Luthien
Ja, weil mein ICQ beschissen ist und ich zu faul bin eine Mail zu schreiben, stell ich mal wieder was von mir hier on - Krümel is schuld
Ist nicht lang, ist nicht gut, aber das einzige neue, das ich ausstellen mag.
Happy End
Mit einem tiefen Seufzer schloss ich das Buch, verweilte kurz, während ich unverwandt den roten Buchdeckel anstarrte, ehe ich mir gedankenverloren eine Zigarette ansteckte. Ich merkte kaum etwas vom ersten Zug, den ich tief in meine Lungen sog, kurz darauf in einem langen Seufzer wieder entliess. Ich legte das Buch beiseite, immer noch meinen Gedanken nachhängend. Es ist immer ein komisches Gefühl, die letzte Seite gelesen zu haben, am Schluss angelangt zu sein. Es hat dann etwas endgültiges, als würde sich ein Tor schliessen, das nie wieder aufgehen wird, selbst wenn man das Buch noch einmal lesen wird – nie wieder wird es dasselbe sein. Nie wieder diese Gefühle, die Erwartung, die Spannung. Niemals wieder würde ich mit den Personen mitfiebern können, denn ich kenne ihre Geschichte und weiss, dass sie glücklich endet.
Happy Ends – gibt es etwas Unbefriedigenderes als diese freudvollen Schlussstriche? Es gibt kein Ende im Leben, ausser womöglich den Tod. Aber wer weiss das schon? Man kann nicht in allen Bereichen des Lebens zugleich das höchste Glück erreichen, dafür ist es zu vielfältig. Es gibt so viel, das zu uns gehört, so viel, das schlecht laufen kann. Wir haben Freunde, Familie, unsere Feinde gehören zu unserem Leben, wie unsere Gesundheit, unser Gewissen, unsere Vergangenheit und Zukunft, wie die Gegenwart.
Womöglich gibt es diese Momente, diese kurzen, vergänglichen Augenblicke, in denen wir denken, unser Glück sei vollkommen, nicht zu übertreffen. Aber sie gehen vorüber, werden abgelöst von erneutem Leid, gefolgt von vielleicht grösserem Glück. Wer kann das schon sagen. Aber diese kleinen Momente, in denen wir denken, es wird immer so bleiben oder um die wir fürchten, sie gehen vorüber, sind jene, in denen die Bücher aufhören, denn die Menschen wollen glauben, dass es wahr ist. Sie wollen oder vielleicht müssen sie, darauf vertrauen, dass das unendliche Glück anzustreben möglich ist, denn wieso sonst sollten sie kämpfen? Weshalb sonst sollten wir jeden Tag wieder aufstehen, uns nach jedem Fall wieder aufraffen, wenn wir nicht tief in unseren Herzen die Hoffnung trügen, das wir es wahr machen können – die ewige Glückseeligkeit.
Ich beobachtete den blauen Rauch, der von meiner Zigarette empor stieg und den grauen, den ich aus meiner Lunge scheuchte. Wieso er wohl seine Farbe änderte?
Etwas ungelenk legte ich mich auf die hölzerne Parkbank, benutzte das Buch als Kopfkissen – äusserst praktisch die Dinger, vielfältig. Und kaum hatte ich die Augen geschlossen, fühlte ich feine Tröpfchen langsam auf mich niederfallen. Kein Grund, sich zu bewegen, nicht nötig, einen Unterstand zu suchen. Ich öffnete kurz die Augen, überflog den Himmel mit einem prüfenden Blick – nein, der Regen würde nicht anhalten, nicht heftig werden. Nur ein paar feine Tröpfchen, die ich nur wahrnahm, wenn sie meine blossen Hände, meinen entblössten Hals trafen.
