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Zum Ende der Seite springen Lindsay - Was Leben heißt | Kapitel 4 online
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Blümchen
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Lindsay - Was Leben heißt | Kapitel 4 online Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Ich habe mich endlich wieder dazu durchgerungen,
ein neues Werk zu starten. Erdenwiese ist schon ein ganzes
Eck weitergekommen, doch bis es vollständig ist, werden wohl
noch einige Zeiten vergehen.
Und hier also eine Geschichte, an der ich einfach lernen möchte
und mich freuen würde, wieder so treue Leser zu finden!






* Prolog


"In euch steckt ein riesiges Talent! Lasst es frei und vertraut mir, es wird die ganze Welt begeistern! Und wenn ihr euch weiter so verschließt, wird euch etwas einzigartiges entgehen, meine Nachwuchstalente! Denn nur in der Musik, findet ihr eure Erfüllung." Hatte er uns im Musikunterricht einmal wieder gepredigt. Herr Müller, Chorleiter. Und wenn wir ihm immer so zuhörten, dann bekamen wir glatt den Eindruck, dass er nichts anderes im Leben so sehr liebte, wie die Musik. Absurde Annahme, aber irgendwie brachte er es genau so rüber.
"Gebt mir einen Ton! Einen Klang, der die Welt berauscht!" Stella wirbelte mit den Händen in der Luft herum, als ziehe sie einen Ton aus ihrem Kopf. Und man erkannte nur verschwommen die eigentliche Gestik, die es darstellen sollte - nämlich eine von Herr Müller, die er uns immerzu vorführte, wenn er uns einblöken wollte, dass wir den Ton aus dem Kopf ziehen sollten und vor uns gleiten lassen, statt irgendwie im Bauch danach zu suchen.
"Oooooder!" Kündigte Maggy lauthals an und lachte schon los, bevor sie ihre Äußerung überhaupt abgegeben hatte - und zwar die alberne Nachmache unseres Musiklehrers.
"Ihr müsst den Ton vor Augen tragen, ein roter Punkt, glühend vor Har..." Das Wörtchen 'Harmonie' ging in Gelächter unter, in welches ich nur halbherzig einstimmte. Nicht etwa, weil ich es nicht lustig fand, sondern viel eher, weil ich Bauchschmerzen hatte.




