Gegen Bilderklau - Das Original (https://www.gegen-bilderklau.net/index.php)
- Prosa, Epik, Kunst (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=133)
--- Schreibecke (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=71)
---- Geschichten (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=77)
----- Ein stummer Hilfeschrei / Kurzgeschichte (https://www.gegen-bilderklau.net/thread.php?threadid=50920)
Geschrieben von Nienna am 11.02.2006 um 23:43:
Ein stummer Hilfeschrei / Kurzgeschichte
mal wieder was von mir, eine kurzgeschichte diesmal, eigentlich sozusagen gezwungenermassen entstanden, am abend vor dem einsenden, so zwischen 10 und 12.
ich hab das für einen schreibwettbewerb geschrieben, möchte gerne mal wissen, was ihr haltet davon.
ich hab dazu ausschnitte aus bereits geschriebenen texten von mir verwendet, was dazu geführt hat, das es sehr zusammengestückelt ist und vielleicht manchmal nich den grössten zusammnhang hat.
würde gerne wissen, wie das für euch ist, ich mein, ich selbst kenne den text ja, aber ergibt er für euch als aussenstehende einen sinn? oder ist das nur zusammenhangslos?
würde mich über konstruktives freuen
Ein stummer Hilfeschrei
Sie rannte, ihre Schritte hallten dumpf und unnatürlich laut auf der menschenleeren Strasse. Sie achtete nicht auf ihren keuchenden Atem, nicht auf ihren rasenden Puls und nicht auf das Gefühl, sich jeden Augenblick der Überanstrengung wegen übergeben zu müssen.
Sie achtete nur auf die leicht absinkende Strasse vor ihr, die nicht nur lang ist, sondern unendlich wirkte auf sie, lauschte auf ihre Schritte, schnelle, manchmal stolpernde, wenn sie Unebenheiten auf der Strasse in der Dunkelheit zu spät bemerkt hatte, Schritte, die durch nichts unterbrochen, gestört, übertönt wurden. Sie musste die anderen schon weit hinter sich gelassen haben, falls sie ihr überhaupt noch folgten. Die anderen.
Wut brannte in ihr auf, wenn sie an sie dachte. Sie waren Schuld an allem, mit ihrem grenzenlosen Egoismus und ihrer Abneigung allem gegenüber, was nicht so war, wie sie. Blind waren sie, blind und taub für alles, was Gefühle hatte und dazu stand. Rassismus war Gesetz für sie, und sie wusste eigentlich nicht, warum sie sich mit ihnen noch abgegeben hatte, sie hatte immer nur das Gute in ihnen sehen wollen und die Grenzen nicht erkannt. Wie hatten sie das nur tun können? Sahen sie denn nicht, wenn sie jemandem Schmerzen zufügen, oder freuen sie sich am Leid anderer? Sie warfen mit Worte um sich, scharf und verletzend wie Messer.
Warum? Immer wieder türmt sich diese Frage vor ihr auf, unbezwingbar, unauflöslich und beängstigend, stürzt sich auf sie nieder, durchdringt sie, brennt sich tief in ihr Herz, so dass es noch lange blutet, lange blutet, bis sich die Wunde wieder schliesst, eine Narbe hinterlässt, die wieder aufgerissen wird. Irgendwann.
Im Licht des Mondes, der sich, gross, rund und unendlich weiss, hinter den Wolken hervor geschoben hatte, erkannte sie in weiter ferne eine Gestalt, unscheinbar, unwirklich, und doch ganz sicher da, als Silhouette nur. Er war es, er musste es sein. Sie erkannte ihn an der Art, wie er der Strasse entlang ging. Der zurückgelegte Weg, wäre er aufgezeichnet worden, zeigte eine Schlangenlinie; er wich jeder Strassenlaterne aus.
