12.03.2005 - Warum? Warum immer ich? Warum muss ich hier lebe, hier in dieser Familie. Niemand zuhause, niemand der kocht, niemand der mich liebt. WARUM? Warum frage ich mich immer warum? Jeden Abend sitze ich hier und erzähle meine Gefühle meinem Kissen in Form Tränen. Ich - Wer bin ich eigentlich? Warum heiße ich Judy? Warum Judy Lowige? Warum lebe ich hier? Bin ich echt 15? Warum bin ich blond, obwohl meine Eltern dunkelhaarig sind? Warum habe ich keine Geschwister? Wie sehen andere mich? Warum hassen mich alle? Warum? Warum? WARUM BIN ICH ICH? Warum musste mein Vater sterben?

Die Personen:
#1: Judy ~ Judy ist ein 15 Jähriges Mädchen aus dem Reichenviertel in London. Sie hat Depressionen, und wird von ihrer Familie nicht geliebt, was sie sehr mitnimmt. Judy schreibt Tagebuch und erzählt ihrem 'Freddy' alles. Außerdem hat Judy ein Pferd, das aber sehr vernachlässigt wird. Ihr Vater war ihr ein und alles, allerdings ist er vor ca. 3 Monaten gestorben.

#2: Judys Mutter ~ Jeanny ist die Mutter von Judy. Sie ist sehr beschäftigt, und sehr selten daheim. Nach dem Tod ihres Mannes ist sie richtig aufgeblüht, und verwöhnt Judy, was diese eigentlich nicht will.

Mehrere Personen folgen im Laufe der Geschichte.

1. Kapitel
1.03.2005 ~ Heute Früh machte ich mich wie immer auf den weg zur Schule. Stumm wie immer aß ich alleine im Esszimmer und aß einen Apfel. Ich wusste das ich dünn war - zu dünn. Doch das war mir egal! Ich nahm meine Tasche, schnappte mit einer Jacke und verlies das Haus. Zu Fuß waren es gute zwei Stunden zur Schule, doch diese Einsamkeit brauchte ich. Ich war eh schon ein Außenseiter, aber ich liebte es einfach alleine zu sein. Langsam schlenderte ich den weg entlang und dachte nach. Da war Julie aus meiner Klasse, sie war eine Zicke, eingebildet und arrogant. Doch hübsch, sie war sehr hübsch. "Warum darf ich nicht hübsch sein?" Fragte ich meine Mutter früher immer.

