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Hallo alle miteinander,

ich hab gerad beschlossen, mal was anderes auszuprobieren, als Fanfictions und nach einfachem drauf los schreiben entwickelte sich sogar eine richtige Idee, deren erstes Kapitel ich euch hier vorstellen möchte. Der Liedtext kommt von Madsen - "Der Moment"

Viel Spaß beim lesen, würde mich über konstruktive Kritik, Anregung, Feedback freuen smile

Lg +manhattan+

Der Moment

„das war’s, ein einziger Moment,
der mir ein Lächeln schenkt,
wenn sich sonst nichts in mir regt“


Oft ist es nur ein kleiner Augenblick, der unser ganzes Leben verändert. Ein kleiner Augenblick, in dem uns etwas klar wird, in dem wir etwas verstehen, in dem etwas passiert, in dem jemand in unser Leben tritt.
Genau diesen Augenblick hatte auch sie erlebt. Vor einiger Zeit. Da war ER in ihr Leben getreten. Wer er war? Wusste sie nicht. Woher er kam? Sie hatte keine Ahnung. Warum er in ihrem Kopf herumspukte und ihre Gedanken beherrschte? Weil er sie angesehen hatte, wie niemand es je zuvor getan hatte. Weil dieser eine Blick eine Verbundenheit hatte zwischen ihnen herrschen lassen, die die Zeit hatte still stehen lassen.
Und nun war er weg. Und sie hatte keine Ahnung wann und wie sie sich wieder sehen würden und ob sie sich überhaupt jemals wieder sehen würden. Und dennoch sah sie seine Augen jeden Abend wieder, wenn sie ins Bett ging und die Augen schloss. Sah, wie er sie über die Menschenmasse auf dem Bahnsteig hinweg ansah. Und sie wusste, er hatte es auch gespürt.

