Gegen Bilderklau - Das Original

Registrierung Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Statistik Chat Karte Zur Startseite

Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » Chancenlos | zwei Teile on » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Chancenlos | zwei Teile on
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Anna1985 Anna1985 ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-15511.gif

Dabei seit: 28.05.2006
Beiträge: 831

Chancenlos | zwei Teile on Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

So, mal wieder was von miir. Ich freue mich immer über Lob, Kritik und Anregungen, aber bitte sachlich bleiben.

Eine einzelne Träne löste sich aus meinen brennenden Augen und rollte langsam meine Wange herunter, um dann in meinem Kopfkissen zu versickern. Sie war Ausdruck einer tiefen Traurigkeit, die sich in mir ausgebreitet hatte und keinen Platz für andere Gefühle ließ. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die aufkommenden Tränen, so sehr, dass meine Augen brannten und mein Kopf schmerzte. Denn ich wollte jetzt nicht weinen, sondern einfach nur schlafen – schlafen und vergessen was vor einigen Tagen geschah.

Das laute Zuschlagen einer Tür riss mich aus dem Schlaf und ließ mich sofort hellwach sein. Dieses Geräusch gehörte in unserem Haushalt schon fast zur Tagesordnung, da meine Mutter und meine ältere Schwester eigentlich täglich stritten und da flogen oft neben Türen auch noch andere Gegenstände. Es würde wohl ein ganz normaler Sommertag werden.
Gerade als ich aufstehen wollte, durchzuckte es mich wie ein Blitz. Es fühlte sich an, als hätte jemand in meinem Gehirn einen Schalter umgelegt, der mich in die Realität zurückholen sollte. Mein Bewusstsein wurde augenblicklich von schrecklichen Bildern, Erinnerungen an Gespräche, Gefühle und Gedanken überflutet, welche mich an die unfassbaren Ereignisse von vor einigen Tagen erinnerten, welche ich versucht hatte aus meinem Gedächtnis zu entfernen. Ich hätte schreien können, so sehr tat es innerlich weh. Doch ich tat es nicht, denn nichts auf der Welt würde mir meine beste Freundin zurückbringen - die beste Freundin, die man sich nur wünschen konnte.

Schließlich quälte ich mich doch aus dem Bett, obwohl ich am liebsten versucht hätte, wieder einzuschlafen, um dem Schmerz und der Trauer für einige Stunden zu entfliehen. Doch ich wusste, dass ich nicht immer schlafen konnte und irgendwie wusste ich ja auch, dass es weitergehen musste, auch wenn ich das im Moment schwer wahrhaben konnte.
Eine halbe Stunde später kam ich nach unten in die Küche, wo sich mir ein gewohntes Bild bot. Mein Vater saß über seine Zeitung gebeugt da und hielt eine Kaffeetasse in der Hand. Er sah wie immer nicht auf als ich das Zimmer betrat und mir eine Tasse Kaffee eingoss. Ich seufzte. So war es nun einmal bei uns zu Hause. Keiner interessierte sich für den anderen, ich war von 3 Egoisten umgeben. War ich selber einer? Ich wusste es nicht und vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Zur Zeit hatte ich auch andere Sorgen, was meine Gedanken wieder zu Marina schweifen ließ, meiner allerbesten Freundin. Es war mir immerhin mittlerweile möglich, ihren grausamen Tod für einige Minuten zu vergessen, doch dann kamen die Erinnerungen viel intensiver zurück und mit ihnen Trauer, Schmerz und Verzweiflung.
Die unfreundliche Stimme meines Vaters riss mich aus meinen schmerzhaften Gedanken.
„Bist du festgewachsen?“, fragte er mich genervt.
„Nein“, antwortete ich mit gepresster, leiser Stimme, denn erneut kamen Tränen in mir hoch, welchen ich in meinem Zimmer dann endlich freien Lauf ließ.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Anna1985: 09.07.2007 20:04.

06.07.2007 19:43 Anna1985 ist offline E-Mail an Anna1985 senden Beiträge von Anna1985 suchen Nehmen Sie Anna1985 in Ihre Freundesliste auf
Anna1985 Anna1985 ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-15511.gif

Dabei seit: 28.05.2006
Beiträge: 831

Themenstarter Thema begonnen von Anna1985
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Danke für deine ausführliche Bewertung. Was da vor einigen Tagen geschah werde ich im nächsten Teil erklären, der dann wahrscheinlich morgen kommt.

lg
08.07.2007 20:01 Anna1985 ist offline E-Mail an Anna1985 senden Beiträge von Anna1985 suchen Nehmen Sie Anna1985 in Ihre Freundesliste auf
Anna1985 Anna1985 ist weiblich
Mitglied


images/avatars/avatar-15511.gif

Dabei seit: 28.05.2006
Beiträge: 831

Themenstarter Thema begonnen von Anna1985
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

So, hier kommt wieder ein Teil, ich hoffe er gefällt euch. Ich selbst bin mit dem Teil nicht ganz zufrieden, deshalb freue ich mich über Verbesserungsvorschläge.

Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein als mein Tränenstrom endlich versiegte. Mein Kopfkissen war völlig durchnässt und ich fühlte mich ausgelaugt, als wäre ich eine Stunde gejoggt. Erschöpft blieb ich auf meinem Bett liegen, auf das ich mich vorhin einfach geworfen hatte und versuchte meine Gedanken wieder etwas zu sammeln, was mir allerdings nicht gelang. Statt dessen merkte ich, dass ich müde wurde und schließlich in einen leichten Schlaf fiel. Dieser dauerte allerdings nur wenige Minuten, denn ein Alptraum holte mich in den Wachzustand zurück. Nein, es war nicht einfach ein Alptraum, es war derjenige, der mich seit Marinas Tod jede Nacht mindestens einmal heimsuchte. Immer wieder und wieder musste ich die letzten Sekunden im Leben meiner besten Freundin miterleben.

Lautes Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich hochschrecken.
„Herein“, sagte ich dann, wusste aber nicht, ob man es vor der Tür hören könnte, da meine Stimme leise und weinerlich klang.
Die Tür ging auf und meine Schwester kam herein. Sie machte ein besorgtes Gesicht und setzte sich auch gleich zu mir aufs Bett. Ein gutes Verhältnis hatten wir nicht zueinander, da jede von uns ihren eigenen Weg ging, ihre eigenen Freunde und Hobbys hatte. Gemeinsam hatten wir nicht viel, aber ich freute mich dennoch über ihren Besuch.
„Wie geht es dir?“, fragte Steffi.
„Siehst du doch“, gab ich zurück. „Ziemlich mies einfach.“
„Kann ich etwas für dich tun?“, fragte meine Schwester vorsichtig, was ich sehr schön von ihr fand. Es kam ziemlich selten vor, dass sich jemand aus meiner Familie für jemanden anders als sich selbst interessierte.
„Alle glauben, dass Marina selber Schuld sei“, sagte ich und versuchte meine Stimme einigermaßen fest klingen zu lassen, was mir so halbwegs gelang. Wenigstens schaffte ich diesen Satz ohne heulen zu müssen.
„Möchtest du erzählen was passiert ist?“, fragte mich Steffi.
Ich wusste nicht, ob ich das konnte, doch ich begann einfach zu erzählen:
„Es war am Samstag und wir waren mit den Rädern unterwegs. Marina war immer so gut gelaunt und so quirlig, ich konnte mit ihrer Geschwindigkeit manchmal gar nicht mithalten. Sie war immer so lebenslustig und zu allen freundlich. Jedenfalls mussten wir an der Bahnschranke anhalten und Marina gefiel das gar nicht. Sie war ungeduldig und lief ständig auf und ab. Irgendwann schwang sie sich auf ihr Rad und fuhr einfach los. Ich hab ihr noch zugerufen, dass da der Zug kommt, doch ich weiß nicht, ob sies noch gehört hatte.“
Ich brach ab, da mir wieder die Tränen kamen. Nie würde ich vergessen, wie der Zug sie erfasste. Ich sah noch, wie der Körper meiner Freundin durch die Luft geschleudert wurde und dann versank der restliche Tag im Nebel. Irgendwann saß dann meine Mutter an meinem Bett. Am nächsten Tag war ich dann aufgewacht und wusste, dass Marina tot war.
Von Anfang an sagten alle Leute, dass meine Freundin selbst Schuld war.
„Wie kann jemand nur so etwas sagen?“, fragte ich und versuchte die Tränen irgendwie aufzuhalten. „Sie wollte doch nicht sterben!“
Steffi legte mir kurz die Hand auf die Schulter, zog sie aber gleich wieder weg. Wir beide schwiegen.
09.07.2007 20:03 Anna1985 ist offline E-Mail an Anna1985 senden Beiträge von Anna1985 suchen Nehmen Sie Anna1985 in Ihre Freundesliste auf
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gegen Bilderklau - Das Original » Prosa, Epik, Kunst » Schreibecke » Geschichten » Chancenlos | zwei Teile on

Impressum

Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH