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Zum Ende der Seite springen Brief aus Hallein
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heartie
Dr. med den Rasen


Dabei seit: 11.02.2005
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Brief aus Hallein Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Angeregt von der Kurzgeschichte "Brief aus Kapstadt" ein Brief über das Leben in Österreich. smile



Mein lieber schwarzer Freund,
Du sprichst von Afrika als deiner Heimat, die in deinem Herzen wohnt. Ich bewundere - ja sogar beneide dich dafür. Es gibt keinen Platz auf der Welt, den ich so in meinem Herzen trage wie du dein Afrika. Ganz im Gegenteil – Worte wie Heimat und Vaterland erzeugen in mir ein negatives, unangenehmes Gefühl.

In Österreich ist es lange nicht mehr „gesund“, sein Land zu lieben. Rechtsorientierte Parteien wollen die Bevölkerung zum Vaterlandsstolz bringen, ihnen einbläuen, sich etwas darauf einzubilden, einen österreichischen Pass zu führen. Die Jugend wächst mit Sprüchen wie „Manche Leute wollen perfekt sein, ich wurde als Österreicher geboren“ auf und lesen in Wahlzeiten Kampfparolen wie „Daham statt Islam“ und „Mut zur Heimat“ an jeder Straßenecke. Die Liebe zur Heimat in Österreich ist keine Liebe mehr, sondern ähnelt immer mehr einer Verblendung. Die Verherrlichung des eigenen Lands, der eigenen Kultur und Religion - ein Elitebewusstsein, welches den perfekten Nährboden für Ausländerfeindlichkeit bis Rassismus darstellt.


Bei den Wahlen nehmen die Wählerstimmen für rechtsorientierte Parteien immer mehr zu. In internationalen Zeitungen wird Österreich als eines der rassistischsten Länder Europas aufgezählt. Ich fühle mich nicht wohl, ich fühle mich nicht zu Hause. Ich zittere inmitten einer Gesellschaftsbewegung, die sich meiner Meinung nach in die komplett falsche Richtung geht.
Aber dieses Problem geht nicht nur von Österreich aus, das zeigt uns auch die Abstimmung zum Minarettverbot in der Schweiz. Große Teile der Bevölkerung geben Angst vor einer Islamisierung als Grund für eine Pro-Stimme an. Gleichzeitig können viele von ihnen nicht einmal die Grundsätze des Islams aufzählen – einer Religion die auf Frieden und Gemeinschaft basiert.

Die Politiker, die sich Österreichs „Ausländerproblem“ widmen, vergessen eines: Aufklärung. Die Globalisierung in Europa ist nicht umzukehren und nicht zu stoppen und die Vermischung von Kulturen und Menschen eine unaufhaltbare Folge dessen. Die Kultur in Europa befindet sich in einem Wandel, den man vor allem in Städten zu spüren bekommt. Das multikulturelle Miteinander wird zum Alltag, der Türke sowie der Grieche zum Stammtischlokal und die Auslebung verschiedenster Religionen immer öffentlicher. Anstatt sich dieser Veränderung entsprechend einer Politik mit Toleranz, Interesse und Aufklärung zu widmen bleibt man vor allem im Raum um Österreich an einem „Ausländer raus“ kleben und schürt die Ängste der Bevölkerung vor bevorstehenden Veränderungen. Ein vergeblicher Versuch eine Mauer rund um das kleine Österreich zu ziehen.

Natürlich ist es kein unbedingt schlechtes Leben, welches wir hier führen. Man kann sagen, wir haben unheimlich viel Glück gehabt. Das Wasser in unseren Flüssen ist so rein, dass man es trinken könnte. Die EU unterstützt und forderte uns genügend, um auf diesen hohen wirtschaftlichen und entwickelten Standard zu kommen. Noch gilt unser Land als demokratisch und frei, unabhängig und neutral. Bei heutiger Entwicklung aber stellt sich mir nur noch die beängstigende Frage: Wie lange noch?

Die besten Grüße voller Hoffnung und bestehender Neugierde auf deine Heimat,
deine Freundin,
Petra

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I solemnly pledge to consecrate my life to the service of humanity.
09.03.2010 17:00 heartie ist offline E-Mail an heartie senden Beiträge von heartie suchen Nehmen Sie heartie in Ihre Freundesliste auf
Vera Vera ist weiblich
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Wie wahr, wie wahr - der rechte Ruck, der durch das ganze Land geht, ist beängstigend und dennoch lasse ich mich davon nicht anstecken, halte mich bei solchen Diskussionen im Freundeskreis nicht raus, sondern sage meine Meinung dazu und frage, was denn das Problem dabei ist, sich ein wenig aus seinem eingekapselten Denken zu befreien...

Dennoch fühle ich mich als Österreicherin wohl und bin froh, als solche geboren zu sein - weil wir viele Möglichkeiten haben, die andere nicht haben, weil unser Staat dennoch "gut auf uns schaut" und weil ich meine Heimat, mein Heimatshaus, die Landschaft ringsherum, die Leute etc. liebe...

Aber dein Brief ist ein guter Text, der auch zum Nachdenken anregt - schön!

__________________


Veralein grüßt: Tanja, Lyra, Epona, blue.star, Sternchen +dickfettknuddel+, und natürlich mein Lenchen +i'm so sorry+

18.03.2010 12:25 Vera ist offline E-Mail an Vera senden Beiträge von Vera suchen Nehmen Sie Vera in Ihre Freundesliste auf
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