es wird eine fantasie geschichte und worum es genau geht,
erfährt man dann ja in dem nächsten kapitel.
* edit. Ist jetzt auch online.
Kapitel 1
Reste der Erinnerung
"Ich kann mich eigentlich an nichts mehr erinnern. Außer das tiefe, dunkle schwarze Loch, das..." Er unterbricht sich und bemüht sich vergebens, ihren Blick einzufangen. Und dann spricht er trotzdem weiter, denn er weiß, sie hört ihm zu - auch wenn sie ihn nicht ansieht.
"... dann plötzlich vor mir aufgetaucht ist, als ich gegen irgendetwas hartes schlug." Sie sieht ihn plötzlich mit runzelnder Stirn an und rückt etwas unruhig auf dem Hocker herum. Woher die plötzliche Nervosität kommt, weiß der Junge nicht. Doch er vermutet etwas geheimes, was sie ihm auf keinen Fall verraten möchte.
"Was ist?" Harkt er trotzdem nach und taxiert sie mit mürbem Blick. Er schafft es nicht, sich voll auf sie zu konzentrieren. Dafür ist er noch zu schwach und der Schmerz, der auf seinen Rippen lastet, noch zu groß. Genau, Qualen benebeln seine Gedanken. Vielleicht kehrt die Erinnerung ja dann auch zurück, wenn er keine Schmerzen mehr hat, fragt er sich heimlich und wartet noch immer auf eine Antwort.
"Nichts." Und da ist sie. Die Antwort. Doch er will sie ihr nicht glauben, denn ihre Reaktion war zu verschärft gewesen, als das nichts hätte sein können. Deshalb sieht er sie nun auch zweifelnd an und legt die Arme ausgestreckt an seine Seiten.
"Du weißt nichts, über das Vergangene?" Seine Stimme klingt misstrauischer denn je. Und wenn sie es merkte, musste sie wohl eine sehr gute Schauspielerin sein, die es plötzlich schaffte, die Wahrheit unter einer Maske zu verbergen. Doch wieso hatte sie es dann eben nicht getan? Eine weitere Sache, die den Jungen zum Grübeln anregte, doch das würde er ebenfalls in die Zukunft verschieben. Denn jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt.
"Nein, ich weiß nichts." Durchschneidet sie dann auch gleich seine Gedanken und erhebt sich. "Doch jetzt solltest du weiter schlafen. Oder es jedenfalls versuchen." Sie legt eine kurze Schweigepause ein und dreht sich nochmal kurz zu dem Kranken zurück, ehe sie sich dann zur Tür wendet. "Ich bringe dir dann etwas zu Essen vorbei und wenn du das noch nicht runter bekommst, mache ich dir einen Brei. Damit solltest du wohl keine Probleme haben." Meint sie noch mit sanfter Stimme und ist auch schon verschwunden.
Bumm, die Tür fällt wieder ins Schloss und somit ist der Junge unter sich. Oder zumindest glaubt er, dass es so ist.
"Sie verheimlicht mir bestimmt etwas... vielleicht ist dieses Geheimnis auch der Schlüssel zu meinen Erinnerungen." Murmelt er monoton vor sich hin und streicht sich durchs dichte, dunkle Haar. Wer ist er überhaupt? Wo ist er und vorallem, was war passiert? Das alles sind Fragen, die ihn beschäftigen. Und trotzdem bleiben sie unbeantwortet. Einerseits, weil er kaum einen klaren Gedanken fassen kann, andererseits, weil niemand da ist, der ihm antworten könnte und er selbst hatte seine Erinnerungen verloren.
Nicht zu wissen, wer er ist, ist schrecklich, findet der Junge. Noch nicht einmal seinen Namen kennt er, geschweigedenn seine Eltern. Und gerade seine Wurzeln, meint er zu sich selbst, findet er so besonders wichtig. Zwar weiß er nicht weshalb, doch irgendetwas in seinem Herzen sagt es ihm.
"Vielleicht weiß mein Herz auch noch mehr. Und dann könnte es mir auch helfen, meine richtige Existenz wieder zu finden." Er bemüht sich darum, auf seinen Brustkorb hinab zu schielen, doch so wirklich will es ihm nicht gelingen. "Doch wie kann ich mit meinem Herzen reden? Es spricht ja nur zu mir, wenn es es für richtig hält. Und sehr wahrscheinlich wird es gerade dann keine Lust auf eine Art von Konversation haben, wenn ich es will." Seine Stimme klingt murrend, ja, schon fast ärgerlich. Doch eigentlich kann er seinem Herzen ja keine Vorwürfe machen. Immerhin ist es nur eine Pumpe, die ihn mit Blut versorgt. - Nicht mehr und nicht weniger.
Er seufzt und startet einen Versuch, sich in dem Bett zu drehen. Doch die harte Feder schneidet ihm tief ins Fleisch, sodass er schnell wieder in die alte Position zurück kehrt. Obwohl sein Rücken davon ja schon schrecklich schmerzte. Aber man musste in dieser Hinsicht die eine Qual, gegen die andere abwiegen.
Und so kommt es, dass er die Hände wieder auf den alten, angestammten Platz legt und die Augen schließt. Noch einige Zeit huschen wirre Bilder in seinem Kopf herum, doch letztendlich überkommt ihn der Schlaf und lässt ihn in eine Traumwelt hinab gleiten, die er so noch nie bewusst erlebt hat. - Oder zumindest kann er sich nicht mehr daran erinnern.
Eine kleine Elfe springt da auf seinen Arm und sieht ihn lächelnd an. Er kennt auf einmal ihren Namen. Sie heißt Animé und dient unter Galeros. Der ist ein mächtiger, riesiger Drache. Die Spannweite seiner Flügel erreicht in ausgebreitetem Maße, eine volle Länge von 100 Metern. Das findet der Junge ziemlich gruselig, doch Animé beruhigt ihn mit ihrer sanften, engelsgleichen Stimme. Und doch ist sie eben eine Elfe. Klein, mit spitz geschnittenen Ohren und einer reinen, weißen Haut, die Elfenbein gleicht. "Er ist ein gescheiter Kerl und wir alle mögen ihn. Du magst ihn doch auch, weißt du nicht mehr?" Sie klettert lächelnd noch etwas näher an sein Ohr heran und legt ihre Hände dann wie zu einem Trichter geformt an ihren Mund, als wolle sie, dass nur er sie höre und dafür aber laut und deutlich. "Kannst du dich nicht mehr an die Flügel erinnern, die er dir schenken wollte? Aber dir sind sie ja nicht gewachsen!" Schimpft sie plötzlich vollkommen außer sich und lässt sich von seiner Schulter gleiten. Merkwürdigerweise scheint ihr Aufkommen beinahe geräuschlos zu sein. Oder die Ohren des Jungens sind geschädigt, doch das bestreitet er. Immerhin hatten sie soeben ja noch einwandfrei funktioniert.
Er legt die Stirn in Falten und beginnt vollkommen kopflos durch die Traumwelt zu spazieren. Animé folgt ihm lautlos, doch der Junge beachtet sie vorerst nicht. Trotz allem kommt ihm das alles hier bekannt vor. Obwohl er doch noch nie hier war? Obwohl er sich nicht einmal an so einen Traum erinnern kann! Wie ist das denn nur möglich?
Er findet keine Antwort und beschließt, sich nicht weiter in Gedanken einzugraben. Das würde ja doch wieder zu nichts führen.
Plötzlich steht er vor einer Tür und legt reaktionsartig seine Hand auf das kalt vermutete Holz. Doch nun, wo er es berührt, erwärmt es sich plötzlich. Es ist eine angenehme Wärme, fast so, als gehe sie von seinem Herz aus, aber gleichzeitig spürt er sie auch an jedem seiner Finger.
Mit einem klackenden Geräusch, springt die Tür aus dem Schloss und öffnet sich für den Jungen. Animé betrachtet das Treiben mit einem Lächeln. Doch sie erscheint keineswegs überrascht zu sein. Viel eher verrät ihr Blick etwas von Wissen ... oder von Gewohnheit.
Der Dunkelhaarige kann es nicht so wirklich deuten, obwohl er es gerne möchte.
Mit einem tiefen, fast selbstbemitleidendem Seufzer tritt er in das Steinhaus ein und dreht sich einmal um die eigene Achse. "Animé, wohne ich hier?" Fragt er, als er sich zu der kleinen Elfe umdreht. Die schaut ihn nur grinsend an und schüttelte verständnislos den Kopf. "Du bist heute ein riesiger Schussel! Oder willst du mich nur auf den Arm nehmen?" Harkt sie nach und stämmt die Arme in die Seiten, während sie ihn herausfordernd ansieht. Ihre Nase ist leicht gerümpft und die schmalen Wangenknochen erscheinen sich leicht zu röten - fast, als wäre es ihr unangenehm oder würde sie wütend machen. Doch der Junge hatte beides nicht beabsichtigt. Im Gegenteil. "Hmh." Macht er nur und dreht lässt den Blick durch den großen, braunen Raum gleiten. Von außen wirkte alles gar nicht so groß, doch hier drinnen glich die Wohnfläche einem halben Fußballfeld. "Und weißt du auch, wie ich heiße." Nun blickt ihm Animé nur herablassend entgegen. Ihr Gesicht verzieht sich zu einer Fratze, doch der Junge versucht es zu ignorieren. Er musste schließlich endlich erfahren, wer er war. Im Traum und in der Realität.
"Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Dass du hier wohnst und wie du heißt, weißt du ja wohl. Und ich weiß auch, dass du ..."
Plötzlich reißt der Dunkelhaarige die Augen auf. Irgendetwas hat ihn soeben aus Gedanken geschreckt. Und nach dem Bruchteil einer Sekunde weiß er auch, wer oder was es ist. - Die Frau, die sich so liebevoll um ihn sorgt. Sie ist wieder da und hat die Hand auf seine Stirn gelegt. Heftig schlagend prescht eine Ader der Stirn ihren Fingern entgegen. Und das beunruhigt sie, das sieht er sofort an ihren Gesichtszügen. Oh, wie durchschaubar im Vergleich zu der kleinen Elfe doch ist, denkt sich der Junge verächtlich und dreht den Kopf zur Seite. Doch sie schiebt ihn wieder zurück und schwenkt eine Teekanne vor ihm herum. "Du musst endlich etwas trinken. Im Schlaf, weißt du, hast du geredet. Das kann von deinem Wassermangel kommen." Sie stellt eine Tasse auf den kleinen runden Tisch, der neben dem Bett steht und füllt diese mit herrlich duftendem Früchtetee voll.
Sie hat also seine Worte gehört? Hält sie ihn nur für verrückt? Panik macht sich in ihm breit, der er versucht sie zu unterdrücken. Wenn ich nicht einmal das kann, bin ich wohl nicht besser als diese Frau. Und um Meilen schlechter als eine kleine Elfe, die mir gerade mal bis zum Knie reicht, feixt er verächtlich und starrt schnaubend auf die volle Tasse. "Ich trinke, wenn du draußen bist. Vorher trinke ich nicht." Die Blondine sah ihn verblüfft an und nickt dann gefügig. "Wenn du meinst..." Wispert sie nur schulterzuckend und dreht sich um, um den Raum zu verlassen. "Ist der Tee gesüßt?" "Nein." Erwidert sie nur monoton und er wundert sich nicht schlecht, über die plötzliche Kälte in ihrer Stimme. "Aber du musst ihn ungesüßt trinken, der Honig in den Vorräten ist knapp." Der Junge nickt nur und entlässt sie nun aus dem Zimmer. Obwohl sie es auch getan hätte, wenn er es nicht gewollt hätte. Doch so, kann er sich wenigstens an dem Gedanken erfreuen, irgendwem etwas befohlen zu haben. Und auch wenn er das irgendwie egoistisch und abnormal findet, gibt es ihm doch ein Gefühl, dass er nicht beschreiben kann. Und wieso nicht? - Vielleicht, weil ihm die Worte dazu fehlen oder der nötige Verstand.