Sag mir, dass du auf mich wartest | Geschichte |
Blümchen
:)
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NEUER TEIL(stell den verwirrenden jetzt doch ein ^^)
Ich klammerte mich, eingequetscht zwischen zwei Oberstuflern, an einem Sitz fest und versuchte die Fahrt zu überstehen, ohne zu ersticken oder auszurasten. Beides lag so dicht beieinander, dass es mich fast zum Herzkasper brachte. Ich fühlte mich noch immer leer und wusste nicht, wo vorne und hinten war. Und auf der anderen Seite war mein Kopf voller Gedanken, die darauf warteten, sortiert zu werden, aber der Meister, der in der Lage war sie zu ordnen, musste erst geboren werden. Ich war nicht Herr der Gedanken. Ich konnte mir nicht vorstellen, es je wieder zu sein.
Der Bus hielt mit einem Zischen, ich wurde mit der Masse nach draußen geschoben, genau wie ein Blatt, das in einen Fluss fällt und abwärts getrieben wird. Vollkommen machtlos ließ ich mich treiben, bis ich schließlich draußen stand und die Menge sich lüftete. Jetzt war keiner mehr da, der mich voran schieben konnte, deshalb blieb ich stehen. Einfach so. Stumm und still stand ich dort, keiner da, der mich mitnahm. Keiner da, der sich um mich sorgte. Ich hätte noch Stunden hier stehen können, ohne dass sich jemand um mich gekümmert hätte, aber mein Körper schien nach einiger Zeit zu bemerken, dass das hier alles in ein Schema passte. Schulalltag. Fast instinktiv begannen meine Beine zu arbeiten, die Fußsohlen lösten sich vom Boden, fanden wieder zu ihm zurück. Ich lauschte auf das Dröhnen in meinem Kopf, überquerte die Schulhöfe und fand sie als stille, vollkommen stille Orte wieder. Obwohl Kinder schrien, redeten, lachten. Alles um mich herum war still.
Plötzlich packte mich jemand am Arm, riss mich zu sich herum und strahlte mir ins Gesicht, dass ich schmerzlich zusammen fuhr. Evas Fröhlichkeit war so strahlend, dass es mir Angst einflößte.
„Du wirst es nicht glauben!“ Ihre Augen wurden kugelrund. Wo war die pessimistische Eva geblieben, die immer, aber wirklich immer, negativ dachte und alles ins lächerliche zog? Sie wirkte in diesem Augenblick so furchtbar ernst, aber dennoch glücklich. So glücklich, wie ich gewesen wäre, wenn Nate nie verschwunden wäre. Wenn er mich nie allein gelassen hätte. Wenn Derek nicht aufgetaucht wäre. Wenn alles anders wäre als es jetzt war.
„Wir sind zusammen! Er und ich …. ich und er …. kannst du dir das vorstellen? Larissa, es ist so wunderbar!“ Sie fiel mir lachend um den Hals und drückte mich ganz fest an sich. Eva hatte mich noch nie so herzlich umarmt. Sie war wirklich glücklich.
„Freust du dich nicht für mich?“ Sie legte ihre Hände flach auf meine Schultern und streckte ihre Arme durch, wodurch ich zurück geschoben und dazu gezwungen wurde, sie anzusehen. Ihre kugelrunden, glänzenden Augen machten mir immer noch Bauchschmerzen.
„Doch … es ist …. toll.“ Man merkte mir an, dass ich das nicht so meinte? Ach was ….
Eva harkte sich bei mir unter und schleifte mich mit sich. Die Liebe machte sie so blind, dass sie nicht sah, dass ich nicht einmal ein gekünsteltes Lächeln zu Stande brachte, der Höflichkeit halber. Doch ich protestierte auch nicht, sondern ließ mich mit ziehen, an anderen Menschen vorbei, über den Schulhof hinweg, bis zu unseren Freundinnen, von denen einige die frohe Botschaft schon wussten und die, die es nicht taten und es auch durch andere noch nicht erfuhren hatten, wurden jetzt eingeweiht. Gackernd standen sie in einem Kreis, gestikulierten wild mit den Händen. Hin und wieder fiel eine Eva um den Hals und freute sich für sie. Manchen von ihnen stand der pure Neid ins Gesicht geschrieben und der Hintergrund für ihre Umarmung ebenso. Sie wollten ihre Eifersucht dadurch verschleiern, was sie nicht zu wissen schienen, sie gaben sie damit erst der Öffentlichkeit Preis.