* Kapitel 1


Nach der vierten Stunde ließ ich mich abholen und um elf war ich zu Hause. Die Bauchschmerzen hatten mich überwältigt und außerdem hatte ich kein Stück für den Englischtest in der fünften Stunde gelernt. Aber so blieb mir das erspart und ich konnte mich daheim gesund pflegen lassen.
"Leg dich ruhig schon hoch ins Bett, ich bringe dir dann einen Kamillentee. Aber ohne Zucker!" Pah, letzteres hätte sie sich sparen können. Denn diese schreckliche Teesorte ohne Süßung war einfach nur zum Erbrechen. Doch weil ich ja selbst wollte, dass ich schnell wieder gesund wurde, tat ich ihr den Gefallen, trottete mit schmerzverzogenem Gesicht die Treppe hoch und legte mich in mein Bett, um fünf Minuten später den grausigen Tee in Empfang zu nehmen.
Auf ihr Klopfen hin, verzogen sich meine Lippen wieder und ich bemühte mich um ein möglichst leidiges Gesicht. Wer wusste schon, vielleicht hätte ich ja noch einen freien Tag, ohne wirkliche Qual, heraushandeln können.
"So schlimm?" Fragte sie mich sorgenvoll, während sie mit der einen Hand die randvolle Tasse auf dem Nachttisch abstellte und mit der anderen nach meiner Stirn grabschte.
Wieso verstand sie bitte nicht, dass ich Bauchweh hatte und keinen Fieber?
Etwas genervt zog ich die Decke über meine Brust und schmunzelte kurz darüber, was ich hätte antworten können. Schließlich entschied ich mich für etwas neutrales. "Naja, geht so." Das zog eigentlich immer, zumindest bei meiner Mutter. Denn sie liebte es, Dramen aus Krankheiten zu machen - egal wie schwach sie waren - und sobald man ihr etwas negatives und positives zugleich zukommen ließ, konnte man sicher sein, dass sie sich für das negative entschied und daraus irgendetwas ganz hysterisches bastelte.
"Oh, du bist auch ganz blass. Schlaf eine Runde, vielleicht geht es dir dann besser." Sie lächelte mir seufzend zu und wandte sich dann mit gerunzelter Stirn ab. Es war diese typische sorgenvolle Nummer, die sie gerade abzog, doch ich kannte die Tücken, die sich hinter manch Ecke verbargen.
Kurz bevor sie zur Tür hinaus verschwand, drehte sie sich nochmal zu mir um und lächelte mitleidig. "Hmh?" Fragte ich gelassen und starrte sie etwas gelangweilt an. Dass sie immer alles so in die Länge ziehen musste, störte mich. "Vergiss nicht den Tee zu trinken." Doch da war scheinbar noch etwas, außer das, was sie eben gesagt hatte. Denn sonst wäre sie jetzt gegangen und ich hätte endlich aufatmen können. Aber so schob sie diesen grandiosen Augenblick noch etwas in die Ferne.
"Du kannst mit mir über alles reden." "Hä, wie kommst du jetzt darauf?" Ich verstand ihren Themawechsel wirklich nicht. Worauf wollte sie denn hinaus? "Ich meine nur, du kannst mir alles erzählen." Ich nickte nur. "Das weiß ich, Mama." Sie hauchte noch ein knappes "Gut..." und verschwand dann aus der Tür. Was war das bitte gewesen?
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und konnte mir ein Grinsen nicht unterdrücken. Doch jetzt war es sowieso nicht mehr wichtig, es zu vertuschen, denn Mama war nicht mehr im Raum.
Doch ihr Abgang, der zwar nicht wirklich ungewöhnlich für sie gewesen war, machte mir zu schaffen. Normalerweise kam sie dann wenigstens gleich zum Punkt, sprach irgendwelche Elternabende oder so was in der Art an. Aber heute hatte sie zum ersten Mal verschlüsselt gesprochen. Oh Gott, gerade meine Mutter! Die Quasseltante hoch 27.
Ich musste lachen, doch bemühte mich, es leise zu tun. Was war denn in sie gefahren, dass sie plötzlich fast intellektuell redete? Oder zumindest so, dass es zum Nachdenken anregte.
Vielleicht hatte Papa ihr irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt und sie mal wieder kräftig durch den Kakao gezogen. Aber was hatte das denn mit mir zu tun? Scherzen auf meine Kosten waren echt nicht okay! Das würde ich meinem Vater gleich verklickern, wenn er heute Abend heimkam.












* Kapitel 1 ist fertig, doch die folgenden Kapitel
werden vermutlich länger.


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11.09.2007 16:06 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
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RE: Lindsay | Prolog online Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von Blümchen
Ich habe mich endlich wieder dazu durchgerungen,
ein neues Werk zu starten. Erdenwiese ist schon ein ganzes
Eck weitergekommen, doch bis es vollständig ist, werden wohl
noch einige Zeiten vergehen.
Und hier also eine Geschichte, an der ich einfach lernen möchte
und mich freuen würde, wieder so treue Leser zu finden!


L i n d s a y


* Prolog

"In euch steckt ein riesiges Talent! Lasst es frei und vertraut mir, es wird die ganze Welt begeistern! Und wenn ihr euch weiter so verschließt, wird euch etwas einzigartiges entgehen, meine Nachwuchstalente! Denn nur in der Musik, findet ihr eure Erfüllung."dieser und der nächste Satz gehören zusammen ;D
Hatte er uns im Musikunterricht einmal wieder gepredigt. Herr Müller, Chorleiter. Und wenn wir ihm immer so zuhörten, dann bekamen wir glatt den Eindruck, dass er nichts anderes im Leben so sehr liebte, wie die Musik. Absurde Annahme, aber irgendwie brachte er es genau so rüber.
"Gebt mir einen Ton! Einen Klang, der die Welt berauscht!" Stella wirbelte mit den Händen in der Luft herum, als ziehe sie einen Ton aus ihrem Kopf. Und man erkannte nur verschwommen die eigentliche Gestik, die es darstellen sollte - nämlich eine von Herr Müller, die er uns immerzu vorführte, wenn er uns einblöken wollte, dass wir den Ton aus dem Kopf ziehen sollten und vor uns geiten lassen, statt irgendwie im Bauch danach zu suchen.
"Oooooder!" Kündigte Maggy lauthals an und lachte schon los, bevor sie ihre Äußerung überhaupt abgegeben hatte - und zwar die alberne Nachmache unseres Musiklehrers.
"Ihr müsst den Ton vor Augen tragen, ein roter Punkt, glühend vor Har..." Das Wörtchen 'Harmonie' ging in Gelächter unter, in welches ich nur halbherzig einstimmte. Nicht etwa, weil ich es nicht lustig fand, sondern viel eher, weil ich Bauchschmerzen hatte.