Als sie einmal friedlich durch die Nacht gewandert waren, und diese Stimmung genossen hatten, welche nun ihre Angst nur noch verstärkte, hatte er ihr erzählt, dass er die Strassenlaternen noch nie mochte und sie bisweilen richtig gehasst hatte, als helle, trügerische Punkte in der Dunkelheit, die keine Sicherheit geben konnten, scheinbare Inseln der Rettung, die untergingen, sobald man sie erreichte, und Zerstörer der Schönheit der Nacht.
Obwohl sie, zum einen wegen des Tempos, zum anderen wegen dem direkteren Weg, wohl um einiges schneller war als er, schien es ihr, als würde sie diese Distanz zwischen ihnen nie aufholen können, als würde sie ihm nur Millimeterweise näher kommen. Und dort vorne war die Brücke.
Immer wieder versuchte sie sich einzureden, dass er diesen Weg zufällig gewählt hatte, dass er über die Brücke einfach weiter laufen würde, Ziellos, wie er es so oft tat, wenn er in Gedanken versunken war.
Doch log sie sich selbst an, wenn sie daran glaubte, und sie rannte weiter, obwohl die Füsse schwer wie Blei waren, sich fast nicht mehr bewegen liessen, versuchte, das Tempo zu beschleunigen, hasste jeden Meter, den sie noch zu bewältigen hatte.
Er bei der Brücke angekommen, er betrat sie, ging weiter, bis in die Mitte. Und blieb stehen.
Die Angst, welche sie schon ihren ganzen Weg begleitet hatte, wallte plötzlich auf, umgab sie, erstickte jegliche Hoffnung in ihrem Herzen, drohte sie zu lähmen, und nur die Liebe zu dem Menschen, den sie dort vor sich sah, auf der Brücke, wie eine Statue, gab nicht auf, zwang sie weiter.
Sie konnte sich später nicht mehr erinnern, wie sie die letzte Strecke geschafft hatte. Sie erinnerte sich nur an diese Figur, die da unbeweglich stand und in die Tiefe blickte, eine Figur, deren Haltung ein einziger, stummer Hilfeschrei ausdrückte.
Sie ging hin zu ihm, immer langsamer werdend, zaghaft. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, verspürte den Wunsch, ihn in die Armen zu nehmen, ihn zu trösten, doch sie konnte ihn nicht berühren, ihre Glieder gehorchten ihr nicht. Unendliche Dankbarkeit und Erleichterung machte sich in ihr breit; da sie nicht zu spät gekommen war, doch die Situation, seine Ignoranz, beunruhigte sie. So stand sie neben ihm, und blickte ihn an, wusste nicht, was tun. Und die Minuten verstrichen, während sich keiner der beiden bewegte, er nicht mal den Kopf wendete, um sie anzuschauen.
Sie suchte nach den richtigen Worten, suchte nach Worten, um ihre Gefühle zu offenbaren. In ihrem Kopf drängten sich wieder diese Fragen auf, Fragen über Fragen, welche sie nicht beantworten konnte.
Warum?
Warum schwarz?
Warum weiss?
Warum missverstehen?
Warum misstrauen?
Warum hassen?
Warum?
Warum nicht lieben?
Sie fand die Worte nicht, sie konnte sie nicht finden, die Sprache versagte. Worte können keine Gefühle ausdrücken.
„Ich liebe dich doch.“ Es war mehr ein Flüstern als ein Sprechen und die Stimme war brüchig. Er wandte den Kopf, blickte sie an. Und doch schien es, als blicke er woanders hin, und seine Augen waren so kalt, dass ihr ein Schauer den Rücken herunter lief.
Er hatte sich abgegrenzt, hatte eine schützende Schicht um sich aufgebaut, entschlossen, niemanden durchzulassen, der ihm wieder Weh tun könnte.
Und der Hilfeschrei kommt aus dem Herzen, aus dem Herzen in Gittern, aus blutendem Herzen.
Sie blickte ihn an, blickte in seine tiefschwarzen Augen, in welchen sie nicht lesen konnte, prägte sich sein Gesicht so genau sie konnte ein, in der Dunkelheit war jedoch nicht viel zu erkennen, nur die Schwarzen Haare, ungenau die Gesichtszüge, und die dunkle Haut, die auch bei Tag nicht weiss werden würde.
