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Geschrieben von Glorfindel am 07.03.2012 um 19:17:

  Kriegsgewitter | Kurzgeschichte, P16

A/N: Mein Beitrag für den Deutschunterricht. Die Aufgabe: "Schreiben Sie eine Kurzgeschichte, die möglichst folgende Wörter enthält: junger Mann, dunkle Vorzeichen, Turmruine, verkohlte Balken, kalt, Wolken, Treppe die ins Nichts führt." Dies ist meine Assoziation davon. Und es ist wirklich eine Kurzgeschichte. Eine verdammt kurze.
Warnings: düstere Stimmung, Krieg
Disclaimer: "Kriegsgewitter" ist mein Eigentum. Nichts davon darf ohne meine ausdrückliche Erlaubnis in irgendeiner Form weiter veröffentlicht werden. Ähnlichkeiten mit anderen Werken sind rein zufällig.


Kriegsgewitter

Die Wolken hingen am Himmel wie dunkle Vorzeichen. Der junge Mann spürte, dass Unheil in der Luft lag, ein lähmendes Gefühl dumpfer, allgegenwärtiger Angst. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Reglos kauerte er in den Schatten einer Turmruine, während feindliche Soldaten durch das Stadtgebiet patrouillierten und ihre Flieger wie Unglücksboten am Himmel entlang jagten. Der Boden erzitterte, als in der Nähe eine Bombe einschlug. Er hörte Schreie. Angst lähmte seinen Geist, das Gewehr in seinen Händen wog schwer.
Für einen kurzen Augenblick war es so still, dass er sein Herz schlagen hörte und sein Atem erschien ihm unnatürlich laut. Er hielt die Luft an. Die nächste Bombe schlug noch näher ein. Ein verkohlter Holzbalken, schwarz wie die Schatten um ihn herum, krachte vor ihm auf den Boden. Er unterdrückte einen Hustenreiz, als Staub in seine Lungen drang. Sein Mund war trocken. Sein Herz raste.
Er dachte an seine Kameraden, stolze, ehrbare Männer, die im Krieg gefallen waren. Wenn sie ihn jetzt sehen könnten, wie er sich in den Schatten versteckte… Was würden sie sagen? Es war nichtig. Wären sie noch am Leben, wäre seine Situation eine andere. Sie hätten kämpfen können…
Gegenüber von seinem Versteck stiegen feindliche Soldaten eine Treppe hinauf. Sie durchsuchten das Haus. Er schluckte. Dann zählte er im Geiste bis drei und sprang auf. Wie die Schatten, die ihn behütet hatten, huschte er über die Straße, ungesehen, unbemerkt, durch die zerbombte Frontseite des Hauses.
Für Ruhm und Ehre. Für sein Vaterland.
Und die Treppe führte ins Nichts.


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