* ein kurzer Teil, weil es nunmal ein kurzer Prolog ist.
Beabsichtigt, aber würde mich über Kritik freuen.


Ich finds toll <3 ^.^ Nicht wirklich kritik .. nur mir ist etwas aufgefallen .. jedoch nicht sehr schlimmes, was aber eher an eine andere Stelle gehört Augenzwinkern

Ich freue mich auf das 1. Kapitel^^

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11.09.2007 16:17 pcdfan ist offline E-Mail an pcdfan senden Homepage von pcdfan Beiträge von pcdfan suchen Nehmen Sie pcdfan in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie pcdfan in Ihre Kontaktliste ein MSN Passport-Profil von pcdfan anzeigen
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dank dir smile
ich geh gleich mal editieren.

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11.09.2007 16:30 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
Lunalinchen
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Lunalinchen
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Blümchen
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Danke Lunalinchen smile
das mit dem verklickern, kein Stück, etc. werd ich aber drinlassen, tut mir leid, habe das mit absicht gewählt, um sie persönlicher wirken zu lassen, wie sie sich da in ihrer Ich-Rolle beschreibt.

Flüchtigkeitsfehler editiere ich gleich und freute mich, dass du weiterlesen willst! Lieben danke! smile





* Kapitel 2



Nach einer Zeit musste mich die Müdigkeit eingeholt haben, sodass ich in einen recht ruhigen Schlaf versank. Dort fand ich den Frieden, fern ab, von dieser grausigen Welt, die mir Schmerzen in der Bauchgegend und gehässige Lehrer auf den Hals hetzte.
Ich schlummerte einfach seelig vor mich hin, schaltete einmal ab und genoss die Ruhe, die sich um mich bettete, wie der Nebel um eine Bergspitze.
Und dann wurde die Tür plötzlich aufgerissen, ein lauter Knall ertönte, als sie wieder zurück ins Schloss knallte. Ich schreckte sofort hoch und saß senkrecht im Bett. Und zu Gesicht bekam ich meine Oma, die mal wieder mit aller Einfühlsamkeit an die Sache rangegangen war, ihre kranke Enkelin zu besuchen. Na toll, wie ich meine Familie liebte!
Etwas entrüstet warf ich ihr strafende Blicke zu und ließ meinen Oberkörper dann langsam wieder ins Kissen gleiten.
"Was ist denn in dich gefahren, Oma?" Sie grinste bis über beide Ohren und schritt zum Bett, um sich gleich darauf auf dessen Kante zu setzen. "Deine Mama hat mir gesagt, dass du krank bist." Ich wollte gar nicht wissen, was für eine Krankheit meine Mutter der ihren wieder aufgetischt hatte, aber es waren bestimmt keine harmlosen Bauchschmerzen gewesen. "Was hat sie dir erzählt?" Meine Stimme klang stählern. Immerhin schien meine Oma noch freudig, obwohl ich mir fast sicher war, dass meine Mutter ihr erzählt hatte, dass ich sterbenskrank sei. Also hatte sie nicht das Recht dazu, hier glücklich zu sein. Und woanders durfte sie das auch nicht.
"Dass du endlich eine Frau bist." Sie grinste noch breiter und da ging mir ein Licht auf. "Aber ich habe meine Tage doch schon seit zwei Jahren!" Fuhr ich sie an und erhellte die Finsternis, in der sie Augenblicke zuvor noch gelebt hatte.
"Nein..." Hauchte sie etwas grimmig und schüttelte dann frohlockend den Kopf. Ihre plötzlichen Stimmungswechsel glichen denen eines Teenagers. "Doch."Entgegenete ich nur trocken und spürte, wie Wut in mir aufstieg. Aber im Vergleich zu Oma, durfte ich diese direkt nach einer guten Laune ausleben, denn immerhin steckte ich in der Blüte meines jungen Lebens. "Dann hat Dorla wieder vollkommen übertrieben. Hach, zu was habe ich sie nur erzogen? Ist das wirklich meine Schuld, dass sie hinter alles irgendetwas spektakuläres drückt, auch wenn es gar nicht da ist?" Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Eigentlich war es mir immer recht gewesen, dass meine Mutter so übertrieb, aber heute hatte sie wirklich die Grenzen überschritten. Meine Oma aus der Nachbarschaft zu locken, mit der Nachricht, ich habe zum ersten Mal meine Tage. Pah, das war echt übel! "Sie ist doch wirklich unverbesserlich..." Einige Augenblicke schwiegen wir beide, doch leider hielt die Stille nicht lange an. Obwohl ich es mir gewünscht hätte. Heute war echt die Hölle los, in meinem Zimmer und wenn die Nachricht meiner Mutter schon die Runde zu meinem Vater gemacht hatte, würde das heute Abend ein ganz schönes Spektakel geben. Und mir graute es jetzt schon davor.
"Aber wenn du deine Tage schon lange hast und nie Unterleibsschmerzen deshalb bekommen hast, wieso hast du dann Bauchweh? Habt ihr einen schweren Test geschrieben?" Sie zwinkerte mir vertraulich zu und wieder erfasste mich das Gefühl, dass ich ihr tatsächlich alles anvertrauen konnte. Doch in Wirklichkeit wusste ich ja, dass sie keine minder ausgeprägte Quatschtante wie meine Mutter war.
"Keine Ahnung. Vielleicht habe ich etwas schlechtes gegessen oder so..." Sie sah mich ungläubig an und plötzlich wusste ich, wieso sie mir das nicht abnahm - Obwohl es ja eigentlich teilweise die Wahrheit war.
"Den Kamillentee habe ich nicht getrunken, weil ich davon brechen muss. Also lebe ich lieber mit Bauchschmerzen, als mich zu übergeben."
Das Argument schien ihr einleuchtend und so wandelte sie sich wieder in die treue, vertrauensvolle Person, die niemals Hintergedanken hatte. Doch ich kannte sie besser. Mir konnte keiner aus unserer Familie mehr vorspielen, dass er oder sie ein frommes Lamm sei, denn jeder von uns hatte gewisse Macken, die nach einer Zeit unübersehbar wurden. Egal wie sehr sich die Person darum bemühte, sie zu vertuschen.
Einige Minuten des Schweigens vergingen, in denen nur unser Atem die Stille unterbrach. Doch dann richtete sich meine Oma auf, strich mir ein letztes Mal sanft über die Wange und lächelte zart. In diesen Augenblicken erschien sie mir engelsgleich. "Werde schnell wieder gesund, mein Kind, okay?" Ich nickte wollend und drehte meinen Kopf zur Tür, aus welcher sie nun hinaus trat. Es waren soeben die letzten Worte ihrer gewesen und nun, als die Tür ins Schloss fiel, war ich wieder allein. Eine wohlige Wärme breitete sich in meiner Bauchgegend aus, obwohl ich die Anwesenheit meiner Großmutter eigentlich genossen hatte. Sie beeindruckte und überraschte mich jedes Mal aufs Neue. Und ich wusste nicht einmal, weshalb. Vielleicht, weil sie so vielfältig war, wie die Farben eines zarten Schmetterlings oder aber, weil ihre Aura anziehend und angenehm zugleich war. Hmh, vielleicht würde es mir für immer ein Rätsel bleiben und damit auf Ewig hinter ihrer Maske, ihrem fassadenreichen Gesicht, verborgen.
Ich kratzte mich schmunzelnd am Kopf und schloss die Augen. Doch der Schlaf holte mich nun nicht mehr so schnell ein, wie er es zuvor getan hatte. Lange lag ich wach, rollte mich von links nach rechts und lauschte den Regentropfen, die schwer gegen mein Fenster prasselten. Eins, zwei, drei, ... einhundertsieben, ... - und dann überwältigte mich schließlich doch die Müdigkeit, sang mich in einen stillen Schlaf und ließ meine Lider träge aufeinander lasten.



* Kapitel 2 ist leider wieder sehr kurz,
doch das nächste wird bestimmt länger!




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Dieser Beitrag wurde 12 mal editiert, zum letzten Mal von Blümchen: 25.09.2007 16:28.

11.09.2007 20:07 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
Blümchen
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Danke Jeanny, hab deine Anmerkungen umgesetzt smile !





* Kapitel 3



Am nächsten Morgen weckten mich die Glocken. Ich hatte durchgeschlafen und war kein einziges Mal aufgewacht. Auch die Schmerzen waren verblasst und nur die immernoch volle Teetasse neben mir, erinnerte an meine gestrige Qual, welche mir verhindert hatte, zur Schule zu gehen.
Ich seufzte und zählte, wie oft die Kirche ein Läuten von sich gab.
"Eins, zwei, ... sechs, ... neun." Und dann bettete sich wieder Ruhe über mich und ich wagte es, mich mit den Armen hochzustemmen.
Mit einem schweren Seufzer schob ich die Beine aus dem Bett - zuerst das rechte, dann das linke. Immerhin wollte ich heute keine schlechte Laune haben.
Ich schüttelte grinsend über meine Taktik den Kopf und trottete dann noch recht verschlafen zum Holzschrank, der an der langen Zimmerwand stand. Weil heute Reiten angesagt war - ich würde meine Mutter schon dazu bringen, mich trotz der gestrigen Krankheit reiten zu lassen - zog ich eine graue Reithose und ein braunes Shirt aus einer der Schubladen. Innerhalb von Minuten tauschte ich den blauen Schlafanzug gegen ein sauberes Reitdress ein. "Reiiiterhof." Meine Stimme klang dumpf und hallte mir noch einige Zeit in den Ohren. Auch als ich die Treppe herunter lief, ging mir dieses Wort nicht mehr aus dem Kopf. Und die Freude auch nicht.
Ich grinste. Vorfreude sollte man das wohl eher nennen. Vorfreude Muriel zu sehen, ihr Lachen zu hören und vorallem... Kontakt zu Naruk und Elam aufzunehmen. Die beiden Pferde, auf denen wir am Wochenende immer reiten.
Als ich die Küchentür aufstieß, stieg mir ein stechender Geruch in die Nase. Es roch, als verbrenne irgendjemand etwas. Und als ich mich durch die dichten Dampfschwaden kämpfte, die den Raum benebelten, sah ich die verglühten, inzwischen schwarz gewordenen Brötchen, die im Herd vor sich hin schmorten.
"Mama?" Ein Schauder überlief mich, als ich mich suchend nach meiner Mutter herum wandte und sie nicht entdeckte. Gerade meine Mutter war jemand, der nichts so schnell anbrennen ließ. Deshalb wunderte ich mich gerade umso mehr.
Plötzlich ertönte ein Knall und gleich darauf ein lautes Zischen. Ich fuhr herum, riss die Augen auf, als auf einmal ein Feuer im Ofen zu brennen begann. Erbärmliche Hitze stach meine Wangen und ließ mich zurück weichen. Was ging hier vor!? Ich wagte es nicht, die Klappe zu öffnen. Vielleicht würde das Feuer ja im Herd bleiben und gar nicht raus kommen. Doch woher sollte ich das schon wissen!? Bisher hatte ich noch keinen 'Brötchen-Herdbrand' miterlebt. Doch irgendwann war bekanntlich immer das erste Mal. Nur musste das unbedingt jetzt sein?
Langsam begann die Luft zu schwinden und ich spürte, wie meine Lungen sich hilflos dehnten und ich stoßweise nach Atem rang. "Mama!" Trotz des Sauerstoffmangels schaffte ich es, regelrecht zu brüllen. Denn wenn meine Mutter nicht käme, stand ich in einem wirklichem Diläma. Entweder ich ging und suchte sie - wobei nicht sicher war, ob ich sie fand und außerdem war das Feuer dann unbeaufsichtigt... oder ich würde hier bleiben, den Ofenbrand irgendwie versuchen zu löschen und Gefahr laufen, dass es außer Kontrolle geriet und der entstandene Kohlenstoffdioxid mich aus den Latschen haute.
Bumm... schon wieder knallte etwas, doch diesmal kam es nicht aus dem Ofen. Ich versuchte meinen Gehörsinn zu stärken und lauschte angespannt auf ein Geräusch. Jeder Muskel zitterte und war bereit, innerhalb von Sekunden aktiv zu werden. Doch vorerst kehrte Stille ein und bis auf das leise Knistern im Ofen war nichts zu hören. Ich dachte schon, dass dieses Geräusch vor einigen Minuten nichts zu bedeuten hatte, doch dann konnte ich mich des Gegenteils überzeugen.
"Lindsaaay? Bist du da? Wieso riecht es hier so komisch!?" Ich erkannte die Stimme als die meiner Mutter. Erleichtert entließ ich ein Seufzen und trottete hoffnungsvoll gen Flur. Dichte Nebelschwaden begleiteten mich und empfingen meine Mutter, deren Stirn sich augenblicklich in tiefe Falten legte. Sie erinnerten mich an tiefe Ackerfurchen, von einem Pflug gezogen.
"Oh nein!" Ein greller Schrei zwang mich, mir die Hände auf die Ohren zu legen. Zum Glück stand nichts im Flur was aus Glas war, denn sonst hätte es womöglich dessen Ende bedeutet.
"Die Brötchen, die Brötchen!" Also war meine Mutter die Feuerlegerin gewesen - nicht absichtlich, aber sie war dieTäterin.
Mit gerunzelter Stirn verfolgte ich ihre hektischen Bewegungen. Anstatt einfach in die Küche zu laufen und etwas gegen den Brand zu tun, gestikulierte sie wild schimpfend und drehte sich nervös auf der Stelle. "Mama, sie brennen." Erinnerte ich sie und bahnte mir wieder einen Weg in die Küche, bevor es meine Mutter auf die Idee kam und mich über den Haufen rannte.
Wenige Sekunden später befanden wir uns beide im Raum, der noch immer von dichten Nebelschwaden durchzogen wurde. Die Aufregung meiner Mutter hatte inzwischen ihren Höhepunkt erreicht und meine Vorfreude aufs Reiten war vollkommen verfolgen. Eigentlich dachte ich momentan auch nicht darüber nach, denn der Schock eine halb brennende Küche vorzufinden saß tiefer, als diese Freude.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte mir die Bilder auszutreiben, die in diesem herum schwirrten. Das war ein Beweis dafür, dass diese Hektik nicht einfach an mir vorbei ging. Doch wild herum zu wuseln - was meine Mutter augenblicklich tat - war für mich keine Methode Nervosität und Aufregung abzubauen.
"Wir... äh, Lindsay, ruf die Feuerwehr!" Ich nickte stumm und drehte mich um, um nach dem Telefon zu greifen. Doch plötzlich war die Nummer wie aus meinem Kopf gelöscht. Wie sollte ich einen Notruf absenden, wenn ich nicht wusste, wo ich anrufen musste?
"Wie ist die Nummer noch mal?" Meine Mutter warf mir einen gereizten Blick zu und schnaubte verächtlich. Sie glaubte tatsächlich, ich wolle sie veralbern. "Lindsay, es ist nicht die richtige Zeit, um Scherze zu treiben!" Sie wandte sich wieder dem Herd zu und drehte an ein paar Knöpfen, die sich überhalb befanden.
Sollte ich nochmal fragen?










