Gegen Bilderklau - Das Original

Registrierung Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Statistik Chat Karte Zur Startseite

Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » "Meine Geschichte" - 2. Teil » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen "Meine Geschichte" - 2. Teil
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Schnegge
...


Dabei seit: 30.04.2005
Beiträge: 5.795

"Meine Geschichte" - 2. Teil Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Meine Geschichte

Piep, piep. Piep, piep. Piep, piep.
Normalerweise würde ich jetzt die Augen aufschlagen, müde seufzen und darauf hoffen, dass ich mir nur einbilde, dass es mein Wecker ist, der mich da gerade aus meinen Träumen reißt. Heute ist das anders. Denn heute ist nicht irgendein Tag, heute ist der erste Schultag.
Nein, nicht MEIN erster Schultag, der war schon vor über einem Monat. Und es war auch gar nicht mein erster, sondern nur der erste in diesem Schuljahr. Heute ist SEIN erster Schultag – in diesem Schuljahr versteht sich.
Nachdem ich das kapiert habe, falle ich fast aus dem Bett, vor lauter Hektik aufzustehen. Erst als ich mitten in meinem Zimmer stehe und in meinem kurzen Nachthemd zittere fällt mir ein, dass es mir ja eigentlich egal ist. Es interessiert mich gar nicht mehr, ob er heute zur Schule kommt oder nicht. Ich bin über ihn hinweg.
Mich an diesen Gedanken klammernd gehe ich ins Bad. Doch obwohl ich mir die größte Mühe gebe, nicht daran zu denken, was mich später am Bahnhof erwarten wird, gelingt es mir auch nicht, sein Bild zu vergessen. Und ich kann auch nicht verhindern, dass ich vor Nervosität Magenschmerzen habe und deshalb keinen Bissen meines Frühstücks runterkriege. Meine Eltern glauben bestimmt, ich drehe schon durch. Aber ich bin nicht verrückt, nur verliebt.
Nein, moment, das stimmt nicht Ich WAR verliebt. In einen Jungen, der eine Klasse über mir ist. Ich kenne ihn schon über ein Jahr und er mich eigentlich auch, aber wir hatten anfangs nur wenig miteinander zu tun. Damals mochte ich ihn nicht. Und dann war ich plötzlich verliebt. So richtig kitschig verliebt, mit Schmetterlingen im Bauch und Herzklopfen und so. Und da wir ja in die selbe Schule gingen, war es mir ein leichtes, ihn mehrmals täglich zu sehen.
Angesprochen hab ich ihn allerdins nie. Dafür bin ich viel zu schüchtern. Alleine ihn zu sehen rettet mir den Tag.
Und dann kam jener Moment, indem er sein Zeugnis bekam. Einen Monat vor mir und dem Rest der Schule. Genauso wie er einen Monat später wieder anfangen würde. Er und sein Jahrgang mussten Praktikum machen und hatte viel länger Ferien als wir anderen.
Anfangs hätte ich niemals gedacht, dass ich das schaffen würde. Ihn vier Monate lang nicht zu sehen, meine ich. Aber dann war er plötzlich weg und alles was mir blieb waren sein Weblog und seine Profile auf diversen Internet-Seiten, die ich täglich nach Neuigkeiten durchstöberte.
Und obwohl ich anfangs dachte, ich würde diese vier Monate nicht ausstehen, sind sie jetzt um. Und wisst ihr was? Er ist mir egal geworden. Ich laufe nicht länger einem Jungen nach, der sich wahrscheinlich nicht mal mehr an meinen Namen erinnern kann. Ich bin nicht länger verrückt und nicht länger verliebt.
Zumindest ist es das, was ich mir einrede. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ich Herzrasen kriege als ich aus dem Bus steige.
„Morgen“ Tanja ist schon da und wartete vor dem Bus auf mich.
„Morgen“, grüße ich zurück, kann mich dabei aber kaum konzentrieren. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt, aber das wäre aufgefallen.
