ok, ich hab mich bemüht, auf die Kritik einzugehen und sie zu verbessern. Hier und da blieb vielleicht meine Meinung drinnen, weil sie mir einfach gefiel. Teilweise bin ich aber doch von meiner Ansicht abgewichen.
Ich hoffe, das Ganze bald gut genug hinzubekommen, da ich schon an dem richtigen ersten Kapitel bastle.
Hat es sich verbessert?
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Prolog
Sein Blick schweifte gedankenverloren durch den Raum, ohne seine Welt genau ins Auge zu fassen. Hier und da blieb er auf einer der vielen marmornen Säulen haften, die sich hinauf ins kunstvoll gemeißelte Architrav schlängelten und die hohe, nach oben gewölbte Tempeldecke stützten, oder er streifte die zierlichen Schalenständer, in denen das heilige Feuer angriffslustig vor sich hinzüngelte und der großen Halle einen warmen, aber auch Ehrfurcht erbietenden Hauch verlieh.
Irgendetwas war anders. Er konnte es genau in seinem Inneren spüren, diese Abnormalität an einem seiner Wesen, das er aber noch nicht beim Namen nennen konnte; es nagte an ihm, versuchte seinen Geduldsfaden zu durchbeißen.
Nur wer in meinem Namen ist es? Wer ist der Schuldige? Und warum fühle ich mich in meiner Macht geschwächt, obgleich ich weiß, dass ich noch immer all meine Kräfte besitze?
Er ballte seine Hand zur Faust und tigerte unruhig von einer Ecke des Tempels zur anderen. Dieses drückende Minderwertigkeitsgefühl wollte noch immer nicht von seiner Person abweichen und er war es leid, sich so schwach und heruntergekommen zu fühlen. Er wusste, dass er zu den mächtigsten Göttern dieser Welt gehörte, auch wenn sein sterblicher Körper seit über tausend Jahren in seinem Sarkophag vermoderte. Sein leibhaftiger Geist, mit fast all seiner Kraft und Zerstörungswütigkeit, wachte nach wie vor über die Welt, in der er einst geherrscht hatte und in der seine Untertanen loyal ihm gegenüber gewesen waren. Er hatte sich seinen Namen erobert und das in weit mehr als nur der Hinsicht auf einen unbesiegbaren Sonnengott. Wenn man an ihn dachte, kombinierte man seinen Namen ganz von selbst mit den unkontrollierbaren Flammen der Unterwelt und seiner unantastbaren Schöpfung.
Und nun wagte es jemand, eine unwürdige Kreatur, die es nicht mehr verdient hatte, seinen Namen überhaupt in den Mund zu nehmen, seine Ehre in irgendeiner Weise zu beschmutzen? Ihn mit dem Dreck des irdischen Lebens zu verunreinigen?
In seinem Bauch wallte ungebändigter Zorn auf, vereinigte sich mit dem brodelnden Feuer und brannte sich flammend heiß den Weg durch seinen Körper und mit einer einzigen Handbewegung ließ er das Feuer aus seinem Inneren durch seine Finger entweichen. Es hatte eine ähnliche Gestalt wie die Ausgeburt seiner Flammenhölle, ein verzerrtes Monster, das in seiner mordhungrigen Gier nach vorn leckte, die Luft versengte und in seiner alles zerstörenden Hitze die Statue verschlang, auf die er gezielt hatte. Innerhalb weniger Augenblicke war diese zu nichts weiter als bröseligem Sand geworden, während das heilige Feuer der Unterwelt wieder leise zischelnd erlosch.
Seine Wut aber loderte noch immer in seinem Körper. Der Gefühlsausbruch hatte den unbändigen Druck in seinem Inneren weder vertrieben noch irgendwie gelindert; sein Flammenherd brannte nach wie vor lichterloh und wollte sich erneut ausbreiten.
Er musste die schuldige Kreatur für seinen inneren Aufruhr finden, oder er würde noch seinen eigenen Tempel in Schutt und Asche brennen.
