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Zum Ende der Seite springen Zeitenwende ( Im Zeichen der Lilie )
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Rennsalami Rennsalami ist weiblich
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Zeitenwende ( Im Zeichen der Lilie ) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zeitenwende ( Im Zeichen der Lilie )

Knirschend löste sich ein Stein. Teile des Vorsprungs zerbröselten unter Nikolajs Fingern, er griff ins Leere. Hastig tastete er über die Mauer, suchte nach einem Halt. Seine Schultern schmerzten unter dem Gewicht des Körpers. Er fand eine Querfuge, stieß seine Finger in die Vertiefung. Feiner Staub rieselte herab. Nikolaj versteifte die Hand, verlagerte probehalber sein Körpergewicht. Dieses Mal hielt der Stein. Er löste die zweite Hand vom Sims. Eine halbe Armlänge über seinem Kopf fand er die nächste Fuge. Keuchend zog er sich ein Stück nach oben. Es gelang ihm, den rechten Fuß auf dem Vorsprung abzustützen. Nikolaj stieß den Atem aus und verharrte in seiner Position. Die Historiker glauben, dass der Untergang der Gaenai einherging mit dem Ende des Zeitalters der Winde. Dies bedeutet, dass die Katakomben, die sie hinterlassen haben, mindestens zweitausend Jahre alt sind. Über die Umstände ihres Verschwindens ist nichts bekannt. Ihre Inschriften sind in Metall und Stein gegraben und haben so die Jahrtausende überdauert. Das Wissen um die Bedeutung der kunstvollen Zeichen ist jedoch in den Wirren der Zeit verloren gegangen. Der Avineta-Tempel in Valessa besitzt eine große Sammlung von Gaenai-Schriften, überwiegend Abschriften auf Pergament. Die Originalfragmente gelten als begehrte Sammlerobjekte und viele von ihnen schmücken die Villen der valeanischen Oberschicht. Vor einigen Jahren wurde vom Senat ein Gesetz erlassen, das den Handel mit den Artefakten unter Strafe stellt. Der Erfolg dieser Maßnahme darf jedoch bezweifelt werden. Große Teile der Städte Korini und Luvinum sind von den alten Katakomben unterhöhlt. Auch Valessa, die Hauptstadt des Kaisers, birgt unter der Oberfläche ein gewaltiges Ruinenfeld. Die oberen Ebenen dienen heute als Kanalisation. Ihre Gewölbe sind so gut erhalten, als wären sie erst vor fünfzig Jahren errichtet worden. Einige Gelehrte glauben, dass der glatte Stein früher mit einer Silberschicht überzogen war. Selbst wenn dies wahr ist - das Metall ist längst abgekratzt und zu Klumpen geschmolzen worden. Nichts, was sich von Menschenhand bewegen lässt, ist in den oberen Ebenen zurückgeblieben. Die Dunkelheit war vollkommen. Nikolaj wusste, dass die Wand weiter oben in einem flachen Sockel endete. Ein Pfad verlief entlang der Mauerkrone, zerborstener Stein, die Überreste einer alten Treppe. Mindestens zehn Meter, vielleicht auch mehr. Er zog den zweiten Fuß auf den Sims, richtete sich auf, ertastete die nächste Querfuge. Die alten Steine waren porös, die Mauer von Rissen durchzogen. Sorgfältig prüfte er den Halt, versicherte sich ein zweites Mal. Vorsichtig. Einen Sturz aus dieser Höhe durfte er nicht riskieren. Er erklomm einen weiteren Abschnitt. Erschöpft hielt er inne, bewegungslos. Seine Wange lag gegen den Stein gepresst, sein Atem das einzige Geräusch in der Stille. Beinahe. Ein leises Schaben, wie Stoff auf Stein. Er spannte sich. Erneut das Schaben, jetzt lauter, näher. Etwas - jemand? - war dort, oberhalb der Mauer. Irgendwo auf dem zerbrochenen Pfad. Eine Falle, dachte er. Aber er konnte nicht zurück. Der Weg war versperrt. Vier Männer, bewaffnet mit Schwertern und Armbrüsten. Sinnlos. Der Schweiß auf seinem Körper hatte zu trocknen begonnen. Er fror plötzlich. Sie hielten ihn für tot. Hoffte er. Sie hatten gesehen, dass er über die Kante gestürzt war. Die Schlucht war mehr als fünfzig Meter tief, niemand würde einen Sturz dort hinunter überleben. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte einer von ihnen Verdacht geschöpft und war noch einmal zurückgegangen. Vielleicht war da Blut auf den Steinen - auf dem Boden und an der Wand, dort, wo er den Aufstieg begonnen hatte. Nikolaj wusste es nicht. Er hatte nicht darauf geachtet. Vielleicht war einer der Männer zurückgegangen mit einer Fackel und hatte die Blutspuren bemerkt. Und hatte dann jemanden nach oben geschickt, über die Treppen. Er lauschte in die Stille. Wer immer dort oben war, er verhielt sich jetzt ruhig. Wartete. Die askanischen Bergstämme haben eine Legende. Einst lebten die Geshuan, das göttliche Volk, in Eintracht mit den Stämmen der Menschen. Sie bewohnten die weiße Stadt a Gathamun, die halb in den Bergen erbaut war und halb im Meer. Einige der Geshuan vereinten sich mit menschlichen Männern und Frauen. Die Kinder, die aus einem solchen Bund hervorgingen, galten als gesegnet. Die Schamanen der Askaneros nennen diese Zeit die Ära der Seelen. Die Menschen waren glücklich, denn sie lebten wahrlich im Schatten ihrer Götter. Doch die Legende berichtet weiter, dass den Geshuan ein mächtiger Feind aus ihrer eigenen Mitte erwuchs. Zwietracht spaltete das göttliche Volk - und Zwietracht fand ihren Widerhall auch in den Herzen der Menschen. Der Feind sammelte eine Armee um sich und rüstete gegen sein eigenes Blut. Als er seinen Vernichtungsfeldzug gegen die weißen Städte seines Volkes begann, fand er unter den Menschen der Bergstämme Verbündete. He cairu, ein mächtiger Schamane, tat sich aus Enttäuschung und Habgier mit dem Feind zusammen und verriet die Bewohner von a Gathamun. Nach der Zerstörung der Stadt aber sah er, dass der Feind ihn um den versprochenen Lohn betrogen hatte. Daraufhin befahl er voller Zorn, dass alle Erinnerungen an die "falschen Götter" für immer getilgt werden sollten. Er ließ alle Schriften auf den zerstörten Mauern der Stadt auslöschen, alle Statuen zertrümmern, die Leichen der Toten verbrennen und ihre Asche in die Winde zerstreuen. Als der nächste Frühling anbrach und der Schnee von den Wiesen schmolz, war a Gathamun zu einem Haufen namenloser Steine geworden. Nikolaj ertastete er eine sandige Fläche, die Kante rau und voller Schrunden. Vorsichtig zog er die Hand zurück. Der Sockel. Er atmete flach, um kein Geräusch zu verursachen. Angestrengt lauschte er ins Dunkel, suchte nach einem Geräusch, das ihm die Position des anderen verriet. Doch da war nichts außer Stille. Dennoch glaubte er nicht, dass das Rascheln nur ein Produkt seiner Einbildung gewesen war. Aber er war sich nicht sicher, verharrte noch etwas länger in seiner Position. Reglos hielt er seinen Körper gegen die Wand gepresst. Seine Hände begannen zu schmerzen, die Finger fühlten sich wund und geschwollen an. Die rechte Schulter war inzwischen taub und nahezu gefühllos. Denk nach, befahl er sich, wo versteckt sich der Kerl? Er weiß nicht genau, an welcher Stelle du hochkommen wirst. Es ist dunkel - er kann nichts sehen. Wo wird er warten? Die alten Stufen waren zerbrochen, ein unvorsichtiger Tritt konnte das Ende bedeuten. Sicher würde der Mann sich dicht am Fels auf der anderen Seite halten, nicht zu nah am Abgrund. Wo bist du? Nikolaj musste sich zwingen, klar zu denken. Erschöpfung und Schmerz beeinträchtigten seine Konzentration. Er wusste, beim Überklettern der Kante würde er wahrscheinlich ein Geräusch verursachen und damit seine eigene Position verraten. Darauf würde der andere bauen.


