Blümchen
Erdenwiese
Prolog
Kleines spielendes Kind auf Sommerwiese.
Liegend in einem Bett von Gras.
Haben deine Lungen jemals solch frische Luft gesogen,
die dich so beschwingt, dass du vermeinst alles erreichen zu können?
Die Welt legt sich dir zu Füßen,
rollt sich aus auf fließend rotem Teppich.
Ergreife sie nur mit der Fingerspitze und schon werden deine entferntesten Wünsche wahr.
Ist es das was deine Eltern dir geben mochten?
Kleines verspieltes Kind auf Winterwiese,
dein Gesicht ist gebettet in frisches Gras.
Hast du jemals deine Lunge in solcher Form beflügelt,
dass alles für dich möglich erscheint und das Unmögliche weiter fern ist als je zuvor?
Ist es das, was dir deine Mutter schenken wollte,
es jedoch nie schaffte?
Kleines missbrauchtes Kind auf Erdenwiese.
Liegend in Kissen duftend nach Gras.
Hast du dich jemals schon so sehr nach dem Zug gesehnt,
der dich beflüget und dir die Welt so einfach macht?
Alles wird näher erscheinen, als es je sein könnte.
Der Weg ins Jenseits, von heute und gestern, die Sehnsucht nach einer besseren Welt.
Alles, was dir deine Mutter in nüchterner Zeit offenbaren wollte,
dies eine Waffe sie jedoch entrüstete.
Kapitel I
Liebes Tagebuch
Er wird es immer wieder tun. Egal ob ich mich weiter dagegen wiedersetze oder ob ich es entgültig aufgebe. Ich glaube, es gibt sehr viele, die sich nach einer anderen, besseren Welt sehnen. Es gibt ebenso viele, die das alles nicht mehr ertragen, was sie Tag für Tag erleben. Doch bitte, verstehe, ich will ihnen nicht gleich sein. Ich will keine Aufmerksamkeit, kein mitleidiges Lächeln und ich möchte ebenso wenig eine hilflose Hand, die sich mir entgegen streckt. Alles was ich möchte, ist ein Ort ohne ihn. Ohne diese tägliche Qual und ohne die Angst nach Hause zu kommen und das auf das folgende verweisende Grinsen auf seinen Lippen zu sehen. Wie der gespielte Sanftmut in seinen Augen schimmert und seine Hand nach meiner greift. Das ist die erste Situiation, in der mein Schreien die Lüfte erklimmt. Zerreißend und aus Leib und Seele stammend, doch in unserem Keller hört uns niemand. Keiner wird jemals von dem kleinen Geheimnis erfahren, was er hütet und ich gleiches zu tun habe. Doch ich möchte nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ich bin einfach nicht mehr fähig das ewige ... ewige... durchzustehen. Bitte, ich will einen Weg finden alles zu umgehen. Ich will mich in eine neue Welt senden, in welcher seine Hand nicht meine Oberschenkel entlang streicht, seine Küsse meinen Nacken bezücken und diese feine Gänsehaut meinen kompletten Leib wie ein Anzug umschlingt. Jeder Gedanke den ich auf ein weiteres dafür opfere, schnürrt mir wie in diesem Augenblick, wo ich dir schreibe, die Kehle zu. Selbst bei dir ist es mir nicht geheuer, alles zu offenbaren. Dennoch kann ich es nicht mehr weiter in mich hineinfressen, ich kann nicht weiter das kleine, schweigsame Mädchen bleiben. Sekunde für Sekunde und Stunde um Stunde. Immer die selbe, verschwiegene Person. Und wenn ich wieder seine Lügen hören muss, dass er meinem Lehrer erzählt, er wüsste nicht, wieso ich mich so verhalte, fängt die Atemnot wieder an. Ich bekomme durch solch mächtige Wut die meinen Körper entflammt keine Luft mehr und beginne in kurzen Abständen zu hyperventilieren. Anfangs, als er es das erste Mal mitansah, lächelte er nur. Er flüsterte mir zu, ich solle mich beruhigen, denn er wolle mir nicht wehtun. Er wolle nur ein wenig mit mir spielen. Denn es gefiele mir sicherlich auch. Das wäre schließlich ganz normal in einer Familie. Zärtlichkeiten aufzutauschen.
Ja sicherlich, Mama und ich haben uns früher geküsst. Wenn ich spielen ging, wenn ich zu Bett ging, wenn ich Angst beim Schlafen hatte. Aber sie hatte mich noch nie zwischen meinen Beinen berührt. Und ich glaube auch nicht, dass andere Väter ihre Töchter zwischen den Beinen berühren. Aber nein, er ist nicht mein Vater. Er kann es nicht sein. Denn dann würde er mein hilfloses Japsen in diesen Augenblicken hören. Würde mich nicht mehr berühren. Es nie wieder tun. Dann wäre er still, schweigend würde er mich zum Arzt bringen oder mir eine Tüte reichen. Stattdessen reicht nun auch meine Hand, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich solch Graus durchleben. Oder besser, durchleide. Komm hol mich hier weg, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich mag nicht mehr, ich werde nicht mehr, nie mehr, keinesfalls, glücklich sein...
"Ich möchte dir doch nicht wehtun, Schätzchen." Er begann schon wieder ihren Leib anzufassen, schien nicht zu merken, wie sie unter seinen Berührungen versuchte hinwegzugleiten. Die Angst, welche sich in ihren Augen offenbarte, glich die einem verängstigten Reh's. Es würde nie leicht fallen, einem Opfer unter Leidensweh zuzusehen, wie der Täter auf ein neues die Tortur vollzog und damit alle Menschensrecht missbrauchte, sowie verleugnete und sich vermutlich nicht einmal im Klaren der Gefühle des Mädchens in Opferpositions machte. Das ihre Oberschenkel schon von einem Hauch von Blau überzogen wurden, schien er nicht mit einem Blick zu würdigen oder gar zu realisieren. Ob er es wirklich nicht merkte, wie das Kind unter ihm litt oder ob seine Lust es absichtlich verdrängte, war im Endeffekt vollkommen egal, denn das einzige was in diesem Augenblick zählte, war der Schrecken, dass er es wieder tun würde. Und tatsächlich versuchte er mit einer zaghaften Handbwegung ihre Oberschenkel voneinander zu lösen, doch sie blieben wie eine Masse aneinander verharrend. "Ich will dir doch nicht wehtun." In diesem Augenblick huschte ein Schimmer durch seine Augen, welches jedoch viel eher von dem fahlen Lichteinfall erzeugt wurde, als vor einer aufstobenden Lust. Doch den Strich durch seine gehauchten Fantasien, setzte das Mädchen, welches sich mit Leibeskräften weigerte, ihre Beine voneinander zu lösen. Gewiss war der Mann bis vor Augenblicken noch so sanft wie ein edles Tier gewesen, doch nun begann allmälich die Geduld in ihm etwas auszulösen, was nicht zu beschreiben galt. Er presste die Hände auf ihre Knie, zwei Finger genügten um dieses vollendens abzudecken. Ein glucksendes Wimmern entrann der Kehle des Kindes, welches mit zusammen gekniffenen Augen auf dem Sofa saß, sich nicht rührte. Nein, sie tat nicht eine kleinste Bewegung, zu steif und bretthart waren ihre Muskeln, als kämpfe sie um ihr Leben. Wohl war es möglich ihr die Gedanken aus dem verzerrten Gesicht zu lesen. Lass mich in Ruhe. Ich will nicht mehr. Bitte, lass das. Ich will das nicht mehr. Ich kann nicht mehr, nie mehr, wenn du weitermachst, nie, wirklich keinesfalls, mehr... glücklich sein... Doch letztendlich war alles vergebens, denn der Mann war ein bulliges Tier, im Vergleich zu ihrer schmächtigen Gestalt. Selbst ihr Schatten verschwand in seinem.