Irgendwann, ich war jeglichem Hier und Jetzt entflohen und wühlte mich durch ein fernes Labyrinth, das sich Gedanken nannte, traf mich ein Ellenbogen in die Seite. Ich blickte erschrocken auf und in Tinas Gesicht. Ausgerechnet Tina, die es keinen Tag schaffte ihre große Klappe nur im entferntesten im Zaum zu halten. Vielleicht suchte sie etwas, womit sie sich wieder in den Mittelpunkt stellen konnte, den Eva eisern beschlagnahmte?
„Erde an Larissa, bist du noch unter uns?“ Ich blickte nüchtern an ihr empor und nickte.
„Sieht aber nicht so aus.“ Sie verdrehte die Augen und wandte sich dann wieder dem Kreis zu. Von unserer Konversation schien niemand etwas mitbekommen zu haben, möglicherweise hatte Tina sich das anders vorgestellt. Deshalb verlor sie so schnell das Interesse an mir, was mir in diesem Augenblick recht war. Ich wusste sowieso nicht, was ich mit dem Rampenlicht hätte anfangen sollen, das dann automatisch auch mich mit beschienen hätte. Die Angst, dass es Winkel beleuchtete, die ich lieber im Dunkeln der Geheimnisse wahren wollte, hätte mir sicher lähmend im Nacken gesessen.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Blümchen: 30.07.2009 16:40.
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30.07.2009 16:39 |
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Jesssi
Mitglied
Dabei seit: 03.05.2007
Beiträge: 2.443
Herkunft: Österreich-Wien Name: Jessi
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06.09.2009 21:17 |
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Blümchen
:)
Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
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Danke danke danke ihr Süßen <3
NEUER TEIL
Lähmend, das war das einzige Wort, das mich in dieser Situation beschreiben konnte. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass ich wirklich hierher gekommen war, um mich mit ihm zu treffen. Derek, der nie eine Rolle in meinem Leben gespielt hatte und um den sich jetzt jeder zweite Gedanke drehte. Die Tatsache, dass er gesagt hatte, er sei hier um mir zu helfen, beruhigte mich mindestens ebenso sehr, wie es mich beschäftigte. Ich schloss die Augen, um mich zu fangen, mich aus dem Nirgendwo zu holen, in dem ich gerade steckte. Ich wollte Derek nicht wie eine Statur gegenüber stehen, ich wollte mich gestikulieren und artikulieren können wie ein ganz normaler Mensch. Als hätte ich keine Angst vor dem Unbekannten, das mich erwartete. Ich hatte furchtbare Angst.
Ich hörte das Knirschen von Reifen auf dem Kies, aber keinen Motor. Ich hörte das Quietschen von Bremsen, roch keinen verbrannten Treibstoff. Derek fuhr auf einem Fahrrad, ich hatte ihn nie zuvor damit gesehen. Ich wusste gar nicht, dass er eines besaß. Ich wusste so vieles über ihn nicht.
Er brachte das Gefährt vor mir zum Stehen und sprang leichtfüßig ab. Auf seinen Lippen ruhte ein wirres Lächeln, er sah mich aus dunklen Augen an. Etwas in seinem Blick kam mir bekannt vor, ich wusste nicht, was es war und fühlte mich wie ein junges, naives Mädchen. Aus zahlreichen Gründen.
„Hey“, meinte er plötzlich und durchschnitt die Stille geschickt, aber das Eis brachte er damit nicht zum Brechen. Dafür bedurfte es mehr als einer knappen Begrüßung. Viel mehr.
„Hey.“ Ob ich lächeln sollte? Meine Mundwinkel zuckten unsicher nach oben, dann senkten sie sich wieder. Jeder Versuch normal zu wirken, schien kläglich zu scheitern.
„Du bist gekommen... das hätte ich nicht gedacht.“ Ich zuckte zur Antwort mit den Schultern und sah ihn stumm an, während er sein Fahrrad langsam zur Wand der Grillhütte schob und es dort anlehnte.
„Es ist schön, dass du da bist.“ Ich sagte immer noch nichts. Er drehte sich zu mir um und nickte aufrichtig. Sein Blick schien mir in diesem Augenblick der ehrlichste zu sein, den ich je gesehen hatte, obwohl ich mir dabei grauenvoll arrogant vor kam.
„Ich würde gerne mit dir reden, aber ich weiß nicht, ob du mit mir reden willst.“
„Wieso?“
Plötzlich lachte er laut auf, schüttelte sich vor Lachen. Was war so witzig?
„Immer wenn ich dich getroffen habe, hast du kaum was mit mir geredet, aber wenn ich dich irgendwo gesehen habe, du mich aber nicht, dann hast du dich sehr angeregt unterhalten. Mit Nate, deinen Freundinnen, … sogar mit Hunter.“ Ich versuchte ihm zu folgen, aber die Vorstellung, dass er mich heimlich beobachtet hatte, distanzierte seine Worte von mir. So etwas sah ich in Filmen, aber ich wollte es nicht am eigenen Leib erleben.