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Es gibt viele Situationen im Leben,
da weiß man nicht, ob man das richtige getan hat,
doch wenn man den festen Willen hat,
dann wird das richtige geschehen.



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06.02.2006 15:21 Rennsalami ist offline E-Mail an Rennsalami senden Beiträge von Rennsalami suchen Nehmen Sie Rennsalami in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Rennsalami in Ihre Kontaktliste ein
Streya
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Schöne Geschichte,leider etwas schwer zu lesen.Mit ein paar Absätzen wäre es angenehmer.
06.02.2006 15:39
Rennsalami Rennsalami ist weiblich
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mhh ok^^

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06.02.2006 18:34 Rennsalami ist offline E-Mail an Rennsalami senden Beiträge von Rennsalami suchen Nehmen Sie Rennsalami in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Rennsalami in Ihre Kontaktliste ein
Luthien Luthien ist weiblich
Polly Perle


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Hei, mal wieder was, das zu lesen sich lohnt!! Find ich voll gut geschrieben!! Dein Stil passt mir wirklich wunderbar!!
Was aber ist, du solltest wirklich Absätze machen. müssten nur ein par sein. zum beispiel die zwischenerklärungen, also wo du diese legende erzählst oder das mit den Schriften, müsstest du vom restlichen Text abtrennen. schon das würde es sehr viel leichter machen zu lesen.
Aber wie gesagt, hört sich spannend an, ist gut geschrieben und mich spricht es an!! Kompliment!

Zitat:
Etwas - jemand? - war dort, oberhalb der Mauer

würd des fragezeichen weglassen, sieht nicht so gut aus, macht man auch net so, so weit ich weiss.

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Nix zu sagen Augen rollen

07.02.2006 08:40 Luthien ist offline Beiträge von Luthien suchen Nehmen Sie Luthien in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Luthien in Ihre Kontaktliste ein MSN Passport-Profil von Luthien anzeigen
Rennsalami Rennsalami ist weiblich
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okay danke danke großes Grinsen

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07.02.2006 11:53 Rennsalami ist offline E-Mail an Rennsalami senden Beiträge von Rennsalami suchen Nehmen Sie Rennsalami in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Rennsalami in Ihre Kontaktliste ein
~PaRaDiSe~ ~PaRaDiSe~ ist weiblich
McLeods Töchter


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Tolle Geschichte, musste einige stellen 2mal lesen aber echt toll !!!

GEGENBESUCH ?!?!

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07.02.2006 17:23 ~PaRaDiSe~ ist offline E-Mail an ~PaRaDiSe~ senden Homepage von ~PaRaDiSe~ Beiträge von ~PaRaDiSe~ suchen Nehmen Sie ~PaRaDiSe~ in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie ~PaRaDiSe~ in Ihre Kontaktliste ein
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Danke großes Grinsen hab schon ein komment hinterlassen!

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09.02.2006 12:54 Rennsalami ist offline E-Mail an Rennsalami senden Beiträge von Rennsalami suchen Nehmen Sie Rennsalami in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Rennsalami in Ihre Kontaktliste ein
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