|
  |
 Gedanken |
Tigertatze
>> Kekz
Dabei seit: 17.08.2005
Beiträge: 489
Herkunft: Hamstertopia
 |
|
Joa, eigentlich ist es gar keine Geschichte.. eher ein kurzer Text.
Mir ging es gestern mal wieder so mies, dass ich nicht schlafen konnte und mich deswegen an den PC gesetzt und ein Teil meiner Gedanken aufgeschrieben hab, die mich in diesem Moment beschäftigt haben. Es geht um meinen Hamster Cappuccino, der am 6.8 im Alter von 2 1/2 Jahren eingeschläfert werden musste.
Wusste nicht recht ob es zu Gedichten oder Geschichten gehört.
Cappu. Ach Cappu.
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll und ob es die richtige Entscheidung ist, meine Gedanken zwanghaft aufzuschreiben, als seien sie ein Bild mit dem ich Ruhm und Ehre erhalten will und mich nicht um seine Ursprünge schere; mich nicht mehr nach dem umdrehe, der meine Hand im stillen über das Papier geleitet, der die Farben gewählt und das Muster bestimmt hat. Oder ist es ganz anders? Drehe ich mich –gerade in diesem Moment- nach dir um und strecke meiner Finger nach dir aus? Ist es nur Mitleid, das ich sammeln will, weil ich naiv genug bin zu glauben, dass Mitleid das eigene Leid verringert? Dass man Traurigkeit wie Sand in fremde Hände verteilen kann, um selbst wieder glücklich zu werden? Oder will ich nur Aufmerksamkeit? Viele Leute um mich herum, die in meine Klagegesänge einstimmen und mich loben, weil ich so tapfer bin? Mich loben. Es scheint mir fast so, als hätte sein Tod sogar Vorteile für mich eingebracht. Wie oft habe ich denn daran gedacht, wie ich in der Schule sitzen und sich alle um mich ringen würden, wenn sie erführen, wie nah mir der Verlust meines Hamsters ging. Früher hab ich mich für diese Gedanken gestraft, mich sogar bei ihm dafür entschuldigt. Heute erscheint es mir krankhaft meine eigenen Bedürfnisse vor die Existenz meines Kleinen zu stellen. Ich habe ihn doch geliebt. Ich habe ihn so geliebt. Aber nie habe ich ihn so stark gespürt wie jetzt. Nie habe ich mich so auf die Berührung seiner kleinen Pfoten auf meiner Hand gefreut, wie ich es jetzt tun würde. Aber wieso schreibe ich dies hier dann auf? Doch nur, damit andere es lesen und mich vielleicht sogar bewundern. Dafür, dass ich nun im Bandemantel, mit tränenverschmiertem Gesicht und blutunterlaufenen Augen in der Dunkelheit sitze und auf eine Tastatur einhämmere? Ist es das was ich will? Bewunderung dafür, dass ich einen neuen Hamster habe, der soeben das monotone Rattern des Laufrads in Szene setzt, als wolle er mir mitteilen, dass er es ist, der Aufmerksamkeit verdient. Er, der flüchtet, sobald ich das Zimmer betrete. Er, der sich vor mir in seinem Häuschen versteckt. Er der mich womöglich sogar hasst, mich anklagend anblickt, weil ich ihn von seinen Geschwistern weggerissen hab, nur um festzustellen, dass ich noch nicht bereit für ihn bin. Dass er mir wie ein Störenfried vorkommt. Wie jemand, der Cappu zu verdrängen versucht, obwohl ich es bin, die es anstrebt und sich doch dagegen sträubt. Nein, das will ich nicht. Ich will, dass sie verstehen. Sie sollen begreifen, dass ein so kleines, unbedeutend erscheinendes, Wesen einem wichtiger sein kann als alles andere. Wie viele blicken spöttisch auf einen Hamster herab und überlegen, wie langweilig es doch ist so ein Tier zu besitzen. Was ist das schon gegen ein Hund, der einem treu folgt, einem Pferd, das einem blind über Hindernisse trägt, einer Katze, die sich an einen schmiegt und abwartend vor der Gartentür verharrt, als könne sie es nicht erwarten einen wiederzusehen. Aber so dumm wie es auch klingen mag, für mich war er mehr als das. Ich habe noch nie einen wichtigen Menschen verloren, doch ich weiß wie es sich anfühlen muss.
Und ich weiß, dass ich es niemals akzeptieren kann, dass du nicht mehr da bist. Du hättest mich sehen sollen, wie ich nach unserem Urlaub die Treppe hochgerannt bin, mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht, und erst auf den letzten Stufen zu der Erkenntnis gelangte, dass du nicht da sein wirst, um mich zu begrüßen. Dabei war ich mir in diesem Moment so sicher, dich zu sehen. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass du da sein müsstest. Aber da war niemand. Da konnte niemand sein.
Seit vorgestern lebt ein neuer Hamster an deinem Platz. Kizu. Meine Mutter gab ihm diesen Namen, da ich nicht in der Lage war ihm einen zu geben. Genauso wenig wie ich nun in der Lage bin mit ihm zu leben. Es macht mich traurig ihn zu sehen. Zu wissen, dass ich für ihn ein Fremder bin. Denn mir ist klar geworden, dass nicht Kizu jemandem braucht, der ihm Vertrauen schenkt, sondern ich. Ich brauche dich, Cappu. Ich muss wissen, dass du da bist, um mich zu beruhigen. Um wieder leben zu können.
Vorhin habe ich Kizu ein Stück Knäckebrot gebracht. Er war in seinem Haus und steckte nur die Nase heraus, weil er noch müde war. Er hat dieselbe kleine Nase wie du. Weiß. Und plötzlich war es mir nicht mehr möglich ihm sein Leckerli zu geben. Ich musste ihn ganz sehen. Ich musste ihn herauslocken, um mich zu vergewissern, dass es Kizu ist und nicht du. Für einen Moment dachte ich, du wärst es. Und es treibt mir die Tränen in die Augen so unfähig zu sein, um loszulassen. Ich kann dich nicht loslassen. Es geht einfach nicht. Es schmerzt so sehr, zu begreifen.
In den ersten Tagen fühlte ich mich wie in einem Traum. Als wäre all das nie passiert. Es kam mir so vor, als wärest du nur kurz weg und kämest wieder. Aber du kommst nicht, du kommst einfach nicht. Und erst jetzt realisiere ich, dass du nie kommen wirst.
Vielleicht werde ich Kizu irgendwann einmal lieben. Und vielleicht wird er mir irgendwann einmal vertrauen. Aber momentan will ich nur allein sein. Alleine mit dir, ohne Kizu, ohne Verantwortung, ohne diese Traurigkeit. Ich liebe dich so sehr, Cappu, obwohl es so weh tut. Ich vermisse dich. Bitte, bitte verlass mich nie.
Es tut mir so leid, es dir erst jetzt erzählen zu können, wenn es mir den Schlaf raubt nicht zu wissen, ob du mich hören kannst.
__________________
"I regret it"
said Voldemort coldly
|
|
29.08.2007 12:26 |
|
|
|
|
|
|
Impressum
|
