Startpost-Retter
So, wieder einmal etwas von mir. Zur Zeit habe ich wieder mit diversen Schreibblockaden zu kämpfen, aber ich werde mich zwingen wenigstens diese Geschichte zuende zu bringen ... einfach weil sie mir unendlich wichtig ist. Ich hoffe, ich verwirre mit dieser Geschichte nicht zu sehr (ich verwirre mich beim Schreiben ab und an selber.).
Für konstruktive Kritik natürlich immer offen.
Für konstruktive Kritik natürlich immer offen.
1. Kapitel
- Der Schulhof wirkte bedrohlich und Emily kam sich sehr verloren vor, unter all den Schülern, die sich meist zu einer großen, schnatternden Traube formiert hatten. Sie konnte keinen Schlupfwinkel, kein Loch in der Barrikade finden. Es war, als hätte man sie einfach in einen Raubtierkäfig geschmissen – als einziges Kaninchen unter einem Rudel Wölfe. Und einem solchen Rudel ähnlich, beäugten die anderen Schüler sie, gerade so, als warteten sie nur einen günstigen Augenblick ab, um ihr das Genick zu brechen. Scheu blickte Emily sich um: da waren einige Hip Hopper in überlangen T-Shirts und Hosen, die bis zu den Kniekehlen reichten, ein paar schwarze Gestalten die im Schatten des großen, altertümlichen Gebäudes herumlungerten, viele Mädchen mit goldenen Kreolen, langen Haaren, knappen Jeans und engen Oberteilen. Und mitten unter ihnen stand Emily, verängstigt und eingeschüchtert, in der linken Hand einen rotbäckigen Apfel, den sie fest umklammert hielt. Ihr Blick schweifte unstet über den Schulhof und die Unsicherheit stand ihr förmlich in das bleiche Porzellangesicht geschrieben. Da war niemand, der sich sonderlich für sie zu interessieren schien. Einerseits war sie ganz froh über diese Tatsache denn so blieb ihr das Getuschel und das Piesacken der anderen erspart, sie war schließlich die Neue. Andererseits wusste sie nicht, wie sie sich je hätte eingliedern können in die Kette dieser vielen, starken, gefestigten Gruppen, die wohl keine Neulinge und Fremde unter sich zu dulden schienen. Vorsichtig zwängte sie sich durch zwei Grüppchen, die nahe beieinander standen, sie wollte Konfrontationen um jeden Preis verhindern. Umso erleichterter war sie, als sie endlich die Massen der Schüler hinter sich gelassen hatte und nun vor einer alten, niedrigen Backsteinmauer stand, an welcher sich der grüne Efeu emporrankte. Mit einem tiefen Seufzer hievte sie sich selbst auf das Mäuerchen und ließ gedankenverloren ihre Füße nahe über dem Boden baumeln. Wo war sie hier nur gelandet? Hatte das denn sein müssen? Sie war doch schon immer ein Kind der Schüchternheit gewesen, wie sollte sie sich je auf fremdem Gebiet zurechtfinden? Wieder wanderten ihre Augen, als sie plötzlich auf ein weiteres Kaninchen trafen. War es tatsächlich eines? Am anderen Ende der Mauer, unter einer schattenspendenden Birke saß ein Junge, ebenso verloren wie sie, ebenso alleine. Sollte sie es wagen, ihn anzusprechen? Gerade als ihr diese Frage durch den Kopf schoss, wandte er ihr den seinen zu und die stechenden Augen trafen die ihrigen.
„Was? Was willst du?“ Seine Stimme klang aggressiv und herausfordernd, was Emily zunehmend einschüchterte. Der Junge war von der Mauer gesprungen und bewegte sich nun auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, baute er sich vor ihr auf, verschränkte die Arme und funkelte sie zornig an. Hatte sie etwas Falsches getan?
„Ich... bin neu“, stotterte sie. Das war alles. Diese drei Worte.
„Neu“, wiederholte ihr Gegenüber. Er klang gereizt, was Emilys mangelndes Selbstbewusstsein nicht gerade förderte. Sie lauschte dem Rauschen der Blätter, welche der warme Sommerwind zart streichelte, den Autos, die aus der Stadt brausten und dem Stimmengewirr, das über den Schulhof schallte. In die Augen des Jungen konnte sie nicht mehr blicken, so richtete sie ihre eigenen gen Boden.
„Was starrst du mich dann so blöd an?“, fragte er weiter, seine Stimme schwoll an. Emily bemerkte, wie Tränen sich ihren Weg bahnen wollten und so sehr sie sich auch auf die feinen Lippen biss, sie konnte es nicht verhindern. Die erste fiel zu Boden, die zweite, die dritte... Ein Schluchzen ließ sie innerlich beben, wie einen Vulkan, in dem das bislang schlafende Magma brodelte und nur darauf wartete, aus dem Krater in die Luft zu schießen und auf dem Weg ins verdammte Tal alles zu zerstören, was da kam. Sie vernahm, dass der Junge sich von ihr entfernte, sein Schritt war schlurfend langsam, aber sie wagte nicht, wieder aufzusehen. Erst die schrillende Pausenglocke riss sie aus ihrer augenscheinlichen Trance. Traurig rutschte sie von dem Mäuerchen und mit hängendem Kopf machte sie sich ebenfalls auf den Weg zurück ins Schulgebäude. Sie sollte die Letzte sein, die dort ankommen würde.