Ich war nicht unglücklich, denn das war genau so unrealistisch, wie ein Happy End. Es gab Momente, da ging vieles daneben und ich bin sicher, sie werden wieder kommen, denn so ist das Leben. Aber niemals war ich gänzlich allein, immer gab es irgendwo ein Licht, mindestens einen Bereich, den ich unter Kontrolle hatte. Kontrolle war immer ein wichtiger Punkt in meinem Leben – wenn ich sie verlor, fühlte ich mich einsam, fühlte mich hilflos, ausgeliefert. Und zu jener Zeit, als ich auf der Bank lag, die Regentropfen auf meiner warmen Haut spürte, da wusste ich, dass ich sie verlieren würde, denn Liebe ist nicht zu kontrollieren. Etwas war anders, etwas war neu, nicht zu erklären. Ich hätte nicht behaupte wollen, es wäre ein neues Kapitel gewesen. Ein Leben ist kein Buch, es verfolgt nicht nur eine Linie, öffnet nicht immer nur ein Kapitel. So viele liegen offen da, so viele angefangen. Lange, kurze und solche, die niemals beendet werden weil sie, wie vielleicht manche Freundschaften, ewig halten. Wieso sollte es dann nur ein Ende geben?
Ich versuchte das viel zu nahe Rauschen der Autobahn auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Baggersees auszublenden, mich auf die klingenden Tropfen in den wenigen Ästen über mir zu konzentrieren, die so viel beruhigender waren, so viel mehr Geborgenheit versprachen.
Ein kalter Tropfen auf meinen Lippen liess mich aufschrecken. Ich war überrascht, dass ein einfaches Tröpfchen Wasser mich so hatte erschrecken können. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, achtete jetzt mehr darauf. Einige Berührungen fühlten sich an, als würden kleine Tierchen auf mir krabbeln, andere, wie ein zarter Windhauch, nicht mehr, als eine flüchtige Berührung. Aber alle waren sie kühl, als wollten sie mich wach rütteln, schien ich jeden einzelnen zu spüren, wahrzunehmen. Und doch konnte ich mich nicht rühren, wollte es geniessen, mich ihnen nicht entziehen.
Und so wartete ich. Wartete bis der Regen aufhörte, sich keines der Tröpfchen mehr auf meine nackte Haut verirrte, bevor ich mich aufrichtete, den Blick auf den aufgewühlten See, der niemals zur Ruhe kam. Meine Hand berührte den glatten Deckel des Taschenbuches. Ohne zu sehen, starrte ich es an, fühlte mit meinen Fingerspitzen, wie es unter deren Druck leicht nachgab, wie ich das wenige Wasser ungleichmässig darauf verteilte. Hübsche Geschichte, Happy End – aber nicht das Leben.

Ist nicht lang, ist nicht gut, aber das einzige neue, das ich ausstellen mag.
Happy End
Mit einem tiefen Seufzer schloss ich das Buch, verweilte kurz, während ich unverwandt den roten Buchdeckel anstarrte, ehe ich mir gedankenverloren eine Zigarette ansteckte. Ich merkte kaum etwas vom ersten Zug, den ich tief in meine Lungen sog, kurz darauf in einem langen Seufzer wieder entliess. Ich legte das Buch beiseite, immer noch meinen Gedanken nachhängend. Es ist immer ein komisches Gefühl, die letzte Seite gelesen zu haben, am Schluss angelangt zu sein. Es hat dann etwas endgültiges, als würde sich ein Tor schliessen, das nie wieder aufgehen wird, selbst wenn man das Buch noch einmal lesen wird – nie wieder wird es dasselbe sein. Nie wieder diese Gefühle, die Erwartung, die Spannung. Niemals wieder würde ich mit den Personen mitfiebern können, denn ich kenne ihre Geschichte und weiss, dass sie glücklich endet.
Happy Ends – gibt es etwas Unbefriedigenderes als diese freudvollen Schlussstriche? Es gibt kein Ende im Leben, ausser womöglich den Tod. Aber wer weiss das schon? Man kann nicht in allen Bereichen des Lebens zugleich das höchste Glück erreichen, dafür ist es zu vielfältig. Es gibt so viel, das zu uns gehört, so viel, das schlecht laufen kann. Wir haben Freunde, Familie, unsere Feinde gehören zu unserem Leben, wie unsere Gesundheit, unser Gewissen, unsere Vergangenheit und Zukunft, wie die Gegenwart.