Er wurde immer brutaler, presste ihre Beine auseinander und ihr Wimmern wuchs mit seiner Wut. Immer weiter entzweite er sie, löste die Unterwäsche von ihrem Leib, warf sie neben sich. Nun lauerte wieder das belustigte Grinsen auf seinen Lippen, welches darauf hinwies, dass er sich im Vergleich zu ihr, köstlich amüsierte. Was sie fühlte, wurde abermals außen vor gelassen. Nun zählte nur die Lust und es wurde heftiger, dass er letztendlich sogar selbst seine Hose in die Kniekehlen rutschen ließ und das Mädchen zwang, ihn anzusehen. "Sag was du siehst. Sag was du denkst. Los, sag es!" Seine letzt gesprochenen Worte gingen ins schreiende über und das Kind hielt sich die kleinen Hände über die Ohren. Ich will nichts mehr hören. Ich will nichts hören, nichts sagen, will normal sein, glücklich wie andere. Lass es nur ein Traum sein, lass mich erwachen... "Ich... ich." "Sage es!" Die Kraft seiner Stimme, so könnte man meinen, hätte Gläser zerspringen lassen können, doch wie gut, dass sie sich im glasreinen Wohnzimmer befanden. "Ich sehe dich.... Du... du bist schön." "Er ist schön!" Hingegnete er mit einem Gröhlen, welches sich als Lachen heraus stellte. "Komm her Süßes, fass ihn an, berühre alles. Mach Papa stolz." Sie wollte ihn stolz machen, sie wollte nicht länger von seinem Schatten unterdrückt werden, sie wollte glücklich sein und eben ganz normal. Hinaus auf die Wiese, spielen, lachen, sich freuen. Aber all dies, war ihr in diesen Augenblicken nicht gestattet. Gerade jetzt durfte sie nicht normal sein. Die Sekunden, jede einzelne, zog sich zu Stunden hin. Die Angst und Bemühung das Schreien zu unterdrücken, war dem Kind deutlich anzusehen. Sie wollte in diesem Augenblick nichts weiter, als das er ihr sagte, dass er es nie wieder machen würde. Das es die letzte Qual sein würde, die sie je erlitt. Und dennoch war die Hoffnung mittlerweile gleich Null geschwunden, das sie jeden Nachmittag gleiches.[/i]
Liebes Tagebuch
Ich wusste, dass er es schon wieder tut. Er wird nie damit aufhören. Ich vergieße Tränen um ihn, um mich, um mein verlorenes Glück. Er hat mir alles genommen, was ich mir je erarbeitet hatte. Stolz, Ehre, Vertrauen, ... Mein Leben. Alles, wofür ich jemals gelebt, geliebt und in verzweifelnder Hoffnung gelitten habe, hat er mir genommen, einfach aus den Händen gerissen. Ich weiß nicht wieso ich es sein muss. Ich weiß überhaupt nicht, wie es sein kann, dass mir jemand soetwas antut. Keiner, aber auch keiner muss soetwas erleiden, bis auf die dahingehutschelten Figuren aus einem Jugendroman. Alles nur erfunden und erlogen, doch das, wovon ich dir erzähle, beruhrt auf den Tatsachen, die ich am liebsten Sekunde für Sekunde verdrängen würde. Doch sie kommen immer wieder in mir hoch. Egal ob mein Blick einen Spiegel streift und ich die blauen Male an meinem Leib sehe oder wenn ich auch nur an mir hinunter sehe. Ich ekele mich vor mir selbst. Doch eigentlich weiß ich nicht einmal wer ich wirklich bin. Ich fürchte schon seit Jahren nicht mehr um die eigene Existenz, denn alles was ich verlieren könnte, wäre meine Angst und ein Leben voller Qual. Vielleicht würdest du mich fragen, wenn du nicht nur ein sinnloses Gewimmel von Papieren wärst, wieso ich mir dann nicht das Leben nehme? Ich will ihn stolz machen, ich will ihn nicht verlassen und auch nicht alles aufgeben. Dazu ist meine Hoffnung zu stark und dennoch ünterdrückt sie nicht vollendens meine Angst. Viel zu hin und her gerissen bin ich von eignen Gefühlen, als das ich beschreiben könnte, was ich vorhabe den nächsten Augenblick zu tun. Ich weiß es schlichtweg nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Nicht wie ich jemals wieder glücklich sein, wie ich irgendwann einmal zu den Normalen gehören möchte, wieso er mir das antut, weshalb ich nicht so sein kann, wie alle. Ich weiß nichts. Außer das ich hier weg will. Weg von ihm..
- Ende von Kapitel 1 -