay schon zur Gesellschaft und niemand würde so ein kindliches Verhalten dulden. Seufzend wandte das Mädchen sich vom vereisten Fenster ab. Wenige Tage zuvor war im alten Haus gegenüber eine neue Familie eingezogen. Vor ihr lag das gelbliche Pergament, welches sie schon vor einer Stunde hätte beschriften sollte. Doch was sollte Zolay jemandem schreiben, den sie nicht kannte? Wahrscheinlich waren diese neuen Nachbarn eingebildete Schnösel und würden auf jeden einzigen Schreibfehler oder auf die Wahl ihrer Worte achten. Mit einer Kopfbewegung warf sie ihr seidig braunes Haar zurück und begann nun doch zu schreiben:
15. Januar
Sehr geehrte Nachbarn. Am Abend des 3. Februars würden wir Sie sehr gerne zu unserem alljährlichen Ball einladen. Von Nöten ist nur angemessene Kleidung. Die diesjährige Kleidungsfarbe ist eisblau.
Herzliche Grüsse senden Ihnen Ihre neuen Nachbarn Zurak, Lukyria und Zolay Sariol
Ja, das klang gut, so würde Zolay es zum Haus der Nachbarn hinüberschicken. Wieder ärgerte sie sich darüber, dass sie die ältere von Zurak’s Töchtern war. Lukyria war erst dreizehn. So musste sie alles Förmliche erledigen, da ging kein Weg dran vorbei. Schnell verschloss das schmächtige Mädchen den eisblauen Umschlag mit dem Siegel der Sariols, einem schlichten Hufeisen und einem S in der Mitte. Zwei smaragdgrüne, kleine Raxore standen schon bereit. Mit nur einem dieser Drachentiere wäre das ganze zu gefährlich, zu zweit würden sie den Brief sicherlich nicht verlieren. Geschwind befestigte ich die zwei dünnen Schnüre des Umschlags an den jeweiligen Pferdebeinen der Raxore. Die Tiere, die etwa die Grösse einer Handfläche besassen, wussten wohin es geht. Zolay schickte schon seit Jahren Post zum Haus in dem nun die Familie Dulay wohnte. Früher lebte darin noch eine alte Dame, mit der Zolays Vater Zurak immer viel Kontakt hatte. Schon waren die Tiere auch weg, als sie das Fenster geöffnet hatte. „Geschafft.“, dachte sie erleichtert, ehe sie das dünne Glasfenster zuschlug, um nicht noch mehr Wärme entweichen zu lassen. Hier in dem kleinen Haus hatten sie nur eine kleine Feuerheizung. So war es klar, dass es in den oberen Kammern nicht so warm wie in der Küche war. Leider hatte sie ihr Zimmer im oberen Geschoss. Lukyria durfte im unteren Stockwerk, direkt in dem Zimmer neben des Feuer schlafen. Dort war es schön angenehm und warm. Ein Gefühl der Wut stieg in ihr hoch, doch sie unterdrückte es schnell. Lukyria war nicht schuld daran, bevorzugt zu werden. Wohl war sie ,Zolay, die Schuldige. „Ich habe mich schliesslich nicht gut genug um meine Mutter gekümmert, als sie auf dem Sterbebett lag....“, schoss ihr in solchen Situationen immer wieder durch den Kopf. Deswegen hatte ihr Vater ihrer Meinung nach genug Grund um sie weniger gut zu behandeln.
Leise öffnete sie die quietschende Holztüre und schlich aus ihrem Zimmer. Schon war sie vorsichtig die alten Holztreppen hinunter geschlichen, damit das Geräusch ihren Vater nicht aufmerksam machen liess. Wenigstens einmal wollte sie den Neuschnee berühren. Geschwind hatte sie ihre groben Lederschuhe angezogen und ging hinaus in die eisige Kälte. Im schlichten, braunen Stoffkleid stand sie mitten im Schnee. Zolay ignorierte das Zittern ihres Körpers und trat tiefer hinaus. Die beissende Kälte vertrieb jeden Selbstzweifel und jeden Gedanken aus ihrem Kopf. Wie das gut tat.