Der Verkehr in der Hamburger Innenstadt war wie jeden Morgen dicht gedrängt, die Autos standen in Schlangen vor den roten Ampeln und warteten, dass es grün wurde und sie endlich weiter fahren konnte. Es herrschte hektisches Treiben auf den Gehwegen und auch der Campus der Universität war übersäht von Studenten, die eilig zu ihren Vorlesungen strömten.
Auch Sophie gehörte zu ihnen, ihre Vorlesung begann in weniger als zehn Minuten und verpassen musste sie sie nicht unbedingt. In Gedanken war sie überall anders, als jetzt in dieser Menschenmasse, die schläfrig vor sich hin kroch. Entgegen ihrer Natur war auch Sophie heute Morgen recht verschlafen und dementsprechend missgelaunt. Würde sie gefragt werden, woran es lag, dass sie nicht ihr übliches Lächeln auf den Lippen hatte, würde sie sagen, sie wüsste es nicht. Doch das war eine glatte Lüge, denn ihr war durchaus bewusst, weshalb sie so verschlafen war. Er war schuld. Er, wer auch immer er war. Er hatte sie letzte Nacht mal wieder in ihren Träumen heimgesucht und sie unruhig schlafen lassen. Sie hatte wieder auf dem Gleis gestanden und ihn in die S – Bahn steigen sehen, sein letztes leichtes Lächeln, als die Bahn los gefahren war.
„Und ich dachte schon, du wärst heute morgen schlecht gelaunt“, ertönte plötzlich eine freundliche, gut gelaunte Stimme neben ihr und als Sophie schaute, wer sie da angesprochen hatte, erkannte sie ihren Komiliton Leon, der sich ihr nun auf dem Weg in den Vorlesungssaal anschloss. Scheinbar hatte sich, ohne dass Sophie es gemerkt hatte, ein Lächeln auf ihre Lippen gestohlen, beim Gedanken an den mysteriösen Unbekannten vom Hauptbahnhof.
„Ach du weißt doch, ich weiß gar nicht, was schlechte Laune ist“, grinste Sophie nun, erfreut sich den Weg nicht mehr alleine bahnen zu müssen. „Obwohl ich es schon etwas unfair fand, dass ich aufstehen und mich auf den Weg hier hermachen musste, während Alex friedlich weiter geschlafen hat.“
„Tja meine Liebe, es kann nicht jeder es so gut haben und Freitags morgens erst um 10 los müssen.“
„Wo du recht hast…“, nuschelte Sophie und war froh, dass sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren und sie sich auf einen freien Platz sinken lassen konnte.
„Hast du schon von der WG – Party heute Abend gehört?“, während Leon etwas zum Schreiben hervor holte, warf er seiner Sitznachbarin einen kurzen Blick zu. Ihre langen, dunklen, leicht gelockten Haare hatte sie scheinbar in Eile zu einem Zopf hochgebunden und eine lose Strähne hing ihr ins Gesicht. Er war sich sicher, dass er sie attraktiv gefunden hätte, wenn er nicht…
„Ja, Thomas hat davon erzählt und uns eingeladen. Ich denke wir werden hingehen und du?“, wurden seine Gedanken unterbrochen und als Antwort nickte er.
Als der Professor den Raum betrat wurde es ruhiger, nur vereinzelt hörte man noch Gemurmel, was sich allerdings auch recht rasch einstellte, nachdem der Vortrag begann. Unbewusst schweiften Sophies Gedanken zurück zu ihrem Mister X und das Lächeln erlosch, als sie sich eingestand, dass die Wahrscheinlichkeit, ihn in einer 2 Millionen Einwohner Stadt wieder zu treffen, sehr gering war. Sie musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass es ein einmaliger Augenblick bleiben würde. Traurig begann sie auf ihrem Zettel rumzukritzeln, als Leon sie besorgt musterte.
„Du schaust ja schon wieder so traurig“, flüsterte er ihr zu „Ist irgendwas nicht in Ordnung? Hast du Stress mit Alex gehabt?“
Alex und Sophie waren seit fast zwei Jahren ein Paar. In ihrem Freundeskreis galten sie als das Traumpaar schlechthin, doch in letzter Zeit stimmte in ihrer Beziehung etwas nicht mehr. Wahrscheinlich merkte Alex es nicht einmal, Sophie wollte es sich ja selbst nicht einmal eingestehen, doch die Luft war raus. Sie liebte ihn nicht mehr so, wie sie es einst getan hatte. Aber etwas ändern würde sie nicht, immer in der Hoffnung, die Gefühle würden wieder kommen. Alexander war ein herzensguter Mensch, immer freundlich und besorgt um sie. Er wusste, wenn es ihr nicht gut ging und konnte sie zum lachen bringen. Doch in letzter Zeit war das Ganze für Sophie eher auf freundschaftlicher Ebene gewesen. Und dann war da ja auch noch der Unbekannte… ‚Nicht an ihn denken. Du siehst ihn nie wieder!’, befahl sie sich rasch in Gedanken, ehe sie sich zu Leon dreht und wieder ein Lächeln aufsetzte, wie er es gewohnt war. „Nein, nein, alles bestens. Ich bin nur ein wenig müde“, um die Aussage zu unterstreichen gähnte sie einmal herzhaft.
Leon setzte ein schmutziges Grinsen auf. „Ahja, müde. Die letzte Nacht war wohl etwas lang, wie?“
‚Paah, wenn du wüsstest!’, schoss es Sophie durch den Kopf. Denn Sex hatten Alex und sie seit mindestens einem Monat nicht mehr gehabt, wobei sie daran wahrscheinlich mehr Schuld trug als Alex. Trotzdem ging Sophie nicht auf Leon ein, sondern lächelte nur matt und schenkte dann wieder dem Referenten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, zu mindest so gut es ging.
Dass ihr das nicht gelang, daran waren nicht nur ihre ständig abschweifenden Gedanken Schuld, sondern ebenso Leon, der nun begann ihr davon zu erzählen, was er am Wochenende vor hatte, wen er wieder so alles kennen gelernt hatte und sowieso alles, was sich in den letzten zwei Tagen, die sie einander nicht gesprochen hatten, ergeben hatte. Doch anstatt wirklich zu zuhören nickte die Studentin nur und schweifte wieder weit ab. Zu ihm. Zu seinen dunklen Augen, die den Anschein gemacht hatten, als würden sie in sie eindringen. Zu seinen so kurz geschnittenen Haaren, dass es aussah, als hätte er eine Glatze, die von einem leichten Pflaum geziert war. Zu seinem Bart, der seinen Mund und Kinn umspielte. Und zu seinem Lächeln, dass er ihr geschenkt hatte, als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
Wieso um Himmelswillen hatte er ihr dermaßen den Verstand geraubt, obwohl sie sich höchstens eine Minute gesehen hatten? Was war es, was er hatte?
Ohne Frage fehlte Sophie nichts in ihrem Leben. Sie hatte eine Familie, die ihr Halt gab. Einen festen Freundeskreis, bei dem sie sich jederzeit verkriechen konnte und mit dem sie unglaublich viel Spaß hatte. Sie studierte und hatte nicht mehr lange, ehe sie irgendwo als PR – Assistentin anfangen würde und sie hatte einen liebevollen, aufmerksamen, witzigen Freund, der sie über alles liebte. Doch in dem Moment auf dem Bahnsteig merkte sie, dass etwas fehlte. Etwas Besonderes, Undefiniertes. Etwas was sie wohl nie herausfinden würde.


