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Geschrieben von Rika am 04.06.2008 um 23:19:

  Ten Years

So... ich hab auch mal wieder was angefangen.


Ten Years



Sie hasste ihn, so sehr, wie es nur der reine, ungezügelte Hass eines kleinen Kindes konnte. Frei von jedweder Einsicht und Vernunft. Weder Verständnis noch Objektivität vermochten ihren Blickwinkel zu wechseln. Das Zentrum des allumkreisenden Hasses war er.

Er war groß. Groß in Gestalt und Geist gemessen am Alter der Kinder ihrer Gruppe. Und er war schlau. Und er wusste gut. Gut in allem was er tat und gut im manipulieren. Nicht nur, dass er die Menschen seines Alters um sich herum nach seinem Willen arbeiten ließ, auch die Erwachsenen ließen sich wunderbar an den Fäden führen. Ohne es zu merken.

Jene, die sich nicht manipulieren lassen wollten, zogen ihr Los. Opposition. Rebellion. Und Einsamkeit.


„Sie werden verstehen... das tun sie immer.“




„Ich hasse dich! Ich hasse, hasse, hasse dich!“ schrie sie voller Inbrunst.

„Und?“ antwortete er.

Das kleine Mädchen atmete heftig ein und aus. Es fiel ihr schwer sich zurückzuhalten. 'Gewalt ist keine Lösung' predigten die Erwachsenen von Morgens bis Abends. Wer Gewalt benutzt ist nicht besser als sein Gegenüber.

Er stand ihr gegenüber, hinter sich seine Freunde. Fast alle samt Marionetten an ihren Fäden. Und ihre Freunde? Keine. Alle weg. Einfach weg, weil er es wollte. Fest umklammerten ihre kleinen, schwieligen Hände den Stock, den sie zu ihrer Verteidigung vom Boden aufgelesen hatte. Es tat weh. Aber es war ein willkommener Schmerz. Wenn sie sich vorstellte es sei sein Schmerz. Sie stand mit dem Rücken zu Wand des Gebäudes. Die Gruppe schnitt ihr den Weg ab. Auf Hilfe brauchte sie nicht zu hoffen, weder von den Lehrern noch von ihren Mitschülern.

„Willst du nicht endlich aufgeben? Es ist ein einfaches Wort.“ betonte die ruhige Stimme. Es war nicht die Stimme, die ein Junge im seinem Alter hätte besitzen sollen. „Du weißt, dass ich es nicht war!“ schrie sie und umklammerte den Stock fester. Sie war nicht dumm. Sie wusste, würde sie die Schuld auf sich nehmen oder nicht, gehen musste sie früher oder später sowieso. Wohl eher früher als später. „Ich weiß ganz genau, dass ich es nicht war. Und du weißt es auch!“ rief sie erneut.

„Natürlich wissen wir, dass du es nicht warst, Christin!“ höhnte einer der Jungen, welcher direkt hinter dem Anführer stand und beim Versuch seine Männlichkeit zu betonen den Speichel auf seine eigenen Schuhe tropfen ließ. Sie hätte gerne gelacht, ihn verspottet. „Es sind nur ein paar Worte und alle Nachsicht mit dir haben. Die Erwachsenen werden verstehen, warum du es getan hast. Sie haben immer Mitleid mit kleinen Waisen.“.

„Sie werden verstehen, warum du sie getötet hast...“

In diesem Moment sah sie rot und schlug zu.



Geschrieben von TerraTX am 05.06.2008 um 20:56:

 

Toll. Total spannend, vor allem der erste Teil, der von ihrem Hass erzählt. Bin irgendwie sprachlos xD



Geschrieben von pcdfan am 06.06.2008 um 12:14:

 

Zitat:
Original von TerraTX
Toll. Total spannend, vor allem der erste Teil, der von ihrem Hass erzählt. Bin irgendwie sprachlos xD



Geschrieben von Freches Möhrchen am 07.06.2008 um 12:43:

 

Boa hamma.
Ich weiß echt nicht was ich dazu sagen soll außer: Schreib weiter!
Das ist wirklich ein super Anfang, mit dem du den Leser direkt fesselst und gut in das Geschehen einführst. Super erzählt, super Gefühle rüber gebracht..
Erste Sahne XDD
Lg ich will mehr



Geschrieben von Felixx am 07.06.2008 um 20:44:

 

Zitat:
Original von pcdfan
Zitat:
Original von TerraTX
Toll. Total spannend, vor allem der erste Teil, der von ihrem Hass erzählt. Bin irgendwie sprachlos xD



Geschrieben von Rika am 23.06.2008 um 21:16:

 

Danke für die Kommis.