„Wir sind alle gleich. Wir sind alle Menschen.“
Sie sagte damit nichts aus, sie konnte ihm damit nicht helfen, diese Worte hatten wahrscheinlich schon so viele zu ihm gesagt.
Und sie konnte, wollte es so nicht belassen, sie konnte diese Worte nicht so in der Luft stehen lassen. Sie merkte, wie etwas aus ihr hinaus wollte.
Wenn sie ihre Gefühle durch Worte nicht ausdrücken konnte, so musste sie sie zusammenfügen, Worte zu Sätzen, Sätze zu Geschichten.
Sie musste versuchen, ihm selbst ihre Gefühle zu geben. Man muss selbst fühlen, um zu verstehen.
Sie begann langsam und unsicher, den Geschmack jedes Wortes kostete sie im Mund aus, bevor sie es aussprach, die Augen hatte sie geschlossen.
„Jemand steht am Strand, auf der Welt der Sicherheit, Verborgenheit, Abgegrenztheit und -Unwissenheit.
Er schaut auf das unendliche Wasser vor ihm, das Meer der Gefühle, dessen Grund die Seele ist und dessen Wellen Gedanken sind, Impulse.
Er späht zum Horizont, späht nach dem, was dahinter liegt, nach dem, was von seiner Welt aus unsichtbar ist.
Eine Träne rollt über seine Wange, er setzt den Fuss ins Wasser, macht den ersten Schritt, hinein in die Fluten, verlässt die Mauern, die er selbst um sich aufgebaut hat, sowohl als Schutz als auch als Hindernis.
Er verliert den Boden unter den Füssen, schwimmt heraus in das Meer, das in ihm selbst ist und wird getragen von seinen eigenen Gefühlen.
Er wird frei, frei auch seine Seele und er kann fühlen, kann lieben.
Zurück bleiben seine Fussabdrücke im nassen Sand und sie sind weder schwarz noch weiss.
Und seine Träne löst sich auf in dem Wasser des Meeres, und das Meer wird weder dunkler noch heller, denn sie war weder schwarz noch weiss.
Klar war sie, klar wie das Meer, denn daraus kommt sie und dahin geht sie zurück.“
Sie unterbrach sich, von lautlosen Schluchzern geschüttelt. Beruhigende Stille umgab sie, ihre Schultern hörten auf, zu zucken und sie sprach weiter. Sie liess die Worte nun aus sich heraus fliessen und sich selbst ihren Weg suchen. Und all das Aufgestaute, dass in ihr gesessen hatte und sich festklammerte, löste sich und wurde mit diesen Worten mit hinausgespült.
„Jeder Mensch kann lieben.
Liebe ist weder schwarz noch weiss.
Die Seele ist weder schwarz noch weiss.
Und das Herz ist rot, rot wie Blut, rot wie Liebe.
Ich weiss nicht, ob du verstehst, was ich dir sagen will. Ich hoffe, du kannst es.
überschwimme das Meer der Gefühle, gehe dorthin, wo alle gleich sind, gehe dorthin, wo du die Gabe erhältst zu lieben.
Lass deine Seele frei und versuche, zu lieben.
Schenke ein lächeln.
Denen, die schwarz sind.
Denen, die weiss sind.
Denen, die missverstehen.
Denen, die misstrauen.
Denen, die hassen.
Denen, die lieben können und denen, die es nicht können.
Finde den Weg über das weite Meer. Geh zurück und führe andere, hilf ihnen, zurückzulassen, geh den Weg mit ihnen.
Wenn alle Menschen den Weg gefunden haben, wird die Welt gesund.
Lächle an, auch wer nicht lächeln kann.
Liebe, auch wer nicht lieben kann.“
Es war gesagt, sie hatte getan, was sie tun konnte. Mit Worten.