„Schatz, bist du bald fertig? Wir sollten langsam los?“, fragend steckte Alex seinen Kopf durch die Tür und sah sie an, schaute ihr zu, wie sie noch eine letzte Haarnadel in ihre Haare steckte, damit die Strähnen ihrem Gesicht fern blieben.
Er betrat das Bad und stellte sich hinter sie um seine Arme um ihre Tille zu legen. „Du siehst umwerfend aus“, flüsterte er ihr ins Ohr und begann ihren Hals zu küssen. Liebevoll legte sie ihre Hand in seinen Nacken und begann ihn zu kraulen, spielte mit seinen dunklen Haaren und wickelte eine Strähne um ihren Finger. „Einfach umwerfen“, wiederholte Alex und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie war nur dezent geschminkt, etwas Kajal, etwas Rouge, zu viel stand ihr einfach nicht. Die Haare fielen ihr locker über die Schulter und nur der Pony war weggeklemmt. „Ich liebe dich Soph!“
Die Angesprochene senkte ihren Blick. Sie konnte sein Liebesgeständnis momentan einfach nicht erwidern, deshalb murmelte sie etwas Unverständliches und meinte dann mit einem Seitenblick auf die Uhr, es sei Zeit los zufahren.
Die Fahrt dauerte verhältnismäßig lange. Damit beide etwas Trinken konnten, hatten sie beschlossen mit der Bahn zu fahren. Bis zum Hauptbahnhof verlief die Fahrt schweigend, wofür Sophie dankbar war. Selbst das sanfte Streicheln ihres Handrückens war ihr schon fast zu viel und sie musste den Reflex unterdrücken ihre Hand einfach weg zu ziehen und die in die Tasche ihres Trenchcoats zu stecken.
Während Sophie einfach die Leute in ihrer Umgebung beobachtete, telefonierte Alex kurz mit einem seiner Kumpels, die nicht zu ihrem gemeinsamen Freundeskreis gehörte, doch ansonsten sprachen sie nicht. Erst als sie den Hauptbahnhof passiert hatten und in Richtung Reeperbahn weiter fuhren, startete Alex den Versuch, Konversation zu betreiben. „Wer richtet diese Party eigentlich aus?“ „Irgend so ein Freund von Thomas feiert die Einweihung seiner Wg.“ Thomas war Sophies Mitbewohner. Bis vor einiger Zeit hatten die beiden gemeinsam mit Sophies bester Freundin Isabel in einer Wg gewohnt, doch nachdem Isabel mit ihrem Freund zusammen gezogen war, hatten sie keinen neuen Mitbewohner finden können. Und mit Alex zusammen zu ziehen, dagegen sträubte sich Sophie aus Gründen, die sogar ihr unerfindlich waren. Eigentlich wohnte er sowieso mehr bei ihr als bei sich in der Wohnung, was würde es also für einen Unterschied machen, wenn seine Sachen bei ihr rum stünden?
Nun war seine einsilbige Antwort ein „Mhm“ und Sophie war froh, als sie auf dem Kiez ankamen. Alex schien zu spüren, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmte, aber genauso, dass sie nicht darüber sprechen wollte, was sich wiederum auf seine eigene Laune auswirkte.
Mehr oder weniger widerwillig ließ sie zu, dass seine Finger sich mit ihren verschränkten, während sie sich durch den fröhlichen, größtenteils bereits gut angetrunkenen Menschen schlängelten, in eine kleine Seitenstraße, aus deren einen Haus bereits laute Musik zu hören war. „Da muss es sein“, murmelte Sophie und untersuchte kurz das Klingelschild, bis sie den gesuchten Namen fand und sich schließlich in einer Masse von feierwütigen Leuten befand, in denen sie einige ihrer Freunde erkannte.
15.09.2008 13:48 +Manhattan+ ist offline E-Mail an +Manhattan+ senden Homepage von +Manhattan+ Beiträge von +Manhattan+ suchen Nehmen Sie +Manhattan+ in Ihre Freundesliste auf MSN Passport-Profil von +Manhattan+ anzeigen
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Wenn niemand was zu sagen hat, werd ich's mir mal anschauen (;

Zitat:
Original von +Manhattan+

Der Moment

„das war’s, ein einziger Moment,
der mir ein Lächeln schenkt,
wenn sich sonst nichts in mir regt“


Oft ist es nur ein kleiner Augenblick, der unser ganzes Leben verändert. Ein kleiner Augenblick, in dem uns etwas klar wird, in dem wir etwas verstehen, in dem etwas passiert, in dem jemand in unser Leben tritt.
Genau diesen Augenblick hatte auch sie erlebt. Vor einiger Zeit. Da war ER in ihr Leben getreten. Wer er war? Wusste sie nicht. Woher er kam? Sie hatte keine Ahnung. Warum er in ihrem Kopf herumspukte und ihre Gedanken beherrschte? Weil er sie angesehen hatte, wie niemand es je zuvor getan hatte. Weil dieser eine Blick eine Verbundenheit hatte zwischen ihnen herrschen lassen, die die Zeit hatte still stehen lassen. Hier sind mir persönlich ein bisschen zu viel "hatte" drin, vielleicht gibt es da ja andere Möglichkeiten (;
Und nun war er weg. Und sie hatte keine Ahnung Schon wieder "keine Ahnung, klingt nicht ganz so schön. wann und wie sie sich wieder sehen würden und ob sie sich überhaupt jemals wieder sehen würden. Und dennoch sah sie seine Augen jeden Abend wieder, wenn sie ins Bett ging und die Augen Wiederholung schloss. Sah, wie er sie über die Menschenmasse auf dem Bahnsteig hinweg ansah. Und sie wusste, er hatte es auch gespürt.

Der Verkehr in der Hamburger Innenstadt war wie jeden Morgen dicht gedrängt, die Autos standen in Schlangen vor den roten Ampeln und warteten, dass es grün wurde und sie endlich weiter fahren konnten. Es herrschte hektisches Treiben auf den Gehwegen und auch der Campus der Universität war übersäht von Studenten, die eilig zu ihren Vorlesungen strömten.
Auch Sophie gehörte zu ihnen, ihre Vorlesung begann in weniger als zehn Minuten und verpassen musste sie sie nicht unbedingt. Vielleicht: und sie hatte nicht vor diese zu verpassen... In Gedanken war sie überall anders, als jetzt in dieser Menschenmasse überall, nur nicht hier in dieser Menschenmasse... , die schläfrig vor sich hin kroch. Entgegen ihrer Natur war auch Sophie heute Morgen recht verschlafen und dementsprechend missgelaunt. Würde sie gefragt werden, woran es lag, dass sie nicht ihr übliches Lächeln auf den Lippen hatte [I]trug[/b], würde sie sagen, sie wüsste es nicht. Doch das war eine glatte Lüge, denn ihr war durchaus bewusst, weshalb sie so verschlafen war. Er war schuld. Er, wer auch immer er war. Er hatte sie letzte Nacht mal wieder in ihren Träumen heimgesucht und sie unruhig schlafen lassen. Sie hatte wieder auf dem Gleis gestanden und ihn in die S – Bahn steigen sehen, sein letztes leichtes Lächeln, als die Bahn los gefahren war.
„Und ich dachte schon, du wärst heute morgen schlecht gelaunt“, ertönte plötzlich eine freundliche, gut gelaunte Stimme neben ihr und als Sophie schaute, wer sie da angesprochen hatte, erkannte sie ihren Komiliton Leon, der sich ihr nun auf dem Weg in den Vorlesungssaal anschloss. Scheinbar hatte sich, ohne dass Sophie es gemerkt hatte, ein Lächeln auf ihre Lippen gestohlen, beim Gedanken an den mysteriösen Unbekannten vom Hauptbahnhof.
„Ach du weißt doch, ich weiß gar nicht, was schlechte Laune ist“, grinste Sophie nun, erfreut sich den Weg nicht mehr alleine bahnen zu müssen. „Obwohl ich es schon etwas unfair fand, dass ich aufstehen und mich auf den Weg hier hermachen musste, während Alex friedlich weiter geschlafen hat.“
„Tja meine Liebe, es kann nicht jeder es so gut haben und Freitags morgens erst um 10 los müssen.“
„Wo du recht hast…“, nuschelte Sophie und war froh, dass sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren und sie sich auf einen freien Platz sinken lassen konnte.
„Hast du schon von der WG – Party heute Abend gehört?“, während Leon etwas zum Schreiben hervor holte, warf er seiner Sitznachbarin einen kurzen Blick zu. Ihre langen, dunklen, leicht gelockten Haare hatte sie scheinbar in Eile zu einem Zopf hochgebunden und eine lose Strähne hing ihr ins Gesicht. Er war sich sicher, dass er sie attraktiv gefunden hätte, wenn er nicht…
„Ja, Thomas hat davon erzählt und uns eingeladen. Ich denke wir werden hingehen und du?“, wurden seine Gedanken unterbrochen und als Antwort nickte er.
Als der Professor den Raum betrat wurde es ruhiger, nur vereinzelt hörte man noch Gemurmel, was sich allerdings auch recht rasch einstellte, nachdem der Vortrag begann. Unbewusst schweiften Sophies Gedanken zurück zu ihrem Mister X und das Lächeln erlosch, als sie sich eingestand, dass die Wahrscheinlichkeit, ihn in einer 2 Millionen Einwohner Stadt wieder zu treffen, sehr gering war. Sie musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass es ein einmaliger Augenblick bleiben würde. Traurig begann sie auf ihrem Zettel rumzukritzeln, als Leon sie besorgt musterte.
