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1967 |
Flaw
Alphabrot
Dabei seit: 22.08.2009
Beiträge: 77
Herkunft: Chiemgau
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Ihre Haut war unter meinen Fingern so unglaublich zart...so weich und warm wie Blüten in der Sonne. Ein süßer Schmerz durchfuhr mich, als ich meine Lippen auf ihre Schultern drückte. So lange, so unglaublich lange hatte ich auf sie warten müssen, und nun war mir so wenig Zeit mit diesem herrlichsten aller Geschöpfe vergönnt. Auch jetzt drängte die Angst, vergiftete mein Glück. Langsam glitt das weiße Laken über meine nackten Beine, als ich aufstand und zu meinen Kleidern griff. Sie drehte sich um und sah mir zu, die warmen, braunen Augen unverwandt auf mein Gesicht gerichtet. Ich knöpfte mein Hemd zu und striff die Hosenträger über meine Schultern. Mein dunkelblondes Haar verbarg ich unter einem grauen Hut. Für einen Moment hielt ich inne, fing ihren Blick auf und die Furcht, die mich innerlich hatte erkalten lassen, wich ein wenig. "Pass auf dich auf", flüsterte sie leise, flüsterte sie mit diesen unvergleichlichen Lippen. "Ich liebe dich", erwiederte mein Herz stumm. Meine Finger zitterten, als ich nach der Türklinke griff und mich in den schlecht beleuchteten Flur hinausstahl. Braune Tapeten. Dunkelgrüner Teppich. Schmutz. Meine Schritte schienen ungewöhnlich laut zu dröhnen, und mir war, als würden mich die wenigen Bilder an den Wänden mit ihren Blicken verfolgen. Wir wissen, was du getan hast. Wir wissen, was du bist. Ich trat in den kalten Novemberabend, spürte den Druck der Hosenträger und den rauen Stoff des Hemdes unangenehm auf meinen nackten Brüsten. Meine Gedanken waren bei den Kindern und meinem Mann, der wieder einmal Überstunden schob, und dessen Kleidung ich trug. Ich nahm mir vor, in die Kirche zu gehen. Irgendwann. Ich wollte um Verzeihung bitten, mich dafür entschuldigen, dass ich so sehr gegen Gottes Gesetze verstieß, dass ich nicht einfach sein konnte, wie jede andere Frau. Und doch, meine Brust fühlte sich leer an, denn obwohl meine Gedanken dort ruhten, wo auch mein Herz zu sein hatte, war dieses in jenem Zimmer zurückgeblieben. Und während ich die Straße in den viel zu großen, viel zu flachen Schuhen hinunterschlenderte, drang aus einem geöffneten Fenster Frank Sinatras "That´s life". Ich lächelte.
I said that's life, and as funny as it may seem
Some people get their kicks,
Stompin' on a dream
But I don't let it, let it get me down,
'Cause this fine ol' world it keeps spinning around...
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>>Dummheit ist auch eine natürliche Begabung.<<
Dem kann ich nur zustimmen.
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20.11.2009 17:05 |
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nymphy
Zuckerschnegge
Dabei seit: 30.10.2005
Beiträge: 5.257
Herkunft: Von weit weg
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Eine wunderschöne Kurzgeschichte
Mir ist auch kein Stolperstein aufgefallen und alles ließt sich flüssig. Die Worte sind formend und schön gewählt.
Zitat: |
Ich trat in den kalten Novemberabend, spürte den Druck der Hosenträger und den rauen Stoff des Hemdes unangenehm auf meinen nackten Brüsten. Meine Gedanken waren bei den Kindern und meinem Mann, der wieder einmal Überstunden schob, und dessen Kleidung ich trug. |
Einzig diese Passage war rau.. nicht holperig aber rau. Vllt. auch wegen der Erkenntnis das es sich um eine Frau handelt.
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20.11.2009 18:35 |
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nymphy
Zuckerschnegge
Dabei seit: 30.10.2005
Beiträge: 5.257
Herkunft: Von weit weg
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Ja das is auch war.. ich glaub hier passt das Knallharte auch am besten
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20.11.2009 20:44 |
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Wow, ich find es klasse. Es gibt Geschichten, die liest man und findet sie schön, obwohl sie kein bestimmtes Gefühl in einem auslösen. Die Geschichte, die das schaffen, sind was besonderes und deine GEschichte schafft das, wie ich finde
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02.12.2009 00:02 |
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Impressum
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