Tanja und ich gehen auf den Bahnsteig. Da unsere Schule einen speziellen Ausbildungszweig hat ist unser Anfahrsweg ziemlich lang, aber wir nehmen es mit Humor. Bei geschätzten minus 100 Grad stellen wir uns auf den Bahnsteig. Auch meine andere Freundin Julia ist schon da und beginnt auch sogleich zu reden.
„Ja“, antworte ich, auf eine Frage, die ich kaum mitgekriegt habe. Obwohl ich so tue als würde ich den beiden zuhören suche ich in Wirklichkeit den ganzen Bahnsteig nach ihm ab. Und als ich ihn dann sehe bleibt mir erstmal das Herz stehen und ich muss tief durchatmen.
Er sieht genauso gut aus wie ich ihn in Erinnerung hatte. Mein Herz setzt wieder ein und rast erstmal und die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen gerade Tango. Ich bin für den Moment unfähig mich auf irgendetwas zu konzentrieren, bis mich Julias Stimme aus meinem Gedanken reißt.
„Morgen, Leute“ Ich drehe mich um und sehe, dass auch der Rest meiner Freundinnen aus dieser Gegend eingetrudelt ist. Sie kommen morgens mit einem anderen Bus und wir sehen uns immer erst am Bahnhof.
„Morgen“, sagen auch Theresa, Jacqueline und Sabine fast im Chor und lachen dann darüber. Ich grinse und grüße sie ebenfalls, versuche aber gleichzeitig zu verhindern, ihn nochmal anzusehen.
*Es ist mir egal! Es ist mir egal!*, wiederhole ich stillschweigend und atme mehrmals tief ein und aus. Dann geht es etwas besser und ich kann mich auf den ankommenden Zug konzentrieren.
Schnell steigen wir ein und sichern uns wie immer zwei Vierer-Plätze. Anders geht das auch nicht, wenn man zu sechst ist und jeder mit jedem reden will. Außerdem hat diese Sitzordnung den Vorteil, dass er nicht in meine Nähe kommt, was schon mal äußerst gut für meine Nerven ist.
Und obwohl die Zugfahrt ruhig verläuft und wir unseren üblichen Spaß haben, ist da doch etwas in meinem Hinterkopf. Ich weiß genau was es ist und dass sich dieses Gefühl nicht abstellen lässt regt mich wahnsinnig auf. Ich hasse es schwach zu sein und grade eben verliere ich sämtliche Kämpfe gegen mich selbst. Ich wusste ja nicht, dass meine Selbstbeherrschung SO schlecht ist.
Allerdings sind meine Schauspielkünste dafür umso besser. Niemand würde mir jemals anmerken, dass ich geistig völlig abwesend bin, so perfekt passe ich mich ins Gespräch ein. Ich weiß genau, wann ich wie reagieren muss ohne überhaupt zuzuhören. Jahrelange Perfektion.
Okay, das war übertrieben, genau genommen ist es nur ein Jahr. Ein Jahr voller verrückter Hoffnungen und Träume, von denen ich eigentlich gedacht hatte, sie erfolgreich verdrängt zu haben.
Aber wir müssen nur aus dem Zug steigen und schon verrenke ich mir wieder den Kopf nach ihm. Gut, dass ich so viel Übung habe, sonst würde ich wahrscheinlich gleich noch die Treppe runter oder rauf fallen, vor lauter schauen. Und dass er nur wenige Meter vor mir geht macht die Sache auch nicht besser.
*Reiß dich mal zusammen!*, denke ich mir und seufze dann leise. Zum Glück trennen sich unsere Wege hier, denn während er nach draußen geht und in der Kälte auf den Bus wartet mache ich es mir mit meinen Freundinnen lieber drinnen auf einigen Sitzen bequem.
Wahrscheinlich ist es auch gut, dass ich sitze. Meine Nerven sind jetzt schon zum Zerreißen gespannt und das nur, weil er wieder da ist. Und dabei ist es gerade mal halb acht. Das kann ja noch ein langer Tag werden.
Ich ärgere mich mal wieder über mich selbst und wende mich dann lieber dem Gespräch meiner Freundinnen zu. Meine Maskarade ist nämlich perfekt.