Womöglich gibt es diese Momente, diese kurzen, vergänglichen Augenblicke, in denen wir denken, unser Glück sei vollkommen, nicht zu übertreffen. Aber sie gehen vorüber, werden abgelöst von erneutem Leid, gefolgt von vielleicht grösserem Glück. Wer kann das schon sagen. Aber diese kleinen Momente, in denen wir denken, es wird immer so bleiben oder um die wir fürchten, sie gehen vorüber, sind jene, in denen die Bücher aufhören, denn die Menschen wollen glauben, dass es wahr ist. Sie wollen oder vielleicht müssen sie, darauf vertrauen, dass das unendliche Glück anzustreben möglich ist, denn wieso sonst sollten sie kämpfen? Weshalb sonst sollten wir jeden Tag wieder aufstehen, uns nach jedem Fall wieder aufraffen, wenn wir nicht tief in unseren Herzen die Hoffnung trügen, das wir es wahr machen können – die ewige Glückseeligkeit.
Ich beobachtete den blauen Rauch, der von meiner Zigarette empor stieg und den grauen, den ich aus meiner Lunge scheuchte. Wieso er wohl seine Farbe änderte?
Etwas ungelenk legte ich mich auf die hölzerne Parkbank, benutzte das Buch als Kopfkissen – äusserst praktisch die Dinger, vielfältig. Und kaum hatte ich die Augen geschlossen, fühlte ich feine Tröpfchen langsam auf mich niederfallen. Kein Grund, sich zu bewegen, nicht nötig, einen Unterstand zu suchen. Ich öffnete kurz die Augen, überflog den Himmel mit einem prüfenden Blick – nein, der Regen würde nicht anhalten, nicht heftig werden. Nur ein paar feine Tröpfchen, die ich nur wahrnahm, wenn sie meine blossen Hände, meinen entblössten Hals trafen.
Ich war nicht unglücklich, denn das war genau so unrealistisch, wie ein Happy End. Es gab Momente, da ging vieles daneben und ich bin sicher, sie werden wieder kommen, denn so ist das Leben. Aber niemals war ich gänzlich allein, immer gab es irgendwo ein Licht, mindestens einen Bereich, den ich unter Kontrolle hatte. Kontrolle war immer ein wichtiger Punkt in meinem Leben – wenn ich sie verlor, fühlte ich mich einsam, fühlte mich hilflos, ausgeliefert. Und zu jener Zeit, als ich auf der Bank lag, die Regentropfen auf meiner warmen Haut spürte, da wusste ich, dass ich sie verlieren würde, denn Liebe ist nicht zu kontrollieren. Etwas war anders, etwas war neu, nicht zu erklären. Ich hätte nicht behaupte wollen, es wäre ein neues Kapitel gewesen. Ein Leben ist kein Buch, es verfolgt nicht nur eine Linie, öffnet nicht immer nur ein Kapitel. So viele liegen offen da, so viele angefangen. Lange, kurze und solche, die niemals beendet werden weil sie, wie vielleicht manche Freundschaften, ewig halten. Wieso sollte es dann nur ein Ende geben?
Ich versuchte das viel zu nahe Rauschen der Autobahn auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Baggersees auszublenden, mich auf die klingenden Tropfen in den wenigen Ästen über mir zu konzentrieren, die so viel beruhigender waren, so viel mehr Geborgenheit versprachen.
Ein kalter Tropfen auf meinen Lippen liess mich aufschrecken. Ich war überrascht, dass ein einfaches Tröpfchen Wasser mich so hatte erschrecken können. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, achtete jetzt mehr darauf. Einige Berührungen fühlten sich an, als würden kleine Tierchen auf mir krabbeln, andere, wie ein zarter Windhauch, nicht mehr, als eine flüchtige Berührung. Aber alle waren sie kühl, als wollten sie mich wach rütteln, schien ich jeden einzelnen zu spüren, wahrzunehmen. Und doch konnte ich mich nicht rühren, wollte es geniessen, mich ihnen nicht entziehen.
Und so wartete ich. Wartete bis der Regen aufhörte, sich keines der Tröpfchen mehr auf meine nackte Haut verirrte, bevor ich mich aufrichtete, den Blick auf den aufgewühlten See, der niemals zur Ruhe kam. Meine Hand berührte den glatten Deckel des Taschenbuches. Ohne zu sehen, starrte ich es an, fühlte mit meinen Fingerspitzen, wie es unter deren Druck leicht nachgab, wie ich das wenige Wasser ungleichmässig darauf verteilte. Hübsche Geschichte, Happy End – aber nicht das Leben.