Löa
Halli Hallo,
hiert ist mal wieder eine Kurzgeschichte oder soetwas in der Art von mir.
Würde mich wie immer über Kritik, Anregungen usw. sehr freuen.
LG Löa
--------------------------------------------------
hiert ist mal wieder eine Kurzgeschichte oder soetwas in der Art von mir.
Würde mich wie immer über Kritik, Anregungen usw. sehr freuen.

LG Löa
--------------------------------------------------
Der Sündenbock
Schon seit einigen Monaten liegt sie da und starrt die meiste Zeit einfach nur zur Decke hinauf. Seit Monaten und es tut so weh, sie Tag für Tag in diesem Zustand zu sehen. Es ist mir klar, dass sie sterben wird. Das wissen wir alle schon lange. Auch sie selbst. Dieses Wissen zerreißt mir innerlich das Herz. Aber noch viel schlimmer ist diese entsetzliche Angst, sie nie mehr zu sehen, nie mehr mit ihr zu reden. Sie nicht mehr lieben zu können, es einfach nicht mehr zu dürfen. Aber es ist schon lange an der Zeit, loszulassen. Ich habe nicht vor, sie in diesen letzten Tagen oder Wochen allein zu lassen. Innerlich loslassen hingegen wäre das einzig Richtige und auch zu akzeptieren, dass sie bald nicht mehr hier sein wird. Du wirst sie an deine Seite holen. Vielleicht kann ich es gerade deshalb nicht, weil diese unbändige Wut in meinem Innern lodert.
Die Wut auf dich Gottheit, der man Nachsicht und Liebe nachsagt – was für fehlerhafte Titel. Du bist es doch schließlich, der die Menschen fortholt. Zu dir, ohne jegliche Rücksicht auf die Gefühle anderer. Wieso hast du sie ausgesucht? Wieso meine Frau? Meine geliebte Marie? Ich versteh es einfach nicht. Begreifst du denn nicht, dass sie hier gebraucht wird? Das ICH sie brauche? Ich kann unmöglich ohne sie leben und doch merke ich, wie mich auch diese Situation auffrisst, denn du allein lässt sie leiden. Woche für Woche. Tag für Tag. Gar Sekunde um Sekunde. Stets hat sie die quälenden Schmerzen einfach zu dulden, ohne die Gelegenheit etwas unternehmen zu können. Fast ein Jahr. Ein ganzes Jahr ist es nun her, dass uns der Arzt von dem Krebs, dem Monster geschickt von dir, erzählt hat. Sie hat sich gegen eine Therapie entschieden, sie hat gesagt, sie würde gehen, sobald du es wolltest. Ich verstehe sie und tu es doch nicht. Du bist es doch schließlich, der sie nun auf diese brutale Weise quält und genauso auch mich. Ich frage mich, warum. Weil es dir Spaß macht? Weil du ihr schmerzverzerrtes Gesicht so liebst? Oder bist du dir womöglich nicht sicher, ob du das Richtige tust? Vielleicht ist es genau das. Vielleicht weißt du es nicht. Wieso lässt du es dann nicht einfach? Wieso lässt du sie nicht in Frieden, bis du endlich siehst, dass du einen Fehler begehst?
Es ist doch nicht fair, dass du entscheiden darfst, dass du auf deinem Thron sitzen darfst und seelenruhig auf uns hinabblickst mit deinen schwarzen, kalten Augen, während du entscheidest, was geschieht. Es ist, als würdest du die Menschen durchgehen, mit dem Finger auf sie zeigen und sagen „Will ich“ oder „Will ich nicht“. Es ist einfach ungerecht, dass eine einzige Person, die zudem mehr als grausam und brutal ist, über das Leben von Millionen entscheiden darf und es ist alles andere als fair, dass du mir meine Marie nimmst. Diese Gedanken gehen nicht aus meinem Kopf, belasten mich in jeder Sekunde und spornen den zerfetzenden Hass in meinem Innern an.
Ich habe nie an dich geglaubt. Ich habe nie daran geglaubt, dass irgendjemand dort oben sitzt und auf die Erde hinabblickt. Ich habe dich auch nie an meiner Seite gespürt. Ich wollte es nie. Und am allerwenigstens habe ich die Menschen verstanden, die immer auf deine Existenz beharren und ein Wort gegen dich nicht dulden. Immer dieses Gerede von dem Trost und dem Halt, den du den Menschen gibst. Ich erinnere mich an die Worte meiner Schwester, wie sie sagte, dass du bei ihr warst, als sie ihr Kind verlor. Sie war dankbar. Genau wie ich es bin, weil du es bist, der mir die Möglichkeit gibt, irgendjemand für den Tod meiner Frau zu hassen.
Amen.
Schon seit einigen Monaten liegt sie da und starrt die meiste Zeit einfach nur zur Decke hinauf. Seit Monaten und es tut so weh, sie Tag für Tag in diesem Zustand zu sehen. Es ist mir klar, dass sie sterben wird. Das wissen wir alle schon lange. Auch sie selbst. Dieses Wissen zerreißt mir innerlich das Herz. Aber noch viel schlimmer ist diese entsetzliche Angst, sie nie mehr zu sehen, nie mehr mit ihr zu reden. Sie nicht mehr lieben zu können, es einfach nicht mehr zu dürfen. Aber es ist schon lange an der Zeit, loszulassen. Ich habe nicht vor, sie in diesen letzten Tagen oder Wochen allein zu lassen. Innerlich loslassen hingegen wäre das einzig Richtige und auch zu akzeptieren, dass sie bald nicht mehr hier sein wird. Du wirst sie an deine Seite holen. Vielleicht kann ich es gerade deshalb nicht, weil diese unbändige Wut in meinem Innern lodert.
Die Wut auf dich Gottheit, der man Nachsicht und Liebe nachsagt – was für fehlerhafte Titel. Du bist es doch schließlich, der die Menschen fortholt. Zu dir, ohne jegliche Rücksicht auf die Gefühle anderer. Wieso hast du sie ausgesucht? Wieso meine Frau? Meine geliebte Marie? Ich versteh es einfach nicht. Begreifst du denn nicht, dass sie hier gebraucht wird? Das ICH sie brauche? Ich kann unmöglich ohne sie leben und doch merke ich, wie mich auch diese Situation auffrisst, denn du allein lässt sie leiden. Woche für Woche. Tag für Tag. Gar Sekunde um Sekunde. Stets hat sie die quälenden Schmerzen einfach zu dulden, ohne die Gelegenheit etwas unternehmen zu können. Fast ein Jahr. Ein ganzes Jahr ist es nun her, dass uns der Arzt von dem Krebs, dem Monster geschickt von dir, erzählt hat. Sie hat sich gegen eine Therapie entschieden, sie hat gesagt, sie würde gehen, sobald du es wolltest. Ich verstehe sie und tu es doch nicht. Du bist es doch schließlich, der sie nun auf diese brutale Weise quält und genauso auch mich. Ich frage mich, warum. Weil es dir Spaß macht? Weil du ihr schmerzverzerrtes Gesicht so liebst? Oder bist du dir womöglich nicht sicher, ob du das Richtige tust? Vielleicht ist es genau das. Vielleicht weißt du es nicht. Wieso lässt du es dann nicht einfach? Wieso lässt du sie nicht in Frieden, bis du endlich siehst, dass du einen Fehler begehst?
Es ist doch nicht fair, dass du entscheiden darfst, dass du auf deinem Thron sitzen darfst und seelenruhig auf uns hinabblickst mit deinen schwarzen, kalten Augen, während du entscheidest, was geschieht. Es ist, als würdest du die Menschen durchgehen, mit dem Finger auf sie zeigen und sagen „Will ich“ oder „Will ich nicht“. Es ist einfach ungerecht, dass eine einzige Person, die zudem mehr als grausam und brutal ist, über das Leben von Millionen entscheiden darf und es ist alles andere als fair, dass du mir meine Marie nimmst. Diese Gedanken gehen nicht aus meinem Kopf, belasten mich in jeder Sekunde und spornen den zerfetzenden Hass in meinem Innern an.
Ich habe nie an dich geglaubt. Ich habe nie daran geglaubt, dass irgendjemand dort oben sitzt und auf die Erde hinabblickt. Ich habe dich auch nie an meiner Seite gespürt. Ich wollte es nie. Und am allerwenigstens habe ich die Menschen verstanden, die immer auf deine Existenz beharren und ein Wort gegen dich nicht dulden. Immer dieses Gerede von dem Trost und dem Halt, den du den Menschen gibst. Ich erinnere mich an die Worte meiner Schwester, wie sie sagte, dass du bei ihr warst, als sie ihr Kind verlor. Sie war dankbar. Genau wie ich es bin, weil du es bist, der mir die Möglichkeit gibt, irgendjemand für den Tod meiner Frau zu hassen.
Amen.