„Deshalb weiß ich nicht, ob du mit mir reden willst.“
„Wäre ich sonst hier?“ Es konnte unmöglich mein Mund sein, aus dem diese Worte entflohen waren.
„Um ehrlich zu sein weiß ich nicht wieso du gekommen bist.“
„Ich auch nicht“, murmelte ich kleinlaut und sah ihn scheu an. Ich konnte mich an keine Situation erinnern, in der ich mich schüchtern verhalten hatte. Ich war ein impulsiver, temperamentvoller, selbstbewusster Mensch, niemand, der sich von Worten runter bringen ließ. Aber das alles schien der Vergangenheit anzugehören oder einem Menschen, der spurlos verschwunden und sofort von einem neuen ersetzt worden war. Darf ich vorstellen: Die neue Larissa! Ich wusste nicht, was ich von ihr halten sollte, ich wusste nur, dass sie mir noch zu fremd war, um sie als Ich anzunehmen.
Für eine Weile kehrte Schweigen ein, keiner von uns sagte etwas. Ich hörte den Wind durch die Blätter rauschen und hin und wieder das Knacken eines Astes. Mein Blick ruhte auf den endlosen Weiten der Felder und Äcker, die sich vor uns erstreckten.
Doch plötzlich brach Derek die Stille, genau wie er es mit seinem „Hey“ getan hatte, aber diesmal war es etwas anderes. Und ich würde gleich erfahren, wieso. Seine Worte waren der Schlüssel.
„Meine Mutter starb vor drei Jahren, sie war 42 Jahren, sie starb viel zu früh.“ Ich hielt die Luft an. „Früher sind wir immer zusammen schwimmen gegangen, sie hat mir im Schwimmbad die Schwimmflügel aufgeblasen, jedes Mal, ich konnte er so oft wie ich wollte sagen, dass ich bereits schwimmen konnte und sie nicht mehr brauchte … Sie blies sie trotzdem immer wieder auf. Ich glaube sie hatte Angst um mich, weil sie früher ewig gebraucht hat, um schwimmen zu lernen. Das hat mir meine Oma erzählt, sie hat dabei gelacht. Aber meine Mutter schien es früher alles andere als witzig gefunden zu haben. Ich glaube, sie hatte wirkliche Angst. Sie war ein sehr ängstlicher Mensch. Und fürsorglich.“ Ich presste die Lippen aufeinander. Wieso fühlten sich meine Augen so nass an, während seine nicht einmal vor Feuchtigkeit glänzten?
„Im November vor drei Jahren ist sie von uns gegangen und mit ihr ein Teil von mir. Willst du wissen wie sie ums Leben kam?“ Er sah mich ausdruckslos an, aber er wartete auf keine Reaktion, ehe er fort fuhr. In diesem Augenblick war ich ihm dankbar dafür.
„Sie wollte mich retten. Aus einem brennenden Schuppen.“ Er wandte sich zur Grillhütte um, die aus 4 dünnen Holzwänden bestand und einem kleinen Vorplatz mit Feuerstelle. „Ähnlich wie diese. Sie hat gebrannt, weil ich sie angezündet habe. Ich wollte wissen wie es sich anfühlt, wenn die Flammen deine Haut zerfressen.“ Oh – mein – Gott. Wäre ich nicht immer noch derart gelähmt, hätte ich vermutlich längst die Flucht ergriffen.
„Vielleicht wollte meine Mutter das auch.“ Er lachte ein verrücktes Lachen, ich fing an zu heulen.
„Sie hat sich gegen die Tür geworfen, bis sie ihrem Gewicht nachgab. Ich weiß nicht, woher sie wusste, dass ich dort war, aber als sie vor mir stand und mich mit weit aufgerissenen Augen ansah, war mir klar, dass ich diesen Tag niemals vergessen würde. Nicht nur wegen der Narben, die ewig zurück bleiben würden.“ Er hielt inne und zog den Ärmel seines Langarmshirts hoch, sodass ich einen Blick auf seine vernarbten Arme erhaschen konnte. Er log nicht, er erfand nichts, er erzählte eine Geschichte der grauenvollen Realität. Ich heulte noch mehr, mein Schluchzen war in kürzeren Zeitabständen zu hören.