* Kapitel 3 ist damit beendet smile !




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25.09.2007 16:32 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
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Danke Jeanny smile
Habe deine Anmerkungen wieder verbessert,
hoffe ersteres gibt jetzt mehr Aufschluss.

Hab mich ehrlich gesagt nicht mit der Materie beschäftigt, aber ich dachte, dadurch, dass nicht verraten wird wie lange die Brötchen schon im Ofen sind, könnte es ja irgendwie sein ... hmh, vielleicht sollte ich später noch einfügen, dass beispielsweise Restöl im Ofen war und das der Auslöser für den Brand war. Wie wäre das?

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27.09.2007 13:44 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
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Ich will mehr, finde es toll!

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Richtige Männer drücken uns beim Küssen gegen die Wand.

27.09.2007 14:46 Kjara ist offline E-Mail an Kjara senden Beiträge von Kjara suchen Nehmen Sie Kjara in Ihre Freundesliste auf AIM-Name von Kjara: / YIM-Name von Kjara: / MSN Passport-Profil von Kjara anzeigen
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Danke smile
Keine Verbesserungsvorschläge oder Anregungen geschockt ?

* Kapitel 3 ist fertig reineditiert

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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Blümchen: 27.09.2007 15:38.

27.09.2007 15:11 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
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Jup, das wäre gut. Danke Augenzwinkern

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27.09.2007 16:39 Blümchen ist offline E-Mail an Blümchen senden Beiträge von Blümchen suchen Nehmen Sie Blümchen in Ihre Freundesliste auf
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Dank dir Jeanny smile !
Habe allerdings diesmal nicht alles verbessert, was du vorgeschlagen hast, aber werde dich nun auch aufklären wieso.
Hoffe du verstehst das smile

Zitat:
Also war meine Mutter die Feuerlegerin gewesen - nicht absichtlich, aber sie war die Täterin. (Von Tätern kann man hier denke ich nicht sprechen. War ja eigentlich klar, dass die Mutter die Brötchen einfach vergessen hatte)


Habe Täterin gelassen, weil ich finde, dass es noch eine Spur Sarkasmus und trotzdem bleibenden Ernst miteinbringt. Vielleicht hier nicht 100 % passend, aber ich nehm mir das Schreibrecht und lass es stehen... Bauchgefühl Augenzwinkern

Zitat:
Sie wandte sich wieder dem Herd zu und drehte an ein paar Knöpfen, die sich überhalb befanden. (Knöpfe ausschalten wird wohl wenig bringen, wenn innerhalb des Ofens schon alles brennt)


Hast du einerseits sicherlich Recht, aber andererseits ist es doch wieder eine Methode um Nervosität abzubauen. Weil sie in dieser Siutation nichts tun kann, als abwarten, versucht sie sich wenigstens irgendwie nützlich zu machen. Also dreht sie an den Knöpfen herum, weil es ja auch nicht ganz unsinnvoll ist, die Wärmezufuhr zu beenden/stoppen. Oder Freude ?




* Kapitel 4






Es dauerte 10 Minuten und dann hörte ich die Sirenen eines Feuerwehrautos. Meine Mutter, die das Feuer die ganze Zeit nur nervös beobachtet hatte, atmete erleichtert aus. Wenn das hier keine so ernste Lage wäre, hätte ich vermutlich gelacht. Immerhin hätten Afrikaner meine Mutter glatt als Stammesmitglied akzeptiert, denn ihr Feuerbeschwichtungstanz hatte wirklich beeindruckend ausgesehen.
Ich wagte mich zu grinsen, doch das hätte ich lieber gelassen. "Was gibts denn hier zu lachen? Wer hatte denn die Todesangst!?" Keifte meine Mutter mich sogleich an und obwohl sie log und ich es hasste für etwas beschuldigt zu werden, für das ich nicht ehrlich gerade stehen konnte, erwiderte ich nichts und ließ ihr den Triumph. Vielleicht baute sie das ja wieder auf. Außerdem tat es gut nach dem Motto:' Der Klügere gibt nach', zu leben. Man konnte Schwäche und Faulheit auf seinen eigenen Intellekt schieben.
Um weiteren Meckereien zu entgegen, beschloss ich der Feuerwehr die Tür aufzumachen. Gesagt getan - wenige Sekunden später hetzten die Männer durch die offenen Tür. Ohne ein Dankeschön. Ich rümpfte die Nase, wollte deshalb aber nicht weiter nachtragend sein. Würde mir ja doch nichts bringen.
Und dann begannen die Augenblicke, die an mir vorbei gingen, wie nichts. Ich lehnte am Türrahmen und betrachtete die Menschen in den grellen Uniformen, wie sie den Herd öffneten, das Feuer löschten - eben ihre Arbeit gezielt verrichteten. Und dann gab es da wieder einen Moment, den würde ich vermutlich für immer in Erinnerung behalten.
"Nächstes Mal sind sie hoffentlich vorsichtiger?" Mein Blick glitt zu meiner Mutter. Sie hatte den ihren gesenkt und an der Röte ihrer Wangen ließ sich erkennen, dass es ihr sichtlich unangenehm war. "Selbstverständlich... es war nur, äh, meine Tochter, die brauchte noch ihre Medizin und ich habe sie nicht gefunden und da, äh, musste ich noch in die Apotheke fahren und muss die Brötchen wohl völlig vergessen haben..." Sie log wie gedruckt - aber nicht unbedingt schlecht.
"Jaja, ist uns egal was genau sie währenddessen getrieben haben. Für so was gibt es nunmal keine Ausreden." Das traf Dorla wie ein Schlag ins Gesicht - wenn nicht sogar noch härter. Die Röte schwand aus ihren Wangen und ihr Gesicht wurde ganz bleich. Es kam einem fast so vor, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. "Nun, wenn es sie beruhigt, wir vermuten, dass es nicht die Brötchen waren, die den Brand ausgelöst haben, sondern irgendetwas anderes. Wenn sie wollen können sie einen Fachmann engagieren und ihn noch einen Blick auf das Ganze werfen lassen - Einen neuen Herd brauchen sie ja sowieso." Der eine zwinkerte meiner Mutter aufmunternd zu, aber die ging nicht darauf ein und nickte nur schwach. "Okay..." Ob das gehauchte in ihrer Stimme gespielt war oder ob es ihr wirklich nah ging, konnte ich nicht beurteilen. Denn Ernst von Theater lagen bei ihr nicht weit auseinander.
"Wir gehen dann wieder, haben ja noch anderes zu tun. Und danke für den Anruf." Nun schritten die Feuerwehrmänner an mir vorbei und ich wich leicht zurück, als mir einer der Menschen einen Klaps gab. Was sollte das? Eigentlich war ich doch noch sauer auf sie. Aber grinsen tat ich trotzdem und ich schloss sogar die Tür hinter ihnen, nachdem sie ein zartes "Tschüss." begleitete.
"Wehe du erzählst das Oma." Mama riss mich aus Gedanken, als ich noch verloren auf die Türkante starrte und schwieg. Doch schließlich wandte ich mich zu ihr und blickte geradewegs in die vor Zorn funkelnden Augen. "Äh, Mama, ich kann nichts dafür, wenn du unser Haus in Brand steckst." Sie stemmte die Hände in die Hüften und trat bedrohlich auf mich zu. Jetzt verstand ich auch, wieso sie von der Idee mit dem Fachmann nicht so begeistert gewesen war - Sie wollte die ganze Sache unter den Tisch kehren, bevor davon jemand Wind bekam.
Bevor ich antwortete, fiel mir ein, dass ich ihr Drang nach dem Vergessen dieses Vorfalls, zu meinem Gunsten richten konnte. Beispielsweise ein freier Tag, oder eben das Reiten heute. Nein, beides! Ich grinste erhaben und richtete mich zur vollen Größe auf. Doch auch so überragte mich meine Mutter um einen Kopf.
"Wir können ja einen Deal machen." Sie ließ sich von meinem Grinsen anstecken und legte die linke Hand ans Ohr. "Ich höre." Nun hatte ich sie soweit - Mama tanzte nach meiner Pfeife. "Also... wenn ich heute mit Muri reiten gehen darf und ich Mal einen freien Tag machen kann, ohne mit Konsequenzen zu rechnen, weiß ich nicht was heute passiert ist." Das klang wohl wie Musik in ihren Ohren, denn sie willigte sofort ein. "Abgemacht." Ich streckte ihr die Hand hin und spürte gleich darauf, wie ihre noch immer von Schweiß genässten Finger die meinen ergriffen. Ein kurzer Schauer jagte über meinen Rücken hinweg, doch das Gefühl endlich etwas geschafft und einmal nichts falsch gemacht zu haben, lag leicht im Magen.

Es vergingen einige Augenblicke, die meine Mutter dazu nutzte, einen Blick in Kataloge zu werfen, in denen neue Kochgeräte vorgestellt wurden. Wie sie meiner Oma glaubwürdig verkaufen wollte, wieso sie einen neuen Herd hatte, wusste ich nicht. Aber ich vertraute auf ihre schauspielerischen Künste, dass sie es schaffen würde.
"Fährst du mich jetzt zum Reiten?" Ich schielte über den Tisch zu ihr hinüber und schnäuzte dann beiläufig ins Taschentuch. Der Geruch von Asche hing mir immernoch in der Nase - und es widerte mich an.
"Kannst du nicht das Rad nehmen?" Sie sah nicht Mal von ihrer Zeitung hoch - anscheinend hatte sie es nicht nötig. "Noch weiß ich was heute passiert ist." Das schien zu wirken. "Okay, ich fahr dich hin, aber dann musst du heimlaufen." "Das ist aber so weit. Wieso kannst du mich nicht abholen?" "Wir haben heute Abend Stammtisch." "Ach und da kannst du nicht von weg?" "Genau." Sie nickte bestätigend, als sie zu mir aufsah, um den Blick gleich darauf wieder zwischen verschiedenen Angeboten zu vergraben. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte sie den Ernst unseres Deals nicht verstanden, aber ich schwieg lieber und sagte nichts. Am Ende lief das alles noch völlig aus den Fugen und ich konnte meinen freien Tag auch noch vergessen.
Unter einem Seufzen stemmte ich mich aus dem Stuhl hoch und wickelte eine blonde Strähne um meinen Finger. "Dann komm, ich lauf Heim." Meine Mutter nickte nur und sah sich weiter die Preise durch. Okay, wenn sie meinte mir keine Aufmerksamkeit spenden zu müssen - bitte.
Schmollend presste ich die Unterlippe nach vorn und stiefelte die Treppe hoch, um die Reitstiefel zu holen. Na das konnte heute ja was werden. Meine Laune war jetzt schon am Tiefpunkt! Muri musste mir echt Leid tun.







* Kapitel 4 findet damit noch nicht sicher sein Ende.
Vielleicht geht es noch weiter, vielleicht kommt aber doch
schon Kapitel 5. Mal sehen Augenzwinkern




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