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Hust.
Okay, gehen wir Fakten durch:
- Was reiten die meisten in Deutschland? Richtig, klassisch nach FN.
- Reiten ist sehr schwierig und man braucht viele Jahre um es zu erlernen, manche lernen es auch in ihrem ganzen Leben nie so gut wie andere, die sich intensiver damit beschäftigen und ein besseres Verständnis dafür haben.
- ein Pferd ausbilden (und weiterbilden auch) ist noch schwieriger
Also: Reiten ist ein Sport, der nur die wenigsten können, vll weil es dazu auch ein paar charakterliche Eigenschaften braucht um es zu erlernen, die manche Leute einfach nicht mitbringen. Punkt. Wer schon mal in einer Reitschule war, am besten als Helfer oder gar Reitlehrer, der kann das gut beobachten.
Absolut klar für mich, dass deine '85%' der Turnierpferde schlecht geritten sind. Logisch, dass nicht alle Pferde sauber ausgebildet worden sind.
Das jetzt der klassischen Dressur der FN anzuhängen, finde ich falsch - Nur weil ich nicht Barren turnen kann, heisst es ja nicht, dass der Barren schuld ist, oder dass die Barrenturnanleitungen falsch sind.
Bis jetzt sieht es ganz so aus, als sei es durchaus möglich nach den Richtlinien der FN zu reiten und ein 20jähriges, fittes, durchaus rittiges Pferd zu haben.
Daher verstehe ich den ganzen Rummel um die klassische Dressur nicht. Schon gar nicht mehr, seit ich so einer Klassikreitstunde zugeschaut habe. Diese Tiere trabten beinahe auf der Stelle, hatten höchstens einen Meter Unterhalsbemuskelung, es wurde hauptsächlich in Aussengalopp gearbeitet, bevor überhaupt mal normal galoppiert wurde. Ich sehe auf dem heimischen Platz herumgezogene Hälse und keine zufriedenere Pferde, als die der FNler.
Sicher, ich habe mich zu wenig mit der klassischen Dressur beschäftigt (doch das, was ich gelesen habe, schien mir nicht gross anders, als das, was ich lerne), und von einer Reitstunde auf alle zu schliessen wäre falsch.
Genauso falsch ist es aber, auf diese 85% zu starren - die mit grosser Wahrscheinlichkeit nach klassischen Grundsätzen genauso schlecht reiten würden - und die Richtlinien dafür verantwortlich machen. |
Ichhabe nie gesagt, dass die Richtlinien der FN grundsätzlich falsch sind. Nur wer reitet danach? Die wenigsten. Und ich meine nicht, wer SAGT er reitet nach den Richtlinien ,sondern wer es auch wirklich TUT.
Da ist der feine Unterschied.
Und-natürlich ist es möglich, ein 20-jähriges fittes,reitbares pferd zu haben, wenn man sich nicht explizit mit der Klassischen Dressur beschäftgt hat.
Aber soweit ich hier die Szene bei uns in der gegend beobachtet habe, gehen die meisten Pferde noch bevor sie 20 Jahre alt sind mehr oder minder in Rente.
Ich habe noch nie in einem der unglaublich zahlreichen Bücher die ich gelesen habe (die klassischen ausgenommen) wörtlich gelesen, dass die Dressur zur Gesundherhaltung des Pferdes dient.
Das dem aber so sein sollte, und das auch der ursprüngliche Gedanke war, wird dabei dann vergessen.
Und es gibt sicher unter denen, die sich "klassisch-/barock" nennen, genauso viele schlechte Reiter, wie es gute gibt.
Aber im Turniersport sieht man gute Reiter und zufriedene Pferde noch viel seltener, so kommt es mir zumindest vor, wenn ich mich mal wieder an einem der unzähligen Abreiteplätze finde (vielleicht täuscht das ja und die Pferde mit den offenen Mäulern und weggedrückten Rücken sind vollkommen zufrieden).
Und auch wenn es sicher nicht schön und sehr unangenehm ist, "auf die (geschätzten) 85% zu starren", ist es doch eine traurige Zahl. Und selbst wenn es weniger wären, wären es immer noch zu viele.
Und nur die Tatsache dass reiten schwer ist rechtfertigt noch lange kein gedankenloses schlechtes reiten.
Und darum geht es ja. Es geht nicht darum, eine Reitweise runterzumachen, sondern es geht darum, aufzuzeigen, dass die Interpretation einfach falsch ist, und den ganzen Sport in eine vollkommen falsche Richtung zieht.
Wie gesagt, die Richtlinien ansich sind nicht falsch. Aber sicher ungünstig ausgedrückt und oftmals falsch interpretiert.
Darum arbeitet die FN ja zurzeit an einer kompletten Neuauflage der Richtlinien.
Und ehrlich: Wenn ich heute von FN-Dressur rede, meine ich die Turnierdressur. Das hat sich mittlerweile wohl so eingebürgert, als Begriff für schlechtes reiten, was eigentlich schade ist.
Aber die Menschen, die aufs Turnier gehen, und da wird gesagt, es wird nach FN geritten, gucken sich das an, sehen was sie sehen und sagen"FN-Dressur", und denken, so wird nach FN geritten.
Und ich würde gerne wissen, was du dir da für einen "Klassik-Guru" angeschaut hast (gerne auch per PN), denn das sollte nicht die Regel sein.
Es gibt überall schwarze Schafe, aber wenn man einen guten Reitlehrer mit Klassischen Ansätzen und dem entsprechenden Gedankengut hat, ist man meiner Erfahrung nach deutlich besser beraten als "mit einem ganz guten RL" nach FN.
Das muss nicht sein, ist aber in den meisten Fällen die ich kenne so gewesen.
Und den "Wirbel" um die Klassische Dressur würdest du verstehen, wenn du einmal eine Reitstunde o.Ä. bei einem wirklich guten RL/Ausbilder gehabt hättest.
Die Klassischen Grundsätze sind die Grundlagen der FN-Richtlinien, nur leider gehen die immer weiter unter, zumal sich ja momentan was zu bewegen scheint.
Gerade deshalb ist es schade, dass die Reitweisen sich so gegenseitig ausgrenzen, die FN-ler halten die Klassiker für "Alternativ-Reiter" mit nichts mehr als Freizeitambitionen, die Klassiker halten viele der FN-ler für schlechte Reiter mit nichts als Ehrgeiz im Kopf.
Das kommt, weil beide Seiten immer nur die negativen Seiten sehen, was bis zu einem bestimmten Punkt auch angebracht sein kann, aber natürlich muss beides sich respektieren.
Der Grund für meine Aussage zu Anfang dieser Diskussion lag in der Aussage "schließlich ist ja die Ausbildung beim Turnierpferd reell, also ist es mehr wert".
Und ich finde das kann man einfach nicht so stehen lassen. Das zeigt wieder ein vollkommen falsches Bild vom (derzeitigen)Turniersport. So sehr man es sich auch anders wünschen würde.