Sein hitziger Blick glitt hinüber zu dem mannshohen Spiegel der Welt, der mit seinem pompös goldenen, filigran geschnitzten Rahmen das schwummrigwässrige Glas hielt, mit dem er das Erdenleben beobachten konnte. Es zeigte ihm immer, was er sehen wollte, aber im Moment herrschte dort einfach nur trübe Dunkelheit, die abermals seinen Zorn und sein inneres Feuer schürte.
„Spiegel der Welt, offenbare mir, was mir so verhasst ist!“, hallte seine tiefe, kraftvolle Stimme zu der gläsernen Wand, aber der Schleier der Finsternis löste sich nicht auf, schlängelte sich nur träge hin und her und zeigte im nichts.
Er unterdrückte ein erneutes flammendes Hochkommen seiner Kraft und rauschte stattdessen zu dem riesigen Spiegel. Direkt davor verharrte er und starrte gebannt in dieses trübe Glas.
„Spiegel der Welt, offenbare mir, was hier vor sich geht!“, donnerte er und musste sich nun stärker als zuvor beherrschen, um die göttlichen Flammen daran zu hindern, sich ihren Weg aus seinem Inneren zu brennen, fast unkontrollierbar zu werden und etwas zerstören zu wollen. Er wusste aus tausend Jahre langer Erfahrung, dass er selbst nach dieser Zeit nicht immer in der Lage war, die unstillbare Gier dieser Macht immer zu handhaben, zu kontrollieren und zu besänftigen. Es hatte seinen eigenen Willen, es schien sogar so, als würde es denken, wissen, wo es seinen Widerstand am schnellsten vernichten kann. Er selbst war dabei nur der Mittelsmann, der entscheiden konnte, ob er die geballte Kraft freilassen oder sie lieber eingeschlossen halten wollte. Es erfüllte ihn mit Stolz, Gewalt über dieses Feuer zu haben, auch wenn er es nur bändigen konnte, wenn es in ihm brodelte. War dieses feurige Monster erst einmal aus seiner Hand heraus gebrochen, hatte er jegliche Kontrolle darüber verloren. Es würde erst erlischen, wenn es sein Ziel vernichtet hatte.
Langsam begann sich der undurchsichtige Dunst aufzulockern.
Er konnte eine weite, saftig grüne Steppenlandschaft erkennen, die hier und da von kleinen Baumreihen oder Bächen unterbrochen wurde, und gerade als Aufenthaltsort für seine Schöpfung diente.
Anmutig und kräftig standen seine göttlichen Pferde da, beobachteten interessiert das Treiben zu ihren Hufen, während sie gleichzeitig mit ihren flammenden Mähnen und Schweifen Schutz vor ungebetenen Gästen gaben.
Seine brodelnd heiße Stimmung kühlte merklich ab, als er seine Herde sah, wie sie in ihrer feurigen Macht und Eleganz um eine ihrer Stuten standen, die gerade dabei war, ihr Fohlen auf die Welt zu bringen.
Seine zuvor zusammengekniffenen Lippen entspannten sich sichtlich und formten sich zu einem Lächeln. Wann immer er seine Pferde sah, fiel Unzufriedenheit von ihm ab und hinterließ stattdessen ein Gefühl von innerer Ruhe und Glück.
Es erfüllte ihn mit Stolz, dass er es geschafft hatte, die heiligen Feuern der Unterwelt zu zähmen und zu formen, ihnen einen Körper zu geben und ihnen eine Seele zuzuordnen.
Er beobachtete gebannt das Schauspiel der Geburt, litt mit der Stute, wenn ein stechender Schmerz ihren Unterleib durchzuckte, begann genauso angestrengt zu atmen wie sie und eine Flut von purer Erleichterung durchströmte auch seinen Körper, als der kleine Schwarze schließlich gänzlich heraus glitt.
Das selige Gefühl hielt jedoch nicht lange.
Kaum war der Hengst aus dem Mutterleib heraußen, begann erneut dieses Minderwertigkeitsgefühl an ihm zu nagen, dieses Mal sogar schärfer als zuvor.
„Nein…“, hauchte er fassungslos und stolperte tatsächlich ein paar Schritte von dem Spiegel weg, der gerade den klatschnassen, zitternden Körper des tiefschwarzen Hengstes mit dem weißen Stern auf der Stirn zeigte. Er sah so vollkommen aus, so kraftvoll und elegant. Ra spürte, dass auch in seinem Körper das ungestüme Feuer der Unterwelt loderte, aber er fühlte noch etwas anderes, etwas, das ihn von seinem Thron der Zufriedenheit schmetterte und ihn ebenfalls wie ein lächerliches, wehrloses Fohlen aussehen ließ.
„Du bist nicht perfekt…“, würgte er noch immer wie vor den Kopf gestoßen hervor, ehe er richtig gehend explodierte:
„Wieso bist du nicht perfekt?!“
~
Viele Lichtjahre und Astralebenen von Ras Tempel entfernt, knisterte in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer das Feuer im Kamin, verteilte wohlige Wärme, den Geruch von brennendem Holz und ein angenehmes Licht. Es war nicht unbedingt ein luxuriöses Zimmer mit allerlei Schnickschnack und unbrauchbaren Dekorationsgegenständen, aber dafür ein Raum, der einen sofort in seiner Schlichtheit zum Bleiben motivierte. Eine zartgelbe Wand, bestückt mit ein paar Landschaftsfotos, die Jake McOwen in seiner Freizeit geknipst hatte; helle Eichenmöbel waren an den Seiten arrangiert, auf denen zahlreiche Bilderrahmen von ihm und seiner Frau Cassandra standen, und eine überaus bequeme, weinrote Eckcouch sorgte für erholsame Stunden vor dem Fernseher.
Jake drückte vorsichtig die Türklinke hinunter und schlüpfte fast lautlos ins Wohnzimmer, wo er Cassandra und seine einen Tag alte Tochter tief schlafend im Schaukelstuhl direkt vorm Kamin antraf. Die kleine Cinderella war wohl beim Nuckeln an der Mutterbrust eingeschlafen, genau wie Cassandra auch, da sie anscheinend noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, ihre Brust wieder unter der Bluse verschwinden zu lassen.
Jakes Herz quoll bei dem Anblick schier über vor Stolz. Er hatte eine hinreißende, bildhübsche Ehefrau und einen richtigen Wonneproppen als Kind, was wollte Mann schon mehr?
Er schlich leise zu seiner Frau hinüber und strich ihr sachte über die seidige, tiefschwarze Lockenpracht, die ihr bis knapp über die Taille reichte und setzte sich dann leise ans Ende des Sofas. Er mochte es, wenn er Cassandra beim Schlafen zusehen konnte. Es war, als hätte er Dornrösschen vor sich, nur süßer und hübscher.
Cassandra regte sich leicht unter seiner sanften Berührung und zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen, noch ehe sie ihn aus ihren ozeanblauen Augen ansehen konnte.
„Ich bin wohl eingeschlafen, hm?“, sagte sie mit einem bekümmerten Seufzer. „Und ich wollte dir doch noch beim Abwasch helfen…“
Seine abwinkende Antwort ersetzte er durch einen kurzen Kuss auf ihren Mund, ehe er leise nuschelte: „Kein Problem. Zumindest schläft unser kleiner Spargel.“ Er grinste sie vergnügt aus seinen jadegrünen Augen an und Cassandra musste sich ein Aufkichern verkneifen, um ihre Tochter nicht aufzuwecken. Solange sie schlief, war sie ein richtiger Engel, aber wehe sie war munter!
„Als Neugeborener hast du sicher auch so lang und zerbrechlich ausgesehen. Und wage es ja nicht abzustreiten, dass du keine Fältchen hattest!“
Jakes Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als er sie so aus munteren Augen anfunkelte: „Ich war so intelligent und hab die Beweisphotos gut versteckt.“
„Wenn ich will, werde ich sie finden“, flüsterte Cassandra neckisch zurück. Glaubte er wirklich, sie wüsste nicht, dass er seine Babyphotos in seinem Kasten ganz unten in der hintersten Ecke unter alten, zerrissenen Sporthosen hortete? Eigentlich hatte sie gehofft, dort eventuell ein Tagebuch zu finden, aber diesen Gefallen hatte er ihr dann doch nicht gemacht.
Jake zuckte leichthin mit der Schulter. „Dann wirst du aber enttäuscht sein, denn ich war nicht so ein besonderes Baby wie unsere Cinderella, Cassy.“
Das Lächeln schwand augenblicklich von ihren Lippen und sie spürte, wie ihr Herzschlag in die nächst höhere Frequenz wechselte.
„Was meinst du damit?“, fragte sie ihn so ausdruckslos, wie nur möglich und versuchte zu verbergen, was seine Worte wieder für einen Tumult in ihrem Inneren ausgelöst hatten. Diese ständige, drückende Angst, Cinderella könnte doch ihre frühere Gabe geerbt haben, obwohl sie selbst genau wusste, dass das unmöglich war. Sie hatte ihre Kräfte bereits verloren gehabt, als sie von Jake schwanger geworden war, es konnte demnach nicht sein. Cinderella war nicht wie sie früher, sie konnte also auch hier leben, bei ihr und Jake.
„Du hast doch Cinderella bis jetzt nie aus deinem Blickfeld gelassen“, meinte Jake vorwurfsvoll. „Da wirst du doch wohl bemerkt haben, dass Cindy ein blaues und ein grünes Auge hat, oder? Sie ist einfach bezaubernd, Cassy, genau wie du.“
„Sie ist
nicht bezaubernd!“, regte sich diese auf und vergaß prompt, dass sie eine schlafende Tochter in den Armen hielt. Als sich Cinderella völlig natürlich missgelaunt regte, schaukelte Cassandra sofort beruhigend murmelnd nach vor und zurück. „Schsch…schlaf weiter, meine kleine Hope, schsch…“
„Tut mir Leid, Liebling“, seufzte Jake ehrlich, als er den inneren Aufruhr seiner Frau bemerkte und realisierte, welchen Fehler er mal wieder begangen hatte. „Ich hab vergessen, dass du eine Abneigung gegen Fantasiefiguren hast. Deine Mutter hätte bei dir vielleicht die schöneren Momente dieser Geschichten erwähnen sollen, anstatt nur von verrunzelten, bitterbösen Hexen zu erzählen.“
„Ja, vielleicht“, erwiderte Cassandra völlig in Gedanken versunken und wippte nach wie vor hin und her.
„Du solltest wieder etwas schlafen, Schatz“, sagte Jake nach einer Weile und erhob sich mit einem leichten Seufzer. „Schlaf wird dir gut tun.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel und strich ihr liebevoll den Arm hinunter. „Ich bin schließlich auch noch da.“
„Ja, okay“, erwiderte Cassandra, auch wenn es noch immer nicht sonderlich zuversichtlich klang. „Geh schon mal vor, ich komm gleich nach.“
Als Jake letztendlich wirklich mit einem bekümmerten „Wie du meinst“ zur Tür hinaus verschwunden war, tauchte Cassandra gänzlich in ihre Vergangenheit, ließ die zahlreichen Erlebnisse aus der anderen Welt vor ihrem inneren Auge passieren und erinnerte sich an ihre Familie, an ihre Freunde und an ihre Magie. Sie hatte alles für Jake aufgegeben, einen Menschen, der in der normalen Welt lebte, in der solche wie sie nichts zu suchen hatten. Der tiefe Schmerz von damals, als man ihr die Magie entrissen und sie hierher verbannt hatte, saß noch immer fest in ihrem Herzen und zerrte erbarmungslos an ihren Gefühlen. Sie war glücklich, glücklich mit Jake und ihrer Tochter, aber trotzdem…ihr früheres Leben fehlte ihr.
Als Cinderella in ihrem Schoß wonnig seufzte und sich mit den winzigen Fingern in ihrer Bluse festklammerte, kehrte sie wieder in die Gegenwart zurück und blickte vom Feuer weg zu ihrer Tochter hinab.
„Schlaf, meine kleine Hope, ich werde immer bei dir sein. Das schwör ich dir.“