„Du hast vielleicht vergessen... aber ich niemals!“




Es war eine leise, traurige Melodie. Traurig und Melancholisch und Grausam. Sie hörte die Melodie in ihren Träumen. Immer und Immer wieder. Sie wollte nicht. Sich wehren? So wie ein kleines, schutzloses Kind gegen sich gegen einen starken, bösen Wolf wehren konnte?

Unruhig wälzte sie sich im Schlaf. Die Melodie war nicht das schlimme. Das Schlimme kam nach dem, was die klangvollen Töne nach sich zogen. Blut. Zu viel Blut. Und Schreie. Schreie von Menschen, die sie liebte. Geliebt hatte. Dann würde sie ihn sehen, aber nie erkennen. Den bevor sie sich dessen bewusst werden konnte, erwachte sie. Aber Christin schrie nicht mehr, wie sie es noch vor Zehn Jahren getan hatte. Wenn sie aus ihrem Traum erwacht war, stand sie auf und ging ins Bad. Es war ein eingeübtes Spiel. Routine. Genau wie andre Menschen sich jeden Morgen ihr gleiches Müsli in die selbe Schüssel schütteten um so ihren Tag zu beginnen, endete hier auch für Chris die Nacht. Der Tag begann mit Duschen um den Angstschweiß der Nacht wegzuspülen. Sie hatte ihr tägliches Leben nach den Träumen ausgerichtet. In ihren Augen waren es keine Umstände.

Mit einem konsequenten Ruck öffnete sie die Wände der Duschkabine und griff nach dem weichen Handtuch. Es wollte keinen Trost spenden. Sie wollte auch keinen. Sie hatte so viel in ihrem Leben bekommen, dass sie ihn nach ihrem elften Lebensjahr überdrüssig geworden war. Im Zimmer begann das monotone Piepen des Weckers, den sie gestellt hatte. Sie hatte noch Zeit bis sie sich auf den Weg zur Schule machen musste. Ein grimmiges Lächeln bemächtigte sich ihrer Züge. Gestern war sie hier her zurückgekehrt, an den Ort ihrer Kindheit. Nur war das Leben, ihr Leben, noch in Ordnung gewesen. Sie erinnerte sich genau, zu genau um es vergessen zu können. Sie hatte sich gefreut, auf de Schule, ihren ersten Tag, auf ihre Freundinnen aus dem Kindergarten. Wie es fast jedes Kind tat. Aber nicht das waren die Erinnerungen, denen sich nachhang. Nicht die Erinnerung an ihre Schultüte, die vielen neuen Freunde. Es waren die Umarmungen ihrer Mutter und der Stolz in den Augen ihres Vaters. Das Lächeln wurde grimmiger. Bis es sich zu einer Grimasse verzog. Warum vermisste der Mensch immer genau das was er nicht mehr haben konnte?

„Chris? Bist du schon wach?“ rief eine freundlich klingende Stimme vom Treppenabsatz. Es war ihre Tante.

„Ja. Ich will noch lernen bevor ich zur Schule fahre!“ antwortete Chris. Eine Lüge kam ihr so leicht über die Lippen wie jeder andere beliebige Satz. Ein Mensch brauchte kein Talent für diese Gabe. Nur Übung und die hatte sie in den letzten Jahren mehr bekommen als sie selbst glaubte. Sie hatte den Beschluss gefasst die Familie ihrer Tante nicht weiter zu belasten als sie es mit ihrer bloßen Anwesenheit eh schon tat.

Nachdem sie zum dritten Mal ihren Rucksack gepackt, umgepackt, sortiert und wieder gepackt hatte, schnappte sie ihre Tasche. In der Küche saß bereits ihr Onkel und las die Morgenzeitung, wie er es auch vor zehn Jahren getan hatte. Es brachte ein kleines Schmunzeln in ihre Züge, dass es doch wenigstens einige Konstanten im Leben gab, die sich um keinen Preis änderten.

„Na, Chris? Nervös an deinem ersten Schultag?“ lächelte Christian. Schnell warf sie einen Vorhang über ihre düsteren Gedanken und setzte ein freundliches Lächeln auf. „Wie ein Kind vor seiner Einschulung!“ gab sie zurück. Den zynischen Unterton der ganzen Sache ignorierte sie gekonnt.



Geschrieben von Pferdemaedel am 24.06.2008 um 20:47:

 

Hey, hab gerade mal gelesen, gefällt mir sehr gut. Der erste Teil besser, aber auch beim zweiten Teil bleibt noch eine leichte Spannung, man möchte wissen was passiert ist, ... ich möchte gerne weiterlesen großes Grinsen

Liebe Grüße


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