„Ist das bei euch in Umbrenga so Brauch? Ohne warme Kleidung bei grösster Kälte aus dem Haus zu gehen?“ fragte plötzlich eine hohe Stimme aus dem Hintergrund. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah sich um. Eine Gruppe von fünf Menschen unterschiedlichsten Alters stand vor dem Gartentor und beobachtete sie. „Ähm...ich...nein...sie müssen unsere neuen Nachbarn sein?“ stotterte sie unkontrolliert. Wenn ihr Vater davon erfuhr...er würde sie sofort aus dem Haus schmeissen, ich war ja so oder so schon alt genug. Schnell hüpfte sie auf den steinigen Weg, welcher nicht mit Schnee bedeckt war.
Die Frau antwortete: „Ja, die sind wir. Wir haben eben eure Einladung zum Ball bekommen und wollten und dafür bedanken.“ Das Mädchen nickte schnell und nuschelte verlegen: „Kommen Sie doch bitte herein.“ Mit einer kleinen Geste öffnete sie die Tür und huschte herein. Gerade als alle im Haus waren, kam ihr Vater um die Ecke. „Zolay, was hattest du draussen zu su...“ donnerte Zurak in gewohnt hoher Lautstärke los, ehe er die Gäste entdeckte. „Oh, guten Tag. Entschuldigen sie, ich habe sie nicht gesehen.“ Mit einem unmissverständlichen Blick sandte er Zolay auf ihr Zimmer. Gesenkten Hauptes huschte sie die Holzstufen hoch.
Oben angekommen blieb sie am Treppenansatz stehen und lauschte. „Ich nehme an, Sie sind die neuen Nachbarn? Dann herzlich willkommen. Mein Name ist Zurak Sariol. Was führt sie zu uns?“ hörte ich die gedämpfte Stimme meines Vaters. „Vielen Dank für diese nette Begrüssung. Ja, wir sind die Familie Dulay. Wie Sie wahrscheinlich schon wissen sind wir aus Rawick hier her gereist. Ich muss schon sagen, hier sieht es genau gleich aus wie dort.“ , antwortete die hohe Stimme der Frau. Anscheinend war dies die Mutter. Mehr konnte sie nicht hören, denn Lukyria tauchte hinter ihr auf. „Was tust du denn da Zolay?“ fragte die hochgewachsene Blondine hinterlistig. „Du lauschst doch nicht etwa?“ Ohne ihr zu antworten verschwand Zolay schnell in ihrer Kammer. Für Lukyria hatte sie nun wirklich keine Nerven. Sie hörte wie Lukyra die Treppen langsam, wie gewöhnlich sehr elegant hinabstieg.
Mit einem Seufzer wandte sie sich dem kleinen, hölzernen Schreibtisch zu, um ihr Tintenfass in der Schublade verschwinden zu lassen. Draussen wurde es langsam dunkel und das Licht des Sonnenuntergangs wurde vom Schnee reflektiert. Von unten hörte sie die Haustüre auf- und wieder zufallen. Die Familie war gegangen.
Nach einer halben Ewigkeit, die sie vor dem Fenster verbracht hatte, entschloss sie sich schlafen zu gehen. Das grosse, weisse Nachthemd, welches sie sich überzog, war das Einzige was ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Wie immer, wenn sie darüber nachdachte, machte sich in ihrer Umgebung eine dunkle Aura breit. Sie selbst bemerkte nichts davon. Doch schnell waren die Gedanken an die erst vor drei Jahren Verstorbene vergessen und das Mädchen stieg ins kalte, harte Bett.
Depressionen schlichen sich wieder in ihren Kopf. Nie hatte ihr jemand Liebe entgegen gebracht, nicht einmal Hass hatte es für sie gegeben. Zolay kam sich vor wie ein Objekt, welches nun mal da ist, um das sich niemand kümmerte. Mit zwei Decken zugedeckt schloss sie die grünen Augen.
In allen anderen drei Jahreszeiten begleitete sie das Rauschen des Flusses, welcher unter dem Haus durchfloss, in den Schlaf. Doch im Winter war alles still, der Fluss war gefroren. Eben diese Stille verursachte immer wieder schlaflose Nächte und seltsame Albträume. Es war als ob der Fluss ihr eine Art Sicherheit gab. Genau gesagt wollte sie auch nicht herausfinden, woher diese Träume kamen, sie wollte sie einfach nur loswerden...
Die ruhige Nacht wurde durch einen markerschütternden Schrei durchbrochen.
Wieder war es da, das unbekannte Wesen welches sie regelmässig im Schlaf heimsuchte. Das Gesicht verborgen und mit gewetzten Messern begegnete es ihr an einer dunklen Ecke eines ihr völlig unbekannten Waldes. In Umbrenga gab es nicht mal Wälder. Zum Glück wachte sie immer an dieser Stelle auf und verfiel darauf in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.
Nervös wischte sie sich den Schweiss von der Stirn. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als durch das Fenster ein Schatten sichtbar wurde. Es sah aus als ob etwas auf dem Stuhl in der Ecke sass. Ihr war nicht bewusst ob dies Wirklichkeit oder Traum war. So lag sie in der Dunkelheit, das Herz bis zum Hals schlagend.
Aber auch diese Nacht hatte ein Ende und Zolay erwachte früh aus einem minder guten Schlaf. Gähnend rappelte sie sich auf. Ihr Rücken schmerzte vom Liegen auf der Holzpritsche. Man sollte doch meinen ihr Körper hätte sich seit drei Jahren langsam daran gewöhnt. Draussen wurde es erst gerade hell. Da kam ihr eine verlockende Idee. Zwar war diese Tätigkeit etwas sonderlich, aber ihr war das egal. So huschte sie aus ihrem Zimmer, die Treppe hinab und zur Tür hinaus. Dies alles nur mit Nachthemd bekleidet. Wie eiskalte Pfeilspitzen fühlte sich der in der Nacht höher gewordene Schnee an ihren Beinen an. Ohne mit der Wimper zu zucken marschierte sie weiter. Schnell war auch schon das Gartentor geöffnet und das Mädchen schlenderte im Tiefschnee der nicht mehr zu erkennenden Strasse entlang.
Nach zwei Minuten kam es am Haus der Dulays an. Aus dem Kamin kam kein Rauch. „Also ist wohl noch niemand wach..“schlussfolgerte sie daraus. Zolay lehnten sich an den weissen Holzzaun, den der Garten umgab.
Hufgeklapper riss sie aus ihrer Trance. Wie lange stand sie schon hier im Schnee? Sie konnte es nicht sagen. Doch woher kam dieses Geräusch? Sie blickte sich suchend um, doch sie sah ausschliesslich weiss. Trotzdem entschied sie sich, nach Hause zu gehen, besser gesagt zur alltäglichen Arbeit. Schliesslich wollten ihr Vater und ihre Schwester Frühstück auf dem Tisch haben, wenn sie erwachten.
Zur gleichen Zeit sprach der schwarzhaarige Junge beruhigend auf das Einhorn ein. Er hatte es am Tag seiner Abreise in Rawick gefunden und im Stall bei den Pferden versteckt. Niemand wusste davon und so sollte es auch bleiben. Der Name des Jungens war Delior. Seine grosse, gut gebaute Gestalt beugte sich nach unten, um dem Einhorn die Hufe zu säubern. Protestierend schlug dieses auf den Boden und machte dabei grossen Radau. Die vier Pferde in den Boxen fingen ebenfalls an herum zu scharren. Immerhin hatten sie noch kein Futter bekommen. Seufzend gab Delior auf und führte das edle, schneeweisse Tier zurück in sein Versteck, welches hinter den grossen, mit Schnee bedeckten Büschen lag. Solange es Winter war, würde niemand das pferdeähnliche Wesen entdecken. „Bis der Schnee weg ist, bin ich sowieso schon lange weg.“, weissagte der 17-jährige Junge. Seinen Abgang hatte er schliesslich schon lange geplant. Er hatte vor die Einhornstute, welche er Elentari getauft hatte, einzureiten und dann mit ihr nach Floresta abzuhauen. Dort würde er sich eine schöne Hütte inmitten des üppigen Waldes bauen und erst mal dort leben. Hier hielt ihn nichts mehr. Seine Eltern waren der Meinung, er würde es zu nichts bringen und wollten ihn zu seinen Verwandten zurück nach Rawick schicken, doch dies wollte er auf keinen Fall.
Ohne gesehen zu werden schlich er sich wieder ins Haus und legte sich in sein Bett.