Snowi
Eine kleine Schreibübung in Gestalt eines Deutsch-Projektes.
Ist unser Leben von Anfang an vorbestimmt?
- Ist unser Leben von Anfang an vorbestimmt? Eine interessante Frage, bei der ich vorwegnehmen muss, dass wir nicht in der Lage sind, sie eindeutig zu beantworten. Wir können uns nur den Kopf über sie zerbrechen, um anschließend eine, unsere, Meinung kund zu tun, die, mit der Anzahl der Menschen auf unserer Erde verglichen, doch nur die unwichtige eines einzelnen ist. Dennoch hält uns diese Tatsache nicht davon ab, uns Gedanken darüber zu machen, auf was unser Handeln, unser Denken und unser Fühlen zurückzuführen ist.
Ich beginne mit dem theologischen Denkansatz, denn dieser ist der am leichtesten zu Entkräftende. Die Gläubigen unter uns sollten diesen Absatz überspringen, anderenfalls könnten sie sich auf die Füße getreten fühlen. Schließlich ist ihrer Meinung nach jeder gottesfürchtige Mensch eine Marionette Gottes, deren freier Wille alles andere als frei ist, da er ja von Gott bestimmt wird. Eine etwas paradoxe Vorstellung, wenn man bedenkt, dass für manche Menschen ihr Glaube eine befreiende Wirkung hat, etwa wenn sie die Beichte nutzen, um sich von ihrer Schuld reinzuwaschen. Ich denke, diese Überlegung lässt sich schon allein durch das Argument der Reizbarkeit und des Reflexes niederschmettern - Entschuldigung an dieser Stelle an alle, die über eine solche Engstirnigkeit nur den Kopf schütteln können. Ich hatte sie gewarnt.
Fortfahren möchte ich mit der These, die eine Existenz des Schicksals, das nicht dem Wille Gottes unterliegt, bejaht, eine unerforschte Kraft, vergleichbar mit der der Anziehung oder der Elektrostatik, die außerhalb unseres Kosmosses agiert, also nicht ausschließt, aber auch gleichzeitig nicht den Einfluss der bekannten Naturgewalten leugnet, wie etwa unsere Kollegen aus der Kirche. Dafür spricht die Tatsache, dass die Evolution es so weit hat kommen lassen, dass sie Wesen hervorbringt, die mehr oder weniger selbstständig in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und nicht grundsätzlich so handeln, dass sie ihr Überleben damit sichern. Außerdem, dass bei einigen, wenn auch eher wenigen, Menschen so etwas wie Selbstlosigkeit zu erkennen ist. Dagegen spricht, dass diese Kraft, und es muss doch davon ausgegangen werden, dass es sich um eine Kraft handelt, irgendwelche Spuren hinterlassen müsste, würde sie wirken. Tut sie aber nicht. Deshalb gehe ich davon aus, dass auch diese These schwer zu beweisen ist.
Letztendlich gelangt man zu der enüchternden und schrecklich plausiblen Erklärung, die auf jahrelanger Forschung und vielen klugen Köpfen mit vielen noch klügeren Gedanken beruht. Der wissenschaftlichen. Und auch wenn es viele furchtbar langweilig und nicht besonders idealistisch finden werden, ich gehöre zu denen, die sie unterstützen. Führen wir uns die „Beweislage“ vor Augen, überlegen wir, wie sich die Verhaltensweisen des Menschen erklären lassen. Beginnen wir, wieder einmal ordentlich gegliedert, mit dem Handeln. Unser Handeln beruht, so glaube ich, so glaubt die Wissenschaft, auf Reizen und Reflexen. Ein Beispiel: Person X holt zum Schlag gegen Person Y aus. Person Y reißt, da Person X sie gereizt hat, aus Reflex die Arme vor das Gesicht. Klar soweit? Ich denke doch. Weiter geht es mit dem Denken. Unser Denken ist hauptsächlich damit beschäftigt, Entscheidungen zu treffen. Person X beispielsweise denkt darüber nach, wo sie Person Y schlagen soll. Auf die Nase vielleicht? Oder doch lieber in die Magengrube? Person X denkt darüber nach und da ihr Person Y gestern erzählt hat, dass sie unter Durchfall leidet, entscheidet sich Person X für die Magengrube. Unser Denken wird also zu einem großen Teil von Erfahrungen gelenkt, natürlich auch wieder von Reizen, weniger von Reflexen, aber vor allem von Erfahrungen. Zu guter Letzt beschäftigen wir uns noch mit dem Fühlen. Das ist so eine Sache. Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Person X beleidigt Person Y (nur zur Information für die, die mein Beispiel gerne ein bisschen ausführlicher dargestellt haben wollen: Person X wird gleich ihre Faust in die Magengrube von Person Y versenken, das hatten wir ja schon, vorher will sie sie noch ein bisschen seelisch verletzen), im weitesten Sinne wird Person Y gereizt, ihr Denken trifft die Entscheidung, sich, weil sie Erfahrung mit verletzt Werden hat, nicht von den Worten von Person X beeinflussen zu lassen, doch ihr Fühlen widerspricht und vermittelt sich Person Y als gekränkt. Denken und Fühlen sind also Gegenspieler, die nicht ohne- und nicht miteinander können und sich nicht unbedingt immer verstehen müssen.
So. Ist jetzt unser Leben von Anfang an vorbestimmt, ja oder nein? Nun, ich denke, dass es nicht vorbestimmt ist, aber dass es auch nicht frei von uns bestimmt werden kann. So traurig es ist, sind wir doch von unserer Umgebung abhängig und werden kontrolliert, wenn auch ich froh bin, dass ich niemanden in den Wolken da oben vermuten muss, der mich an einem seidenen Faden durch mein Leben schleust. Ich persönlich kann mich recht gut mit der Tatsache arrangieren, dass ich nicht die volle Verantwortung für meine Fehler tragen muss und mich gegebenfalls auf dieses nette Textchen hier berufen darf, denn wie zerstörerisch für unsere leicht verletzbare Seele wäre es denn, immerzu zuständig für alles zu sein und uns nicht damit herausreden zu können, dass Gott und die Welt, bevorzugt die Welt, uns dazu verleitet haben?