Geistert schon seit Wochen in meinem Kopf rum und wird jetzt aufgeschrieben. Ist irgendwie nicht so geworden wie ich wollte, aber es ist einmal ein Anfang.
Würde mich über Bewertungen freuen fröhlich
lg

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Schnegge: 14.11.2008 21:42.

12.11.2008 22:19 Schnegge ist offline E-Mail an Schnegge senden Beiträge von Schnegge suchen Nehmen Sie Schnegge in Ihre Freundesliste auf
Nanni Nanni ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-54031.gif

Dabei seit: 25.01.2007
Beiträge: 11.260
Herkunft: Wien
Name: nennt mich Nanni

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Wow.
Ich finds hamma, erstmal gleich dafür, dass du so richtig losschreibst; ohne anfangs brüchige Sätze zu haben, ohne Prolog und gleich richtig viel smile
zweitens dafür, dass der Inhalt eig. so alltäglich ist, aber trotzdem von dir so geschrieben wird, dass es interessant und kein bisschen langweilig ist,
drittens, weil du soweit ich es gesehen habe, keine stilistischen und gramatikalischen u.s.w. Fehler drinnen hast,
und viertens, weil dus so gut geschrieben hast. Ein bisschen Humor, ein bisschen Information und so. Dein Stil sagt mir total zu.
Schreib weiter smile
LG Nanni

__________________
Hier nicht mehr aktiv.
Ich bin erreichbar über Mail, im VRH Treff sowie bei
Geisterreiter.de

12.11.2008 22:43 Nanni ist offline E-Mail an Nanni senden Homepage von Nanni Beiträge von Nanni suchen Nehmen Sie Nanni in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Nanni in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von Nanni: midnightlenii MSN Passport-Profil von Nanni anzeigen
Schnegge
...


Dabei seit: 30.04.2005
Beiträge: 5.795

Themenstarter Thema begonnen von Schnegge
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Danke schön fröhlich
Hab gestern gleich noch weiter geschrieben und heute wenn ich wieder zu Hause bin geht's auch gleich weiter. Die Geschichte existiert in meinem Kopf ja bereits komplett *gg*
13.11.2008 10:12 Schnegge ist offline E-Mail an Schnegge senden Beiträge von Schnegge suchen Nehmen Sie Schnegge in Ihre Freundesliste auf
Cherimoya Cherimoya ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-28284.jpg

Dabei seit: 09.02.2005
Beiträge: 733
Herkunft: Bad Saarow

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Finde die Geschichte bis jetzt auch richtig gut...

Es kommt richtig gut rüber wie sie sich fühlt und dass sie es sich auch nicht eingestehen will.
Dein Schreibstil sagt mir total zu und ich bin gespannt auf mehr : ]

__________________

13.11.2008 16:56 Cherimoya ist offline E-Mail an Cherimoya senden Homepage von Cherimoya Beiträge von Cherimoya suchen Nehmen Sie Cherimoya in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Cherimoya in Ihre Kontaktliste ein MSN Passport-Profil von Cherimoya anzeigen
Schnegge
...