Sie öffnete die Augen, aus denen stille Tränen flossen, hob den Blick und schaute ihm in die Augen.
Es war, als schaue sie in ein Spiegelbild, sie erkannte sich selbst in seinem Gesicht wieder.
Und Rinnsale von Tränen flossen seine Wangen herunter, suchten sich ihren Weg, trafen beim Kinn zusammen, bildeten Tropfen, welche sich lösen wollten.
Sie hob langsam die Hand und fing den ersten Tropfen auf, bevor er auf den Boden fallen, zu vielen kleinen Einzelteilen zerspringen konnte.
Geschrieben von Luthien am 11.02.2006 um 23:53:
hm, wie gesagt, eigentlich kennst du meine meinung schon...
will aba was dazu sagen:
Ja, wenn man die anderen texte kennt, merkt man, dass es zusammengewürfelt ist. weiss net, wies sonst ist... wie dem auch sei. die übergänge und zusammenhänge hätten etwas mehr sein können, aber im grunde ist es einfach nur geil!! also so vom ganzen her und so weiter und so fort...
Geschrieben von Nienna am 11.02.2006 um 23:59:
@lulu: danke fürn comment, und ich weiss was du meinst... ich find ja selbst, dasses so ist...zusammengewürfelt irgendwie... und des mittn übergängen stimmt auch. bin irgnedwie selbst ned so überzeugt davon...des nie ein gutes zeichen... aba is ja eeeegal
@gioenu: hui.... danke.... *positiv überrascht ist*
Geschrieben von Luthien am 12.02.2006 um 00:01:
ich weiss net, auf sich selbst ist bei sowas selten verlass
ich find meine geschichten bzw, einzelne teile oft zimlich beschissen, aba ihr findets trotzdem gut, *verunsichert ist*
Geschrieben von Nienna am 12.02.2006 um 23:45:
deine teile sind auch immer hammergeil!!!
aber hier isses etwas anderes...ich wusste noch wärend dem schreiben, das das nix wird, und normalerweise hät ich sowas nicht fertig geschrieben, hab des nur gemacht, weil ichs bis am nächsten morgen haben musste, sonst hät ich mir was anderes ausgedacht.
Geschrieben von teaRdrop am 13.02.2006 um 19:20:
Hey,
also ich finds im ganzen ziemlich gut
Aaaaber... *fg* teilweise klingt es ein wenig verwirrend und ab und an sogar ein bisschen langweilig, weil es manchmal "nur" recht viele Beschreibungen sind und nicht so viel Handlung.
Außerdem gefällt mir manchmal der Schreibstil überhaupt nicht [z.B. wenn du so viel "aufreihst", bzw. so viel mit mehreren Kommas verbindest], andererseits ist er aber auch stellenweise total Hammer [ z.B. diese Dinge "Der zurückgelegte Weg, wäre er aufgezeichnet worden, zeigte eine Schlangenlinie; er wich jeder Strassenlaterne aus." ]
Aber ansonsten sehr schön
Geschrieben von Nienna am 17.02.2006 um 16:06:
hei ihr zwei!!!
danke für die comments, hat mich gefreut!
@teadrop: stimmt, beschtreibung, gefühle, gedanken und handlungen sind nicht so ausgeglichen. das mit dem schreibstil ist haklt geschmackssache.
Geschrieben von Kruemelkeks am 17.02.2006 um 22:45:
Also ich kenn deine anderen Texte nicht und ich hab die übergänge relativ wenig gemerkt. ab und zu merkte man so ein bissl was aber das war alles im grünen bereich und auch nur wenn man es wusste
ansonsten find ich den text hammergeil und tiefgründig. also ich verstehe was du damit sagen willst ^^ und zu dieser situation passt es meiner meinung auhc mit den aufreihungen und dem schreibstil!
also ich finds gut
Geschrieben von Nienna am 18.02.2006 um 11:25:
danke krümel, bist n'schazi
*muntsch auf wange drück*
Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH