Original von snowwhite×blackjacket.
Danke. <3
7. Teil
Heiße Tränen rannen Lillys Wangen hinunter und ihr Gesicht verfärbte sich vor Scham. Die Welt, die sie umgab, schien unwirklich verschwommen. Sie war gefangen in den Ereignissen jener Nacht, die Tom auf seinem Camcorder festgehalten hatte. Wie konnte er nur soetwas tun? Klar, ihre Freundschaft war in letzter Zeit nicht mehr die innigste gewesen, sie hatten sich eben auseinander gelebt. Aber das war doch kein Grund, ein derart demütigendes Ereignis aufzunehmen und einemdas hier fällt aus deiner sprachlichen korrektheit.. ich weiß nicht wie ich es sagen soll, ich hoffe du verstehts^^ vorzuspielen!
Lilly konnte außerdem seinen Gesichtsausdruck nicht vergessen. Das breite Grinsen, das böse Funkeln in den sonst so sanften, haselnussbraunen Augen hatte sich wie ein Schatten vor ihr Gesicht geschoben, verwehrte ihr den Blick auf die wirkliche Welt. Eine Welt, in der der leibhaftige Tom vor ihr stand, den Camcorder in der rechten, dessen Display er nun zuschnappen ließ.
Dieses Geräusch war es, das Lilly zurück in die Realität holte. Energisch wischte sie sich die Tränen von den Wangen, doch als sie sprach, zitterte ihre Stimme wie Espenlaub:
"Wie konntest du das tun? Ich dachte, wir wären Freunde."
Sie schluchzte auf, Tom dagegen lachte. Doch war es"es" und "war" vertauscht hört sich (für mich) besser an ein freudloses Lachen. Es klang, als schlüge man auf seine Stimmbänder ein, bis jene zerrissen. Als drehe man sie durch den Fleischwolf. Lilly schauderte und ihre Gänsehaut verstärkte sich noch, als Tom erneut zu sprechen begann. Seine Stimme klang so kalt wie ewiges Eis ich liebe deine vergleiche!:
"Freunde? Du und ich? Lilly, ich bitte dich! Glaubst du wirklich, ich möchte jemanden zum Freund haben, der mir meine Freundin wegnimmt? Glaubst du das wirklich? Komm, sieh mich an! Glaubst du das?"
Er streckte seine Hand aus, um ihr Kinn zu berühren, doch sie schlug sie mit einer heftigen Bewegung weg.
"Fass mich nicht an, du Schwein!", presste sie hervor, um einen weiteren Schluchzer zu vermeiden. In ihrem Kopf arbeitete es unter Hochdruck. Tom hatte das Video und Tom hatte sie zum Weinen gebracht. Aber das konnte doch nicht ernsthaft der ganze Grund sein, sie hier draußen leiden zu sehen? Lilly kannte ihn. Tom tat nichts ohne größere Hintergedanken.
Als hätte jener in den Kopf des Mädchens gesehen, während diese erste Überlegungen angestellt hatte, begann er plötzlich wieder zu sprechen. Seine Stimme klang nun geschäftsmäßig.
"Hör zu, wie ich schon sagte, glaube ich nicht, dass du willst, dass das noch andere zu Gesicht bekommen." Lilly schüttelte heftig den Kopf. "Dacht ich's mir. Aber natürlich denke ich gar nicht daran, es einfach zu Hause in meine kleine Videosammlung einzureihen und die Geschichte zu vergessen. Nein, nein, so läuft das bei mir nicht. Du schuldest mir nämlich noch etwas."
Sie sah ihn fragend an und konnte die Verzweiflung, die sich wie schwarzer Dunst über ihre Iris gelegt hatte, doch nicht verbergen.
"Ach, komm schon, Lilly, stell dich nicht dümmer als du bist!"
Aus dem fragenden Blick wurde ein wütender. Tom grinste.
"Du erinnerst dich doch sicher noch an die Geschichte mit Nina, oder etwa nicht?"
Natürlich erinnerte sich Lilly. Nina war sehr lange Toms Freundin gewesen und Lilly musste zugeben, dass die beiden ein echt tolles Paar abgegeben hatten. Doch Tom hatte sich immer weniger um seine Freundin gekümmert, war mehr und mehr in seinen Drogeneskapaden versunken und hatte jeden Versuch Ninas abgewehrt, ihm zu helfen. Am Ende war es Lilly gewesen, die die beiden auseinandergebracht hatte, weil sie einfach nicht mehr hatte zusehen können, wie ihre beste Freundin immer verzweifelter wurdehört sich komisch an, vielleicht kannst dus sinngemäß umändern, "immer mehr verzweifelte" oder so. Sie überredete Nina also, sich von Tom zu trennen.
Tom war, wie man sagte, inzwischen clean, jedenfalls cleaner als noch vor ein paar Monaten. Lilly wusste also, dass sie das, was auch immer sie von ihm zu hören bekommen würde, nicht auf die leichte Schulter würde nehmen können. Schon von Kinderbeinen an hatte Tom alles bekommen, was er wollte. Ob von seiner Mutter oder von Spielkameraden, die er zwar ohne böse Absichten, aber skrupellos bestahl, erpresste oder schlug. Es war zwar besser mit ihm geworden, als er auf die höhere Schule gekommen war, weil es dort mehr ebenbürdige Gegner für ihn gab, doch während des letzten halben Jahrs war seine kriminelle Ader wieder deutlicher hervorgetreten.
Trotzdem war Tom alles andere als ein schlechter Mensch. Lilly hatte sich mit ihm am Anfang der ersten Klasse angefreundet und er war seither ihr Ansprechpartner in allem, was sie beschäftigte, gewesen. Wirklich allem.
Er ekelte sich nicht vor Mädchenangelegenheiten, regte sich nicht auf, wenn sie wegen irgendwelcher Lapalien bedrückt war. Nein. Seit damals hatte er immer den Arm um sie gelegt, sie an sich gedrückt und gesagt: "Wird schon wieder." Und so bedeutungslos dieses "Wird schon wieder." für manch anderen gewesen wäre, für Lilly war es ein Zuspruch, es machte ihr Mut und ließ sie lächeln und wenn sie gelächelt hatte, hatte Tom immer "Na, siehst du!" gesagt und dann hatten sie gelacht und waren spielen gegangen. Ich würde diesen großen Satz in zwei kleine trennen, diese vielen "und"s haben mich ein wenig gestörtUnd das hatte sich nicht geändert, auch, als sie älter geworden waren.
Bis Tom irgendwann plötzlich keine Zeit mehr für Lilly gehabt hatte, sie am Telefon abwürgte und stehen ließ, wenn sie ihn in der Schule ansprach. Er wurde aggressiver und sein offenes Ohr verschloss sich immer mehr bis es kaum einem mehr möglich war, unangemotzt an ihn heranzutreten. Es schmerzte Lilly, ihn auf diese Weise verloren gehen zu sehen, doch dass sie nicht wusste, was sie tun sollte, machte es ihr unmöglich, ihn irgendwie wieder zum alten Tom zu machen. So hatten sie, und so hatten auch Nina und er, sich schließlich voneinander abgewandt. Ohne ein Wort, ohne einen Abschied. So waren sie einfach getrennte Wege gegangen.
"Natürlich tue ich das", antwortete Lilly, bemüht, ihre Stimme ruhig zu halten. Das Zittern war zu einem leichten Beben zurückgegangen.
"Na also. Dann wirst du meinen Wunsch sicher voll und ganz verstehen können. Ich will von dir, dass du mir Nina zurückbringst und es ist mir scheiß egal, wie du das machst, Hauptsache, ich habe sie innerhalb von einem Monat wieder. Denn wenn nicht, wird dieses Video am nächsten ersten stört mich auch ein wenig auf allen aufzutreibenden Erotik-Portalen zu sehen sein und - verbessere mich, wenn ich mich täusche - ich glaube nicht, dass du das so toll finden würdest."
Während Tom gesprochen hatte, hatte sich Lillys Mund immer weiter geöffnet. Als er endete, sah sie aus wie ein Karpfen. Das konnte er doch nicht ernsthaft vorhaben. Ein Monat war nichts! Und es wären auch sechs Monate nichts gewesenUnd sechs Monate wären auch nichts gewesen!, denn Lilly wusste, dass Nina absolut gar nichts mehr von Tom wollte. Die Ungläubigkeit mischte sich unter die Verzweiflung und den Zorn, sowohl in Lillys Blick als auch in ihre Stimme, als sie sagte:
"Du Mistkerl, du verdammter Mistkerl."
Tom lachte erneut auf und wieder sprang nicht ein Funken Freude auf Lilly über.
"MisterkerlMistkerl mit Stolz. Also dann …" Er wedelte mit dem Camcorder. "In einem Monat findest du mich entweder hier stehend und knutschend - und zwar mit Nina - oder im Computerraum, dieses nette Filmchen hier online stellen. Ciao, bella!" Grinsend und mit höchst selbstzufriedener Miene, drückte er die Klinke des Klassenzimmers herunter und verschwand mit federndem Schritt.
Lilly stand da und fühlte sich wie versteinert. Die Unmöglichkeit dessen, was Tom von ihr verlangte, schwirrte wie eine fette Fliege in ihren Gedankengängen auf und ab, donnerte gegen ihre Schläfen und bereitete ihr Kopfschmerzen.Schön geschrieben!
"Jetzt aber rein da!", hörte sie plötzlich eine barsche Stimme neben sich sagen. Aufgeschreckt richtete sie ihren Blick nach oben und blickte in das strenge Gesicht ihrer Mathelehrerin. Frau Vogt machte eine unwirsche Bewegung mit ihrer ledernen Tasche und Lilly beeilte sich, ihr die Tür aufzuhalten und in den Klassenraum zu folgen.
Wenn die Lehrerin gedacht hatte, in der folgenden Stunde eine komplett aufmerksame Klasse unterrichten zu dürfen, hatte sie sich getäuscht. Lilly saß in der hintersten Reihe auf ihrem Platz und grübelte, neben sich Nina, die mit Steffen Zettelchen schrieb, was sie nicht einmal bemerkte.
Wie sollte sie es anstellen, Nina zu Tom zurückzubringen? Wann würde sie Steffen ihre fast-Vergewaltigung gestehen müssen und würde er ihr verzeihen? Und was hatte das merkwürdige Verhalten von Max mit dem Ganzen zu tun?Schönes Ende mit den Fragen.. gefällt mir!
|