Dabei seit: 30.04.2005
Beiträge: 5.795

Themenstarter Thema begonnen von Schnegge
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Kaum zehn Minuten später ist es Zeit uns zu erheben. Der Bus kommt und das sind unsere letzten Freiheiten bevor wir in die Schule gehen. Übertrieben gesagt natürlich, denn Schule ist bei uns alles andere als schlimm.
„Verdammt, hast du die Mathe-Hausübung?“ Julias Stimme lenkt mich ab, aber dummerweise habe ich zu viel Übung darin, multitaskingfähig zu sein, als dass ihre Worte mich komplett in Besitz nehmen würden.
„Ich hab's versucht und ich denke, es stimmt soweit auch. Kannst du gerne abschreiben, wenn du willst“ Ich kann wie immer ihre Gedanken lesen und sie lächelt mir dankbar zu, während wir aus der Tür treten und uns die kalte Herbstluft entgegenströmt.
Automatisch wickle ich mich enger in meine Jacke und kaum sind wir draußen schweift mein Blick über die Schülermassen. Gut, dass er so groß ist, will ich mir denken, bis mir einfällt, dass ich ihn ja nicht sehen will. Blöd, dass er so groß und über die anderen Schüler hinweg zu sehen ist. Und natürlich steht er genau da wo wir hin müssen, um so vor dem Bus zu stehen, dass wir einen Sitzplatz bekommen.
„Wie geht es eigentlich Sophie?“ Reine Höflichkeitsfloskel, während wir die Straße entlang gehen. Julia und ich voraus, die anderen hinter uns.
„Es geht ihr super, danke. Sie kann schon laufen, wenn man sie an der Hand nimmt“ Sophie ist Julias Tochter. Sie hat sie mit 15 Jahren bekommen und bald nähert sich der erste Geburtstag der kleinen.
Julia erzählt mir, was Sophie so angestellt hat, während wir an ihm vorbeigehen. Ich bekomme mit was sie mir sagt, aber mein Blick hängt an ihm. Nur als ich merke, wie er aufsieht, schaue ich schnell weg. Sofort ärgere ich mich darüber. Zum einen, weil ich sogar zu feig bin um ihm in die Augen zu sehen, zum anderen, weil es mir völlig egal sein sollte, ob er mich ansieht oder nicht. Und stattdessen kriege ich fast einen Herzinfarkt nur weil sein Blick mich zufällig gestreift hat. Wie armselig.
Aber mehr Zeit zum Nachdenken kriege ich erstmal nicht, denn die beiden Busse, die uns in die Schule bringen sollen kommen an. Julia und ich nehmen uns den ersten, weil da für gewöhnlich mehr Sitzplätze frei sind und das Gedränge beginnt. Jeder schubst und will so schnell wie möglich rein und ich bin froh, als ich im Bus bin, auch wenn sich das mit dem Hinsetzten nicht so ganz ausging. Also stehe ich halt neben einer Stange. Hinter mir steigen einige aus unserem neuen ersten Jahrgang ein. Und nett wie die sind, stellen die sich genau so hin, dass sie zwischen mir und Julia sind. Also unmöglich ein Gespräch zu führen, wobei ich dazu momentan eh nicht den Nerv hätte. Ich bin damit beschäftigt den Bus abzusuchen, aber es dauert nur wenige Sekunden, bis ich erkannt habe, dass er nicht eingestiegen ist. Nur sein Freund, mit dem er in der Schule eigentlich immer zusammen ist, der ist hier.
Ich seufze und wende mich dann dem Gedränge und Geschubse zu, dass hinter mir begonnen hat. Diese komischen Leute aus der Ersten sind unfähig gerade zu stehen und andauernd habe ich eine Schultasche im Gesicht. Außerdem schreien sie rum und strapazieren meine ohnehin schon armen Nerven gleich noch mehr. Was auch nicht unbedingt gut für meine Laune ist.
Als ich einige Minuten später aus dem Bus steige und an Julias Seite die Straße überquere bin ich schon ziemlich wütend und grummle erstmal vor mich hin.
„Das war ja schrecklich. Die konnten ja kein bisschen aufpassen“ Julia ist genauso sauer wie ich und wir regen uns noch eine Weile über diese unfreundlichen Leute auf, bis wir die Schule betreten. Nach einem kurzen Blick auf den Supplierplan stellen wir fest, dass Gott uns nicht gnädig ist und keine Stunden ausfallen lässt. Oder zumindest irgendetwas suppliert, damit wir heute nicht denken müssen.
Aber das spielt es für uns nicht und so machen wir uns zuerst auf in den Keller, wo unsere Spinde stehen um Schuhe und Jacken zu verstauen, bevor es in den Klassenraum geht.
Ich drehe gerade an meinem Zahlenschloss, als auch meine beste Freundin auftaucht. Sie wohnt genau in der entgegengesetzten Richtung. Die Schule ist also ziemlich genau unser Mittelpunkt, weshalb wir nicht immer viel Zeit miteinander verbringen können.
„Morgen“, grüßt sie und sperrt ihren eigenen Spind auf, während ich gerade meine Schuhe ausziehe und die Jacke reinwerfe, ehe ich schnell zum Schloss greife und wieder zusperre. Das Gedränge ist morgen nämlich immer ziemlich groß.
„Morgen Lisa, morgen Hanna“ Auch mit der großen Schwester meiner besten Freundin verstehe ich mich super und deshalb warte ich auf die beiden, bevor wir uns dann zu dritt aufmachen in die Klassen. Julia ist mir schon lange abhanden gekommen, als sie ihre eigene beste Freundin gesehen hat. So gut wir uns auch verstehen, man kann nicht unbedingt behaupten, dass wir aneinander hängen.
„Und, was hast du gestern noch so gemacht?“ Jetzt, wo ich weiß, dass er nicht in der Schule ist bin ich völlig entspannt und ruhig und auch fähig mich völlig zu konzentrieren. Außerdem weiß Lisa ohnehin, wie verrückt ich bin, was ihn angeht.
„Nichts besonderes, nur mehr ferngesehen. Und du? Hast du ihn heute eigentlich schon gesehen?“ Ich weiß natürlich sofort wovon sie redet und versuche meine Antwort so nebensächlich wie möglich klingen zu lassen. Zwar weiß Lisa, wie verliebt ich war, aber ich habe ihr genauso wie mir eingeredet, dass das vorbei ist.
„Ich hab' nur mehr Französisch-Hausübung gemacht und dann mal wieder Scrubs geschaut. Ich liebe die Serie. Und ihn hab ich heute auch schon gesehen, ja, aber nur kurz im Vorbeigehen. Nicht, dass es mich interessieren würde“ Den letzten Satz kann ich mir nicht verkneifen, immerhin will ich ihr ja beweisen, dass er mir wirklich egal ist.
„Achso“ Das Gespräch ist erstmal verschoben, weil wir uns jetzt drei Stockwerke nach oben kämpfen müssen. Schon blöd, wenn die Klassen im zweiten Stock sind und die Spinde im Keller. Aber nach über zwei Jahren sind wir unsereren Morgensport ohnehin schon gewöhnt.
Sobald wir vor der Klasse sind verabschiedet sich Hanna. Sie ist ziemlich aufgeregt, weil sie eine Nachprüfung in Englisch hat und ihre Schwester und ich zittern natürlich mit ihr. Immerhin wollen wir nicht, dass sie mit der Schule aufhört, aber genau das würde sie tun, wenn sie die Prüfung nicht schafft. Sie ist ja schon einmal sitzen geblieben.
„Viel Glück, Hanna“ Wir umarmen sie beide und gehen dann in die Klasse. Da wir so viele Leute sind, sind wir in manchen Fächern geteilt, wie zum Beispiel jetzt in Französisch. Und da ich in Gruppe zwei bin, bin ich auch noch die Wanderklasse.
Deshalb hole ich nur schnell meine Sachen, dann läutet es auch schon und wir machen uns auf den Weg in die Klasse, wo wir als nächstes unterrichtet werden.

