Gegen Bilderklau - Das Original

Registrierung Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Statistik Chat Karte Zur Startseite

Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » Beschissen (Titel noch in Arbeit) » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Beschissen (Titel noch in Arbeit)
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
*Schnuggi* *Schnuggi* ist weiblich
Wassermäuschen


images/avatars/avatar-7052.gif

Dabei seit: 10.08.2005
Beiträge: 153
Herkunft: Schweiz

großes Grinsen Beschissen (Titel noch in Arbeit) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Jaja, der Titel lässt noch zu wünschen übrig, aber mir ist grad net besserse eingefallen. Also, würd mich über Comments eurer seits freun.

Kapitel 1, Alles beschissen

Irgendwo zwischen den Hügeln, am Arsch der Welt liegt ein kleines Dorf. Den Namen zu nennen ist überflüssig, denn kennen tut es sowieso keiner. Es gibt hier knapp 6000 Einwohner und so kennt hier jeder den anderen, wie seinen Nachbarn. Jedenfalls denken alle, sie kennen ihre Nachbarn so gut. Aber im Grunde ist es doch jedem egal, was der andere tut, da hier jeder in seiner eigenen Welt lebt und den anderen etwas vorspielt. Ja, es ist eine komplizierte kleine Welt, hier am Ende der Zivilisation. Ich weiss nicht, wie ich es hier eigentlich ganze 15 ¾ Jahre ausgehalten habe. Irgendwie ist es mir ein Rätsel.
Ob es an meinen Freunden liegt? Ich habe einige, ja, aber sind es wirklich meine Freunde? Ich bin mir nicht immer sicher. Hier, wo jeder jeden zu kennen glaubt, wird viel geredet und viel gespielt. Man könnte unser aller Leben als ein einziges grosses Theaterspiel bezeichnen oder auch als Wettbewerb des Lebens. Die Aufgabe besteht darin, seine wahren Gefühle, Gedanken und vor allem die wirkliche Meinung hinter Verschluss zu halten. Jeder Kummer, jeder Frust und jedes Familiengeheimnis wird daheim hinter Schloss und Riegel ausgetragen. Nur niemanden heran lassen, ist hier die Devise.
Mein Name ist Theresa Mürber und wie ich schon sagte, wohne ich in diesem kleinen Theaterspiel. Jeden Tag um die gleiche Zeit stehe ich auf, gehe ins Badezimmer, ziehe mich an, wünsche meinem Vater einen guten Morgen, ohne ihn wirklich wahr zu nehmen und Frühstücke. Dann gehe ich noch ein zweites Mal in Bad um mir die Zähne zu putzen, suche meine Schulsachen und mache mich auf den Weg zu dem verhassten Platz. Nicht dass die Schule Abwechslung bringen würde. Jeden Tag das gleiche. An der Ecke mit dem alten Baum treffe ich seit jeher meine Freundin und zusammen gehen wir zur Schule.
Meine Freundin heisst Pauline, ist klein, trägt eine hässliche Zahnspange und flechtet ihre strohblonden Haare stets zu zwei kindischen Zöpfen. Natürlich sage ich ihr niemals, dass ich es schrecklich finde, genau so wenig wie ich ihr sage, dass ich ihre Klamotten für behämmert halte. Von ihren Schuhen ganz zu schweigen. Pauline lässt sich auch mit fünfzehn Jahren noch die Kleider von ihrer Mutter kaufen. Ich habe mir angewohnt, meine in einem Katalog zu bestellen. Ein Wunder, dass der Postbote unser Haus überhaupt findet.
Haben Pauline und ich das Schulgebäude erst einmal erreicht, fängt das Grauen erst so richtig an. Unser Lehrer ist ein alter, grauhaariger, langweiliger Miesepeter. Einschläfernd rollt er Tag für Tag seinen Stoff runter, wie er es schon seit gut vierzig Jahren tut. Er ist immer schlecht gelaunt und auf Konfrontation aus. Ich vermute, er ist so verbittert, weil er es nie geschafft hat, hier raus zu kommen und es einfach nicht ertragen kann, junge Leute zu sehen, die es versuchen. Werden wir scheitern, wird er das mit Genugtuung verfolgen. An mir hat er jemanden gefunden, den er besonders gerne fertig macht. Ich bin anders als die meisten anderen. Ich will hier raus, ich habe keine Lust auf das Theaterspiel rund um mich herum, ich will in keiner perfekten Welt leben. Ob ich die einzige bin, die so denkt? Natürlich nicht. Vielen der Jungs geht es wir mir. Aber unser Lehrer würde niemals einen Jungen auf den Kicker nehmen. Jungen dürfen Träume haben und eine vielversprechende Zukunft. Ich aber bin nur ein Mädchen, was sollte ich schon erreichen?
Dazu kommt noch, dass ich eine ausgezeichnete Schülerin bin. Na gut, nicht in allen Bereichen. Aber ich bin ein Mathegenie, was unserem Lehrer völlig gegen den Strich geht. Dazu bin wirklich gut in Physik, Chemie, Biologie und Sport. Nicht aber in den Sprachen und den musischen Fächern, wo Mädchen aber gut zu sein haben. Ich habe keine Geduld irgendwelche schönen Bilder zu malen oder etwas fein zusammen zu nehmen. Ich brauche etwas, das ansprechender ist, etwas, das mich fordert. Aber das versteht hier keiner. Niemand versteht hier irgend etwas.
Ist die fürchterliche Schule dann endlich vorbei, kann ich wieder nach Hause gehen. Mutter wartet dann bereits mit dem Mittagessen auf mich. Vater kommt auch für eine Stunde nach Hause. Während er seinen Mittagsschlaf macht und Mutter abwäscht, mache ich meine Hausaufgaben. Sind diese erledigt, habe ich frei.
Nur, was macht man mit seiner freien Zeit, wenn man am Ende der Welt lebt? Es gibt hier drei Möglichkeiten. Die erste, für ein Mädchen, ist, sich mit den anderen Mädchen zu treffen. Das heisst, man sitzt mit ein paar tratschenden Hühnern in einem kleinen, stickigen Zimmer, hört sich den ganzen Nachmittag lang irgendwelche hirnrissigen, kindischen Geschichten an und tut, als würde es einem interessieren.
Eine weitere Möglichkeit ist, zu Hause zu bleiben und entweder der Mutter im Haushalt helfen oder sich im Zimmer verschanzen und hinter ein Buch setzen. Diese Variante hat bei mir leider ausgedient. Die Bibliothek habe ich durchgelesen und auf Hausarbeit bin ich nicht gerade scharf. Geld für neue Bücher bekomme ich nur sehr selten, also Fehlanzeige.
Die dritte Art einen Nachmittag zu gestalten, ist, aus zu reiten. Ich kenne hier in der Gegend langsam alle Strassen, Bäume und Pfützen die es gibt. In die nächste Stadt reiten macht nicht viel Sinn, man braucht beinahe zwei Stunden für einen Weg.
Eigentlich gibt es noch eine vierte Art, sich die Zeit zu vertreiben. Es wird aber nicht gerne gesehen. Da ich aber nicht viel Wert auf die Meinung anderer lege, ist es meine meist gewählte Variante. Ich verbringe den Nachmittag mit den Jungs. Die Leute schauen und tuscheln, wenn sie uns zusammen sehen und ich mache Mutter grossen Kummer damit. Aber lassen sie mir denn eine Wahl? Soll es denn ewig so weiter gehen? Natürlich nicht, jedenfalls nicht, wenn es nach mir geht. Und ich sage euch eines, in Zukunft, wird sich hier einiges ändern. Das Theater braucht einen neuen Akt.

__________________
Fight for your right and the black rose! - Die Gummibärchenarmee!!



Gebt Lulu und Tini frei!!

11.08.2005 23:00 *Schnuggi* ist offline E-Mail an *Schnuggi* senden Beiträge von *Schnuggi* suchen Nehmen Sie *Schnuggi* in Ihre Freundesliste auf
Namarie Namarie ist weiblich
Nessa Eledhwen


images/avatars/avatar-4923.jpg

Dabei seit: 24.07.2005
Beiträge: 180
Herkunft: Schwizerland natürli

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Interessant, wirklich interessant.
du schreibst das so trocken und klar hin, ohne umschweife, find ich wirklich gut.
Schreibst du mehr davon? Fänd ich voll genial!
hört sich interessant an

__________________
Nêl Cyrf 'nin Eledherain nui·menel,
Odog 'nin hîr Nogothrim vi ethrynn dîn,
Neder 'nin Edain Fírib beraid nan gûr,
Mîn 'nin Hîr Vorn bo Mahal Vorn
Vi Mordor innas i·Nguruthos.
Mîn Corf an·orthored hain phain, Mîn Corf hain an·nired,
Mîn Corf an·nolthad hain phain ar ned môr hain an·noded
Vi Mordor innas i·Nguruthos.

12.08.2005 13:36 Namarie ist offline E-Mail an Namarie senden Beiträge von Namarie suchen Nehmen Sie Namarie in Ihre Freundesliste auf
Jani Jani ist weiblich
Liebe und Verstand gehen selten Hand in Hand


images/avatars/avatar-3046.jpg

Dabei seit: 22.05.2005
Beiträge: 697
Herkunft: Schwiz

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Den Titel find ich absolute klasse! passt anscheinend genau zu deiner geschichte fröhlich und die finde ich wirklichgut.
ist so, na ja, klar und nüchtern geschrieben. einfach blanke tatsachen, find ich cool.

__________________
AlLeS eLäNdI kIfFeR!!


Anti-Ami!




FIGHT FOR YOUR RIGHT!

12.08.2005 13:56 Jani ist offline E-Mail an Jani senden Beiträge von Jani suchen Nehmen Sie Jani in Ihre Freundesliste auf
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » Beschissen (Titel noch in Arbeit)

Impressum

Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH