Blümchen
Aus Gründen, die ich nicht weiter breit treten will,
habe ich beschlossen, eine Pause in Sachen Erdenwiese einzulegen.
Momentan ist mir das Thema einfach zu krass,
weil ich aber nicht einschlafen will und meine Texte weiter an den Mann bringen möchte, beginne ich eine Geschichte, die ich mir schon seit längerem zurecht gelegt habe. Dazu muss ich aber sagen, dass der Schreibstile nicht jedermanns Typ sein wird und ich ihn dennoch nicht total umkrempeln werde. Kritik ist wie immer ( hört sich alteingesessen an, soll es aber nicht ) erwünscht und als letztes bitte zurücklehnen und genießen. ( oder auch nicht )
S e i n . V e r l a s s e n
... sollte so einiges ändern.
Kapitel 1
Ein Anfang bringt ein Ende
habe ich beschlossen, eine Pause in Sachen Erdenwiese einzulegen.
Momentan ist mir das Thema einfach zu krass,
weil ich aber nicht einschlafen will und meine Texte weiter an den Mann bringen möchte, beginne ich eine Geschichte, die ich mir schon seit längerem zurecht gelegt habe. Dazu muss ich aber sagen, dass der Schreibstile nicht jedermanns Typ sein wird und ich ihn dennoch nicht total umkrempeln werde. Kritik ist wie immer ( hört sich alteingesessen an, soll es aber nicht ) erwünscht und als letztes bitte zurücklehnen und genießen. ( oder auch nicht )
S e i n . V e r l a s s e n
... sollte so einiges ändern.
Kapitel 1
Ein Anfang bringt ein Ende
Sie hob die Hand in die Höhe und winkte, ehe sie das weiße Tuch galant zur Nase führte und einmal kräftig hinein schnäuzte. Wie konnte er sie nur verlassen? Nicht für immer, nein, aber allemal länger, als sie hätt
e ohne Weiteres ertragen können. Nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen war dieser Fall von solch zerrender Sehnsucht vorgeführt worden.
Ihre Großemutter hatte ihren Liebsten im Krieg verloren - es war etwas Endgültiges gewesen.
Doch auch wenn der ihre vielleicht nicht für immer fort war, der schützende Arm würde dennoch lange fehlen.
> Zu lange < , dachte Helena gekränkt. Sie sah der davon fahrenden Kutsche stumm hinterher - hatte bereits aufgegeben die Tränen zurück zu halten.
> Es gelingt mir ohnehin nicht < , hatte sie sich vor einigen Minuten eingestanden und den trauigen Tränen fortan freien Lauf gelassen. Also war das einzige Geräusch, welches sie wahrnahm, ihr eigenes Schluchzen. Den regen Betrieb, der um sie herum herrschte, erreichte sie nicht ein einziges Mal.
Erst jetzt, als der Wagen, der hinter den Zugpferden herrollte, sich außer Sichtweite befand, wagte sich Helena Gedanken darüber zu machen, was nun folgen würde - Nicht, dass ihr Mann sie zuvor hätte hören können, wenn sie nachdachte. Doch vielleicht, so meinte Helena, hätte er die Gedanken aus ihren Gesichtszügen lesen können. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen bereitete. Immerhin trat er diese Reise ihretwegen an. Natürlich nicht nur, doch zum größten Teil.
" Auf bessere Zeiten. " Hatte er ihr zum Abschied in das Ohr geflüstert. Zwar hatte er mehr zu sich, als zu ihr gesprochen, doch gab es ihr vermutlich ebenfalls annähernde Motivation, wie ihm.
Dennoch konnte sein Fortsein genauso viel Risiken bringen, wie sein beinahe nutzloses Dasein - das sollte Helena bald erfahren.
Ein lautes Glöckenläuten riss sie rücksichtslos vom Abschied los und in die Realität zurück. Die Kutsche, in der ihr Mann fortgefahren war, war zudem schon seit 10 Minuten abgefahren gewesen und hatte sich innerhalb von wenigen Minuten entfernt und war außer Sichtweite gerollt. Erbärmlich, dass sie es nicht realisiert hatte und sich in Mitten Aller, zum Gespött machte.
> Wüssten sie, was es bedeutet, ihn für so lange zu verlieren, würden sie keine missbilligenden Blicke verteilen, < redete sich die Frau stur ein und fuhr herum, um zu sehen, was das Läuten auf sich hatte. Ein Kutscher, ließ ein Seil, an dem eine Glocke befestigt war, erleichtert los, als sie ihn ansah. Er rutschte von dem Kutschbock hinunter und eilte auf sie zu. Als er sich schließlich einen sicheren Weg durch die Menge zu ihr hinüber gebahnt hatte, holte er tief Luft und begann zu sprechen. Es war ihm sichtlich anzumerken, dass tiefes Mitleid gegenüber Helena in ihm rührte und auch wenn diese es verabscheute, war sie augenblicklich nicht in der Lage, ihn dafür zu strafen.
" Die Pferde warten, sie müssen zum Hof zurück und ... "
Bevor er seine auswendig gelernt scheinende Leier herunter beten konnte, fiel ihm Helena schon ins Worte und tupfte währendessen letzte Tränen aus ihrem Gesicht.
" Ich bin mir dessen bewusst, Theor. Auf, spurn die Pferde und vergeude mir keinen Augenblick, in dem die Sonne noch helles Licht auf uns herab wirft. " Sie tadelte ihn nur in sanftem Ton und zog sich auf den Bock hinauf. Es war nicht schicklich für eine Dame, dort zu sitzen, doch in diesem Moment interessierte es sie herzlich wenig und das ließ sie Theor, wie auch die anderen im Gewimmel, ohne schlechtes Gewissen, sehen.
Der Bursche gab den Pferden einen heftigen Hieb auf deren Rücken. Es folgte eine ruckartige Reaktion der alten Zugpferde, die sofort in flottem Trab Richtung Hof marschierten. Ihre Schritte waren zäh und lange nicht so geschmeidig wie in früheren Zeiten. Doch für neue Tiere fehlte Helena und ihrem Mann das Geld. Sie waren im Allgemeinen ohnehin schon froh, wenn sie die Fristen der Arbeiter verlängern konnten und diese einen gescheiten Lohn für hartes Werk bekamen.
Theor zog die Zügel an und parrierte die Zugpferde durch. Er hatte die Kutsche zuvor auf den Hof durch das Tor gelenkt. Nun standen sie direkt vor der großen Eingangstür des Hauses. Früher war es einmal villengleich gewesen, doch nun hingen überall Spinnenweben und morsche Holzbalken bildeten keine Ausnahme mehr. An jeder Ecke war zu sehen, dass es um Helenas Finanzen nicht sonderlich gut stand.
Sie rutschte vom Kutschblock hinunter, ehe der junge Hofbursche ihr zur Hilfe kommen konnte. Er warf ihr einen tadelnden Blick zu, doch sie ignorierte ihn. Stattdessen zog sie ihren Rock zurecht und ließ den Blick über den Garten gleiten. Früher hatte hier frisches Gemüse gelebt, doch inzwischen war jegliches Grün aus diesem gewichen. Stattdessen strotzte das Unkraut nur so vor Stärke. Es sah aus, als hätten auf einem Schlachtfeld die Krieger den Grabsteinen Platz gemacht. Alles schrie förmlich nach Ordnung, doch Helena hatte keine Zeit, sich persönlich darum zu kümmern. Abgesehen davon, fehlte ihr die Motivation dazu. Doch jemand anderen zu schicken, der es in Reih` und Glied brachte, war zu teuer. Ihr fehlte schlichtweg das Geld.
Seufzend wandte sie sich wieder zu Theor um, doch dort, wo er zuletzt gestanden hatte, war nun Leere. Helena fühlte sich bei dieser Erkenntnis noch verlassener als zuvor. Es reichte doch schon, dass ihr Mann sie verlassen hatte, nun blieben noch nicht einmal mehr die Hofburschen in ihrer Nähe. War ihre Trauer um das Verlorene so groß, dass es selbst Außenstehende abschreckte?
> Unmöglich, Trauer ist innerlich, was er dagegen sieht, ist äußerlich, < stellte sie fest und spürte, wie Missbilligung in ihr aufstieg. Schnell unterdrückte sie sie und tadelte sich dafür, überhaupt etwas in diese Richtung empfunden zu haben. Sie sollte lieber aufhören ständig nur an sich selbst zu denken. Schließlich war sie nicht die einzige auf dieser Erde.
" Aber du bist trotzdem der Sinn dieses Lebens. Meines Lebens ", hörte sie Kayne von weit her sagen. Selbstverstänlich wusste sie, dass es Einbildung war. > Aber es ist eine zu schöne Einbildung, als dass ich sie könnte vertreiben, < verteidigte sich Helena selbst und senkte den Kopf Richtung Schlüsselbein. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Haupt schmerzte. Vielleicht hatte sie zu viele Tränen vergossen. Egal, weshalb die Kopfschmerzen eingetreten waren, es fühlte sich an, als hämmerten viele kleine Wesen von innen auf ihren Schädel ein.
Helena holte tief Luft und versuchte den Schmerz dadurch zu lindern, doch es gelang ihr nicht. Schließlich beschloss sie, ihn einfach bis auf Weiteres zu ignorieren und lief Richtung Haustür. Spinnenweben lächelten ihr entgegen und morsches Holz knarrte unter ihren Füßen, als sie in die Diele eintrat. Eine plötzliche Kühle umschlang ihren Körper, als kippe jemand kaltes Wasser auf sie herab. > Vielleicht, < grübelte Helena gekränkt und erfreut zugleich, > trauert das Haus ebenfalls um sein Verlassen. < Bestimmt hätte ihr Mann sie ausgelacht, hätte sie ihm dies gesagt. Doch für Helena war es dennoch so etwas wie ein unbewusster Trost.
Sie zog die Tür zu und versuchte ihre Trauer auszusperren. Allein diese bildliche Vorstellung, reichte jedoch aus, sie erneut aufzureißen und ihr abermals Eintritt in ihr Herz zu gewähren. Dämliche Annahme, dass er durch diese Reise weit fort von hier, ihr Leben verbessern könnte. Im Gegenteil, er riss viel eher tiefe Abgründe, in die sie jede Sekunde drohte abzustürzen.