Ich saß vor der Schule und wartete auf den ersten Gong. Wie immer stand ich schon vor dem Gong auf, und ging nach oben. Unsere Lehrerin kam, und ich begrüßte sie freundlich. Ich saß mich auf meinen Platz, der in der ersten Reihe war. Schnell war das Klassenzimmer voll. Heute hatten wir nur drei Stunden, die schnell vorbei waren. Da ich viel Zeit hatte ging ich zu Fuß nach Hause. Als ich daheim war legte ich meine Tasche in mein Zimmer, und ging in die Küche. Dort wartete schon ein Essen auf mich. Ich stocherte bisschen darin rum, aß hier und da mal etwas, und ging dann wieder nach oben. Ich wusste dass mein Hunger nicht gestillt
War, doch ich hatte jetzt einfach keine Lust mehr zu essen. Ich legte mich auf mein Bett und machte schnell, aber ordentlich meine Hausaufgaben. Dann schnappte ich mir mein Deutsch Buch und legte mich in den Garten. Ich las mir ein paar Texte durch, verstand zwar nicht viel, aber immer hin etwas. Deutsch war mein bestes Fach, nur Einser hatte ich hier, und die Lehrerin war auch nett. Als ich ein paar Texte durch hatte, fiel mir ein, dass ich meiner Freundin Nadine, aus Hessen noch schreiben konnte. Ich schrieb ihr dies, und jenes, doch auch ihr vertraute ich nicht meine Geheimnisse an. Gerade wollte ich den Brief zu kleben, als das Telefon klingelte. Ich hasste telefonieren. Ich ging langsam ins Haus, und hoffte dass es dem Anrufer irgendwann zu blöd wurde, doch das Telefon klingelte und klingelte. 'Hallo?' Antwortete ich kurtz. 'Hallo Judy!' Es war meine Mutter. 'Na wie gehts dir kleines?' Fragte sie mit einer, sogar natürlichen Freundlichkeit. 'Gut' antwortete ich wie immer kurtz und knapp. 'Schön! Ich habe eine Überraschung für dich!' Man spürte wie sie sich freute. 'Aha.' 'Ja!! Du gehst ab Montag auf eine Schule in Deutschland!' Ich konnte es nicht fassen. In meinen Träumen war ich immer in Deutschland gewesen, ich sprach Deutsch, und lebte deutsch, ich war beliebt, und ich war glücklich. Glücklich war ich hier nie gewesen, nie. Auch nicht als Kind. Meine Mutter redete immer noch hin und her, über dies und das, doch ich hörte ihr nicht zu. Grinsend lag ich auf der gepolsterten Bank, und lies die Sonne auf mein Gesicht scheinen. Ich schaute in den Himmel, und träumte vor mich hin. Genau wie im Schlaf. Ich stellte mir alles super schön vor, hell, freundlich, einfach wunderschön. ‚Mama? Das ist das beste was du je zu mir gesagt hast!’ Unterbrach ich sie. Sie war zu erst still, da ich sie an einer Stelle unterbrochen hatte, zu der mein Satz gar nicht passte. ‚Freut mich das dir das gefällt!’ Sagte sie leise ‚du hast jetzt eine Woche Zeit um dich zu verabschieden, zu packen und sonstiges. Am Sonntag wirst du nach Deutschland fliegen.’ Doch es war typisch, eine unbeschreibbare Wut sprudelte durch meinen Körper. ‚Dass wird toll’ sagte ich mit einer gespielten Fröhlichkeit. Wie immer. Wie immer flog meine Mutter nicht mit. Sie blieb in ihrem geliebten Büro und tat was sie am liebsten machte: Arbeiten. ‚Ja, dass wird es. Bis Montag kannst du jetzt zu Hause bleiben!’ Zuhause. Kann man das Zuhause nennen? Einen Ort an dem ich schlafe, aber nicht glücklich bin? ‚Wo schlafe ich denn dann?’ Fragte ich sie. ‚In der Schule’ ein Internat. Endlich weg von allen, mein eigenes Zimmer, meine eigene Welt. ‚Schatz? Ich muss dann auch mal wieder. Am Wochenende bereden wir weiter!’ Na toll, am Wochenende betudelt sie mich dann wieder von vorne bis hinten. Wochenenden hasste ich. Denn dann hatte meine Mutter 3 Stunden mal für mich Zeit, und die nutze sie intensiv. Obwohl ich das gar nicht wollte, unternahm sie Sachen mit mir, wie in den Zirkus gehen, oder in den Zoo. Ich glaube sie wollte nicht wissen dass ich 15 bin. In ihren Gedanken war ich wohl noch Drei. ‚Okay. Bye!’ ‚Wir sehen uns, hab sich lieb!’ Doch bevor sie ausreden konnte hatte ich aufgelegt. Ich schaute in den Himmel, und sah in die Wolken. Eine der weisen Wattebausche erinnerte mich an meinen Vater. Er wusste das ich nicht mehr drei war, er wusste immer wann ich Hilfe brauche, er war da. Und er vergas nicht meinen Geburtstag nich. Seit guten drei Jahren hatte ich nicht mehr Geburtstag gefeiert. Meine Mutter hatte es immer vergessen. Mit stiegen Tränen in die Augen. Es war wie jeden Abend. Ich presste die Augen zusammen und dachte an Deutschland. [....]


Morgen kommt mehr.

LG Wolli (& Coeur)