Knopfloch
Eine kurzes Tiermärchen, erster Teil, zu mehr grad keine Lust/Ideen.
Es war einmal ein Esel, der verbrachte Tag um Tag damit, vor seinem Heuhaufen zu sitzen und zu fressen. Er war glücklich und zufrieden, aber tief im Innern fragte er sich: Ist das wirklich alles? Gibt es denn nicht mehr auf dieser Welt?
Manchmal hatte er schon den Entschluss gefasst, in die weite Welt hinaus zu traben. Doch stets hatten ihn nach wenigen Metern schon Zweifel gepackt. Was konnte nicht alles passieren außerhalb seiner gewohnten Umgebung? Stets hatte er einen Blick zurück zum Heu geworfen, stets einige Minuten geschwankt, ob er zurück in die Sicherheit gehen oder das alles hinter sich lassen sollte, und stets hatte das Gefühl der Sicherheit überwogen.
Aber je öfter der Esel solche Aufbrüche abbrach, desto unzufriedener wurde er mit seinem Leben, das er vor dem Heuhaufen fristete. So kann es doch nicht weitergehen, sagte er sich ein ums andere Mal, was ist das für ein Leben?
Eines Abends dann, er hatte gerade ein vorzeitiges Frühstück zu sich genommen, hörte der Esel ein Miauen in der ihn umgebenden Stille. Natürlich war er die Stimmen anderer Tiere gewohnt, tagsüber liefen einige um ihn herum. Er beachtete sie jedoch selten, sie lebten ihr Leben und er hatte seinen Heuhaufen. Aber dieses Miauen jetzt war so hell und klar und schallte so einsam durch die anbrechende Dunkelheit, dass der Esel nicht anders konnte als beim Kauen innezuhalten, den Kopf zur Seite zu neigen und die Ohren zu spitzen, bis er das Miauen geortet hatte. Beinahe magisch zog es ihn an, sein Interesse war geweckt, und obgleich es doch nur eine Tierstimme war, kaum ungewöhnlicher als die ihm bekannten, meinte er endlich einen Grund gefunden zu haben, um den Schutz des Heuhaufens zu verlassen und vorerst nicht mehr umzukehren. Ein Grund außerdem, der stärker war als jeder Gedanke an den Heuhaufen und stärker als jedes Verlangen, sich im Lauf umzudrehen und zurückzublicken.