„Meine Mutter packte nach meinen Schultern, ich weiß noch genau, wie ihr Griff sich anfühlte. Wie es sich anfühlte, als sich ihre Fingernägel in Todesangst in mein verbranntes Fleisch bohrten. Sie schrie, zerrte an mir. „Wieso tust du so etwas, Derek, wieso!?“ hat sie gebrüllt. Ich habe sie nur angesehen und geweint.“ Er sah mich an. „Genau wie du es jetzt tust. Nur, dass ich viel mehr Grund dazu hatte.“ Ich schämte mich für die warmen Tränen, die meine Wangen hinunter rannen, aber ich konnte sie nicht stoppen.
„Irgendwie hat sie es geschafft, mich aus der Hütte zu stoßen, aber sich selbst hat sie nicht mehr vor die Tür gebracht. Sie ist elendig verbrannt, unter Schreien, die mich noch heute jede Nacht bis in meine tiefsten Träume verfolgen. Ich habe sie umgebracht, weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlt, wenn Flammen an meiner Haut nagen. Ich wollte nicht, dass sie es auch erlebt. Wirklich nicht.“ Er weinte nicht, er saß nur ganz starr da.
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Blümchen: 15.09.2009 11:22.
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15.09.2009 11:20 |
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».Vanny.
Mitglied
Dabei seit: 27.09.2007
Beiträge: 2.552
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Der neue Teil nimmt mich wirklich mit. Es ist so nüchtern erzählt, dass es einfach schrecklich ist, sich vorzustellen, wie jemand so stirbt.
Aber schöner Teil. Besonders diese Stille von Larissas Seite gefällt mir, es hätte überhaupt nicht gepasst, wenn sie geredet hätte.
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15.09.2009 14:00 |
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Loisl1991
Mitglied
Dabei seit: 31.03.2009
Beiträge: 242
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Sooo also ich bin eben nur durch zufall auf diese Seite gestoßen udn habe mir jetzt die Zeit genommen und habe sie bis zum Ende verfolgt.
ICh muss sagen, die Geschichte fesselt wirklich und du beschreibst super die Gefühle von Larissa.
Ich würde mich freuen wenn es bald eine Fortsetzung gibt.
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15.09.2009 15:46 |
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Loisl1991
Mitglied
Dabei seit: 31.03.2009
Beiträge: 242
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Das glaub ich dir gut und gerne.
Ich schreibe auch sehr gerne, bzw. ich habe früher sehr oft geschrieben, meist um Dinge zu verarbeiten, aber leider fehlt mir dafür die Zeit sonst würde ich es gerne wieder tun.
Mach weiter so
und ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung.
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15.09.2009 18:20 |
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Jesssi
Mitglied
Dabei seit: 03.05.2007
Beiträge: 2.443
Herkunft: Österreich-Wien Name: Jessi
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15.09.2009 19:35 |
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Blümchen
:)
Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
Themenstarter
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Loisl1991, Ja, mir fehlt zum Schreiben oft auch die Zeit... oder die Nerven! *g* Aber die GB Leser spornen mich immer wieder dazu an, selbst nach Monaten wieder weiter zu schreiben ... weil sie mir den Gefallen tun (hehe, du ja auch) und die Geschichte wieder hoch holen, mich dran erinnern, mich neu motivieren (:
Jesssi, Danke (: Ich wollte gerne eine andere Seite an Larissa zeigen, die sich erst jetzt entwickelt, wo sie Derek kennenlernt ... Gerade weil jemand hier meine ich mal gesagt hat, dass Larissa unsympathisch und überdreht wirkt ...
Ich dachte nur, dass der Teil so übertrieben wirkt... zu viel Drama, verstehst du?
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15.09.2009 20:04 |
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Also der neue Teil ist gut, hat mich echt mitgenommen mit der Story von Derek's Mom.. freu mich schon auf den nächsten
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16.09.2009 17:17 |
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Vanessa-Anne
anti-pessimist
Dabei seit: 11.02.2007
Beiträge: 847
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Wuppi!Wuppi!Wuppi!
Ich liebe dich <3
& die Geschichte natürich
Wann gehts weiter? Freue mich auf den nächsten Teil
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20.09.2009 14:31 |
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Hidalgo
Mitglied
Dabei seit: 30.05.2009
Beiträge: 1.152
Herkunft: Düsseldorf (Deutschland)
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20.09.2009 19:47 |
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Sad
.Grauwittchen
Dabei seit: 19.08.2006
Beiträge: 829
Herkunft: Schweiz (St.Gallen)
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Wie ich schon einigemale erwähnt habe..
die Geschichte ist einfach total GEIL!!!
ich LIIIEBE sie.. und du bist die perfekte Schreiberin für diese Geschichte..
freue mich auf den nächsten teil und hoffe das es bald weitergeht ^^
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.schizophren .krank .verunstaltet .Skin Girl
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24.09.2009 14:53 |
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Blümchen
:)
Dabei seit: 29.12.2006
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Hab ein klein wenig weitergeschrieben (:
NEUER TEIL
Die Tränen, die aus seinen Augen hätten fließen quellen sollen, sprudelten aus meinen hervor. Über eine halbe Stunde verstrich, in der keiner von uns etwas sagte. Er saß die ganze Zeit über starr da und stierte auf die Hütte, die, im Gegensatz zu der aus seinen Erzählung, nicht halb verkohlt war. Und ich weinte, bitterlich. Zum ersten Mal seit langem vergoss ich Tränen nicht meinetwegen, sondern wegen dem Schicksal einer anderen Person. Wobei ich nicht wusste, ob ich heulte, weil Derek so ein Arsch war und trotzdem arm dran oder, weil seine komische Idee seiner eigenen Mutter das Leben gekostet hatte.
„Wieso bist du ihr nicht nach draußen gefolgt?“, fragte ich plötzlich und sah ihn an. Ich erkannte lediglich seine Konturen, der Rest verschwamm im Fluss der Tränen. Derek ließ sich mit seiner Antwort Zeit, er schien die Situation wieder und wieder vor seinem inneren Auge passieren zu lassen. Doch er zucke nicht einmal mit der Wimper, als hätte er das alles nicht am eigenen Leib erlebt, sondern irgendwo in einer Zeitung gelesen.
„Larissa, du bist so naiv.“
Ich schluchzte, hätte ihn gerne angefleht, mich in meiner Verfassung nicht zu beleidigen. In diesem Fall war ich diejenige, die am Boden lag und er der, der mir zu allem Überdruss Fußtritte versetzte.
Ich war kurz davor mich empört zu erheben und abzuschwirren, aber Dereks Geständnis hatte mich mit Gewichten belagert, die jede kleinste Bewegung zu einer Tortur machten.
„Wenn ich davon spreche, dass ich die Flammen spüren wollte, dann rede ich von einem Selbstmordversuch.“ Meine Kinnlade klappte herunter. Ich war naiv, das wusste ich selbst, aber viel schrecklicher war die Tatsache, dass ich es geahnt hatte, aber nicht hatte wahr haben wollen.
Er fuhr fort: „Das, was ich dir gerade erzählt habe, weiß niemand. Ich habe keinem erzählt, was damals in dem Schuppen vor sich gegangen ist, aber die Menschen haben nach einer Erklärung gesucht. Weil ich ihnen keine geliefert habe, haben sie sich selbst eine erfunden.“ Kurze Pause. „Deshalb glauben alle, ich hätte meine Mutter in den Schuppen gelockt, um sie dort umzubringen.“ Was ein Wachsinn!, schoss es mir durch den Kopf. Sie hielten Derek für einen Mörder, selbst meine eigene Mutter. Dabei war er es, der sich selbst nicht mehr am Leben haben wollte … woher hatte er wissen sollen, dass seine Mutter ihres gab, um seines zu retten? Er hatte es schließlich nicht von ihr verlangt.
„Ich denke früher oder später hättest du es erfahren … die Geschichte geht seit jenem Tag um, ich glaube nicht, dass sie vor dir Halt gemacht hätte.“
Ich blickte auf, direkt in seine Augen.
„Aber ich wollte, dass du die Wahrheit weißt und nicht dazu gezwungen wirst, dir ein Bild von mir zu machen, das mir nicht entspricht.“
„Danke“, hauchte ich ihm entgegen und - ich wusste nicht, wieso ich es tat, es geschah einfach – nahm seine Hand vorsichtig in meine. Sie war schweißnass und kalt, zitterte wie Espenlaub. Trotzdem bemühte er sich, sachte seinen Zeigefinger um meinen zu schlingen. Als ich meinen Blick über sein Gesicht zu unseren Händen wandern ließ, sah ich den Ansatz eines Lächelns, der sich auf seinen Lippen zeichnete. Es brachte mein Herz zum Singen.
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Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von Blümchen: 25.09.2009 13:59.
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25.09.2009 13:56 |
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Einfach toll wie du schreibst
Zitat: |
Ich erkannte lediglich seine Konturen, der Rest verschwamm im Fluss der Tränen. Derek ließ sich mit seiner Antwort Zeit, er schien die Situation wieder und wieder vor seinem inneren Auge passieren zu lassen. Doch er zucke nicht einmal mit der Wimper, als hätte er das alles nicht am eigenen Leib erlebt, sondern irgendwo in einer Zeitung gelesen. |
wow
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25.09.2009 17:27 |
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