„Du schaust ja schon wieder so traurig“, flüsterte er ihr zu „Ist irgendwas nicht in Ordnung? Hast du Stress mit Alex gehabt?“
Alex und Sophie waren seit fast zwei Jahren ein Paar. In ihrem Freundeskreis galten sie als das Traumpaar schlechthin, doch in letzter Zeit stimmte in ihrer Beziehung etwas nicht mehr. Wahrscheinlich merkte Alex es nicht einmal, Sophie wollte es sich ja selbst nicht einmal eingestehen, doch die Luft war raus. Sie liebte ihn nicht mehr so, wie sie es einst getan hatte. Aber etwas ändern würde sie nicht, immer in der Hoffnung, die Gefühle würden wieder kommen. Alexander war ein herzensguter Mensch, immer freundlich und besorgt um sie. Er wusste, wenn es ihr nicht gut ging und konnte sie zum lachen bringen. Doch in letzter Zeit war das Ganze für Sophie eher auf freundschaftlicher Ebene gewesen. Und dann war da ja auch noch der Unbekannte… ‚Nicht an ihn denken. Du siehst ihn nie wieder!’, befahl sie sich rasch in Gedanken, ehe sie sich zu Leon drehte und wieder ein Lächeln aufsetzte, wie er es gewohnt war. „Nein, nein, alles bestens. Ich bin nur ein wenig müde“, um die Aussage zu unterstreichen gähnte sie einmal herzhaft.
Leon setzte ein schmutziges Grinsen auf. „Ahja, müde. Die letzte Nacht war wohl etwas lang, wie?“
‚Paah, wenn du wüsstest!’, schoss es Sophie durch den Kopf. Denn Sex hatten Alex und sie seit mindestens einem Monat nicht mehr gehabt, wobei sie daran wahrscheinlich mehr Schuld trug als Alex. Trotzdem ging Sophie nicht auf Leon ein, sondern lächelte nur matt und schenkte dann wieder dem Referenten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, zu mindest zumindest wird glaube ich zusammen geschrieben, bin mir aber nicht hundertprozentig sicher so gut es ging.
Dass ihr das nicht gelang, daran waren nicht nur ihre ständig abschweifenden Gedanken Schuld, sondern ebenso Leon, der nun begann ihr davon zu erzählen, was er am Wochenende vor hatte, wen er wieder so alles kennen gelernt hatte und sowieso alles, was sich in den letzten zwei Tagen, die sie einander nicht gesprochen hatten, ergeben hatte. Doch anstatt wirklich zu zuhören nickte die Studentin nur und schweifte wieder weit ab. Zu ihm. Zu seinen dunklen Augen, die den Anschein gemacht hatten, als würden sie in sie eindringen. Zu seinen so kurz geschnittenen Haaren, dass es aussah, als hätte er eine Glatze, die von einem leichten Pflaum geziert war. Zu seinem Bart, der seinen Mund und Kinn umspielte. Und zu seinem Lächeln, dass er ihr geschenkt hatte, als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
Wieso um Himmelswillen hatte er ihr dermaßen den Verstand geraubt, obwohl sie sich höchstens eine Minute gesehen hatten? Was war es, was er hatte?
Ohne Frage fehlte Sophie nichts in ihrem Leben. Sie hatte eine Familie, die ihr Halt gab. Einen festen Freundeskreis, bei dem sie sich jederzeit verkriechen konnte und mit dem sie unglaublich viel Spaß hatte. Sie studierte und hatte nicht mehr lange, ehe sie irgendwo als PR – Assistentin anfangen würde und sie hatte einen liebevollen, aufmerksamen, witzigen Freund, der sie über alles liebte. Doch in dem Moment auf dem Bahnsteig merkte sie, dass etwas fehlte. Etwas Besonderes, Undefiniertes. Etwas was sie wohl nie herausfinden würde.


„Schatz, bist du bald fertig? Wir sollten langsam los?“, fragend steckte Alex seinen Kopf durch die Tür und sah sie an, schaute ihr zu, wie sie noch eine letzte Haarnadel in ihre Haare steckte, damit die Strähnen ihrem Gesicht fern blieben.
Er betrat das Bad und stellte sich hinter sie um seine Arme um ihre Tille zu legen. „Du siehst umwerfend aus“, flüsterte er ihr ins Ohr und begann ihren Hals zu küssen. Liebevoll legte sie ihre Hand in seinen Nacken und begann ihn zu kraulen, spielte mit seinen dunklen Haaren und wickelte eine Strähne um ihren Finger. „Einfach umwerfend“, wiederholte Alex und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie war nur dezent geschminkt, etwas Kajal, etwas Rouge, zu viel stand ihr einfach nicht. Die Haare fielen ihr locker über die Schulter und nur der Pony war weggeklemmt. „Ich liebe dich Soph!“
Die Angesprochene senkte ihren Blick. Sie konnte sein Liebesgeständnis momentan einfach nicht erwidern, deshalb murmelte sie etwas Unverständliches und meinte dann mit einem Seitenblick auf die Uhr, es sei Zeit los zufahren.
Die Fahrt dauerte verhältnismäßig lange. Damit beide etwas Trinken konnten, hatten sie beschlossen mit der Bahn zu fahren. Bis zum Hauptbahnhof verlief die Fahrt schweigend, wofür Sophie dankbar war. Selbst das sanfte Streicheln ihres Handrückens war ihr schon fast zu viel und sie musste den Reflex unterdrücken ihre Hand einfach weg zu ziehen und die in die Tasche ihres Trenchcoats zu stecken.
Während Sophie einfach die Leute in ihrer Umgebung beobachtete, telefonierte Alex kurz mit einem seiner Kumpels, die nicht zu ihrem gemeinsamen Freundeskreis gehörte entweder "gehörten" am Schluss oder "der" nach dem Komma (;, doch ansonsten sprachen sie nicht. Erst als sie den Hauptbahnhof passiert hatten und in Richtung Reeperbahn weiter fuhren, startete Alex den Versuch, Konversation zu betreiben. „Wer richtet diese Party eigentlich aus?“ „Irgend so ein Freund von Thomas feiert die Einweihung seiner Wg.“ Thomas war Sophies Mitbewohner. Bis vor einiger Zeit hatten die beiden gemeinsam mit Sophies bester Freundin Isabel in einer Wg gewohnt, doch nachdem Isabel mit ihrem Freund zusammen gezogen war, hatten sie keinen neuen Mitbewohner finden können. Und mit Alex zusammen zu ziehen, dagegen sträubte sich Sophie aus Gründen, die sogar ihr unerfindlich waren. Eigentlich wohnte er sowieso mehr bei ihr als bei sich in der Wohnung, was würde es also für einen Unterschied machen, wenn seine Sachen bei ihr rum stünden?
Nun war seine einsilbige Antwort ein „Mhm“ und Sophie war froh, als sie auf dem Kiez ankamen. Alex schien zu spüren, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmte, aber genauso, dass sie nicht darüber sprechen wollte, was sich wiederum auf seine eigene Laune auswirkte.
Mehr oder weniger widerwillig ließ sie zu, dass seine Finger sich mit ihren verschränkten, während sie sich durch den fröhlichen, größtenteils bereits gut angetrunkenen Menschen schlängelten, in eine kleine Seitenstraße, aus deren einen Haus bereits laute Musik zu hören war. „Da muss es sein“, murmelte Sophie und untersuchte kurz das Klingelschild, bis sie den gesuchten Namen fand und sich schließlich in einer Masse von feierwütigen Leuten befand, in denen sie einige ihrer Freunde erkannte.


Das Thema finde ich persönlich nicht unbedingt interessant, aber du hast einen angenehmen Schreibstil, mit so gut wie keinen Rechtschreibfehlern und nur wenigen Stilfehlern, wobei diese wohl eher auch Geschmack sind. Also, gefällt mir bis hierhin zwar nicht umwerfend gut, aber schon recht ansprechend. Ich würde bei Zeiten gerne noch ein wenig mehr lesen.
17.09.2008 22:47 Puella ist offline E-Mail an Puella senden Homepage von Puella Beiträge von Puella suchen Nehmen Sie Puella in Ihre Freundesliste auf
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