„Und?“ Ich setze mich neben Lisa auf die Bank in der Pausenhalle im zweiten Stock und atme erstmal tief durch. Nach zwei Stunden brauche ich jetzt erstmal eine Pause, vor allem für meine Nerven. Dummerweise sieht es nicht gut aus für mich.
„Ich hab ein gutes Gefühl. Zumindest wusste ich alles“ Hanna sieht genauso nervös aus wie ihre Stimme klingt und ich knuddle sie kurz. Eigentlich zweifle ich nicht daran, dass sie die Nachprüfung schafft, obwohl sie wegen ihres Prakitkums wenig gelernt hat. Aber ihre Schwester ist fast noch nervöser als sie und genau das ist es, was meine Nerven strapaziert.
Deshalb lasse ich die beiden in Ruhe den Stoff durchgehen und meinen Blick stattdessen durch den Gang schweifen. Es sind viele Leute hier, aber der, den ich sehen will, den finde ich nicht. Was wahrscheinlich auch nicht ungewöhnlich ist, denn auch er hat eine Nachprüfung und zwar in Rechnungswesen. Und ich weiß von seinem Blog, dass er mit der Schule aufhört, wenn er die nicht schafft, und das will ich auf keinen Fall. Egal wie schüchtern ich auch bin, ich will ihn morgens sehen.
Halt, moment, ich vergaß schon wieder, dass das nicht mehr stimmt. Also, Korrektur: Ich will, dass er die Nachprüfung schafft, aber nur wegen ihm, nicht wegen mir. MIR ist er ja egal.
Ich seufze und kriege gerade noch die letzten Fetzen des Gespräches mit, bevor es wieder läutet. Fünfzehn Minuten sind immer viel zu schnell um.
„Alles Gute, viel Glück und du schaffst das“ Ich drücke Hanna noch mal und dann müssen Lisa und ich auch schon in die Klasse. Wir haben jetzt Deutsch, also endlich mal ein Fach, indem wir zusammen sind. Allerdings ist unser Lehrer sein Klassenvorstand.
Ehrlich, es ist schwer jemanden zu vergessen, wenn einen alles an ihn erinnert.
14.11.2008 21:41 Schnegge ist offline E-Mail an Schnegge senden Beiträge von Schnegge suchen Nehmen Sie Schnegge in Ihre Freundesliste auf
Nanni Nanni ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-54031.gif

Dabei seit: 25.01.2007
Beiträge: 11.260
Herkunft: Wien
Name: nennt mich Nanni

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Total angenehm zum Lesen <3

__________________
Hier nicht mehr aktiv.
Ich bin erreichbar über Mail, im VRH Treff sowie bei
Geisterreiter.de

14.11.2008 22:49 Nanni ist offline E-Mail an Nanni senden Homepage von Nanni Beiträge von Nanni suchen Nehmen Sie Nanni in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Nanni in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von Nanni: midnightlenii MSN Passport-Profil von Nanni anzeigen
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » "Meine Geschichte" - 2. Teil

Impressum

Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH