Shina
Kapitel 3
Ich sass mit im Schneidersitz auf meinem Bett und kaute auf meinem Füller herum. Noch immer huschten tausende Gedanken durch meinen Kopf. Ich wusste, dass mein Vater das Meer liebte und das er früher oft aufs Meer hinaus gefahren war. Aber ich hätte nie gedacht, dass er so abenteuerlustig sein konnte. Als meine Mutter mir die Nachricht verkündet hatte, war ich erst geschockt gewesen, aber jetzt fand ich den Gedanken einfach nur toll.
In Zukunft würde die Yacht nämlich unser Zuhause sein und das Meer unser ständiger Begleiter. Wir würden Abenteuer erleben, fremde Länder entdecken und viele andere Menschen kennen lernen.
Mit der Yacht von meinem Vater würden wirrund um den Erdball reisen und England weit hinter uns lassen.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
Der nächste Tag war ein Samstag. Über den Himmel zogen graue Wolken und die Reifen quietschten, als wir vor dem Hafen parkten. Ich sprang aus dem Wagen und lief zu den Booten. Meine Eltern folgten mir. Auch meine Mutter war jetzt von der Idee meines Vaters überzeugt und sie freute sich jetzt genau so auf die Reise wie wir. Ich atmete den salzigen Geruch des Meeres ein. „Welches ist es?“, fragte ich meinen Vater gespannt und liess meinen Blick über vielen Schiffe gleiten, eins schöner als das andere. „Das da.“ Mein Vater zeigte auf eine weisse Yacht, die ganz vorne am Steg anlegte. Sie war mittelgross und hatte eine Kabine, die hübsch geschmückt war. Sie war mit roter verschnörkelten Buchstaben beschrieben. „ELISABETH“, las ich laut vor. „Oh Vati, sie ist wunderschön!“ Mein Vater lächelte zufrieden. Es hatte ihn sicher ne Menge Überwindung gekostet, einfach so mir nichts, dir nichts unser Haus zu verkaufen. Und ehrlich gesagt, war es auch ganz schön dumm gewesen. Aber jetzt war doch alles gut gegangen und es dauerte nicht mehr lange, dann würden wir in See stechen.
Auf dem Rückweg fiel mir plötzlich eine wichtige Frage ein: „Sagt mal, was wird dann aus der Schule?“, wollte ich wissen. Insgeheim hoffte ich natürlich, ich müsste nie mehr dorthin. Doch leider hatten meine Eltern alles genau geplant. „Wir haben einen erfahrenen Seemann an Bord, der zufällig auch Unterricht gab“, erklärte mein Vater und zwinkerte mir zu. So gut gelaunt hatte ich ihn selten gesehen. Sonst war er meistens erst spät Abends von der Arbeit zurückgekommen und musste morgens schon wieder früh raus, so dass ich ihn kaum zu Gesicht bekommen hatte. Wenn doch, war er fast immer müde und brummig gewesen. Jetzt sah sein Gesicht jung und frisch aus.
„Freut ihr euch schon?“, fragte er meine Mutter und mich. Eher wir antoworten konnte, schwärmte er weiter: „Ich sage euch, dass wird die das grösste Abenteuer unseres Lebens werden. Wir werden eine Weltreise machen, fern von der heutigen Zivilisation und von den Problemen des grauen Alltags.“ Ich grinste in mich hinein. Mein Vater freute sich wie ein kleines Kind. Doch auch ich war natürlich aufgeregt. In zwei Wochen würde es soweit sein. In zwei Wochen würde unsere Weltreise beginnen!